Liegende Weinflaschen in einem Glasregal präsentiert

Lichtgeschmack: Ein vermeidbarer Weinfehler

Weinliebhaber reden nicht gerne über sie, um sie nicht zu heraufzubeschwören. Denn niemand möchte etwas mit ihnen zu tun haben: Weinfehler. Vor ihnen kann man sich nicht schützen. Meistens. Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine davon ist der Lichtgeschmack.

Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Wein oder gar Schaumwein im Supermarkt gekauft habe – oder gar im Discounter (da kann ich mich nicht mal an meinen letzten Besuch überhaupt erinnern). Versteht mich nicht falsch: Einige Supermärkte haben inzwischen richtig tolle Weinabteilungen, die schick eingerichtet sind, die durch eine große Vielfalt beeindrucken und die auch noch von gut ausgebildeten und geschulten Weinprofis liebevoll gepflegt werden. Aber hey, mal ehrlich: solche Weinabteilungen sind immer noch eine Ausnahme. Leider ist noch viel zu häufig das lieblose Metallregal der Standard, das direkt im gleißenden Licht der Supermarktbeleuchtung steht.

Und genau das ist der Knackpunkt. Das Licht. Da ist es übrigens egal, ob Tages- oder künstliches Licht. Wenn nicht gerade Super-Trouper-Spezial-LEDs zum Einsatz kommen, dann geben Sonne wie Lampen UV-Licht ab. Und das ist Gift für Wein (und für Bier und Milch, aber um die soll es hier heute ausnahmsweise mal nicht gehen). Vor allem, wenn dieser nicht in dunklen, sondern in weißenFlaschen abgefüllt wurde. Braune und dunkelgrüne Weinflaschen halten nämlich einen Großteil des UV-Lichts ab.

Weibliche linke Hand im Sonnenlicht, sodass ein Regenbogen auf der Handfläche sichtbar ist
Gut für den Menschen, schlecht für den Wein: Sonnenlicht ©cm_dasilva/Pixabay

So schnell entsteht Lichtgeschmack

Je heller aber eine Flasche, desto mehr UV-Strahlen können eindringen. Was dann folgt, ist eine chemische Reaktion, durch die ein Wein Schwefelverbindungen wie Dimethylsulfid, Dimethyldisulfid oder Methzanthiol entwickelt. Das Resultat wird Lichtgeschmack genannt. Oder Käseln. Nicht ohne Grund übrigens. Denn ein so geschädigter Wein kann wie sehr strenger Käse riechen. Also noch übler als der berühmte Korkschmecker. Weitere Noten sind abgestandenes Wasser, muffiges Abflussrohr oder halt einfach ein fauliger Gestank. Und der kann schneller entstehen, als einem lieb ist.

Es braucht nämlich nur fünf Tage direkte Lichteinstrahlung, um einem wunderschönen Wein so den Todesstoß zu versetzen. Bei Schaumweinen dauert es sogar nur einen Tag, um ihn dauerhaft mit Licht zu schädigen. Nicht ohne Grund hat der Roederer Cristal, dessen Markenzeichen ja unter anderem eine transparente Flasche ist, noch eine zusätzliche UV-Schutzfolie. Die haben die meisten Supermarkt-Weine leider nicht. Klar, wenn eine Weinabteilung gut betreut wird, ist man als Weingenießer auf der sicheren Seite. Aber wenn gerade durchsichtige Flaschen sich in Massen lieblos im Discounter-Regal stapeln … nun ja.

Weinflaschen in einem Geschäft unter direktem UV-Licht
Helle Weinflaschen direkt unter künstlichem Licht? Keine gute Idee! ©photosforyou/Pixabay

Licht aus für den Weingeschmack!

Wie bei der Temperatur (immer schön konstant, bitte, bei vorzugsweise zwischen 10 und 12°C) kann man in den eigenen vier Wänden auch in Sachen Licht viel machen. Es ergibt schon Sinn, Wein am besten an einem Ort zu lagern, der nicht nur kühl ist und eine optimale Luftfeuchtigkeit hat, sondern der auch noch dunkel ist. Da man seinen eigenen Weinkeller nicht dauerbeleuchtet, spielt es auch meist keine Rolle, was für Lampen zum Einsatz kommen.

Wer jetzt aber reflexartig an all die edel aussehenden und begehbaren Glasweinschränke in schicken Restaurants denkt, und Schnappatmung ob der künstlichen Dauerbeleuchtung bekommt … Keine Panik! Diese Weinvitrinen aus Glas sind in der Regel mit Neolux-LEDs ausgestattet, die kein bzw. so gut wie kein UV-Licht abgeben. Sie wurden extra für diese Art der Weinlagerung entwickelt, damit der Lichtgeschmack sich eben erst gar nicht entwickeln kann. Denn wie ihr seht, ist dieses Käseln ein Weinfehler, den man selbst durchaus vermeiden kann. In diesem Sinne: Flaschen weg vom Fenster. Und Licht aus!

Copyright Titelbild: ©pixel2013/Pixabay

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2 Kommentare

  1. …im Prinzip ist das alles richtig, allerdings fehlt mir bei vielen der kolportierten Zahlen dann doch der Glaube. Wenn man nämlich mal nachforscht, welche der ganzen Zahlenwerke auch -zumindest einigermaßen- wissenschaftlich belegt sind, trennt sich die Spreu vom Weizen recht schnell. Bei z.B. den Lagertemperaturen findet man -wenn einigermaßen belastbar, auch empirisch ermittelt- „Unbedenklichkeitsspannen“ im Bereich von ca. 5 bis 20 °C. In einer Art „Grenzwertolympiade“ (für die meiner Wahrnehmung nach besonders wir Deutschen recht anfällig sind) wird dann bei jeder Weiterverwendung des Zahlenwerks einer oben d’rauf gesetzt und am Ende werden dann 10 bis 12 °C d’raus, die natürlich insbesondere von der Klimaschrankindustrie gerne drohend hochgehalten werden. Das ist bei Licht und Feuchte sowie Erschütterung genauso. Vor allem Licht hat natürlich unbestritten einen negativen Einfluß auf den Wein, der Grad dessen wird m.E. aber weit übertrieben. Wenn die ganzen genannten „Zerstörungszeiträume“ stimmen würden, wären meine „Käsel-Erlebnisse“ bei Wein wahrscheinlich um mindestens zwei Zehnerpotenzen größer.
    Deshalb: wenn man Wein nicht wirklich „extrem“ lagert, ergeben sich in der Regel auch keine Probleme, ich traue mich auch zu behaupten, daß mindestens 95 % aller deutschen Keller für die Weinlagerung ohne größeren Aufwand problemlos geeignet sind. Und bezüglich Licht: die Flaschen einfach im Karton lassen. Nur wer in einer Mansardenwohnung ohne Keller leben muß, sollte vielleicht doch über einen Klimaschrank (ohne Glastür) nachdenken…

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