Bildcollage unterschiedlicher Klimazonen, um die Klimaklassifikation zu veranschaulichen

Klimaklassifikation im Weinbau – ein Überblick

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen kontinentalem, maritimen und mediterranen Klima? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns die sogenannte Klimaklassifikation anschauen. Los geht’s!

Wenn man sich mit der Klimaklassifikation beschäftigen möchte, muss man sich erst einmal von verwandten Themen etwas abgrenzen. Sonst kann da schnell was durcheinander geraten. Denn die Klimaklassifikation ist zum Beispiel kein Synonym für Weinbauzone. Also die Zonen A, B und C, in die die Weinbauwelt so eingeteilt ist – mit Unterbereichen beim C. Denn die definieren tatsächlich nur die klimatischen Kriterien von kalt (Zone A) bis warm (Zone C). Weitere Faktoren werden hier außer Acht gelassen.

Und dann gibt es natürlich noch den Unterschied zwischen Klima und Wetter. Unter Klima versteht man die durchschnittliche Witterung in einer bestimmten Region über einen längeren Zeitraum hinweg. Dadurch wird vorgegeben, welche Rebsorte wo überhaupt angebaut werden kann. Nur mal als Beispiel: in Deutschland ist es (noch) zu kühl, um rote Trauben mit einer dicken Beerenschale zuverlässig reifen zu lassen. Deswegen findet man hier noch sehr selten Cabernet Sauvignon. Auf der anderen Seite gibt es hierzulande aber auch Regionen, in denen es für Riesling langsam aber sicher zu warm wird. Bestes Beispiel ist da etwa Baden, wo nicht ohne Grund die Burgunder-Sorten im Vordergrund stehen. Das Wetter hingegen entscheidet immer wieder neu über Wohl und Wehe eines Weinjahrgangs. Zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu feucht, zu viel Hagel – das alles gehört zum Wetter.

Bildmontage Klimaklassifikation: verdörrte Erde mit totem Baum, dann ein Feldweg und auf der anderen Seite eine grüne Wiese mit Mohnblumen
Das Klima spielt eine wichtige Rolle für die Vegetation. ©ELG21/Pixabay

Faktoren für die Klimaklassifikation

Trotzdem gehören Klima und Wetter irgendwie zusammen. Denn das Wetter ist nun mal ein entscheidender Faktor im Weinbau. Auch, wenn es nicht in jedem Klima eine wichtige Rolle spielt. Was uns also endlich zur Klimaklassifikation selbst bringt. Folgende Faktoren spielen bei der Definition eine Rolle:

  • Temperatur
  • Kontinentalität
  • Niederschlag
  • Sonnenintensität

Generell muss man also erst einmal die Temperatur einordnen – eine Gemeinsamkeit mit den Weinbauzonen, auf die hier dann auch zurückgegriffen wird. Dafür nimmt man den jeweiligen Mittelwert während der Wachstumsperiode im Weinbau. Also April bis Oktober auf der Nordhalbkugel und Oktober bis April in der südlichen Hemisphäre. Daraus ergeben sich dann grob vier unterschiedliche Klimata:

  • Kühles Klima: Mittelwert von 16,5 °C oder weniger
  • Gemäßigtes Klima: Temperaturen zwischen 16,5 und 18,5 °C
  • Warmes Klima: Mittelwerte zwischen 18,5 und 21 °C
  • Heißes Klima: eine Durchschnittstemperatur über 21 °C
Nahaufnahme eines Holzthermometers
Spielt bei der Klimaklassifikation eine wichtige Rolle: Temperatur. © geralt/Pixabay

Klimaklassifikationen im Überblick

Bei der Klimaklassifikation ist aber nicht nur die generelle Durchschnittstemperatur während der Wachstumsperiode entscheidend, sondern auch die Temperaturdifferenz zwischen Sommer und Winter sowie Tag und Nacht. Diese Unterschiede werden unter dem Begriff Kontinentalität zusammengefasst. Je größer die Differenz, desto höher die Kontinentalität. Niederschlag und Sonneneinstrahlung können die Kontinentalität zusätzlich beeinflussen. Große Gebirgsketten halten zum Beispiel viel Regen ab, können mit ihrem Schatten aber auch für zusätzliche Kühlung sorgen – und für weniger Sonneneinstrahlung. 

Irgendwie hängt alles miteinander zusammen. Natur halt. Auf den ersten Blick mag das ziemlich verwirrend sein. Zum Glück muss man aber nicht selbst alle Parameter ermitteln und dann zusammensetzen, um dann auf eine Klimaklassifikation zu kommen. Das haben Experten bereits gemacht. Und dank denen kann man den Weinbau grob in vier unterschiedliche Klimata einteilen:

  • Kontinentalklima
  • Maritimes Klima
  • Mediterranes Klima
  • Tropisches Klima

    Moselschleife in Deutschland, wo laut Klimaklassifikation Kontinentalklima herrscht
    Moselschleife: Hier herrscht kontinentales Klima. © Saubär/Pixabay

Kontinentalklima

Hier ist der Name Programm, denn die Kontinentalität ist bei dieser Klimaklassifikation am stärksten ausgeprägt. Zwischen Sommer und Winter gibt es extreme Temperaturunterschiede. Oft auch zwischen Tag und Nacht. Ein weiteres Merkmal für das Kontinentalklima sind kurze Sommer, die spät beginnen und recht abrupt enden. Außerdem kann das Wetter im Sommer Jahr für Jahr sehr stark variieren. Mal ist es etwa so heiß, das Trockenheit zu einem großen Problem wird und zusätzliche bewässert werden muss. Dann wiederum kann die gesamte gesamte Vegetationsperiode derart kühl und verregnet sein, dass die Trauben kaum reif werden.

Das kommt euch bekannt vor? Kein Wunder! Denn genau dieses Kontinentalklima prägt den Weinbau in Deutschland. Vor allem in den richtig kühlen Regionen wie Ahr oder Mosel. Baden kommt da schon besser weg. Weil die Sommer beim kontinentalen Klima kurz sind, setzt man hier vor allem auf Rebsorten, die spät austreiben und früh reifen. Wie zum Beispiel Riesling. Der Vorteil bei spät austreibenden Sorten: der Spätfrostkelch kann an ihnen vorbeigehen.

Dass das durchaus wichtig ist, sieht man etwa an kühlen Gegenden wie etwa der Champagne oder das Chablis im Burgund. Da stehen nicht ohne Grund die Heizöfen zwischen den Rebzeilen. Hier kommt es nämlich regelmäßig zu späten Frösten im Frühling. Und weil im Chablis ja nun mal nur Chardonnay angebaut wird, diese Rebsorte aber mittelfrüh austreibt, muss man da oft Katastrophen verhindern. Geht man nach der Klimaklassifikation wäre da also eine andere Rebsorte vielleicht (noch) besser. Aber Tradition ist nun mal auch Tradition.

Front vom Château Margaux im Bordeaux
Im Bordeaux (hier: Château Margaux) herrscht ein maritimes Klima. © ColinB/Pixabay

Maritimes Klima

Im Gegensatz zum Kontinentalklima hat das maritime Klima nur eine geringe Kontinentalität. Sprich: die Schwankungen zwischen Sommer und Winter sind eher sanft. Generell sind hier die Temperaturen eher gemäßigt, je nach Region manchmal auch kühl. Das kommt durch den Regen, der sich in der Regel gleichmäßig übers Jahr verteilt. Der Vorteil: Die Trauben können bis weit in den Herbst hinein am Rebstock hängen bleiben und ausreifen. Der Nachteil: kommt der Regen verstärkt im Frühjahr oder Spätsommer vor, kann das entweder die Blüte und den Fruchtansatz behindern oder aber die Traubengesundheit kurz vor der Weinlese beeinträchtigen. Pilzkrankheiten können sich so etwa schneller ausbreiten. Oder aber die Beeren schwellen durch den Regen zu stark an, wodurch die Aromen verwässern.

Ein typisches Weinbaugebiet mit maritimen Klima ist das Bordeaux. Was dann auch ein Kuriosum erklärt. Neben Merlot ist hier ja Cabernet Sauvignon die Haupttraube. Für die wäre es im Bordeaux eigentlich zu kühl, um verlässlich auszureifen. Durch den langen Sommer klappt das dann aber meistens doch. Zumal die Kiesböden in einigen Appellationen die Sonnenwärme speichern und so für einen Reifeschub sorgen. Ihr seht: die Klimaklassifikation mag wichtig sein, ist aber kein allgemeingültiger Heiliger Gral, nach dem man sich stur zu richten hat, weil halt auch noch andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen.

Blick aufs Mittelmeer von einer griechischen Taverne aus
Ohne Worte: So geht mediterranes Klima. © Maxmaus/Pixabay

Mediterranes Klima

Während beim kontinentalen und maritimen Klima aufgrund der schwankenden Wetterverhältnisse die Weinjahrgänge sehr unterschiedlich sein können, merkt man da beim mediterranen Klima kaum Unterschiede. Und eh: die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sind eher gering. Auch die Differenz zwischen Tag und Nacht ist nicht so krass. Die Sommer sind lang, warm und trocken. Und das auch sehr verlässlich. Auch gibt es nur einen geringen Niederschlag. Das alles sorgt Jahr für Jahr für sehr gleichbleibende Weinqualitäten.

Wie ihr es euch wahrscheinlich schon denken könnt, findet man das mediterrane Klima vor allem im Mittelmeerraum. Ob nun der Süden von Spanien oder Frankreich, Italien oder Griechenland – auf alle diese Länder trifft diese Klimaklassifikation zu. Wenn wir Richtung Übersee gucken, dann finden wir zum Beispiel in Chile, Südafrika oder Südostaustralien ein mediterranes Klima. Ebenso wie in weiten Teilen der kalifornischen Küste. Wahrscheinlich habt ihr jetzt auch schon eine genaue Vorstellung vom Geschmack der Weine. Denn viel Sonne und Wärme sorgen für vollmundige und kraftvolle Weine, die wenig Säure, dafür aber viel Alkohol haben. Wer gerne Power im Glas hat, ist hier bestens aufgehoben.

Tropischer Dschungel mit Blick auf Wasser
Selbst in tropischen Ländern wie etwa Thailand wird inzwischen Wein angebaut. © Erik_Kartis/Pixabay

Tropisches Klima

Kommen wir zur letzten Klimaklassifikation, die im Weinbau noch eine absolute Nebenrolle spielt. Das tropische Klima. Je näher man dem Äquator kommt, desto schwieriger wird der Weinbau. Entweder ist es zu heiß und zu trocken oder aber zu feucht und zu warm. Bei der einen Variante würden Reben einfach aufgrund des Wasserstresses sterben – oder man bräuchte enorme Ressourcen für eine künstliche Bewässerung und hat eine Vorliebe für Weine, die einen extrem hohen Alkoholgehalt haben und stark nach Marmelade schmecken. Ist es aber zu feucht, haben Pilzkrankheiten aller Arten freie Bahn. So viel könnte man gar nicht spritzen, um dem Herr zu werden.

Und trotzdem gibt es in den Tropen Ausnahmen. Denn liegt ein Weinbaugebiet hier sehr hoch (= kühler) und sind die Niederschlagsmengen etwas abgemildert, kann eine Rebe sich durchaus wohl fühlen. Das Problem: beim tropischen Klima gibt es keine Spur von Kontinentalität. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind marginal – und zwischen Sommer und Winter erst gar nicht existent. Genau hier liegt der Hund begraben. Denn ohne niedrige Temperaturen im Winter geht ein Rebstock nicht in die dringend benötigte Winterruhe, um sich zu regenerieren.

Statt einer Lese kann es so zum Beispiel in Thailand vorkommen, dass zwei- manchmal auch dreimal im Jahr geerntet werden muss. Die Rebe ist also im Dauereinsatz, was sie nicht nur auslaugt, sondern sich auf die Qualität der Trauben auswirkt. Genau aus diesem Grund spielen Weine aus dem tropischen Klima hierzulande noch nicht wirklich eine Rolle. Was aber nichts daran ändert, dass in Ländern wie Thailand Weinbau betrieben wird. Uff, so viel zum Thema Klimaklassifikation.

Copyright Titelbild: © TweSe/Pixabay

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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