Statue vom Gallo Nero in den Weinbergen des Chianti Classico in der Toskana

Gallo Nero: Der schwarze Hahn und das Chianti Classico

Er ist eines der berühmtesten Weinsymbole überhaupt: der Gallo Nero. Der schwarze Hahn, ziert (fast) jede Chianti-Flasche aus dem toskanischen Classico-Gebiet. Aber was für eine Bedeutung hat der Hahn eigentlich? Und wo liegen seine Ursprünge? Machen wir einen Ausflug in das Heute und Gestern Italiens.

Einen Wein aus dem Chianti Classico erkennt man sofort. Nicht nur an der rosa Banderole, die auf das DOCG-Gebiet (also eines mit einer geschützten Ursprungsbezeichnung) und die damit einhergehenden Statuten hinweist. Sondern vor allem am schwarzen Hahn. Diesen Gallo Nero findet man auf fast jeder Chianti-Flasche, die aus eben jenem Ursprungsgebiet kommt, dessen Grenzen 1924 nach langen Streitereien endgültig festgelegt wurden. Es war dann auch das Gründungsjahr des Chianti-Konsortiums, das seitdem nicht nur für den Schutz und das Marketing der Marke Chianti Classico sorgt, sondern auch darauf achtet, dass die Regeln in Sachen Vinifikation eingehalten werden. Eine Mitgliedschaft ist übrigens freiwillig. Es gibt auch genügend Winzer, die den Gallo Nero nicht aufs Etikett packen. Trotzdem müssen auch sie gewisse Qualität erzeugen, denn sie sind ja an die DOCG-Statuten gebunden.

Ursprünglich hieß das Konsortium übrigens Consorzio del Gallo Nero. Ihr seht: wir nähern uns der Geschichte so langsam. Vorher aber noch ein kleiner Abstecher ins Jahr 2005. Denn damals endete ein jahrelanger Rechtsstreit, den das Konsortium mit dem kalifornischen Mega-Produzenten Gallo führen musste. Dort beanspruchte man die Bezeichnung Gallo Nero für sich selbst. Es folgte ein gewaltiger Markenstreit. Seit 2005 darf das Konsortium die Kombination von Gallo Nero und der Bezeichnung schwarzer Hahn außerhalb Italiens nicht mehr nutzen. Deswegen benannte man sich in Consorzio del Marchio Storico um. Der Gallo Nero auf den Chianti-Classico-Flaschen aber blieb als Bild. Schließlich werden die Weine ja in Italien produziert und abgefüllt. Mal ganz davon abgesehen, dass es keinen weiteren Schriftzug mit Gallo Nero gibt.

Unterschiedliche leere Flaschen Chianti Classico auf einem Tisch vor schwarzen Hintergrund
Vielfalt aus dem Chianti Classico ©NK/Bottled Grapes

Die Legende vom Gallo Nero

Wie kam es jetzt aber dazu, dass sich das Konsortium ausgerechnet den schwarzen Hahn als Symbol ausgesucht hat? Dafür müssen wir ein gewaltiges Stück in der Geschichte zurückgehen. Nämlich ins Mittelalter. Seit dem 10. Jahrhundert waren Siena und Florenz miteinander verfeindet. Es waren die beiden wichtigsten Handelsstädte in der Toskana. Jede Stadt wollte die Nummer 1 sein – und das größte Territorium haben. Es kam immer wieder zu Kriegen. Und nach jeder Schlacht änderten sich die Grenzen – und damit auch die Machtverhältnisse.

Im Jahr 1269 fand bei Colle Val d’Elsa die letzte große (und sehr verheerende) Schlacht statt, bei der übrigens auch die Barone Ricasoli kräftig mitmischten. Eine Adelsfamilie, die später das Rezept für den Chianti „erfinden“ sollte. Danach gewann für einen kleinen Moment die Vernunft die Oberhand. Man wollte eine friedliche Lösung finden, um den Streit ein für allemal beizulegen. Na endlich! Und das dachte man sich aus: Siena und Florenz sollten jeweils einen edlen Reiter losschicken. Dort, wo sie sich trafen, sollte die endgültige Grenze sein. Nun waren Uhren damals rar gesät. Also beschloss man, dass beide Reiter beim ersten Hahnenschrei losreiten sollte.

Weißer versus schwarzer Hahn

In Siena entschied man sich für einen weißen Hahn. Dieser wurde im Vorfeld liebevoll umsorgt, gefüttert und verhätschelt. Er sollte ja schließlich Glück – und damit Land – bringen. In Florenz hingegen setze man auf einen schwarzen Hahn. Dieser musste allerdings hungern und frieren und bekam so gar keine Nettigkeiten ab. Das Ergebnis: der schwarze Hahn, der berühmte Gallo Nero, krähte in Florenz dank seines enormen Hungers schon weit vor Sonnenaufgang. So kam es, dass es der florentiner Reiter bis kurz vor Siena nach Fonterutoli schaffte, bevor er auf seinen Gegenspieler traf.

Flasche Chianti Classico mit dem Gallo Nero auf der Rückseite auf einem Tisch vor einem Korb mit Heide
Dank Gallo Nero erkennt man einen Chianti Classico sofort ©NK/Bottled Grapes

Der Gallo Nero und das Chianti Classico

Ob sich die Geschichte wirklich so abgespielt hat? Wer weiß! Es ist aber auf jeden Fall eine hübsche Legende. In Siena ist man übrigens bis heute der Meinung, dass die Florentiner ihren Gallo Nero nicht nur haben hungern lassen. Sie sind fest davon überzeugt, dass in seiner Nähe ein großes Feuer entzündet wurde, um das Morgengrauen vorzugaukeln und ihn zum Krähen zu bringen. So oder so änderte es aber nichts an der Tatsache, dass Florenz die Oberhand gewann und Siena das Nachsehen hatte. Die Medici taten ihr Übriges, um Florenz zu einer der wichtigsten Handelsmetropolen in Europa zu machen.

Und mit ihnen begann die Legendenbildung. Dem Gallo Nero wurde indes ein Denkmal besonderer Art gesetzt: Medici-Hofkünstler Giorgio Vasari malte ihn im 16. Jahrhundert als Allegorie des Chianti-Classico auf die Decke des Salone dei Cinquecento im florentinischen Palazzo Vecchio. Die Grenzen des Chianti Classico wurden später übrigens von einem anderen Medici festgelegt. Nämlich von Großherzog Cosimo III. In welchem Jahr das war, kann man noch heute am Signet des Gallo Nero des Konsortiums erkennen: 1716. Womit ihr jetzt also wisst, was es mit diesem Gallo Nero auf sich hat. 😉

Copyright Titelbild: ©Ossiridian/iStock

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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