Großer Kübel mit Champagner-Flaschen und sehr vielen Eiswürfeln in der Draufsicht

Champagner: So könnt ihr die Herkunft erkennen

Ihr müsste euch nicht tausende Winzer und Handelsmarken namentlich merken, um zu wissen, von wem welcher Champagner kommt. Das steht nämlich auf dem Etikett. Dort geben zwei Buchstaben Auskunft über die Herkunft eines Champagners. Was folgt, ist eine Übersicht.

Machen wir uns nichts vor: es ist schon schwierig genug, sich all die Weingüter und Weine zu merken, die einen begeistern. Vor allem, wenn man mal etwas tiefer in ein bestimmtes vinophiles Thema einsteigen möchte. Ich habe allerdings das Gefühl, dass es besonders schwierig ist, sich Produzenten aus der Champagne zu merken. Klar, es gibt die großen Häuser. Diese dominieren den Champagner-Markt nicht nur, sondern bleiben dank ihrer Omnipräsenz auch leicht in den Gehirnwindungen haften.

Aber wusstet ihr, dass es tatsächlich 360 Champagnerhäuser gibt? Denen stehen 16.100 Winzer gegenüber, die entweder an die Häuser Trauben liefern, selbst Champagner produzieren oder zu einer der zahlreichen Genossenschaften gehören. Für eine Region mit knapp 34.000 Hektar Rebfläche ist das schon eine beeindruckende Vielfalt. Die Zahlen stammen übrigens vom Comité Champagne und sind damit hoch offiziell.

Wer ist wer?

Wir haben uns hier ja schon um die Frage gekümmert, warum Discounter-Champagner so günstig ist. Und auch dem Thema Winzerchampagner haben wir uns bereits gewidmet. Lösen wir jetzt ein weiteres Problem. Woran erkennt man, ob ein Champagner von einem Handelshaus, einer Genossenschaft oder vom Winzer selbst kommt? Dafür müsst ihr nämlich nicht stoisch Namen auswendig lernen. Es ist ja schon aufwändig genug, sich durch die unterschiedlichen Regionen zu fräsen und herauszufinden, welche Champagner-Stilistik einem überhaupt zusagt.

Kellner trägt ein Tablett mit vielen Sektgläsern
Champagner! Aber wer hat ihn gemacht? © matejomazin0/Pixabay

Ob ein Champagner vom Winzer oder einem Haus kommt, steht tatsächlich auf dem Etikett. Zwei Buchstaben verraten die Herkunft. Man muss nur wissen, was sie bedeuten. Was also folgt, ist eine Übersicht der Abkürzungen.

Produzenten-Kürzel auf den Champagner-Etiketten

  • NM. Steht für Négociant Manipulant. Also Handelsmarke. Von Roederer über Veuve Clicquot tragen alle großen Champagnerhäuser dieses Kürzel. Aber auch kleine Handelsmarken. Als solche wird man vom Comité Champagne nämlich schon eingestuft, wenn man nur ein einziges Kilo Trauben für seine Champagner-Produktion dazukauft.
  • RM. Récoltant Manipulant. Hier haben wir den klassischen Winzerchampagner, wo alles aus einer Hand kommt – vom Rebstock bis zum fertigen Champagner.
  • CM. Coopérative de Manipulant. Hierbei handelt es sich um eine Genossenschaft. Mitglieder liefern ihre Trauben ab. Die Genossenschaft verarbeitet sie und vertreibt dann auch anschließend den fertigen Champagner.
  • RC. Récolant Coopérateur. In diesem Fall kauft ein Genossenschaftswinzer fertigen Champagner von seiner Kooperative zurück, um ihn unter einem eigenen Label selbst zu verkaufen.
  • ND. Négociant Distributeur. Wenn ihr dieses Kürzel seht, dann hat ein großes Handelshaus irgendwo fertigen Champagner aufgekauft und verkauft ihn unter der eigenen Marke. Das kommt allerdings nur selten vor. Die ND-Qualitäten sind meistens recht schlicht und bleiben in der Regel im eigenen Land, gehen also nicht in den Export.
  • MA. Marque d’Acheteur. Hier haben wir die Großabnehmer, die fertigen Champagner sehr günstig einkaufen und dann als eigene Marke vertreiben. Sprich: das ist der Discounter-Champagner.

    Ein Glas mit Champagner in der Nahaufnahme
    Winzerchampagner oder Champagnerhaus? © Nicole_80/Pixabay

ND- und MA-Champagner im Detail

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie es dazu kommen kann, dass ein Handelshaus fertige Schaumweine aufkauft und sie unter eigenem Namen vertreibt. Das passiert in der Regel aus einer Notsituation heraus. Gerade den großen Marken ist ja daran gelegen, dass ihr Non-Vintage Brut jedes Jahr identisch schmeckt. Er ist der stilistische Fingerabdruck eines Hauses. Und der sollte sich nicht ändern. Wenn aber aufgrund einer miserablen Erntemenge oder sonstigen Katastrophen nicht genügend eigener Champagner zur Verfügung steht, müsste der Verkaufspreis steigen. Ihr wisst schon: Angebot und Nachfrage. Um die Preise stabil zu halten, wird dann eben fertiger Schaumwein dazugekauft.

Bei dem Champagner eines Marque d’Acheteur greift das gleiche Prinzip. Nur anders herum. Es kann vorkommen, dass ein großes Handelshaus aufgrund einer phänomenal hohen Erntemenge einfach zuviel Champagner produziert. Wenn all diese überschüssigen Flaschen unter dem eigenen Label auf den Markt kommen würden, müssten die Preise sinken, damit man die Flaschen auch los wird. Nun kann es aber nicht sein, dass eine Flasche in dem einen Jahr 40 Euro kostet, dann plötzlich nur noch 15 Euro und im darauffolgenden Jahr erneut 40 Euro. Deswegen werden die überproduzierten Champagner eben an Großabnehmer verkauft. Das erklärt dann übrigens auch, warum ein Champagner von Aldi, Lidl und Co. mal total gut schmeckt, dann aber wieder eine geringere Qualität hat.

So findet ihr die Herkunfts-Abkürzungen auf dem Champagner-Etikett

Wie bei allen Lebensmitteln ist es auch beim Champagner etwas tricky, das Herkunftskürzel auf dem Etikett der Flasche zu finden. Die beiden Buchstaben werden nicht groß und fett draufgedruckt. Man muss schon gezielt nach ihnen suchen. Wendet euch also automatisch dem Kleingedruckten zu. Sollte die Flasche nicht nur auf der Vorderseite, sondern auch hinten ein Etikett haben, dann fangt auf der Rückseite mit eurer Suche an.

In der Regel findet ihr die Abkürzungen unten auf dem Rückenetikett. Außerdem folgen den beiden Buchstaben immer ein paar Zahlen. Dabei handelt es sich um eine genauere Herkunftscodierung. Es gibt Winzer, die ihren RM-Status betonen, indem sie die Buchstaben fett auf die Flasche drucken. Hier mal ein Beispiel:

Etikett auf der Rückseite einer leeren Champagnerflasche in einer Nahaufnahme.
Deutlich zu erkennen: RM. © NK/Bottled Grapes

Andere wiederum verstecken die beiden Buchstaben schon ziemlich arg im Kleingedruckten, sodass man genauer hinschauen muss. Auch hier ein Beispiel:

Rückseite eines Champagner-Etiketts in der Nahaufnahme
Hier muss man schon ganz genau hinsehen. © NK/Bottled Grapes

Generell gewöhnt man sich aber schnell daran, nach dem Kürzel Ausschau zu halten. Und das lohnt sich tatsächlich. Ich habe schon ab und zu eine Überraschung erlebt, weil ich dachte, einen Winzerchampagner in Händen zu halten und dann NM statt RM gesehen habe. Gut, das liegt oft auch an den strengen Regeln der Region. Aber trotzdem bieten die Abkürzungen einen guten Anhaltspunkt. In diesem Sinne wünsche ich euch eine fröhliche Abkürzungssuche.

Copyright Titelbild: © SplitShire/Pixabay

*Dieser Text wurde weder beauftragt noch vergütet und spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung wider. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Service-Zwecken.

8 Kommentare

  1. Tatsächlich war mir das vollkommen unbekannt. Danke für diesen großartigen Tipp, ab sofort werde ich die Augen danach offen halten.

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