Überschwemmte Bank während der Hochwasserkatastrophe

Hochwasserkatastrophe: Wie wir betroffenen Winzern helfen können

Die Bilder aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von der Hochwasserkatastrophe machen sprachlos. Auch viele Winzer von der Ahr haben fast alles verloren. Hier gibt es einen Überblick, wie wir helfen können.

Riesige Erdlöcher, eingestürzte Häuser, Wassermassen, die Schlamm und Geröll mit sich führen. Es sind schreckliche Bilder, die wir derzeit auf allen Kanälen sehen. Die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands lässt derzeit wohl niemanden kalt. Es ist erschütternd zu sehen, wie viele Menschen gerade ohne Heim sind. Menschen, die alles verloren haben. Über 150 sogar ihr Leben. Da mag es auf den ersten Blick etwas zynisch erscheinen, darauf aufmerksam zu machen, dass es auch viele Winzer an der Mosel, vor allem aber an der Ahr gibt, die jetzt gerade vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Man hat halt so das Klischee vom reichen Winzer im Kopf. Und die meisten Weinberge stehen ja schließlich noch, weil sie eben nicht von den Fluten weggerissen wurden.

Und jetzt kommt das große Aber. Gerade im Ahrtal haben viele Winzer ihre gesamte Kellertechnik (die übrigens schweineteuer ist) verloren, ganze Weinlager sind abgesoffen und wurden davongespült. Technische Geräte, um die Weingärten zu bewirtschaften – futsch. Noch nicht abgefüllte Weine – weg. Mal ganz davon abgesehen, dass man noch gar nicht einschätzen kann, wie sich die Hochwasserkatastrophe denn tatsächlich auf die Weinberge ausgewirkt hat. Nur weil die Reben noch stehen, müssen sie nicht zwingend ohne Schaden überlebt haben. Viele Winzer an der Ahr stehen also gerade tatsächlich vor dem Nichts.

Reißende Wassermassen während der Hochwasserkatastrophe
Die Hochwasserkatastrophe hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. © Hans/Pixabay

Hochwasserkatastrophe: Unterstützung durch Wein-Kauf

Im Netz formiert sich gerade generell eine riesige Solidarität. Und das ist auch gut so. Viele möchten helfen. Irgendwie. Das führt auch schon mal zu blindem Aktionismus. Es nützt zum Beispiel nicht wirklich was, wenn wir jetzt verstärkt Ahr-Wein bestellen. Da haben Händler was von, die Winzer selbst aber nichts. Anders sieht es da schon aus, beim Winzer direkt zu bestellen. Und zwar die Weine, die noch von außen voller Schlamm sind. Viele Weingüter haben diese Flutweine inzwischen in ihre Online-Shops gepackt und bieten sie zum Verkauf an. Damit kann man die Winzer direkt unterstützen, damit sie die laufenden Fixkosten bezahlen können. Schaut einfach mal auf den Websites der betroffenen Betriebe nach. Aber eine Bitte: habt Geduld! Die Weine werden oft erst in ein paar Wochen oder Monaten verschickt, denn die Aufräumarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe sind noch im vollen Gange.

Noch einfacher kann man unterstützen, wenn man auf die Seite Flutwein.de geht. Hier kann man mit Spenden die Winzer unterstützen und bekommt als Dankeschön verschiedene Pakete mit Flutweinen – je nachdem, wie viel Geld man gegeben hat. Wer sich jetzt übrigens Sorgen macht, ob dieser Schlamm kontaminiert ist (Heizöl und so): Schlamm und Flaschen wurden inzwischen untersucht. Die Weine sind sensorisch einwandfrei. Den Schlamm sollte man allerdings abspülen und sich danach auch die Hände waschen. Der Konsum selbst ist dann unbedenklich. Hier geht’s zur Flutwein-Seite klick.

Vor Ort helfen – aber mit Plan!

Winzer aus benachbarten Regionen eilen derzeit zu ihren betroffenen Kollegen und helfen beim Aufräumen, bringen auch gleich die nötige Ausrüstung mit. Das verdient höchsten Respekt. Wir Weinliebhaber können da aber nur bedingt helfen. Klar, jede Hand ist beim Aufräumen willkommen. Aber diese Hand muss dann bitteschön auch wissen, was sie tut. Ich zum Beispiel habe weder die Konstitution noch das Wissen, um eine Hilfe zu sein, wäre eher ein Klotz am Bein. Und das können die Winzer gerade nicht gebrauchen.

Wenn ihr in der Nähe wohnt und richtig mit anpacken könnt, dann kontaktiert euch bekannte Winzer und fragt, wie ihr helfen könnt. Aber fahrt nicht einfach hin. Zum einen bringt unkoordinierte Hilfe nichts. Zum anderen ist es in den Hochwasserkatastrophengebieten aber nach wie vor gefährlich. Daran sollten wir alle bitte auch denken. Auf der Seite AhrHelp kann man inzwischen aber sehen, wer welche Hilfe braucht – und auch selbst seine tatkräftige Unterstützung anbieten klick.

Weinliebhaber, macht die Geldbeutel auf!

Was uns Weinliebhabern als probate Hilfe bleibt, ist unsere Geldbörse. Vor allem, wenn wir (wie ich) nicht in der Nähe wohnen und uns schlau machen können, welche Sachspenden gerade noch benötigt werden. Es sind bereits diverse Spendenaktionen angelaufen, die ich euch hier mal im Überblick präsentieren möchte.

Hochwasser-Überschwemmung in Rheinland-Pfalz
Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz. © analogicus/Pixabay

Hochwasserkatastrophe: VDP und Bauernverband

Mit als Erster hat der VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die Gelder werden von “Der Adler hilft e.V.” gesammelt und dann koordiniert dafür genutzt, um den Weinbau in der Region Ahr wieder aufzubauen – womit dann nicht nur die VDP-Mitglieder, sondern alle Weingüter gemeint sind. Als Dankeschön kann man an auch ein hochwertiges Poster mit einem Ahr-Motiv bekommen. Alle Infos zu dieser Hochwasserkatastrophenhilfe findet ihr hier klick.

Auch der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. ist mit seinem Hilfsfonds am Start und sammelt Spenden. Diese kommen der gesamten Landwirtschaft der Region zugute. Denn Winzer sind schließlich auch Bauern. Weinbauern. Hier findet ihr weitere Infos sowie die Bankdaten klick. In beiden Fällen ist es übrigens auch möglich, eine Spendenquittung zu erhalten.

Eigenes Spendenkonto der Ahr-Winzer

Eigentlich wollte ich in diesen Text keine Bankverbindungen direkt reinschreiben, sondern nur auf die jeweiligen Seiten verlinken. Am 20. Juli 2021 haben die Ahr-Winzer jetzt aber selbst mit „AHR – 𝗔 wineregion needs 𝗛elp for 𝗥ebuilding e.V.“ eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die eingehenden Spenden werden unter allen Ahr-Winzern verteilt. Und weil genau die gerade echt anderes zu tun haben, als Webseiten dafür zu basteln, ging die Bankverbindung via Facebook an die Öffentlichkeit klick. Weil aber nicht jeder von uns auf Facebook ist, hier die Bankverbindung für die Direkthilfe:

AHR- 𝗔 wineregion needs 𝗛elp for 𝗥ebuilding e.V.
𝗜𝗕𝗔𝗡: DE 94 5775 1310 0000 339507
KSK Ahrweiler MALADE51AHR

Hauptsache Wein: Hilfe via Facebook

Dirk Würtz, geschäftsführender Gesellschafter beim Weingut St. Antony am Roten Hang sowie Wein-Universalgenie, hat in seiner Facebook-Gruppe “Hauptsache Wein” am Freitag nach der Hochwasserkatastrophe ebenfalls eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Hier konnten (und können) Winzer Weine spenden, die jetzt unter dem Dachbegriff „Solida(h)rität“ im Shop von St. Antony gekauft werden können. Ein Weinpaket besteht aus sechs gespendeten Weinen und kostet 65 Euro. Der komplette Erlös geht dann wie „Der Adler hilft e.V.“ an den Ahr-Weinbau. Hier könnt ihr direkt die Weinpakete bestellen klick

Sommeliers helfen mit Weinpaket-Verkauf

Auch Sommeliers aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich dank Sebastian Bordthäuser zusammengetan. Sie spendeten zahlreiche ganz besondere Weinflaschen aus ihren eigenen Keller. Vom Freakstoff über eine Kabi-Vertikale bis hin zum Premier Grand Cru Classé ist alles dabei. Via Meininger Verlag kann man jetzt ein Überraschungspaket kaufen, das pauschal 200 Euro kostet. Was man erhält, erfährt man im Vorfeld nicht, kann sich aber die Wertigkeit des Weins aussuchen, indem man eine, drei oder sechs Flaschen in einem Paket ordert. Von dem so gesammelten Geld sollen zum Beispiel Holzfässer gekauft werden, die man dann an die Winzer verteilen möchte. Hier geht’s direkt zur Aktion klick. Update 28.07.2021: Momentan sind die Überraschungspakete ausverkauft, aber Nachschub ist unterwegs. Es lohnt sich also, immer mal wieder reinzuschauen.

International: Spendenaktion von Jancis Robinson

Auch außerhalb Deutschlands sammelt man bereits Spenden, um die Ahr-Winzer zu unterstützen. Mit sehr bewegenden Worten schildert Michael Schmidt, Deutschland-Korrespondent für Jancis Robinson und selbst in Ahrweiler lebend, wie er die vergangenen Tage erlebt hat. Und welch eine Spur der Verwüstung von dem Hochwasser hinterlassen wurde. Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert und ist auf JancisRobinson.com auch ohne Abo lesbar. Hier findet ihr auch die Spenden-Verbindung klick.

Umgestürzter Baum auf einem Weg
Es wird noch lange dauern, bis alle Spuren beseitigt sind. © distelAPPArath/Pixabay

Hochwasserkatastrophe: Allgemeine Spenden

Nun sind aber wahrlich nicht nur Winzer und Weingüter von der Hochwasserkatastrophe betroffen. Ich muss hier jetzt nicht auf die Tränendrüse drücken, damit jeder von uns Geld locker macht, um auch allgemein etwas zu spenden. Da sollte bitteschön die eigene Gefühlslage sowie der individuelle Kontostand ausschlaggebend sein. Was ich aber machen kann: auch hier einen kleinen Überblick zu bieten.

Volksbank RheinAhrEifel hilft

Als Bank direkt in der Region, hat die Volksbank RheinAhrEifel eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die gesammelten Gelder sollen an die Gemeinden verteilt und den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe schnell und unbürokratisch helfen. Das Tolle: die Volksbank hat selbst auch 150.000 Euro gespendet. Die Aktion sollte eigentlich nur bis zum 23. Juli laufen, wurde jetzt aber bis zum 18. August 2021 verlängert. Genauere Infos findet ihr direkt auf der Seite der Bank, nämlich hier klick.

Spenden auf Betterplace.org

Natürlich kann man auch über die größte Spendenplattform Deutschlands finanziell unterstützen. Auf Betterplace.org findet man derzeit sehr, sehr viele Sammeltöpfe. Eine Übersicht findet ihr hier klick. Wer sich, wie ich, nicht entscheiden oder mehreren Aufrufen gerecht werden kann, für den ist der Spendenaufruf der Plattform selbst etwas. Die gesammelten Gelder werden auf über ein Dutzend verschiedene Organisationen aufgeteilt. Hier findet ihr die Seite klick.

Technisches Hilfswerk unterstützen

Momentan rufen so eigentlich alle wichtigen Organisationen und Verbände, Zeitungen oder Radio- und Fernsehsender zum Spenden auf. Möglichkeiten gibt es also genug. Ich möchte an dieser Stelle nur eine Organisation hervorheben, die bei solchen Ereignissen wie etwa eine Hochwasserkatastrophe von unschätzbarem Wert ist. Das Technische Hilfswerk. Die Damen und Herren können nämlich etwas, das wir Ottonormalverbraucher nicht mal ansatzweise leisten können: hochprofessionell und vor allem verdammt schnell sehr effektiv tatkräftig helfen. Diese Menschen haben Extremsituationen trainiert, sind für Katastrophen geschult worden. Und zwar bei Katastrophen aller Arten im In- und Ausland. Ihre Arbeit macht es meist erst möglich, dass Helfer überhaupt an den Ort des Geschehens gelangen können. Wer sie mit einer Spende unterstützen möchte, findet weiterführende Infos hier klick.

Blick in der Ahrtal vor der Hochwasserkatastrophe
Es wird noch lange dauern, bis es an der Ahr wieder so aussieht. © Deutsches Weininstitut

Hochwasserkatastrophe: Die Zukunft im Blick

Eine Sache ist mir noch eine Herzensangelegenheit. Schlamm, Schutt und Geröll mögen schnell verschwinden, die Medien sich ab- und anderen Themen zuwenden. Nur, weil die Hochwasserkatastrophe in ein paar Wochen, vielleicht schon in ein paar Tagen, nicht mehr im Fokus stehen wird, hat sie Wunden hinterlassen, die nicht so schnell heilen werden. Und zwar bei Menschen wie auch der Natur. Deswegen behaltet die betroffenen Regionen im Blick. Schaut hin, wenn es die Öffentlichkeit nicht mehr macht. Wie wäre es mit einem Urlaub an der Ahr im nächsten Jahr? Oder im übernächsten Jahr? Wenn alles wieder aufgebaut, die Kassen aber noch leer sind. Und wenn dann die Winzer wieder Wein haben, dann kauft denen herrgottnochmal die Webshops leer. In unserer schnelllebigen Zeit ist das natürlich noch furchtbar lange hin. Aber man kann es ja mal im Auge behalten. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss weiter spenden gehen.

Copyright Titelbild: © Hans/Pixabay

*Dass dieser Text nicht mal im Ansatz kommerziell ist, versteht sich hoffentlich von selbst. Ebenso, dass er nur einen Teilaspekt der Hochwasserkatastrophe behandelt.

7 Kommentare

  1. Sehr nützlicher Beitrag, wie man helfen kann und was man lieber unterlassen sollte. Wichtig auch der Hinweis, dass Spätschäden noch nicht einzuschätzen sind. Habe den Artikel gern bei fb eingestellt.

    1. Vielen Dank, liebe Vera. Es ist ja nur menschlich, am besten sofort und direkt helfen zu wollen. Helfende Hände sind dringend nötig. Aber eben koordiniert und gesichert. Und auch hier gilt: in der Ruhe liegt die Kraft. Die Schäden sind noch nicht komplett einschätzbar. Was aber bereits feststeht: für den Wiederaufbau wird eine Menge Geld benötigt.

  2. Ein toller und vor allem wichtiger Beitrag Nicole, der auf eine besonders betroffene Branche in dieser Region aufmerksam macht. Ich habe bereits schon einmal gespendet, werde aber mir hier jetzt auch nochmal eine der Adressen raussuchen und einen kleinen Beitrag geben.

    Ich bin immer noch unendlich traurig, wenn ich diese Bilder und die armen Menschen sehe. Man kann nur hoffen, dass finanzielle Hilfe seitens des Staates auch schnell kommt und alle Betroffenen bestmöglich unterstützt werden.

    Deinen Beitrag werde ich natürlich auch mit Freude teilen!
    Liebe Grüße
    Stefan

    1. Vielen Dank, Stefan. Für deine Worte. Und vor allem für all deine Spenden! Mein allergrößter Respekt gilt den Menschen, die gerade vor Ort professionell helfen. Baufirmen, die mit schwerem Gerät Straßen freiräumen, Bagger, die Bäume von Hausdächern holen. Und all die Winzer aus anderen Regionen, die gerade an der Ahr sind, um ihre Kollegen dort zu unterstützen. Die Bilder machen fassungslos. Die Akuthilfe berührt mich zutiefst. Viele Winzer öffnen gerade auch ihre Schatzkammern (gereifte Weine) und verkaufen Pakete, deren Erlös zu 100% den Winzern an der Ahr helfen soll. Der Staat muss jetzt ran, keine Frage. Aber auch die privaten Gelder werden sehr helfen.

      1. Als gebürtiger Westfale und jemand der einige Freunde in den betroffenen Regionen hat, nimmt mich das ziemlich mit. Zumal man sich auch etwas in die Lage reinversetzen kann, da wir vor knapp zwei Wochen hier auch dicht an einer Überflutung vorbeigeschliddert sind. Obwohl wir auf knapp 400 m wohnen, war der Bach und das Wasser auf der Straße nur noch knapp einen Meter vom Haus entfernt. Da ich leider nach OP nicht selbst hochfahren und mitanpacken kann, versuchen wir mit Geld- und Sachspenden (Hygieneartikel werden ja jetzt dringend gebraucht) zu unterstützen. Und es ist ermutigend zu sehen, wie viele mitmachen oder die Trommel rühren. Das darf allerdings auch nicht aufhören, bis nicht auch dem letzten geholfen ist. Wie man jetzt in Berchtesgaden auch sieht, kann man schnell selbst in die gleiche Situation geraten.

        1. Da hast du echt nochmal einen ganz anderen Bezug. Leider. 😞 Und genau das: auch in ein paar Wochen und Monaten wird noch Hilfe nötig sein.

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