Zwei weiße Bescher mit rotem Glühwein und Zimtstange, drum herum Weihnachtsdekoration

Glühwein kaufen oder selber machen?

Advent und Glühwein gehören einfach zusammen. Vor allem, wenn man gerade auf dem Weihnachtsmarkt ist. Aber wie sieht es eigentlich mit selbstgemachtem Glühwein aus? Oder Winzerglühwein? Diesen darf es fortan schließlich auch noch in einer weiteren Variante geben.

Dass man Glühwein vor allem mit Weihnachtsmarkt assoziiert und ihn auch dort an Ort und Stelle genießt, hat einen sehr guten Grund. Denn schließlich ist der Weihnachtsmarkt in Augsburg quasi der Geburtsort des Glühweins. Und dieser ist jünger, als mancher denken mag. Denn erst im Jahr 1956 kam ein gewiefter Geschäftsmann namens Rudolf Kunzmann auf die Idee, Gewürze und Zucker in Wein zu geben, diesen zu erwärmen und schließlich als alkoholisches Heißgetränk auf dem Weihnachtsmarkt seiner Heimatstadt Augsburg zu verkaufen.

So kam der Glühwein in die Welt. Und sorgte direkt für mächtig viel Wirbel. Die Weihnachtsmarktbesucher liebten ihn. Kunzmann verdiente sich tatsächlich eine goldene Nase, musste einen Teil der Kohle aber auch direkt wieder in Anwaltskosten investieren. Schließlich verbot das deutsche Weingesetz damals noch streng den Zusatz von Zucker bei fertigen Weinen. Kunzmann musste ein heftiges Bußgeld zahlen. Doch der Glühwein trat trotzdem seinen Triumphzug auf den Weihnachtsmärkten der Republik an. So kam es dann auch zügig zu Gesetzesanpassungen. Seitdem ist der Glühwein in der Adventszeit von keinem Weihnachtsmarkt mehr wegzudenken.

Glühweinstand auf einem Weihnachtsmarkt
Ein Weihnachtsmarkt ohne Glühwein ist möglich. Aber sinnlos. © RomanBabakin/iStock

Glühwein vom Winzer

Tja, und dann kam Covid-19. Es fanden keine Weihnachtsmärkte mehr statt. Doch die Menschen wollten trotzdem Glühwein genießen. Genau an dieser Stelle passierte zweierlei. Für die heimischen Winzer schlug die große Stunde, um abgefüllten Glühwein verzehrfertig zu verkaufen. Er musste nur noch erwärmt werden. Natürlich kamen auch schon vor Corona viele Weingüter auf diese Idee. Doch tatsächlich brachte erst die Pandemie den Winzerglühweinen den nötigen Aufschwung.

Der Vorteil, den Glühwein direkt beim Erzeuger zu kaufen, liegt aber auch auf der Hand: eine bessere Weinqualität. Machen wir uns nichts vor: Weihnachtsmarktglühwein muss vor allem eines sein. Nämlich sehr günstig in der Herstellung (was dann übrigens auch für fast alle Supermarkt-Varianten gilt). Schwache oder gar eindimensionale Aromen werden da einfach mit Billiggewürzen und ganz viel Zucker ausgeglichen. Und mit dem berühmten “Schuss”, den man sich wahlweise für einen kleinen Preisaufschlag noch reingeben lassen kann. Da geht es nicht so sehr um den Weingenuss, sondern eher darum, in geselliger Runde irgendwas Warmes mit Alkohol zu konsumieren. Um es mal überspitzt zu formulieren. 

Jetzt offiziell erlaubt: Die Rosé-Variante

Natürlich kann man auch einem Winzerglühwein zuhause einen “Schuss versetzen”. Diese haben es in der Regel aber meist nicht nötig, noch einmal zusätzlich aufgespritet zu werden. Einfach, weil die Weinqualitäten dann doch höher sind. Außerdem hat jedes Weingut seine eigene Gewürzmischung und Geschmacksphilosophie. Kein Wunder, dass in der Adventszeit 2020 Glühwein-Tastings absolut im Trend lagen! Man probierte die Glühweine verschiedener Weingüter nebeneinander – meistens sogar Corona-konform während einer Online-Weinprobe.

Drei Frauen trinken miteinander auf einem Weihnachtsmarkt
Ob nun auf dem Weihnachtsmarkt, vom Winzer oder selbstgemacht: Glühwein muss vor allem eines – schmecken. © William87/iStock

Seitdem hält sich der Trend Winzerglühwein. Und damit es nicht langweilig wird, gibt es von jetzt an sogar noch eine kleine Neuerung. Bis zum Jahr 2022 war es Winzern nämlich nur gestattet, entweder ausschließlich weiße oder rote Glühweine zu verkaufen. Wer eine Rosé-Variante auf den Markt brachte, musste dem Kind einen anderen Namen geben. Rosé-Glühwein war gesetzlich nicht zulässig. Nun kam es aber im September/Oktober 2022 zu einer Änderung der EU-Verordnung, die vorsah, dass entweder ausschließlich weiße oder rote Trauben zum Glühweineinsatz kommen dürfen. Jetzt heißt es da nämlich rote und/oder weiße Trauben. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erlaubte im Zuge dessen dann auch recht flott die Glühweinbereitung aus Roséweinen. Alles andere wäre nach Ministeriumsangaben nicht weiter vermittelbar gewesen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis du beim Winzer nicht nur roten und weißen Glühwein bekommst, sondern eben auch ganz offiziell eine rosa Variante.

Glühwein selber machen

Neben der rasanten Angebotserweiterung von Winzerglühweinen führte die Pandemie aber auch zu einer Vielzahl neuer Glühweinrezepte für den Hausgebrauch. Selbst Glühwein zu machen, ist seit 2020 also ebenso ein Trend. Und zwar ein ungebrochener. Mich wundert das nicht. Zuhause hat man schließlich die Möglichkeit, sich einen Glühwein genau nach seinem eigenen Geschmack zusammen zu brauen. Wobei ich damit nicht nur die Gewürze und den Zuckeranteil meine, sondern vor allem den Wein an sich. Mit dem steht und fällt letztlich ja alles.

An dieser Stelle wird es kurz tricky. Denn ein Wein, den man erhitzen möchte, sollte weder zuviel Säure noch zuviele Gerbstoffe haben. Wenn du also eigentlich Riesling-Liebhaber bist oder ein Faible von Tempranillo oder einem fetten Shiraz hast, solltest du bitte nicht deinen Lieblingswein verwenden. Greife lieber zu milderen Rebsorten. Im roten Bereich eignet sich zum Beispiel Spätburgunder sehr gut. Winzer nehmen auch gerne mal Dornfelder oder Regent. Und für weißen Glühwein sind Rebsorten wie Grauburgunder, Weißburgunder, Silvaner oder auch Müller-Thurgau immer eine gute Wahl. Weniger gut wäre die Entscheidung, einen fehlerhaften Wein (zum Beispiel TCA oder Lichtgeschmack) zu verwenden. Was uns direkt zum letzten Punkt bringt.

In einem Topf wird Wein zusammen mit Orangen, Zimt und Sternanis erwärmt
Glühwein kann man auch prima selbst machen. © Tim Starke/iStock

Die Temperatur von Glühwein

Generell verkocht Alkohol ab einer Temperatur von 50°C. Allerdings nur langsam. Bis er ganz verschwunden ist, kann es schon ein paar Stunden dauern. Du kannst deinen Glühwein also auch kurz über 50°C erhitzen. Weinaromen (und damit auch alle Fehltöne) hingegen gehen ab 78°C über den Jordan. Wenn du einen fehlerhaften Wein verwendest, wirst du also damit leben müssen, dass auch alle guten Aromen verschwinden. Und mal unter uns: Ein Selbsttest hat bei mir ergeben, dass bei einem hartnäckigen Korkschmecker weder eine längere Kochzeit bei höheren Temperaturen noch die größte Zimtstange der Welt den muffigen Anklang komplett wegbekommen.

Wenn du dir jetzt wegen der Temperaturen unsicher bist … Keine Bange, du musst da keine Wissenschaft draus machen. Natürlich kann man ein Thermometer verwenden, man kann aber auch einfach den Herd ausstellen, wenn der Glühwein im Topf zu schäumen beginnt. Den Schaum kann man dann ganz einfach abschöpfen, bevor man die Gewürze herausnimmt. Voilà, fertig ist der eigene Glühwein. Als Alternative, wenn man etwas mehr Zeit hat und es gerne individueller im Becher haben möchte, auch nicht schlecht. 😉

Copyright Titelbild: © 5PH/iStock

*Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient lediglich der Inspiration. Er wurde weder beauftragt noch vergütet und spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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