Glas mit Erdbeerbowle in Nahaufnahme - daneben liegen Erdbeeren

Erdbeerbowle und Co: Welcher Wein kommt hinein?

Im Frühjahr und Sommer liegen weinhaltige kalte Mischgetränke inzwischen wieder voll im Trend. Aber welche Weine eignen sich am besten für Klassiker wie Erdbeerbowle, Kalte Ente oder Sangria? Schauen wir uns das mal näher an!

In den 1970er-Jahren war sie der große Hit auf jeder Party: die Erbeerbowle. Und kein Frühling verging ohne den typischen Waldmeistergeschmack einer Maibowle. Während man am Ballermann das spanische Pendant Sangria schlürfte, verlor die Bowle hierzulande immer mehr Renommee. Einen ähnlichen Imageverlust erfuhr eigentlich nur das legendäre Toast Hawaii, das seinen Beliebtheitszenit allerdings erst knapp zwei Jahrzehnte später überschritt. Wobei die Bowle inzwischen wieder ein kleines Revival erlebt. Zum Glück. Denn wenn die Temperaturen steigen, können Erdbeerbowle und Co. herrlich erfrischend sein. Vor allem, wenn es dann noch eine kleine Leckerei vom Grill dazu gibt.

Auch wenn Erdbeerbowle und Konsorten erst in den 1950er-Jahren in Deutschland an Popularität gewannen, ist die Bowle an sich als weinhaltiges kaltes Mischgetränk (was dann tatsächlich auch die Definition ist – die Feuerzangenbowle gehört also nicht dazu) schon viel länger bekannt. In der Klosterbibliothek Fulda fand man nämlich ein Buch aus dem Jahr 1417, in dem ein Getränk aus Wein, Rosenblüten, Fichtennadeln und Honig erwähnt wird. Dieses servierte man in einem Gefäß, das inzwischen bei uns – ebenso wie das Getränk – Bowle heißt. Dieses Wort kam allerdings erst später auf. Im 18. Jahrhundert ließen sich die gelangweilten englischen Kolonialoffiziere in Indien von ihren Bediensteten gerne ein kaltes Erfrischungstränk aus Wein und anderen Zutaten mixen – und in einer bauchigen Schüssel servieren. Einer Bowle. Und daraus wurde mit der Zeit dann eingedeutscht Bowle.

Ein Glas mit Erdbeerbowle und einem Büschel Minze
Der Klassiker: Erdbeerbowle. © Deutsches Weininstitut/DWI

Erdbeerbowle: Was kommt rein?

Wenden wir uns jetzt mal endlich konsequent dem Inhalt einer Bowle zu. Exemplarisch mache ich das mit der Erdbeerbowle, weil sie nun mal die beliebteste Variante ist. Die Zutaten sind schnell zusammengefasst: Erdbeeren, Wein, Sekt. Und gegebenenfalls noch Zucker. Meistens ist damit Läuterzucker gemeint. Diesen kann man ganz einfach selbst herstellen. Man braucht dafür nur die gleiche Menge an Zucker und Wasser so lange aufkochen, bis sich die Zuckerkristalle komplett aufgelöst haben. Abkühlen lassen, fertig. Wobei man eine Erdbeerbowle nicht zwangsläufig süßen muss. Man kann vorher zum Beispiel die Erdbeeren marinieren. Der Saft, der sich dadurch bildet, kommt mit in die Erdbeerbowle – färbt diese dann allerdings auch mit ein.

Wahlweise kann man auch restsüßen Wein nehmen. Meist Weißwein. Zu den Alternativen kommen wir gleich. Die Rezepte für eine Erdbeerbowle können durchaus variieren. Gängig ist das Verhältnis zwei Flaschen Weißwein, eine Flasche Sekt. Es gibt aber auch Abwandlungen, die je eine Flasche Wein und Sekt fordern. Es kommt da eben auf die persönlichen Vorlieben an. In der Regel werden die Erdbeeren kleingeschnitten (nicht zerdrücken, sonst fangen sie schnell an zu gären!) und mit einem Teil des vorher gekühlten Weißweins aufgegossen. Dann für eine halbe bis Stunde ab in den Kühlschrank damit, bevor der restliche Wein reinkommt. Kurz vor dem Servieren gibt man dann noch den Sekt dazu. Fertig ist die Erdbeerbowle!

Auf einem Tisch stehen Gläser mit Bowle
Im Frühjahr beginnt die Bowle-Saison! © Deutsches Weininstitut/DWI

Welche Weine für eine Erdbeerbowle?

Generell gilt: eine Bowle ist nur so gut wie die Weine, die man dafür nimmt. Das bedeutet nicht, dass ihr jetzt eure teuersten Flaschen dafür opfern solltet. Aber die Qualität sollte schon anständig sein. Und damit die Erdbeerbowle auch schön frisch und fruchtig ist, sollte der Wein keine zu hohe Säure haben. Riesling eignet sich also nur bedingt. Mal ganz davon abgesehen, dass die Rebsorte auch viel zu aromatisch ist und damit den feinen Fruchtgeschmack in der Erdbeerbowle überdecken könnte. Damit sind dann auch Scheurebe oder Gewürztraminer raus. Aber wie wäre es mit einem Weißburgunder? Oder einem Silvaner? Die sind beide recht mild und bringen feine Nuancen in die Erdbeerbowle. Wobei sich generell jeder Wein eignet, den ihr mögt. Punkt. Und wer es besonders fruchtig und trinkig haben möchte, der nimmt statt eines trockenen Weins einfach einen feinherben oder lieblichen. Ganz nach Gusto eben.

Selbiges gilt für den Sekt. Achtet hier aber bitte auch auf die Qualität. Es muss wahrlich kein Winzerchampagner sein. Und auch ein komplexer Winzersekt mit langer Flaschenreife ist nur bedingt geeignet. Aber mit einem soliden deutschen Sekt kann man eigentlich nichts falsch machen. Auch hier bringt ein trockener oder halbtrockener Sekt noch einmal eine Extraportion an Süffigkeit in die Erdbeerbowle.

Bowle mit Zitrone und Waldmeister in einem Glas in der Nahaufnahme
Zitrone und Waldmeister ist eine beliebte Bowle-Kombination. © Deutsches Weininstitut/DWI

Varianten: Kalte Ente und Maibowle

Ist euch der Begriff kalte Ente schon einmal über den Weg gelaufen? Auch das ist eine Bowle! Hier kommen Zitronen, Zitronenmelisse und Vanillezucker mit in Wein und Sekt. Der Begriff geht übrigens auf Clemens Wenzeslaus von Sachsen, den letzten Erzbischof und Kurfürst von Trier, zurück. Dieser wünschte sich im späten 18. Jahrhundert nach dem Abendessen ein “kaltes Ende” und verlangte, dass seine Bediensteten dafür Wein von der Mosel und vom Rhein mit Sekt zusammenschütten und ein wenig Zitrone dazugeben. Im Laufe der Jahrzehnte wurde aus dem “kalten Ende” dank diverser Verballhornungen dann “kalte Ente”.

Und dann ist da natürlich noch die Maibowle. Statt Früchten kommt hier frischer Waldmeister rein. Na ja, fast frischer. Denn damit sich die Aromen besser im Wein lösen, sollte der Waldmeister etwa einen Tag lang leicht angetrocknet werden. Sind Blüten im Grün, dann bitte entfernen. Es könnte sonst bitter werden. Selbiges gilt für die Stängel. Einfach ein Waldmeistersträußchen für eine halbe Stunde kopfüber in den Wein hängen – das reicht meistens schon.

Maibowle mit Waldmeister und Zitrone
Maibowle – nur echt mit Waldmeister. ©Ulrike Brusch/iStock

Erdbeerbowle, Sangria und der Unterschied

Jetzt ist hier immer nur von Bowlen die Rede gewesen, für die man Weißwein verwendet. Aber so eine Bowle geht natürlich auch mit Rotwein. Sangria ist da das beste Beispiel! Dieses Mischgetränk hat dank diverser Ballermann-Exzesse zwar auch seinen Ruf weg, aber das ändert nichts daran, dass eine Sangria im Sommer eine leckere Angelegenheit sein kann. Vor allem, wenn man einen frischen Rotwein mit wenig Tanninen nimmt. Mein Favorit ist da ganz eindeutig die Rebsorte Gamay. Der große Unterschied zu Erdbeerbowle und Co. ist aber nicht nur die Weinfarbe. Denn statt Sekt kommt hier Saft in den Wein. Meistens Orangensaft. Nebst etwas Limette. Die Früchte sind frei wählbar. Der Klassiker ist eine Kombination aus Äpfeln, Pfirsichen und Orangen.

Und es gibt einen weiteren Unterschied zu einer Bowle. Denn in eine Sangria kommen Eiswürfel. Gut, die stehen auch in so manchem Rezept für eine klassische Erdbeerbowle. Ich sag’s mal so … Macht das nicht! Wenn die Eiswürfel schmelzen, dann verwässern sie euch nur die Bowle. Da könnt ihr dann auch gleich eine Weinschorle trinken. Stellt die Bowle lieber in einen großen Kühler. Da habt ihr mehr von. Eine Bowle wird übrigens idealerweise bei einer Trinktemperatur von 5 bis 8 °C genossen. Sie soll ja schließlich erfrischen. Und noch eines: wenn alle, dann alle. Eine Bowle, die sich gen Ende neigt, mit einer zusätzlichen Flasche Sekt zu strecken, bringt leider gar nichts – außer die Aromen aus dem Gleichgewicht. Da hilft nur zweierlei. Nämlich entweder schnell eine neue Bowle anzusetzen oder aber direkt auf Schaumwein umzusteigen. In diesem Sinne: Cheers!

Copyright Titelbild: © HandmadePictures/iStock

*Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient lediglich der Orientierung und Inspiration. Er wurde weder beauftragt noch vergütet und spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

Newsletter abonnieren

Möchtest du keine Wein-Highlights auf Bottled Grapes verpassen? Dann abonniere direkt meinen Newsletter und bekomme einmal im Monat Post von mir!

Du kannst dich jederzeit wieder abmelden. Den Link findest du am Ende jedes Newsletters.

* Pflichtfeld

Kommentar verfassen