Champagner-Cocktail in einer Nahaufnahme

Champagner-Cocktail: 4 Rezepte zum Nachmachen

Ob nun Prince of Wales, French 75, Old Cuban oder der Seelbach – hier erfährst du, wie man legendäre Champagner-Cocktails selbst mixt. Und natürlich gibt es auch noch ein wenig Hintergrundwissen zur Geschichte der Champagner-Cocktails – und welche Schaumweine sich dafür noch so eignen.

Bevor irgendjemand hier den Kir Royal vermisst … Sorry, ich muss mal klugscheißen. Der Kir Royal ist nämlich kein Champagner-Cocktail, sondern ein Aperitif. Weil man hier eben nur zwei Zutaten verwendet: Crème de Cassis und Champagner. In einen Cocktail kommen aber immer mindestens drei Zutaten. Sonst ist es offiziell kein Cocktail. So hat es mir jedenfalls Constanze Lay beigebracht. Und die weiß, wovon sie spricht. Schließlich gehört die Barkeeperin seit über zehn Jahren zu den Größen der deutschen Barszene und betreibt seit 2016 mit dem Rabbithole im Hamburger Stadtteil St. Pauli ihre eigene Bar. Hier bekommt man höchst spannende Eigenkreationen ins Glas. Aber auch die ganz großen Klassiker.

Constanze hat mir im Laufe der Jahre vieles beigebracht. Deswegen weiß ich auch, dass Champagnerschalen zwar unter Weinliebhaber:innen verpönt sind, im Barbetrieb aber durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Zumindest wenn es um Champagner-Cocktails geht. Denn an der großen Oberfläche verteilen sich Aromen sehr gut. Klar, die Perlage lässt schneller nach. Aber Champagner-Cocktails serviert man ja mit Eis oder in einem gefrosteten Glas. Beides entzieht dem Schaumwein Kohlensäure. Genau deswegen steht die Perlage bei einem Champagner-Cocktail eh nicht im Vordergrund. Sondern die Aromenwelt.

Barkeeper finalisiert einen Cocktail
Champagner-Cocktails können pure Magie sein. © Maxim Fesenko/iStock

Champagner-Cocktails: Wie alles begann

Wer kam aber wann und warum auf die Idee, Champagner für einen Cocktail zu verwenden? Nun, das war Jerry Thomas im Jahr 1862. Er gilt bis heute als „Urvater der US-amerikanischen Mixkunst“. Es war Thomas, der einen Zuckerwürfel nahm, diesen in Angostura Bitters tränkte und ihn anschließend in einem Sektglas mit Champagner aufgoss. Shaken ist dabei übrigens überflüssig. Denn der Zucker verstärkt die Kohlensäurefreisetzung, wodurch sich der Angostura Bitters von selbst im Glas verteilt. Wie praktisch! Diese Urform des Champagner-Cocktails nennt man übrigens tatsächlich einfach nur Champagne Cocktail. Den kann jeder zuhause spielend leicht selbst zubereiten.

Dass Thomas damals ausgerechnet Champagner nahm, hat übrigens einen guten Grund. Okay, zwei Gründe. Zum einen war der französische Schaumwein bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch sehr süß. Solche extremen Süßegrade findet man heute nur noch sehr selten. Damals waren sie Standard. Außerdem war es durchaus üblich, einen Champagner auch schon mal aufzuspriten. Also wie bei Portwein oder Sherry. Denn in Ländern wie Russland genoss man den Edelschäumer gerne etwas stärker. Und Russland war damals ein sehr großer Absatzmarkt. Die Hemmungen, ausgerechnet so einen teuren Schaumwein mit Angostura und Co. in ein neues Getränk zu verwandeln, waren dementsprechend nicht ganz so hoch.

Ursprünglicher Champagner-Cocktail
So sieht die Ur-Version des Champagner-Cocktails aus. © Maxim Fesenko/iStock

Klassiker unter den Champagner-Cocktails: Prince of Wales

Aber kommen wir endlich mal zu den großen Champagner-Cocktail-Klassikern dieser Welt! Den Anfang macht der Prince of Wales. Willkommen in Großbritannien Ende des 19. Jahrhunderts! Du ahnst es, der Erfinder war der Prinz von Wales. In die Geschichte sollte sollte er später dann allerdings als König Edward VII. eingehen. Unsere königliche Hoheit hatte eine Faible für sehr starke Drinks. Wie praktisch, dass er auch noch selbst gerne mixte! Für seinen Champagner-Cocktail verwendete er Cognac, Orangenlikör, Bitters, Zucker – und eben einen klitzekleinen Schluck Champagner. Im Laufe der Zeit änderte sich die Zusammensetzung etwas. Das Grundrezept für den Prince of Wales sieht heute wie folgt aus:

  • 4,5 cl Rye Whiskey
  • 1 Dash Angostura Bitters
  • 1 walnussgroßes Stück frische Ananas
  • 1 ganz kleiner Spritzer Maraschino
  • 3 cl Champagner (vorzugsweise Brut)
  • 1 TL Puderzucker (optional)

Bis auf den Champagner kommen alle Zutaten zusammen mit gestoßenem Eis in einen Shaker. Bitte kräftig und gründlich schütteln. Dann das Gemisch durch ein feines Sieb in das vorgekühlte Glas abseihen und mit dem kalten Champagner auffüllen. Traditionell serviert man diesen Champagner-Cocktail in einem Zinnkelch.

Baarkeeper seiht einen Cocktail ab
Abseihen bitte niemals vergessen. © satypan/iStock

Hat’s in sich: French 75

Der zweite Champagner-Cocktail hat seinen Ursprung in Paris. Ein Barkeeper mixte in Harry’s New York Bar Gin mit Zucker und Zitrone und goss ihn mit Champagner auf. Und weil dieser Mix eine recht durchschlagende Wirkung hat, benannte man ihn nach einer französischen Kanone. Voilà, der French 75. Inzwischen gibt es diesen Klassiker in zahlreichen unterschiedlichen Variationen. Dann auch gerne mit Angostura Bitters. Wenn man übrigens pürierte Erdbeeren hinzugibt, dann heißt der Champagner-Cocktail Fraise Sauvage. Aber das nur am Rande. Hier mal das Grundrezept für den French 75:

  • 3 cl Dry Gin
  • 1,5 cl frischer Zitronensaft
  • 0,5-1 cl Zuckersirup
  • Champagner

Bis auf den Champagner kommen alle Zutaten in einen Shaker, den man dann mit Eiswürfeln auffüllt. Sehr gründlich und kräftig shaken, dann in eine vorgekühlte Champagnerschale abseihen und mit eiskaltem Champagner auffüllen. Fertig. Der French 75 sollte übrigens langsam genossen werden. Denn durch den Zucker und die Zitrone schmeckt man den Gin kaum raus.

Barkeeper schüttet Zutaten in einen Shaker
Immer schön die richtigen Mengen im Auge behalten. © Antonio Suarez Vega/iStock

Drei-in-einem-Cocktail: Old Cuban

Ein recht moderner Champagner-Cocktail ist der Old Cuban, der auf die Kappe der New Yorker Barkeepern Audrey Sanders geht. 1995 hatte sie die Nase voll von dem damaligen Mojito-Boom. Aus diesem Grund wollte sie eine Art Gegen-Cocktail kreieren. Allerdings mit dem typischen Mojito-Geschmack. Das geht nicht? Von wegen! Sanders nahm sich einfach die Rezepte der drei Cocktails Daiquiri, Mojito und French 75 – und machte etwas komplett Neues daraus. Nämlich den Old Cuban. Und der hat dieses Grundrezept:

  • 4,5 cl Bacardi 8 Anejo
  • 2 cl Limettensaft
  • 3 cl Zuckersirup
  • 2 Dashes Angostura
  • 6 Minzblätter
  • 6 cl Champagner

Limettensaft, Sirup und Minze leicht im Mixer andrücken. Rum, Bitters und Eis zugeben und schütteln. Durch ein feines Sieb in ein Glas abseihen und mit Champagner auffüllen. Traditionell garniert man diesen Champagner-Cocktail dann mit einer Vanilleschote, die zuvor in feinem Zucker gewälzt wurde.

Schaumwein-Nahaufnahme
Ohne Schaumwein keinen Champagner-Cocktail. © unpict/iStock

Letzter Champagner-Cocktail: Seelbach

Ein Rezept für einen Champagner-Cocktail habe ich noch. Dieser ist nach dem Ort benannt, in dem er erfunden wurde. Dem Seelbach-Hotel in Kentucky. Der Barkeeper schummelte ein wenig und gab an, dass er im Hotel-Archiv ein altes Rezept gefunden hätte. Was allerdings nicht stimmte. Er hatte den Champagner-Cocktail selbst erfunden und wollte ihn mit dieser Story nur ein wenig pushen. Dabei war das gar nicht nötig, denn der Seelbach war schnell in aller Munde. Was ihn so besonders macht? Hier kommen mit Angostura und Reychaud gleich zwei unterschiedliche Bitters zum Einsatz – und davon auch noch reichlich. Und ja, der Champagner-Cocktail ist ziemlich herb. Hier das Grundrezept:

  • 3 cl Bourbon Whiskey
  • 1,5 cl Triple Sec
  • 7 Dashes Angostura Bitters
  • 7 Dashes Peychaud’s Bitters
  • 15 cl Champagner
  • 1 Orangenzeste

Alle Zutaten bis auf Champagner und Orangenzeste über viel Eis kaltrühren, in ein vorgekühltes Champagnerglas abseihen und mit Champagner auffüllen. Jetzt den Glasrand mit der Orangenzeste abreiben und diese mit ins Glas geben. Cheers!

Champagner-Cocktail mit Orangenzeste
Der Seelbach ist inzwischen ein großer Klassiker. © bhofack2/iStock

Muss es immer Champagner sein?

Mit diesen vier Champagner-Cocktails kreierst du dir echte Klassiker aus der Barszene. Allerdings haben wir eine Sache noch nicht geklärt. Muss man für Champagner-Cocktails tatsächlich immer zwingend Champagner verwenden? Natürlich nicht! Du kannst ebenso gut deutschen Sekt, Sekt Austria, Crémant, Cava, einen Cap Classique oder was da sonst so schäumt, nehmen. Hauptsache, der Schaumwein hat nur wenig Restzucker. Am besten sind da die Geschmacksrichtungen Brut, Brut Nature oder Zéro Dosage.

Prosecco würde ich dir zum Aufgießen allerdings nicht unbedingt empfehlen. Weil die meisten Varianten sehr floral sind und auch noch eine gewisse Süße haben. Das hat einen zu starken Einfluss auf den Cocktail. Vor allem würde ich von Prosecco Frizzante und allen anderen Perlweinen wie Secco und Co. die Finger lassen. Da geht die Kohlensäure dann direkt über den Jordan. Das muss ja nicht sein. Aber ansonsten kannst du jeden Schaumwein deiner Wahl problemlos nehmen.

Copyright Titelbild: © bhofack2/iStock

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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