Isabel Strauch-Weißbach und Tim Weißbach von der Strauch Sektmanufaktur im Fasskeller

Strauch Sektmanufaktur: Schäumende Eleganz aus dem Wonnegau

Im rheinhessischen Osthofen entstehen bei der Strauch Sektmanufaktur seit 2011 die unterschiedlichsten Schaumweine. Was sie eint, ist eine konsequente Eleganz mit ganz viel Charakter.

Es ist ja nicht so, dass Isabel Strauch-Weißbach und ihr Mann Tim Weißbach aus dem Nichts heraus ihre Liebe für Schaumwein entdeckten und die Strauch Sektmanufaktur gründeten. Eine gewisse Tradition war bereits vorher schon dabei. Dank Isabels Eltern und deren Weingut Dahlsberger Hof. Schon sie legten ihren Schwerpunkt auf Sekt. Die Leidenschaft für Schaumweine wurde Isabel also quasi in die Wiege gelegt. Und als sie dann in Geisenheim Tim Weißbach kennenlernte, sprang der Prickel-Funke auch auf ihn über. Wobei die beiden übrigens nicht an der Uni, sondern im Ort Geisenheim selbst zueinander fanden. Studiert haben sie beide aber dort. Also an der berühmten Fachhochschule. Sie Internationale Weinwirtschaft, er Getränketechnologie.

Irgendwann stieg Isabel Strauch-Weißbach in den elterlichen Betrieb mit ein. Bevor sie und ihr Mann dann das Weingut 2011 übernahmen und daraus die Strauch Sektmanufaktur formten, passierte viel. So stellte die Familie zum Beispiel auf biologische Bewirtschaftung um und ist seit 2003 auch dementsprechend zertifiziert. Bio ist bei ihnen aber nicht nur ein Label, sondern gelebter Alltag. Sämtliche Rebflächen werden so schonend wie möglich bearbeitet, die Biodiversität ist groß. Und irgendwie war es dann auch nur eine logische Konsequenz, dass der Betrieb auch in Sachen Energieerzeugung komplett auf Selbstversorgung umstieg. Es waren also die besten Bedingungen, als das Ehepaar 2011 mit ihrer Strauch Sektmanufaktur an den Start ging. Und das als erstes komplett biologisches Sektgut in Deutschland!

Winzer Tim Weißbach im Fasskeller der Strauch Sektmanufaktur
Der Herr der Schäumer: Tim Weißbach. © Strauch Sektmanufaktur

Strauch Sektmanufaktur: Von Philosophien und Handschriften

Womit wir dann jetzt auch endlich beim Wesentlichen wären. Den Schaumweinen der Strauch Sektmanufaktur selbst. Denn die sind tatsächlich derart unterschiedlich und interessant, dass in diesem Porträt ausnahmsweise die Menschen ein wenig in den Hintergrund rücken und die Prickler selbst die eigentlichen Stars sind. Ohne Isabel und Tim geht es allerdings nicht. Denn deren Schaumweinphilosophie bildet nun einmal die Basis und spannt zugleich den verbindenden Bogen um das gesamte Portfolio. Eigenständig sollen die Winzersekte sein. Charakter sollen sie haben.

Beides gelingt nur durch penible Handarbeit. Natürlich werden die Trauben auf den insgesamt 25 Hektar umfassenden Rebflächen deshalb per Hand und auch selektiv gelesen. Und ebenso natürlich legt Tim Weißbach auf den richtigen Zeitpunkt viel Wert. Da für die Schaumweinprodukt höhere Säurewerte gefragt sind (schließlich sorgt Säure für Lebendigkeit und Frische), ist er mit der Weinlese meistens schon durch, wenn andere Winzer erst anfangen. 2021 begann die Ernte zum Beispiel am 16. September und endete am 6. Oktober. Nur so zum Vergleich: bei den meisten Weingütern, die Stillweine bereiten, ging die Lese bis Ende Oktober.

Winzer bei der Handlese von roten Weintrauben
Die Qualität entsteht im Weingarten. © Strauch Sektmanufaktur

Frankreich küsst Deutschland

Kommen wir jetzt mal zu einem kleinen Überblick der Schaumweine, bevor wir uns einigen einzelnen Erzeugnissen der Strauch Sektmanufaktur widmen. Am Anfang stehen da die unterschiedlichen Rebsorten. Mit Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier orientieren sich Isabel und Tim da ganz klar an Frankreich. Weil sie aber keine Kopien, sondern höchst eigenständige Schaumweine auf die Flasche bringen wollen, ergänzen Trauben wie Riesling, Silvaner, Weiß- und Grauburgunder sowie Gewürztraminer den Rebsortenspiegel. Und sogar etwas Siegerrebe ist mit dabei!

Was alle Trauben gemeinsam haben: sie werden im Ganzen sanft gepresst und mit Reinzuchthefen kontrolliert und schonend vinifiziert. Damit Grundweine voller Eigenständigkeit aber eben auch konsequenter Lebendigkeit in hoher Qualität entstehen. Für alle Sekte gilt: die zweite Gärung erfolgt in der Flasche. Traditionelle Flaschengärung also. Tankgärverfahren und Co. sucht man bei der Strauch Sektmanufaktur vergeblich. Alle Schaumweine bleiben mindestens 15 Monate auf der Hefe, bevor sie degorgiert werden. Und bei der Dosage ist Tim Weißbach generell sehr zurückhaltend, um den Charakter des jeweiligen Sekts nicht zu überschminken.

Winzer Tim Weißbach beim Rütteln von Schaumweinen
Hier wird noch per Hand gerüttelt. © Strauch Sektmanufaktur

Prestige pur: Einzellage Michelsberg

Hört sich standardisiert an? Ist es nicht! Denn die 15 Monate Hefelager sind ja zum Beispiel nur die Mindestanforderung, die man bei der Strauch Sektmanufaktur an die eigenen Erzeugnisse stellt. Einige Sekte ruhen sehr, sehr viel länger auf der Hefe. Hinzu kommt, dass auch einzelne Weinlagen herausgearbeitet werden, um so das Terroir mit einfließen zu lassen. Für beides ist der Michelsberg Brut wohl das beste Beispiel. Dabei handelt es sich um den Prestige-Sekt der Strauch Sektmanufaktur. Die Cuvée besteht zu 60 Prozent aus Riesling und zu 40 Prozent aus Gewürztraminer. Die 40 Jahre alten Reben gedeihen auf nur 1,5 Hektar in der Einzellage Michelsberg und sind von uralten Bruchsteinmauern umgeben. Das ist nicht nur besonders romantisch, sondern sorgt auch für ein einzigartiges Mikroklima.

Der Jahrgangssekt liegt mindestens 36 Monate auf der Hefe und entwickelt so wunderschöne Autolysenoten. Brioche lässt sich hier ebenso finden wie Brotrinde und geröstete Haselnüsse. Dazu dann die zitrischen Anklänge vom Riesling und der zarte Rosendurft vom Gewürztraminer. Herrlich! Am Gaumen kräftig und rassig und mit einem bezaubernd lebendigen Säurebogen. Ja, so geht deutscher Winzersekt in sehr, sehr gut. Wer sich für Sekt und den Michelsberg interessiert und dazu auch noch gerne den südlichen Zipfel Rheinhessens regelmäßig besuchen möchte, für den ist vielleicht der Club etwas, den man von 2022 an bei der Strauch Sektmanufaktur anbieten möchte. Als Mitglied hat man die Möglichkeit, Tim Weißbach ein Jahr lang bei der Arbeit im Weinberg zu begleiten. Vom Rebschnitt über das Anbinden, Pflanzenschutz und natürlich dann die Traubenlese.

Weingarten der Strauch Sektmanufaktur im Wonnegau
Rebflächen im Einklang mit der Natur. © Strauch Sektmanufaktur

Strauch Sektmanufaktur: Noch mehr alte Reben

Nicht minder beeindruckend wie die Prestige-Cuvée ist auch der Vieilles Vignes Extra Brut. Hier ist der Name Programm. Schließlich kommen hier nur Rieslingtrauben von den 40 Jahre alten Reben vom Michelsberg hinein. Mindestens 40 Monate Hefelager sorgen bei diesem Jahrgangssekt für ordentlich Substanz am Gaumen. Füllig und elegant zugleich, ein perfekter Speisenbegleiter.

Keine Bange, ich ratter jetzt nicht das gesamte Portfolio der Strauch Sektmanufaktur herunter. Da könnt ihr euch hier einfach selbst ein Bild machen. Trotzdem habe ich persönlich da noch zwei Highlights, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. Fangen wir mal mit dem Zero Brut Nature an. Auch hier gibt der Name bereits einen deutlichen Hinweis. 100 Prozent Weißburgunder trifft dort nämlich auf 0 Prozent Dosage (und 0 Prozent Sulfit-Beigabe). Der Restzucker beläuft sich gerade mal auf 0,1 Gramm pro Liter. Hier geht’s am Gaumen also tatsächlich knochentrocken zu. Mit seinem Purismus und der glockenklaren und höchst lebendigen Struktur nicht unbedingt Winzersekt für Einsteiger. Aber ein wahrlich großer Genuss.

Winzer Tim Weißbach bei einem Spaziergang durch die Natur
Liebt es, in der Natur zu sein: Winzer Tim Weißbach. © Strauch Sektmanufaktur

Orange-Innovation der Strauch Sektmanufaktur

Womit wir bei meinem letzten Highlight wären, das zudem auch noch eine echte Rarität darstellt. Denn vor einiger Zeit betrat man bei der Strauch Sektmanufaktur mit der Cuvée Pinot einen gänzlich neuen Weg. Dabei handelte es sich um den bis dato in Deutschland ersten Orange Sparkler. 100 Prozent Grauburgunder, 12 Tage Maischestandzeit, 24 Monate Ausbau im Holzfass und dann 48 Monate Hefelager nach der traditionellen Flaschengärung. Dieser Sekt hat mich seinerzeit tatsächlich in Ekstase versetzt. Gelber Apfel und Quitte waren in der Nase ebenso deutlich wahrnehmbar wie eine leicht kalkige Note, die herrlich zur Brioche-Nuance passte. Am Gaumen dank der Gerbstoffe griffig, aber eben auch elegant und beeindruckend energiegeladen. Sehr außergewöhnlich, aber trotzdem mit einem ungeheuren Trinkfluss ausgestattet.

Dass ich im Fall der Cuvée Pinot konsequent die Vergangenheitsform verwendet habe, hat leider einen Grund. Der Sekt ist ausverkauft. Wobei ich persönlich hoffe, dass Tim Weißbach aus diesem ersten (sehr erfolgreichen) Versuch einen regulären Sekt machen wird. Einen festen Platz im Sortiment der Strauch Sektmanufaktur hat dieser Orange-Schäumer meiner Meinung nach auf jeden Fall verdient. Wobei es sich aber auch fernab solcher Exoten lohnt, regelmäßig auf der Webpräsenz des Sekthauses vorbeizuschauen. Denn das Paar lässt sich regelmäßig etwas Neues einfallen.

Copyright Titelbild: © Strauch Sektmanufaktur

*Dieser Text wurde von der Strauch Sektmanufaktur weder beauftragt noch vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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