Stintfang, Hamburg, Landungsbrücken, Bottled Grapes, Hamburger Weinberg

Hamburger Weinberg wird gerodet

2018 fiel die Lese mal wieder aus. Traubenklau hat eine lange Tradition in der Hansestadt. Und nun ist gar ganz Schluss mit dem „Stintfang Cuvée“, denn aufgrund von Bauarbeiten am Bahnhof Landungsbrücken sollen die 100 Rebstöcke demnächst gerodet werden.

So übel soll der Stintfang-Wein, der den liebevollen Spitznamen „Hanse Primeur“ trägt, offiziell aber „Stintfang Cuvée“ heißt und als Rosé aus den beiden Sorten Phoenix (weiß) und Regent (rot) gekeltert wird, gar nicht schmecken. Sagen zumindest einige wenige Auserwählte, die den Wein mal haben trinken dürfen. Zu kaufen gibt es ihn nämlich nicht. Man kann ihn nur von der Hamburger Bürgerschaft geschenkt bekommen – so wie eben diese im Jahr 1995 die zunächst 50 Rebstöcke vom Stuttgarter Weindorf geschenkt bekommen haben, das zwischen 1985 und 2015 jährlich hier in Hamburg stattfand. Zum 20. und 25. Jubiläum des Weindorfs gab’s jeweils noch 25 Rebstöcke dazu.

Weinanbau mitten in der Stadt

100 Reben ergeben nicht viel Wein. Jährlich fanden immer so 40 bis 50 Flaschen von Stuttgart, wo der Wein gekeltert wurde, ihren Weg nach Hamburg zurück. Halbflaschen, wohlgemerkt. Mehr war einfach nicht drin. Wobei die Reben jetzt auch ziemlich exponiert stehen. Der Stintfang, der so heißt, weil hier gaaaaaanz, ganz früher der gleichnamige Fisch massenweise gefangen wurde, liegt schließlich direkt oberhalb der Landungsbrücken. Der Weingarten ist also nicht nur dem täglichen Tuten der Schiffe und den unzähligen Selfiesticks zahlreicher Touristen ausgesetzt, sondern eben auch all den Abgasen, die von der Elbe und der Hauptverkehrstraße so rüberwehen.

Stintfang, Hamburg, Landungsbrücken, Bottled Grapes, Hamburger Weinberg
Der Hamburger Weinberg liegt direkt an den Landungsbrücken ©Pixabay/Karsten Bergmann

Nicht zu vergessen, dass die Reben aufs Dach des Bahnhofs gepflanzt wurden. Und genau dieser soll jetzt umgebaut werden. Weswegen die Reben weichen müssen. Den meisten Hamburgern ist das wahrscheinlich total egal. Der Weinberg gilt den meisten nur als Kuriosum, das höchstens interessiert, wenn es im September/Oktober mal wieder die Meldung gibt, dass die Lese ausfallen muss. Entweder wegen extremen Pilzbefall oder weil sich Tiere die Bäuche zu sehr vollgeschlagen haben. Oder weil die Trauben geklaut wurden. Das hat hier durchaus eine gewisse Tradition. Erst 2018 viel die Lese wegen eines kompletten Mundraubs ins Wasser.

Neuer Weinberg nach den Bauarbeiten

Aber gut, soviele Flaschen des Hamburgweins werden eh nicht verschenkt oder für den guten Zweck versteigert. Wobei der ein oder andere Sommelier ja meint, dass der Rosé vom Hamburger Weinberg wirklich nicht so schrecklich wie vermutet schmeckt. Er soll nämlich leicht und trocken und säurebetont sein. Und recht würzig. Ob das stimmt, werde ich wohl nie herausfinden. 😉

Wobei es irgendwann wohl wieder Wein vom Stintfang geben wird. Nach den Bauarbeiten soll der Weinberg an alter Stelle neu bepflanzt werden. Tief in mir drin keimt seit dieser Neuigkeit die Hoffnung, dass dann Rebsorten angebaut werden, die ein wenig besser in den Norden passen. Solaris zum Beispiel. Letztlich ist es aber auch ganz egal, was dann auf dem Stintfang an Wein angebaut wird. Die Trauben werden ja eh geklaut. Wetten? 😉

Nachweis Titelbild: ©Pixabay/Karsten Bergmann

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