Grafik mit einer Sektflasche und lauter passenden Wörtern und Symbolen, die darum geschrieben sind

Sekt ist nicht gleich Sekt: So erkennst du die Qualität

In keinem anderen Land der Welt wird so viel Schaumwein getrunken wie in Deutschland. Dabei landet Sekt am häufigsten in unseren Gläsern. Die Qualitätsunterschiede sind allerdings gewaltig. Und genau die dröseln wir jetzt mal auf.

Trotz Schaumweinsteuer sind wir Deutschen beim Konsum von Champagner, Prosecco, Cava und Co. tatsächlich Weltmeister. In keinem Land der Welt ist der pro-Kopf-Verbrauch an Schaumwein so hoch wie hier. Spontan klingt das erst einmal sehr beeindruckend. Schaut man aber genauer hin, ist das eigentlich gar nicht so verwunderlich. Das Zauberwort heißt nämlich Sekt. Und nein, nicht Winzersekt. Leider. Denn die große Masse an Schaumweinen, die hierzulande in Strömen in die Gläser fließen, sind die Sekte aus dem Discounter und Supermarkt. Stichwort Rotkäppchen. Oder eben auch andere sehr günstige Sektmarken.

Nun mag man ja meinen, dass das wenigstens deutsche Firmen sind und man dementsprechend auch einen deutschen Sekt genießt – so massentauglich und günstig er auch sein mag. Leider stimmt das aber auch nicht so ganz. Denn zwischen Sekt, Deutschem Sekt und Deutschem Sekt b.A. gibt es gravierende Unterschiede. Und genau denen widmen wir uns jetzt mal, bevor wir zum Winzersekt kommen – und zur Erklärung, warum er sehr, sehr wichtig ist.

Drei Freunde sitzen auf dem Markt in Mainz und stoßen mit einem Glas Sekt an.
In keinem anderen Land der Welt wird so viel Schaumwein konsumiert wie in Deutschland. © Deutsches Weininstitut

Sekt aus dem Drucktank

1,02 Euro Sektsteuer, Glasflasche, (Plastik-)Korken, Etikett – das alles kostet. Wird ein Sekt im Supermarkt dann für 2,55 Euro im Sonderangebot verscherbelt, kannst du dir ungefähr vorstellen, wie viel Geld noch für den Hauptbestandteil übrig bleibt. Nämlich nicht sehr viel. An dieser Stelle können wir uns also direkt mal von der traditionellen Flaschengärung verabschieden. Die meisten günstigen Sekte aus dem Supermarkt werden tatsächlich mit dem Tankgärungsverfahren hergestellt. Statt in der Flasche spielt sich die zweite Gärung in einem geschlossenen Drucktank ab.

Um die Hefe danach zu entfernen, kommen Filter zum Einsatz. Und schließlich wird unter Druck im Akkord abgefüllt. Das Tankgärungsverfahren geht schnell, ist wesentlich günstiger und damit um Längen wirtschaftlicher als die Méthode traditionelle. Du kannst davon ausgehen, dass ein Großteil des deutschen Sekt-Angebots auf diese Weise bereitet wird. Was übrigens nicht schlimm ist. Inzwischen gibt es auch da richtig gute Qualitäten, wenn die Trauben gesund und aromatisch sind. Einzig die feinen Brioche-Noten, die durch die Autolyse bei der traditionellen Flaschengärung entstehen, fehlen halt. Sekt aus dem Tank ist meist ein spaßiges (und harmloses) Trinkvergnügen.

Schaumwein spritzt aus einer Flasche
Wie ein Sekt bereitet wurde, kann man ihm meist nicht ansehen. © Deutsches Weininstitut Mainz

Woher stammen die Trauben für Sekt?

Das Problem: je günstiger der Sekt, desto wahrscheinlicher findet eine mäßige Traubenqualität den Weg in den Tank. Ist ja auch irgendwie logisch. So viele Trauben wie möglich müssen so günstig wie es geht, produziert werden, damit die ganze Sache noch wirtschaftlich bleibt. Doch selbst dann sind die Dumpingpreise für ein Kilo Trauben gewaltig. Hinzu kommt, dass das deutsche Klima für diese Art der Massenproduktion nur bedingt geeignet ist. Um das Maximum an Ertrag aus einem Weingarten herauszuholen, braucht es nicht nur Dünger oder besonders fruchtbaren Boden und eventuell eine Bewässerung, sondern auch viel Sonne und genügend Wärme.

Du ahnst es vielleicht schon: diese Trauben stammen nicht aus Deutschland. Wie du das beim Sekt erkennst? Ganz einfach: es steht einfach nur “Sekt” auf dem Etikett. Meist findest du nicht einmal eine Auflistung der Rebsorten. Weil sie bei solchen extrem günstigen Sekten einfach keine entscheidende Rolle spielen. Die Trauben für solch eine Art von Sekt stammen in der Regel aus der Massenproduktion in Italien oder Frankreich. Der Most oder der fertige Grundwein wird dann in Tanklastern nach Deutschland in die Sektfabriken gekarrt. Und es sind viele Tanklaster. Die Nachfrage nach günstigem Sekt ist schließlich gigantisch.

Weiße Weintrauben, die an einem Weinstock hängen
Für günstigen Sekt ist es entscheidend, dass der Traubenertrag besonders hoch ist. ©Couleur/Pixabay

Deutscher Sekt aus deutschen Trauben

Steht auf dem Etikett “Deutscher Sekt”, dann sieht die Sache schon anders aus. In diesem Fall müssen alle Trauben konsequent aus Deutschland stammen. Denn ja, auch hierzulande gibt es diese Art von Massenproduktion. Wenn auch nicht in diesem großen Stil wie in Italien oder Frankreich. Sprich: die Grundweine sind etwas teurer. Was sich dann meist auch im Sektpreis niederschlägt. Wobei nicht alle Trauben zwangsläufig für diese Art der Sektproduktion angebaut sein müssen. Es kann schließlich auch vorkommen, dass ein großes Weingut oder eine Winzergenossenschaft einen Überschuss produziert hat. Bevor man diesen wegschüttet, kann man ihn auch verkaufen und wenigstens noch ein paar Euro dafür bekommen.

Noch weiter eingegrenzt wird die Herkunft, wenn auf dem Etikett “Deutscher Sekt b.A.” steht. Die Abkürzung steht für “bestimmte Anbaugebiete”. Hier müssen also alle Trauben aus einem einzigen der 13 deutschen Anbaugebiete stammen. Auch hier kann ein Hersteller mit Vertragswinzern oder den Überschüssen von Genossenschaften und Weingütern arbeiten. Es wird dann also so hochwertig, dass dann manchmal auch eine Rebsorte auf dem Etikett zu finden ist. Und die Angabe des Weinbaugebiets.

Königsklasse Winzersekt

Und dann gibt es natürlich noch die Königsklasse. Nämlich wenn auf dem Etikett der Sekt mit dem Zusatz “traditionelle Flaschengärung” versehen ist. Solche Sekte wirst du im Discounter aber nicht in Hülle und Fülle finden. Denn dabei handelt es sich um sogenannte Winzersekte. Also Sekte, die in der Flasche, in der sie verkauft werden, auch die zweite Gärung durchlaufen. Ein Winzersekt muss übrigens nicht zwangsläufig auch auf dem Weingut, dessen Namen auf dem Etikett steht, bereitet werden. Es gibt hierzulande viele Sekthäuser, die für Winzer versekten. Und zwar genau nach deren Vorstellungen.

Pärchen trinkt auf einem Segelboot deutschen Winzersekt
Im Urlaub kann man sich auch schon mal einen Winzersekt gönnen. © Deutsches Weininstitut

Auch müssen die Trauben nicht ausschließlich von diesem Winzer stammen. Er darf Trauben dazukaufen. Und solange sie aus seiner Region kommen, muss das auch nicht extra kenntlich gemacht werden. Wobei dieser Umstand nichts, aber auch wirklich gar nichts über die Qualität aussagt. Wenn der Winzer hohe Ansprüche hat, kann die Qualität herausragend sein. Der Zukauf von Trauben ist bei der Schaumweinproduktion übrigens durchaus üblich. Da reicht schon ein Blick in die Champagne. Die meisten Champagnermarken würde es ohne diese Zukäufe gar nicht geben. 😉

Masse versus Klasse

Ja, ich weiß, das hört sich jetzt alles andere als romantisch an. Aber mal ehrlich: an einem Sekt für 2,55 Euro gibt es auch nichts, was man romantisieren könnte. Oder sollte. Trotzdem hat er seine Daseinsberechtigung. Schließlich werden solche Sekte gekauft. Und das nicht zu knapp.

Es gibt aber auch eine Gegenbewegung. Diese ist seit ein paar Jahren sehr präsent und wird auch immer größer, bildet aber trotzdem nur einen verschwindend geringen Prozentsatz. Die Rede ist von Liebhabern von Winzersekten. Doch der Konsum solcher Sekte wird derzeit bewusst gefördert. So hat der VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) vor gar nicht langer Zeit mit Raumland das erste reine Sekthaus in seinen Reihen aufgenommen. Zudem promotet der VDP inzwischen sein eigenes Sektstatut.

Ein Glas mit Rosé-Sekt auf einem Schminktisch.
Deutscher Sekt wird immer edler. © Deutsches Weininstitut

Winzersekt-Parade

Mal ganz davon abgesehen, dass auch Sekthäuser wie Strauch, Bamberger, Griesel, Barth oder Krack immer mehr Öffentlichkeit gewinnen. Und dann sind da noch all die Weingüter, die nicht nur Sekt machen, weil er halt zu einem Sortiment dazugehören sollte, sondern weil man sich wirklich dafür interessiert. Wie etwa beim Weingut Fogt und ihrem Crémant. Auch die Sekte vom Weingut Weedenborn oder Emrich-Schönleber haben mich persönlich begeistert. Und dann ist da natürlich noch der Prestige-Sekt aus der Kupfergrube von Gut Hermannsberg.

Es tut sich also gewaltig was in der deutschen Sektszene. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass solche Winzersekte tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs namens Sekt sind. Ich empfehle dir an dieser Stelle einfach mal einen Praxistest. Besorge dir mal einen Sekt, einen Deutschen Sekt und einen Deutschen Sekt b.A. Ich bin mir sicher, dass dir im direkten Vergleich so einige Unterschiede auffallen werden. Vielleicht nimmst du auch noch einen Winzersekt mit dazu? Dann ist das Qualitätsquartett perfekt. So oder so dürfte es aber eine spannende Schaumweinerfahrung sein. 🙂

Copyright Titelbild: © Deutsches Weininstitut

*Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Er wurde weder beauftragt noch vergütet. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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