Reben auf einem Weinfass mit Gläsern, Trauben und Servietten

Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft eröffnet Weinberg

Am 14. Mai 2021 war es so weit. Die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft setzte die letzte Rebe in den Boden ihres Weingartens im Landkreis Leer. Inklusive Reben-Segnung, versteht sich. Was es mit der Winzergenossenschaft auf sich hat, erfahrt ihr hier.

Streng genommen ist Weinbau im hohen Norden so neu nicht. Vor allem nicht in Ostfriesland. Denn dort gedeihten bereits vor knapp 150 Jahren Trauben. Wobei auch das damals nicht wirklich kommerziell erfolgreich war. Als dann die Reblaus kam und die Weingärten ihr zum Opfer fielen, ließ man es halt und kultivierte die Flächen nicht neu. Mit einem kleinen Liebhaberprojekt hat sich das jetzt geändert. Und das trägt den Namen Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft (OWG).

Diese wurde im November 2019 gegründet. Hinter ihr verbergen sich 33 Weinliebhaber, die den Beweis antreten möchten, dass Qualitätsweinbau auch in Norddeutschland möglich ist. Wo dieser erbracht werden sollte, war recht schnell klar. Man fand ein knapp ein Hektar großes Feld bei Folmhusen im Kreis Leer. Was folgte, war der übliche deutsche Bürokratie-Ablauf. Sprich: Genehmigungen einholen und den Boden offiziell analysieren. Dieser musste sich schließlich eignen. 2020 erfolgte dann die Weinbau-Genehmigung.

Pflanzsegen für die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft
Pflanzsegen für das Weinfeld. © fulmidas

Winzerin unterstützt die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft

Mit der rheinhessischen Winzerin Angelina Schmücker holte man sich schnell eine kompetente Partnerin mit an Bord. Denn die Reben mögen zwar zwischen Ems und Nordsee wachsen, gekeltert werden sie dann aber in Rheinhessen. Wie bei solchen Projekten eben so üblich. Blieb die Frage, welche Rebsorten man pflanzen möchte. Und auch die beantwortete man zügig. Zwar hat Ostfriesland inzwischen genauso viele Sonnenstunden wie Stuttgart, aber das Klima ist dann doch noch mal ein wenig anders. Es ist kühler, windiger, maritimer – und feuchter. Mal abgesehen davon, dass das Land einfach flacher ist.

Die Entscheidung fiel schließlich auf die pilzwiderstandsfähige Rebsorte Solaris, die 1975 gezüchtet wurde. Außerdem wird auch ein Teil mit der Sauvignon-Blanc-Mutation Sauvignon Gris bestockt. Vom 11. bis zum 14. Mai 2021 wurden die 4.000 Reben dann gepflanzt, wobei man mit dem Setzen der letzte Rebe zugleich das Weinfeld feierlich eröffnete.

Zwei Menschen pflanzen eine Rebe
Die letzte Rebe wird gepflanzt. © fulmidas

Stimmen zur Eröffnung

“Es ist ein schönes Gefühl, wenn eine Idee wurzeln schlägt”, sagte Prof. Dr. Torsten Oltmanns, Initiator und Vorsitzender der Ersten Ostfriesischen Winzergenossenschaft. “Diese Eröffnung wäre nicht möglich gewesen, wenn uns nicht sehr viele Menschen geholfen hätten: die Unterstützer aus Breinermoor und die Nachbarn, Landrat Matthias Groote und Olaf Lies, Minister für Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.“

Auch der erwähnte Landrat Matthias Grothe beglückwünschte die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft: “Nunmehr wird ein ‘Weinberg’ unser Orts- und Landschaftsbild prägen. Ich gratuliere der Ersten Ostfriesischen Winzergenossenschaft zur Pflanzung der letzten Rebe und somit zur Eröffnung des Weinanbaus in Ostfriesland. Ich bin guter Dinge, dass die Reben in Westoverledingen eine hervorragende Basis für einen qualitativ hochwertigen Wein liefern werden, so dass wir demnächst einen wohlschmeckenden Souvignier Gris und Solaris genießen können.”

Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft: Eröffnung des Weinfeldes
Gemeinsam mit Winzerin Angelina Schmücker eröffnete die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft ihr Weinfeld. © fulmidas

Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft und der Weinbau im Norden

Wie hoch die Qualität sein wird, bleibt abzuwarten. Bis die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft ihren Wein in Flaschen füllt, dauert es noch ein wenig. Die Reben müssen jetzt schließlich erst einmal vernünftig wurzeln. Frühestens in drei Jahren steht die erste Lese an. Doch das Projekt hat Potenzial. Dass Weinbau in Norddeutschland funktioniert, hat nicht nur Hamburg mit seinem Weingarten am Stintfang, der im Herbst 2021 übrigens wieder neu bepflanzt werden soll, bewiesen. Auch auf Fehmarn gibt es inzwischen Weinbau. Nicht zu vergessen, dass Balthasar Ress auf Sylt Wein anbaut. Quasi direkt neben dem nördlichsten Weinberg Deutschlands, der von drei Syltern seit 2009 in Keitum betrieben wird. Auch hier steht übrigens Solaris.

Obwohl die Bewirtschaftung von Weingärten in Norddeutschland bereits eine gewisse Tradition hat, erklärte die Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft aufgrund ihres Weinfeldes Ostfriesland zum 14. Weinbaugebiet Deutschlands. Marketing-Geklapper gehört eben auch dazu. Wobei das Projekt wahrlich kein Werbe-Gag ist, sondern zeigen soll, dass aufgrund des Klimawandels Qualitätsweinbau im Norden inzwischen tatsächlich möglich ist.

Copyright Titelbild: © fulmidas

*Dieser Text wurde weder beauftragt noch vergütet und spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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