Méthode traditionnelle: Schaumweinflaschen stecken in einem Rüttelpult, die abstorbene Hefe ist deutlich zu sehen

Méthode traditionnelle: Das steckt hinter dem Begriff

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Méthode traditionnelle beim Schaumwein? Und gibt es eigentlich einen Unterschied zur Méthode champenoise? Hier erfährst du es!

Nicht alles, was kompliziert klingt, muss auch kompliziert sein. Genauso verhält es sich in diesem Fall. Denn Méthode traditionnelle ist tatsächlich nur der französische Fachausdruck für traditionelle Flaschenglärung. Wenn du einen dieser beiden Begriffe auf dem Etikett einer Schaumweinflasche liest, dann fand die zweite Gärung also ganz klassisch in genau der Flasche statt, in der der Prickler dann auch verkauft wird. Da ist es letztlich ganz egal, ob die Hefe direkt nach der Gärung entfernt wurde, oder ob der Schaumwein noch neun oder mehr Monate oder sogar mehrere Jahre oder Jahrzehnte auf den abgestorbenen Hefezellen ruhte. Die Bedingungen für die Méthode traditionnelle sind also so schwierig nicht zu stemmen. Kommen wir jetzt mal zu den feinen Unterschieden zu anderen Begrifflichkeiten.

Denn in letzter Zeit wurde ich immer mal wieder gefragt, wie sich die Méthode traditionnelle von der Méthode champenoise unterscheiden würde. Auch hier ist die Antwort erst einmal einfach: gar nicht! Tatsächlich ist Méthode traditionnelle lediglich ein Synonym von Méthode champenoise. Und zwar ein dringend nötiges. Und das hat was mit Markenrechten zu tun. Fast jedes Weinbaugebiet dieser Welt, das eine geschützte Herkunftsbezeichnung hat, hat auch einen offiziellen Verband, der sich um die Interessen dieses Gebietes kümmert. In der Champagne ist das eben das Comité Champagne. Und das ist, wenn es um die Markenrechte geht, recht streng. Wird auch nur ansatzweise der Name Champagner für irgendwas verwendet, das nicht aus der Champagne stammt, kann man direkt mit einer Klage aus Frankreich rechnen.

Ein tätowierter Männerarm hält ein Glas Sekt in der Hand
Entscheidend ist der Geschmack. © Deutsches Weininstitut

Aus Méthode champenoise wird die Méthode traditionnelle

Nun bedeutet Méthode champenoise ja nichts anderes als Champagner-Methode. Und damit ist dann wiederum die traditionelle Flaschengärung gemeint, die in der Champagne ja verpflichtend ist. Jetzt wird es ein wenig verzwickter. Denn ursprünglich kam aus der Champagne nicht nur Champagner, sondern auch Crémant. Diesen Begriff konnte man sich nicht schützen lassen. Also gab man ihn in den 1990er-Jahren offiziell ab. Dafür sicherte sich das Comité innerhalb der Europäischen Union aber das Marken- und Namensrecht für den Begriff Méthode champenoise. Außerhalb der Champagne darf die Herstellungsmethode also nicht mehr so genannt werden.

Nun werden ja aber überall auf der Welt Schaumweine genau so bereitet. Die Winzer guckten dementsprechend erst einmal ratlos. Was tun? Zum Glück fand man schnell eine Lösung. Nämlich mit der Bezeichnung Méthode traditionnelle. Traditionelle Methode. Sprich: zweite Gärung auf der Flasche, in der der Schaumwein dann auch verkauft wird. In Deutschland nutzen Winzer für ihre Sekte und Crémants deswegen diesen Begriff. Oder deutschen ihn eben mit “traditionelle Flaschengärung” ein. Von Méthode champenoise redet außerhalb der Champagne in der Europäischen Union also niemand mehr. Blickt man gen Übersee, sieht das schon anders aus. Denn so lang reicht der Arm des Comité (noch) nicht. Tatsächlich gibt es zum Beispiel in den Vereinigten Staaten Schaumweine, die sich nach wie vor Champagner nennen dürfen. Einfach, weil sie es rechtlich noch können.

Schaumweinflaschen werden per Hand gerüttelt
Beim Weingut Barth findet das Rütteln per Hand statt. © Deutsches Weininstitut

Traditionelle Flaschengärung versus Flaschengärung

Für den deutschen Markt ist es also tatsächlich per Gesetz verbindlich, den Begriff Méthode traditionnelle zu verwenden. Und um nicht ganz so elitär zu wirken und ein breiteres Publikum anzusprechen, liest man auch immer häufiger traditionelle Flaschengärung. Genau hier lauert dann ein weiterer Fallstrick. Denn schließlich gibt es auch Sekte, auf deren Etikett nur Flaschengärung steht. Traditionell wurde in diesen Fällen nicht aus Platzgründen weggelassen, sondern hat tatsächlich eine andere Bedeutung!

Hier findet die zweite Gärung zwar in der Flasche statt, aber man spart sich das doch recht aufwendige und damit teure Degorgieren (entfernen der Hefe direkt aus der Flasche). Wie das geht? Ganz einfach: Man füllt den fertigen Schaumwein in einen großen Drucktank, wo man filtert und die Hefe entfernt. Dann geht’s zurück auf die Flasche, die eben nicht die Originalflasche ist wie bei Schaumweinen, die nach der Méthode traditionnelle bereitet wurden. Dieses sogenannte Transvasierverfahren geht schneller und ist sehr viel kostengünstiger.

Ein Glas Sekt, das nach der Méthode traditionnelle bereitet wurde, steht auf einem Schminktisch
Méthode traditionnelle oder Transvasierverfahren? Einem Schaumwein sieht man das nicht an! © Deutsches Weininstitut

Auch bei der Méthode traditionnelle ist nicht alles Handarbeit

Dadurch denkt man ja automatisch, dass der Sekt dadurch qualitativ minderwertiger ist. Doch das ist durchaus ein Trugschluss. Natürlich ist das Transvasierverfahren bestens für die Massenproduktion geeignet. Aber mal ehrlich: solche Schaumweine würden qualitativ auch mit der Méthode traditionnelle den Kürzeren ziehen. Wenn aber hochwertiges Traubenmaterial genommen wurde und eine sehr sorgfältige Vinifikation vorher stattfand, kann man es tatsächlich nicht schmecken, ob nun die Flasche degorgiert wurde oder ob das Transvasierverfahren herhalten musste.

Auch ist es ein Trugschluss, mit dem Begriff “traditionelle Flaschengärung” automatisch mit mehr Handarbeit zu verbinden. Denn das Abrütteln der Hefe findet nur noch in kleineren Betrieben per Hand statt. Egal, ob französisches Champagner- oder deutsches Sekthaus – ab einer bestimmten Produktionsmenge übernehmen diese Arbeit Maschinen. Dank der sogenannten Gyropalettes kann dieser Vorgang schnell und vor allem vollautomatisch gemacht werden. Selbiges gilt auch für das Degorgieren. Und auch hier ist es nicht schmeckbar, ob diese beiden Arbeitsschritte von Hand oder mechanisch stattfanden. Der einzige Unterschied: es ist nicht ganz so romantisch. 😉

Copyright Titelbild: ©Deutsches Weininstitut

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