Crémant de Loire gibt es jetzt seit 50 Jahren

Crémant de Loire wird 50 Jahre alt

Keine Frage: Crémant de Loire ist vor allem in Deutschland ein echter Verkaufsschlager. Sage und schreibe neun Millionen Flaschen gehen hier jährlich über die Theke. Da mag man fast vergessen, dass der Schaumwein noch gar keine sooo lange Tradition zu haben scheint. Oder doch?

Für manchen Weinmenschen mag es überraschend sein, wenn es dieses Jahr verstärkt Texte über den Crémant de Loire zu lesen geben wird. Denn der Schaumwein feiert 2025 sein 50. Jubiläum. Dieses findet zwar erst am 17. Oktober 2025 statt, aber im runden Geburtstagsjahr kann man ja nicht früh genug mit den Huldigungen anfangen. Let’s go.

Es ist ja nicht so, als hätten die Franzosen den Crémant de Loire tatsächlich erst am 17. Oktober 1975 erfunden. Aber seitdem hat der Schaumwein an der Loire eben eine eigene Appellation. Und das eigentlich auch nur, weil die Champagne kurz zuvor die Bezeichnung “Crémant”, den nur die Winzer:innen dort verwenden durften, freigegeben hatten, um sich den Begriff “Méthode champenoise” für die traditionelle Flaschengärung schützen zu lassen. Alle Details zu dieser Geschichte findest du in meinem allgemeinen Crémant-Artikel. Hier soll es jetzt schließlich um Crémant de Loire gehen.

Schloss von Saumur an der Loire
Das Wahrzeichen von Saumur. © NK/Bottled Grapes

Schaumweine von der Loire: Eine kleine Geschichte

Also, der Crémant de Loire darf sich, wie gesagt, erst seit dem 17. Oktober 1975 so nennen. Was übrigens auch für den Crémant de Bourgogne gilt. Beide sind damit die ältesten Crémant-Appellationen in Frankreich. Aber das nur am Rande. Seitdem unterliegt der Loire-Schäumer den gängigen Crémant-Regeln. Also Ertragsbegrenzung, Handlese, Ganztraubenpressung und ein Hefelager von mindestens neun Monaten.

Schaumwein produzierte man hier aber bereits seit dem 13. Jahrhundert. Schon König Ludwig IX. (1214 bis 1270) soll mit großer Freude Loire-Bubbles genossen haben. Vor allem die aus Saumur. Dieser Ort gilt heute noch als das Epizentrum schlechthin für Crémant de Loire. Beziehungsweise für Saumur Brut, wie sich der Schaumwein von hier dann nennen darf. Dass das kleine Städtchen an der Loire derart bekannt für Crémant ist, ist übrigens Etienne Bouvet zu verdanken, der erstmals Schaumweine im ganz großen Stil hier produzierte – und 1851 der mit Bouvet Ladubay (der Mädchenname seiner Ehefrau Celestine) ein regelrechtes Imperium schuf. Seinem Vorbild folgten viele andere Häuser, aber kaum eins davon war halt derart erfolgreich.

Etienne Bouvet war mit seinem Crémant de Loire bereits im 19. Jahrhundert sehr erfolgreich
Die Büste von Etienne Bouvet steht in dem Theater, das er selbst direkt gegenüber seiner Maison errichten ließ. © NK/Bottled Grapes

Crémant de Loire im Detail

Schauen wir uns erstmal die Appellation Crémant de Loire allgemein an, bevor wir uns weiteren Details widmen. Von den gut 42.000 Hektar Rebfläche an der Loire dürfen auf 3.150 Hektar die Trauben für die Crémant-Produktion entstehen. Und zwar an beiden Ufern des Flusses von der Touraine bis nach Anjou-Saumur. Ha! Schon wieder Saumur! Man kann sich die Appellation wie einen 250 Kilometer langen Streifen entlang der Loire vorstellen.

Hier dominieren zwei unterschiedliche Böden. Nämlich die „Terres Blanches“ und „Terres Noires“. Erstere sind Lehm-Kalk-Böden, die man vor allem im Osten in den Regionen Saumurois und Touraine findet. Von hier stammt übrigens auch der Tuffstein, mit dem die Franzosen einen Großteil der bezaubernden Loire-Schlösser bauten. Ach ja, und viele der Crémant-Häuser ließen ihre Keller, in denen die Schaumweine früher lagerten, auch mit diesem Tuffstein bauen. Im Westen der Appellation dominieren dann die Schiefer- und Tonschieferböden, die man eben „Terres Noires“ nennt, weil sie dunkler sind.

Karte von der Loire inklusive der Appellation Crémant de Loire
Wo ist was an der Loire? © InterLoire

Rebsorten für einen Crémant de Loire

Was beide Böden eint: Die sind sehr wasserdurchlässig. Dadurch eignen sie sich zwar für eine Vielzahl von Rebsorten, aber vor allem eine Traube ist hier der große Star: Chenin Blanc. Die weiße Rebsorte zeigt sich auf den Terres Blanches eher von ihrer mineralisch-eleganten Seite, während sie von den Terres Noires eine eher rauchige Mineralität erhält, die tief und komplex ist. In der Regel verschneidet man die Trauben deswegen, um einen schön ausbalancierten Crémant de Loire zu erhalten. Es gibt aber natürlich auch sehr viele Crémants de Loire von einem einzigen Terroir.

Im Norden und Süden der Appellation findet man vor allem schluffreiche Lehmböden. Für Chenin Blanc wären diese zu mächtig, aber Chardonnay fühlt sich hier sehr wohl. Die Traube bringt dann Struktur und Frisch in einen Crémant de Loire. Die dritte Rebsorte im Schaumwein-Bunde ist dann Cabernet Franc. Es gibt kaum einen Rosé-Crémant von der Loire, der ohne diese würzig-delikate Schönheit auskommt. Weiterhin sind auch Pinot Noir, Grolleau, Pineau d’Aunis und Orbois zugelassen. Aber diese spielen zugegebenermaßen eine eher untergeordnete Rolle.

Chenin Blanc Trauben am Rebstock an der Loire
Chenin Blanc bildet die Grundlage für sehr viele Loire-Bubbles. © NK/Bottled Grapes

Import-Meister Deutschland

Kommen wir jetzt aber mal zu den harten Fakten. Die 3.150 Hektar der Appellation Crémant de Loire werden von 600 Winzer:innen bewirtschaftet. Ein Großteil verkauft die Trauben dann an die 38 Maisons und Kooperativen. Jährlich werden gut 38 Millionen Flaschen erzeugt, von denen gut 13 Millionen in den Export gehen – knapp neun Millionen davon finden ihren Weg nach Deutschland, gefolgt von den Vereinigten Staaten und Großbritannien. In Deutschland wird Crémant de Loire vor allem im Supermarkt und im Discounter verkauft. Und zwar zu einem Durchschnittspreis von 6,40 Euro pro Flasche.

Crémant de Loire: Ein paar Empfehlungen

Bei dem Preis musste ich erstmal kurz schlucken. Gut, ich war lange nicht im Discounter und kaufe auch keine Weine im Supermarkt. Deswegen dachte ich, dass der Durchschnittspreis eher so bei 12 Euro liegen müsste. Wieder was gelernt. Dass der Preis nicht noch niedriger ist und dass Crémant de Loire in Deutschland derart beliebt ist, haben wir übrigens vor allem einem Produzenten zu verdanken. Nämlich Bouvet Ladubay.

Deren Crémant de Loire Brut dürfte zu den meistgetrunkene Crémants in Deutschland gehören. Wobei das Haus wahrlich nicht nur die Masse bedient, sondern mit dem Zéro Saumur Brut Nature und dem Instinct Saumur Blanc Extra Brut auch etwas für den anspruchsvolleren Gaumen in petto haben. (Beide habe ich übrigens im November-Newsletter ausführlich vorgestellt.) Mal ganz abgesehen von dem Signature-Crémant „Ogmius“, der eine echte Offenbarung an Tiefe, Komplexität und Eleganz ist. Und der deswegen auch leider seinen Preis hat. Jeder Bubble-Nerd sollte ihn trotzdem irgendwann einmal verkostet haben.

Während Bouvet Ladubay in Saumur produziert, befindet sich die Domaine des Huards in der Touraine. Hier begeistert mich vor allem der „Amiral“ Crémant de Loire Zero Dosage mit seiner heftigen Würze, der eine kreidig-puristische Salzigkeit gegenübersteht. Was für ein Kontrast! Um einfach mal zwei Maison-Namen für ein wenig Orientierung rauszuhauen.

Schaumwein im Supermarktregal
In Deutschland wird Crémant de Loire vor allem im Supermarkt und im Discounter verkauft. © Tero Vesalainen/iStock

Crémant de Loire für alle Lebenslagen

Dass die Deutschen derart begeistert von Crémant de Loire sind, ist meiner Meinung nach logisch. In der Regel bekommt man hier Schaumweine mit einem großartigen Preis-Genuss-Verhältnis, die vielseitig einsetzbar sind. Klar, die meisten Menschen werden ihn klassisch zum Anstoßen oder als Aperitif verwenden. Dabei ist Crémant de Loire aber auch ein echt guter Speisenbegleiter. Hast du schon einmal einen Saumur Brut zu Austern probiert? Das lohnt sich. Versprochen. Aber auch zu Geflügel, Fisch und Salaten machen die Crémants de Loire sehr viel Freude. Einfach mal ausprobieren  und dann in vollen Zügen genießen.

Copyright Titelbild: © kkshepel/iStock

*Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er wurde weder gebucht noch vergütet und spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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