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Österreichischer Wein: Carnuntum ist jetzt DAC-Weingebiet

Districtus Austriae Controllatus. Oder kurz DAC. Seit 2003 steht diese Bezeichnung für österreichische Weine bestimmter Weinanbauregionen, denen man die Herkunft bewusst anschmecken kann. Und zu ihnen gehört jetzt auch das niederösterreichische Carnuntum.

Drei Jahre hat es gedauert, bis sich die Winzer aus dem schönen Weinanbaugebiet Carnuntum einig waren. Einmal im Monat trafen sie sich zu einem Jour Fixe und diskutieren. Was ist denn typisch fürs Carnuntum? Welche Rebsorten? Welche Lagen? Welcher Geschmack? Fragen über Fragen, die allesamt beantwortet werden mussten, um den DAC-Status zu erreichen. Aber was das Weinviertel 2003 als erste Region vorgemacht hat und was zwölf anderen Gebieten wie etwa Eisenberg, Neusiedlersee, Leithaberg, Kremstal und so weiter auch gelungen ist, sollte für die Winzer aus Carnuntum doch kein Problem sein. Vor allem, weil es ja schon ein paar allgemeine Regelungen für DAC-Weine, die in die drei Stufen Gebiets-, Orts- und Lagenwein (auch Riedenwein) eingeteilt sind, gibt.

Zum einen müssen alle DAC-Weine trocken sein, wenn es um den Ausbau geht. Die Orts- und Riedenweine sollen einen eigenen ausdrucksstarken Charakter entwickeln. Und damit sie das können, ist es für Weißweine erst ab dem 15. März und für Rotweine ab dem 1. November des Lesefolgejahres möglich, eine staatliche Prüfnummer zu bekommen. Es gibt aber noch mehr Regeln. DAC-Rotweine etwa müssen mindestens 12 Volumenprozent Alkohol haben. Und wenn nicht reinsortig abgefüllt wird, hat die Cuvée bitteschön mindestens zu Zweidrittel aus DAC-Rebsorten des Gebiets zu bestehen.

Carnuntum DAC: Was wird aus Rubin Carnuntum?

Für Carnuntum bedeutet das bei den Weißweinen: Grüner Veltliner, Weißburgunder und Chardonnay. Bei den Roten haben sich die 146 Betriebe für Zweigelt und Blaufränkisch entschieden. Außerdem arbeiteten sie sich von den Lagen runter zu den Ortsweinen, um Qualitäten und Merkmale und Charakteristika zu bestimmen. Gar nicht so einfach, denn die 906 Hektar Weinbaufläche könnten unterschiedlicher nicht sein. Was sie eint, ist das pannonische Klima. Aber die Böden! Die Böden! Von Kalk über Schotter, Granit und Gneiss bis hin zum Löss ist da alles dabei. Eine Menge Entscheidungsarbeit, die nun mit dem Erlangen des DAC-Status belohnt wird.

Und was ist mit dem berühmten „Rubin Carnuntum“? Schließlich vinifizieren seit 1992 inzwischen 40 Winzer unter dieser Marke einen Vorzeige-Zweigelt der Extraklasse. Werden die jetzt vom DAC-Siegel geschluckt? Nein! Die Weine Rubin Carnuntum, die alle mit einem Abbild des berühmten Heidentors (siehe Titelbild mit Original) versehen sind, bleiben uns Weingenießern parallel erhalten. Es muss also auf nichts verzichtet werden.

Copyright Titelbild: elduderino69/Pixabay

*Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch aus Vollständigkeit, wurde weder beauftragt noch vergütet und ist somit nur ein Spiegelbild meiner persönlichen Interessen.

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22 Kommentare

  1. Die DAC-Idee finde ich dem Grunde nach ja recht gut, ist aber aus meiner Sicht nicht wirklich sinnvoll umgesetzt. Zumal es auch extrem unterschiedliche Ansätze bezüglich der Typizitäten in den einzelnen Gebieten gibt. Was mich am meisten an der DACisierung stört, ist die Tatsache, daß einiges an Weinen aus den jeweiligen Gegenden ungeachtet der Qualität, die da tatsächlich ins Glas kommt, bezeichnungstechnisch untergeht. Viel was jetzt noch klar erkenntlich aus der Region Carnuntum kommt, wird zukünftig „nur“ noch aus Niederösterreich sein. Oder gleich mit „Landwein Weinland“ gekennzeichnet sein. Das stelle ich in den letzten Jahren auch in Österreich vermehrt fest, daß die besten und spannendsten Weine des Landes nur noch auf der Landweinebene (oder gar noch ein’s d’runter) vermarktet werden können. Ob das wirklich im Sinne des Verbrauchers ist? Außerdem schwächt das die Vielfalt des Weinbaus in den Regionen, denn viele Winzer orientieren sich aus Gründen des besseren Markt-Standings vorzugsweise an den teils eher wenigen „typischen“ DAC-Weinen, alles andere, was außerhalb der DAC-Regelungen nur „in der zweiten Reihe“ gekennzeichnet werden kann, wird tendenziell vernachlässigt. Da haben’s dann z.B. alte Rebsorten und / oder Stilistiken schwer, wenn sie halt nicht dem Mainstream folgen können oder wollen, auch wenn sie durchaus Tradition haben…

    1. Sehe ich etwas anders. Zum einen können die Winzer der Region gemeinsam bestimmen, was für sie typisch ist. Im Vergleich zum VDP-System finde ich das gut. Klar, ist ne Mehrheitsentscheidung. So funktioniert es nun mal. Und Weine, die in keine Schublade passen, gibt es auch so. Landwein ist für mich keine negative Bezeichnung. Durch die interessante Entwicklung im Weinbau horche ich da eher auf. Vor allem, wenn ich weiß (oder es mir erlese), dass der Winzer gerne mal abseitige Pfade geht. Wobei ich eh nicht so auf Klassifizierungen achte, sondern mir Weingüter losgelöst davon anschaue. Die meisten Weingenießer machen das aber nicht. Die sind dankbar, mit der Klassifizierung eine Orientierungshilfe zu haben. Und auch die Winzer können sich besser vermarkten. Dass dadurch die Vielfalt beeinträchtigt wird, glaube ich auch nicht. Nur die wenigstens Winzer werden ihre Rebflächen umgestalten, um mehr DAC-Weine produzieren zu können. Aber auch das ist dann deren freie Entscheidung.

    2. …es ist natürlich richtig, daß es jedes z.B. Weinviertler Winzers eigene Entscheidung ist, wie weit er sich für die DAC-Weine auf der „Grüner Veltliner-Autobahn“ engagiert oder ob er den steinigeren Weg auf den ungeebneten Nicht-GV-Pfaden wählt, die keine Herkunftsbezeichnung vorsehen, egal wieviel Tradition die jeweilige Rebsorte dort hat. Tatsächlich dürfen aktuell im Weinviertel gut die Hälfte der Weine weder das DAC-Label, noch die Herkunftsbezeichnung „Weinviertel“ tragen, nur weil es eben keine Grünen Veltliner sind. Dessen Anteil ist seit der DAC-Einführung dort (2003) wieder deutlich angestiegen, am meisten haben dann tatsächlich die „Underdog-Rebsorten“ Federn gelassen. Freiwillig hin oder her, die DAC-Regelung übt da eine deutliche Lenkungsfunktion aus und die finde ich zumindest bedenklich, denn sie bietet weder Winzern noch Verbrauchern eine wirklich freie bzw. unbeeinflußte Wahl ihres jeweiligen Handelns.
      Es ist natürlich auch richtig, daß sich die Leute, die sich intensiver mit dem Thema Wein beschäftigen, eher weniger von solchen Klassifizierungen leiten lassen, das ist aber auch nur eine kleine Minderheit. Und der typische Supermarktkäufer auch nicht. Bei der „goldenen Mitte“ ist das nach meiner Wahrnehmung aber schon so, da wird dann doch eher zum vermeintlich gebietstypischen Wein gegriffen als zum regionslosen Qualitätswein. Und da sehe ich dann schon eine nicht unerhebliche, von oben gesteuerte Marktverzerrung. Just my two cents…

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