Rebsorten in Deutschland: Welche Trauben liegen im Trend?
Riesling ist der unangefochtene Star hierzulande. Doch die Burgundersorten holen kräftig auf. Und einen großen Verlierer gibt es ebenso wie einen unglaublichen Überflieger. Schauen wir uns mal an, welche Rebsorten in Deutschland besonders gefragt sind.
Man kann es drehen und wenden wie man will. Wenn es um Rebsorten in Deutschland geht, kommt man um Riesling nicht herum. Sage und schreibe 40 Prozent des weltweit angebauten Rieslings sind in Deutschland zu finden! Tendenz übrigens steigend. Im Jahr 2005 gab es hier knapp 20.800 Hektar mit der Sorte. Bis 2018 wuchs die Fläche auf 23.960 Hektar an. Das ist mal eine Bank! Aber natürlich ist Riesling nicht alles. Es werden etwa 140 verschiedene Rebsorten in Deutschland angebaut. Von denen sind allerdings nur etwa gut 20 tatsächlich relevant.
Falls sich das jetzt viel anhören sollte – nun ja. Weltweit gibt es etwa 10.000 verschiedene Rebsorten. 2.500 davon sind für den Weinbau zugelassen. Nun kann man nur bedingt gut von der Welt auf Deutschland schließen. Nehmen wir also mal mit Italien einen konkreten Ländervergleich. Dort kommt man nämlich auf gut 2.000 unterschiedliche Trauben, von denen 400 relevant sind. Und jetzt wir mit 140. Da ist eindeutig noch Luft nach oben. Aber hey, wir Deutschen lieben halt unseren Riesling und unsere Burgundersorten. Da bedienen die Winzer:innen also quasi nur den Markt. Schauen wir uns mal an, wie die generelle Verteilung von Rebsorten in Deutschland aktuell so aussieht. Guckt man nämlich genauer hin, fallen ein paar interessante Veränderungen auf.
Rebsorten in Deutschland: Verlierer und Gewinner
Nach Riesling mit seinen 23.960 Hektar liegt die weiße Traube Müller-Thurgau (auch Rivaner genannt) auf Platz 2. Tendenz fallend. 2005 kam die Rebsorte in Deutschland noch auf knapp 14.350 Hektar. Im Jahr 2018 waren es nur noch gut 12.050 Hektar. Da wurde also schon ordentlich was rausgerissen. Vor allem in Franken, wo Müller-Thurgau den Rebsortenspiegel jahrzehntelang anführte – und 2021 erstmals von Silvaner als Leittraube der Region abgelöst wurde. Wobei aber auch Silvaner (auf Platz 5 der Rebsorten in Deutschland übrigens) auf dem absteigenden Ast ist. Nämlich von knapp 5.400 Hektar (2005) auf gut 4.740 Hektar (2018).
Ähnlich ergeht es auch der Traube Dornfelder. Diese liegt zwar nach wie vor auf Platz 4 im Gesamt-Ranking und ist die zweithäufigst angebaute Sorte im roten Bereich. Aber ihre Fläche verkleinerte sich von 8.260 auf 7.580 Hektar, wenn man die beiden Jahre 2005 und 2018 vergleicht. Ähnlich im Sinkflug sind weitere rote Trauben wie Blauer Portugieser, Trollinger, Schwarzriesling oder Regent. Spätburgunder, auch als Pinot Noir bekannt, hat in diesem Zeitraum von 13 Jahren zwar immer mehr an Beliebtheit gewonnen, die Fläche ist allerdings von 11.660 (2005) auf 11.760 Hektar (2018) indes nur sehr moderat gewachsen. Die Rebsorte liegt aber insgesamt dennoch auf Platz 3. Wenn es unter den roten Rebsorten in Deutschland einen Gewinner gibt, dann heißt dieser Merlot. Die internationale Rebsorte spielt mit knapp 700 Hektar zwar nach wie vor keine entscheidende Rolle, aber 2005 gab es gerade einmal knapp 400 Hektar. Da tut sich also was.
Burgundersorten auf dem Vormarsch
Wobei Deutschland ganz eindeutig ein Weißwein-Mekka ist. Womit wir bei den weißen Burgundersorten und damit auch bei den großen Gewinnern wären. Und die heißen Weißburgunder und Grauburgunder. Die Weißburgunder-Fläche wuchs von 3.335 Hektar (2005) auf 5.540 Hektar (2018). Das ist schon enorm. Aber der Grauburgunder kann es noch besser. 2005 waren bereits beeindruckende 4.200 Hektar mit dieser Rebsorte in Deutschland bestockt. 2018 kam die Trend-Traube dann aber auf 6.700 Hektar. Man kann es drehen und wenden wie man will. Die Deutschen lieben ihren Grauburgunder. Punkt.
Und weil die Traube seit ein paar Jahren so einen großen Hype erfährt, übersieht man schnell eine weitere Burgundersorte, die eigentlich allen ihren Geschwistern mal so richtig die Show stiehlt, wenn es um Wachstum geht. Nämlich Chardonnay. Diese Rebsorte gibt es seit den 1950er-Jahren in Deutschland, wurde früher aber, wie übrigens auch in Italien und in anderen Ländern, gerne mal mit Weißburgunder verwechselt und als eben jener verkauft wurde. Offiziell darf Chardonnay hierzulande seit 1991 angebaut werden. Die Traube flog lange Zeit unter dem Radar. Im Jahr 2005 gab es 1.000 Hektar. Und jetzt die Überraschung: 2018 waren es bereits 2.100 Hektar! Die Rebfläche hat sich in 13 Jahren also mehr als verdoppelt. Tendenz steigend.
Rebsorten in Deutschland: Überflieger Sauvignon Blanc
Aber es geht noch besser. Denn wenn es um Rebsorten in Deutschland geht, gibt es noch eine Traube, deren Überholspur noch viel krasser ist. Sauvignon Blanc. Was man gar nicht so vermuten würde. Denn schließlich belegt die Sorte gerade mal den 8. Platz unter den weißen Trauben. Aber: Sauvignon Blanc wurde erst um die Jahrtausendwende für den Weinbau hierzulande zugelassen. Seitdem legt sie eine steile Karriere hin. 2005 waren gerade einmal 186 Hektar mit ihr bestockt. Die Fläche wuchs bis 2018 auf sage und schreibe 1.324 Hektar! Und nur ein Jahr später waren es bereits 1.500 Hektar! Das macht Sauvignon Blanc zu einem echten Überflieger.
Ein Großteil der Reben findet man übrigens in der Pfalz (1.032 Hektar) und nicht in Rheinhessen, wie man vielleicht vermuten würde. Immerhin ist Rheinhessen ja die Heimat der deutschen Sauvignon-Blanc-Königin Gesine Roll vom Weingut Weedenborn. Aber das nur am Rande. Dass Sauvignon Blanc bei den Rebsorten in Deutschland derart auf dem Vormarsch ist, hat mehrere Gründe. Zum einen passt sie hervorragend zu den klimatischen Bedingungen hier. Vor allem, weil es ja nun doch generell wärmer wird. Das mag die Traube. Zum anderen liegen die exotisch-fruchtigen Weine hierzulande voll im Trend. Da nehmen sich Grauburgunder und Sauvignon Blanc nichts.
Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass Sauvignon Blanc eine große stilistische und qualitative Bandbreite zulässt. Vom einfach-fruchtigen Gutswein, der viel Easy Drinking verspricht, bis hin zum anspruchsvollen Terroir-Gewächs, das im Holz ausgebaut wurde, ist da so gut wie alles möglich. Es bleibt spannend, wie sehr die Sauvignon-Blanc-Flächen in Zukunft noch wachsen werden. Die Sorte wird gewiss noch die eine oder andere Traube überholen. Riesling indes wird wohl immer der große Star unter den Rebsorten in Deutschland bleiben. Und das ist auch gut so.
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*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.
Wow, hast du viele Beiträge über Wein etc. geschrieben! Bin gerade erst auf deinen Blog gestoßen und finde ihn sehr interessant. Dein Beitrag über die Lage Hipping/Roter Hang hat mir besonders gefallen, zumal ich viele Jahre regelmäßig Wein vom Weingut G.A. Schneider probiert und gekauft habe (heute Weingut Schneider Müller), und den Riesling vom Hipping und (auch vom Ölberg) besonders geschätzt habe.
Freue mich auf deine weiteren kenntnisreichen Ausführungen, die ja wunderbarerweise gesammelt bereit stehen und auf die neuen, die dank Abo nun bei mir eintrudeln. :-)))
Vielen Dank für die Blumen, Rudolf! Und ganz viel Spaß beim weiteren Entdecken. Solch eine positive Resonanz freut mich wirklich sehr. Über das Weingut Schneider Müller habe ich hier übrigens auch schon geschrieben. Über die Suchfunktion findest du den Text. Ich wünsche dir einen schönen zweiten Adventssonntag. Herzliche Grüße Nicole
Wird Grauburgunder ( in Deutschland) nicht erst durch den Ausbau des Weines der Rebsorte Ruländer zu dem, was wir Grauburgunder nennen? Oder anders: ich kannte bisher keine Grauburgunder-Reben nur Ruländer-Reben /- Trauben.
Tatsächlich sind Ruländer und Grauburgunder identisch. Ruländer hat seinen Namen vom Pfälzer Kaufmann Johann Ruland, der 1711 eine ihm unbekannte Rebsorte in einem Garten fand und sie vermehrte. Bei dieser Rebe handelte es sich um Grauburgunder. Die Rebsorte war ja bereits vorher bekannt. Unter dem Namen Ruländer firmiert die Rebsorte aber nach wie vor. Hauptsächlich eben in der Pfalz. Damit ist inzwischen aber eine bestimmte Grauburgunder-Stilistik gemeint. Der Wein ist etwas üppiger und feuriger. Und wird meist restsüß ausgebaut. Aus Grauburgunder wird also Ruländer, wobei die Rebsorte lokal auch nach wie vor noch Ruländer genannt wird. Ist halt ein Synonym.