Weingut Herbert Zillinger, Österreich, Winzer, Weinviertel, Edition Z, Wein, Grüner Veltliner, Gewürztaminer, Bottled Grapes

Edition Z: Drei außergewöhnliche Weine von Herbert Zillinger

Dass ich mein Weinherz an Österreich verloren habe, ist wohl ein offenes Geheimnis. Und genau solche Weine, wie Radikal, Elementar und Profund, die gemeinsam die Edition Z des Winzers Herbert Zillinger bilden, sind der Grund dafür. Es sind pure, präzise und vor allem ungeschminkte Weine, die das Weinviertel so rein und direkt präsentieren, wie man es nur selten genießen darf. Und genau deswegen möchte ich euch die beiden Grünen Veltliner und den Gewürztraminer einmal etwas genauer vorstellen.

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Carmen und Herbert Zillinger ©Andreas Jakwerth/Weingut Zillinger

Es ist Mitte Dezember. Und in so manchen Fachhandels- und Supermarktregalen sieht man sie schon: Weine, die den Jahrgang 2019 auf dem Etikett tragen. Und es sind nicht gerade wenige österreichische Weine mit dabei, die dieses Schnell-Schnell forcieren, um die ungeduldige Gier auf einen neuen Jahrgang der kauffreudigen Kundschaft zu befriedigen. Eine Wohltat, wer da nicht mitmacht, sondern seinen Weinen einfach mal die Zeit gibt, die sie brauchen. Ohne die Arbeit im Keller mit Tricks und Hilfsmitteln zu beschleunigen. Einer dieser Winzer ist Herbert Zillinger aus Ebenthal im Weinviertel. Statt 2019 stehen auf den Etiketten der Edition Z, die jetzt gerade herausgekommen sind, ganz andere Jahrgänge. Nämlich 2017. Und sogar 2016.

Während viele seiner Kollegen hechelnd im Keller stehen, macht Zillinger erst einmal … nichts. Außer die Zeit verstreichen zu lassen, die seine Weine benötigen. Die eigentliche Arbeit ist da ja eh schon getan. Sie passiert bei Zillinger konsequent biodynamisch in den Weingärten selbst. Dort, wo die alten Reben stehen. Der Grüne Veltliner, der Gewürztraminer. Um sie kümmert er sich zusammen mit seiner Frau Carmen liebevoll. Damit sie nicht nur prächtig gedeihen (im Gegenteil, ein wenig Leid tut den Reben auch mal ganz gut – aber dazu später mehr), sondern damit sie das Terroir bestmöglichst zum Ausdruck bringen können.

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Radikal geht seinen Gang … ©Andreas Jakwerth/Weingut Zillinger

Das Flaggschiff: Grüner Veltliner Radikal 2017

Ja, Herbert Zillinger ist nämlich auch so einer. Ein Qualitätsbesessener, der keine Kompromisse kennt (und sie deswegen auch nicht macht), wenn es darum geht, seine Philosophie auf die Flasche zu bringen. Und die lautet nun einmal: Purismus pur, bitte. Also unverfälschte, ehrliche, minimalistische, präzise Weine für die Edition Z. Und das braucht halt Zeit. Zeit, die sich der österreichische Winzer nimmt. Womit wir jetzt endlich bei den Weinen selbst wären. Fangen wir mit dem Radikal 2017 an. Denn dieser Grüne Veltliner ist der Flaggschiff-Wein von Carmen und Herbert Zillinger. Radikal ist in diesem Fall doppeldeutig zu verstehen, bitte. Zum einen im Sinne von kompromisslos, zum anderen aber bezieht sich der Name des Grünen Veltliners auf den Begriff „radix“ – dem lateinischen Wort für Wurzel. Damit möchte Herbert Zillinger verdeutlichen, dass er mit diesem Wein zurück zu den Wurzeln des traditionellen Handwerks geht – und zwar im besten Sinne.

Die alten Reben der Lagen Vogelsang und Weintal geben die Trauben für diesen Grünen Veltliner. Während Vogelsang mit seinem Kalksandsteinboden für Spannung und Mineralität im Wein sorgt, ist der Löss vom Weintal für die Opulenz und die Kraft verantwortlich. Die Trauben wurden sanft gepresst und der ungeklärte Naturmost spontan vergoren. Der Wein durfte ein Jahr im großen Holz auf der Vollhefe und danach ein Jahr in der Flasche reifen. Wie gesagt: Zeit ist hier das Stichwort. Der Wein besticht durch seine Kräuter- und Honigaromen, dem Rauch und dem nassen Stein. Am Gaumen ist er wunderbar speckig, voluminös und hat einen ordentlichen Druck. Er präsentiert von Anfang an, was er hat, braucht aber trotzdem Zeit, um sich ganz zu entblößen. Wie auch die anderen beiden Schätzchen aus der Edition Z ist der Radikal 2017 ein Wein, auf den man sich einlassen sollte. Nebenbei genießen geht nicht. Wunderbar.

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Ein wahrlich elementarer Grüner Veltliner ©Bottled Grapes

Auf der Maische angegoren: Grüner Veltliner Elementar 2016

Ähnlich ist es auch mit dem Grünen Veltliner Elementar aus dem Jahr 2016. Er hat also mal richtig viel Zeit bekommen. Hier verwendet Zillinger ausschließlich Trauben der Lage Vogelsang. Und zwar die, die auf dem besonders kargen Teil des Kalksandsteins wurzeln. Hier müssen sich die Reben schon ein wenig quälen und auch leiden, damit sie sich ausreichend versorgen können. Das wirkt sich auf die Zuckerproduktion, aber nicht auf die Reife aus. Das Ergebnis: ein Wein, der mit 11,5% einen recht niedrigen Alkoholgehalt hat – bei vollem Aroma.

Die Beeren wurden auf der Maische angegoren, um dem Wein noch mehr Komplexität und Struktur zu schenken. Nach kurzem Hautkontakt reifte er schließlich 24 Monate in einem alten 1.000-Liter-Akazienfass und danach ein Jahr in der Flasche. Damit ist er ein Paradebeispiel dafür, dass man Grüne Veltliner nicht über einen Kamm scheren sollte. Der Elementar arbeitet das Beste dieser Rebsorte heraus, ohne dabei aber dick aufzutragen. Er ist eben ungeschminkt. Und das bedeutet: Unheimlich präzise, sehr würzig und fast schon an rote Beeren erinnernd. Das muss ein Weißwein erstmal schaffen! Zu den Schwarz- und Grüntee-Aromen gesellt sich im Abgang noch ein Hauch von Nougat. Und dann ist der Wein dazu noch äußerst elegant.

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Gewürztraminer kann auch fein und facettenreich sein ©Bottled Grapes

Mein Highlight der Edition Z von Zillinger: Traminer Profund 2017

Kommen wir zu der für mich wohl größten Genussüberraschung. Dem Gewürztraminer Profund 2017. Ich persönlich bin ja jetzt nicht unbedingt der große Traminer-Fan. Das Bouquet ist mir meist viel zu üppig und aufdringlich. Ich möchte einen Wein genießen können – und nicht von ihm überrollt werden. Okay, Gewürztraminer ist eine Herzensangelegenheit von Carmen und Herbert Zillinger. Das betonen sie gerne immer wieder. Aber deswegen muss mir so ein Herzblutwein ja noch lange nicht schmecken, oder? 😉 Vor allem, wenn der Gewürztraminer immer seltener im Weinviertel zu finden ist. Wird ja schon seinen Grund haben. Dachte ich. Und lag damit sowas von daneben. Aber fangen wir von vorne an: Die Trauben stammen aus der ältesten Traminer-Anlage in Ollersdorf. Die etwa 30 Jahre alten Rebstöcke werden von den Zillingers besonders aufwendig gepflegt, damit sich ausreichend Säure entwickeln kann. Und genau das ist das große Geheimnis, dann dadurch wird der Wein später weder breit noch gefällig oder gar rosig-opulent.

Der Profund reifte ein Jahr auf der Feinhefe und ein weiteres Jahr auf der Flasche. So weit, so normal. Das kann man vom Geschmack allerdings nicht sagen. Statt von kandierten Früchten und Rosenblätterdurft erschlagen zu werden, trumpft der Gewürztraminer in diesem Fall mit Mandeln und Kräutern und Würze auf. Am Gaumen präsentiert er sich herrlich schlank und mineralisch, dabei aber trotzdem vollmundig und dicht. Es ist ein leiser, ein feiner Wein, bei dem es sich lohnt, über längere Zeit ganz genau hinzuhören, um auch noch sein leisestes mineralisches Flüstern mitzubekommen, bevor der salzige Kick den langen Abgang einleitet. Und ja, ich schwärme. Das haben nämlich alle drei Weine aus vollstem Herzen verdient. Der Gewürztraminer Profund allerdings besonders. Weil er mich eines Besseren belehrt hat. Nennt mich Masochistin, aber ich liebe solche Erfahrungen!

Copyright Titelbild: ©Bottled Grapes

*Bei den hier vorgestellten Weinen handelt es sich um Kostmuster. Der Text wurde allerdings weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Winzers und spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Sämtliche Links im Text dienen Servicezwecken und sind nicht kommerziell.

7 Kommentare

  1. Die Weine von Herbert Zillinger habe ich auch immer recht gerne gemocht, ist aber schon ein paar Jahre her, daß ich welche gekauft habe. Einen 14er „Horizont“ hab‘ ich erst vor ein paar Wochen aufgemacht, ein 13er Sauvignon blanc Vogelsang müßte noch im Keller liegen. Das liegt daran, daß einer meiner Weinhändler das Gut zwischenzeitlich nicht mehr im Programm hatte und eigentlich Weine von Johannes Zillinger vertreiben wollte, der auch recht spannende Sachen macht. Jetzt ist aber wieder HZ im Programm und was ich da lese, klingt auch sehr animierend! Wenn ich mal wieder bis zur Kellerwand durchschauen kann, wird die Stelle vielleicht wieder mit den vorgestellten Weinen zugestellt… 🙂

    1. Ist es dir jemals passiert, dass du die Kellerwand wieder sehen konntest? 😉 Aber mal ernsthaft: die Edition Z ist mit ihrer Präzision und ihrem Purismus höchst spannend. Da braucht es keine durchschimmernde Kellerwand als Anlass. Ich gehe da mit gutem Beispiel voran und kaufe mir demnächst Nachschub. 😇

      1. Ja, das passiert schon. Aus unterschiedlichsten Gründen. Aktuell bin ich aber eher am oberen Anschlag dessen, was sinnvoll ist, denn ich muß die ganzen Weine ja auch irgendwann wieder wegtrinken können, möglichst nicht zu weit von deren Zenit entfernt. Mittlerer Jahresbedarf mal mittlere Lagerdauer = maximaler Kellerbestand, da bin ich aktuell d’rüber, also kauf‘ ich zur Zeit fast nichts. Alles kann man eh nicht probieren, dazu ist die Vielfalt -zum Glück- viel zu groß. Und ich hab‘ auch so erst mal noch viele spannende Sachen da liegen, wird also nicht langweilig. Und wenn die Novinophobie irgendwann ausbricht, werd‘ ich wieder gegensteuern und dabei mal wieder einen Blick in meine Wunschliste werfen, in die ich jetzt die HZ-Weine mal aufgenommen habe…

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