Korkschmecker sieht man leider nicht

Korkschmecker: Ursache, Wirkung – und was man dagegen machen kann

Er ist wohl nach wie vor der häufigste Weinfehler überhaupt – der Korkschmecker. Dieser Fehlton kann einem den Weingenuss gründlich verderben. Doch wie entsteht er? Und kann man ihn auch wieder loswerden?

In den vergangenen beiden Wochen hatte ich etwas Pech: gleich drei Korkschmecker innerhalb von nur 12 Tagen! Gut, so ein Korkton kommt mir immer mal wieder unter. Aber nicht so geballt. Bei dem einen Wein war es nicht ganz so tragisch für mich, weil ich noch zwei weitere Jahrgänge hatte, die ich (wie geplant) miteinander vergleichen konnte. Als dann aber ein Pinot Noir vom Weingut Schloss Halbturn aus dem Jahr 2006, der das Highlight unseres Weinclub-Tastings werden sollte, korkte, musste ich tatsächlich mal kurz die Drama-Queen geben und war knapp vor der Heulgrenze.

Denn gerade bei gereiften Weinen ist so ein Korkschmecker wirklich etwas tragisch. Da lagert man einen edlen Tropfen jahrelang fachgerecht, freut sich auf den Genuss – und hat dann nichts als modrigen Keller und Schimmel in der Nase. Klar, wenn man den Wein beim Händler, bei dem man ihn gekauft hat, beanstandet, bekommt man ihn in der Regel ersetzt. Oder beim Winzer, so man ihn dort erworben hat. Die meisten sind diesbezüglich schließlich versichert. Aber das Geld bzw. die Ersatzflasche können das jahrelange Warten auf den richtigen Trinkzeitpunkt eben nicht wettmachen. Und dann war da gestern noch dieser Chianti Classico, der perfekt zu unserer Pasta gepasst hätte – wenn er da nicht der Korkton gewesen wäre …

Durch Korken verursachter Korkgeschmack fällt erst auf, wenn es schon zu spät ist
Korkgeschmack kann man einem Korken leider nicht ansehen ©StockSnap/Pixabay

Zauberwort TCA: So entsteht Korkschmecker

Aber wie kann es eigentlich zu einem Korkschmecker kommen? Nun, die Wege sind unterschiedlich. Verursacher ist das sogenannte TCA. Trichloranisol. Das entsteht, wenn chlorhaltige Substanzen mit dem Phenol im Naturkorken in Berührung kommen. Die chemische Reaktion mag noch so klein sein – die Auswirkung indes riesig. Kleinste Mengen reichen schon, um einen Wein später nachhaltig zu verderben.

Früher haben Verschlusshersteller Korken gebleicht. Inzwischen wird dafür Wasserstoffperoxid verwendet. Die Menge an fehlerhaften Korken ist dadurch allerdings nicht zurückgegangen. Gehen wir also noch einen Schritt weiter zurück und gucken mal, wo die Wurzeln des Korktons liegen könnten. Da gibt es nämlich gleich mehrere Möglichkeiten.

Umgekipptes Weinglas mit Korken
Ob wohl einer von den Korken mit TCA verseucht ist? ©Gadini/Pixabay

Korkton: Vom Baum, vom Hersteller und vom Winzer

Die meisten Korkeichen, die ihre Rinde für Weine hergeben, findet man auf der Iberischen Halbinsel. Portugal vor allem. Aber auch Spanien und so. Früher, als da noch heftigst mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wurde, gab es wohl vermehrt Korken, die den berühmt-berüchtigten Fehlton im Wein ausgelöst haben. Inzwischen hat man aber auch herausgefunden, dass die Waldbrände, die es da immer mal wieder gibt, TCA durchaus Vorschub leisten können.

Ein weiterer Grund kann aber auch mangelnde Hygiene sein. Nicht nur beim Verschlusshersteller, sondern auch beim Winzer. Womit wir jetzt beim Thema Holzschutzmittel wären. An dieser Stelle kommt dann Tetrachloranisol (TeCA) ins Spiel, das entsteht, wenn Naturkorken zu lange mit eben Holzschutzmittel in Berührung kommen.

Jeder Naturkorken kann von einem Korkschmecker betroffen sein
Nicht nur Naturkorken können von einem Korkschmecker betroffen sein ©Evondue/Pixabay

TCA kann auch Schraubverschlüsse verseuchen

Das ist jetzt wahrlich keine Generalanschuldigung! Die meisten Winzer wissen nämlich längst, dass Holzschutzmittel Korken nicht direkt berühren braucht, um sie zu verseuchen. Wurden in einer nicht eben gut belüftbaren Halle gerade Weinfässer mit Holzschutzmittel behandelt und in unmittelbarer Nähe Naturkorken aufbewahrt, dann reicht das schon.

Oder aber eine Palette, auf der noch Spuren vom Holzschutzmittel sind – und auf der dann die Naturkorken transportiert werden. Mal ganz abgesehen von Schraub- und anderen Verschlüssen. Denn hat sich das TCA erst einmal gebildet, können auch andere Verschlussarten, die damit in Berührung kommen, kontaminiert werden. Dass Schrauber davor gefeit sind, ist also ein Ammenmärchen. Trotzdem steigen immer mehr Winzer gerade bei ihren höherwertigen Weinen auf Drehverschlüsse um. Einer der Pioniere war im Jahr 2003 übrigens Winzer Johannes Hirsch aus dem Kamptal.

Auch in der Nahaufnahme kann man einem Korken den Korkschmecker nicht ansehen
Ein genauer Blick alleine reicht halt nicht, um Korkschmecker zu vermeiden ©445693/Pixabay

Fazit: Wer ist Schuld am Korkton?

Ihr seht: die Kontaminationsmöglichkeiten sind echt vielfältig. Winzer wissen das – und sind dementsprechend vorsichtig. Ist dadurch automatisch der Korkenhersteller der Buh-Mann? Auch hier gilt das gleiche wie für den Winzer: die haben Schutzmaßnahmen. Dann ist also doch die Korkeiche Schuld? Kann sein, muss aber nicht. Es gibt einfach zuviele Stellen, an denen eine kleine Unachtsamkeit passieren kann.

Jetzt könnte man den Winzern natürlich raten, einfach in teure Hightech-Korken zu investieren. Stichwort Amorin. Die prüfen ihre Naturkorken derart aufwendig, dass sie TCA-Freiheit garantieren. Natürlich kostet das dementsprechend. Selbiges gilt für Diam. Gut, hier verlassen wir den Bereich der Natur und kommen zum Kunstkork. Aber auch der soll resistent sein. Und teuer. Das mag sich für einen Icon-Wein lohnen. Der kleine Lagen-Riesling von nebenan für 10 oder 12 Euro würde den Preisanstieg aber nicht mitmachen. Dann lieber doch gleich ein anderer Verschluss. Womit wir wieder beim Schrauber wären …

TCA im Korken kann man schmecken - als Korkschmecker
Kunst- vs. Naturkorken – aber beide können TCA haben ©pixel2013

Was kann man gegen Korkschmecker machen?

Bleibt nur noch die Frage, ob es irgendwelche Mittel gibt, mit denen man den Korkton im Wein beseitigen kann. Also diesen extrem muffigen Kellergeruch. Ein Tipp, der immer wieder auftaucht: Frischhaltefolie. Also den Wein karaffieren oder dekantieren (je nachdem, ob jung oder alt) und dann großzügig saubere (!) Frischhaltefolie hineinpacken. So für 30 Minuten.

Einige Weinliebhaber schwören darauf. Auch ich höre regelmäßig von phänomenalen Erfolgen. Höre. Denn so oft ich es auch versucht habe – bei mir hat dieser Trick noch nie funktioniert. Der Muff ist geblieben. Ich glaube da dementsprechend nur an ein positives Ergebnis, wenn ich mir mit der Folie Nase und Zunge vor dem Korkschmecker schützen würde. 😉

Ob Kunstkork oder Naturkork, ein Korkschmecker kann beide treffen
Natur- und Kunstkorken können eine friedliche Koexistenz führen ©couleur/Pixabay

Was es sonst so für Möglichkeiten gibt

Falls das bei euch auch so sein sollte, bleibt dem edlen, aber verseuchten Tropfen nur noch ein Weg: den hinab in den Ausguss. Bitter, aber wahr. Wobei es da tatsächlich noch die theoretische Möglichkeit einer Zweitverwertung gibt. Denn angeblich soll man korkenden Wein noch zum Kochen verwenden können. Da TCA nämlich keine thermostabile Verbindung ist, verkocht es bei etwa 50°C. Nun bin ich persönlich ja ein kleiner Weinspießer und folge der Regel, nur Wein ins Essen zu schütten, den ich auch selbst trinken würde. Ich kann da also nicht sagen, dass man damit tatsächlich einen Korkschmecker wegbekommt.

Jetzt aber mal zu euch: Wie häufig begegnet euch in eurem Weinleben dieser vermaledeite Korkton? Und wie geht ihr damit um? Tragik pur? Oder aushaltbar? Und was haltet ihr von alternativen Verschlüssen wie Kunstkork oder Schrauber? Ich bin auf eure Meinung gespannt!

Copyright Titelbild: ©weinstock/Pixabay

* Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen alleine Service-Zwecken.

2 Kommentare

  1. …ich hab’s ja an anderer Stelle schon mal angeführt, daß meine persönliche Erfolgsquote bei der Frischhaltefolien-Methode bei ca. 1 von 3 liegt. Hat eher bei weißen als bei roten Sachen geklappt, eher bei jüngeren als bei älteren Weinen. Man bekommt auch häufig den Korkmuff beim Bukett ganz weg, muß dann aber ggf. feststellen, daß das TCA auch sonst ordentlich in der Flasche herumgewütet hat und trotz Muff-Freiheit kein wirklich animierendes Getränk übrig bleibt. Aber eher jungen Weinen mit mäßigem Befall würde ich’s in jedem Fall probieren, auch wenn der Erfolg natürlich nicht garantiert ist.

    1. Mega Rettungs-Quote, wie ich finde. 👍 Bei dem Riesling hätte ich es wirklich probieren sollen. War mein erster jüngerer Weißwein mit TCA. Wobei mir gerade auffällt, dass bei mir vor allem Rotweine – jung & gereift – Korkschmecker haben. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich bei Weiß viele Schrauber habe. Und die waren bis dahin alle sauber.

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