Tapas-Variationen auf einem Holztisch aus der Vogelperspektive fotografiert

Tapas und Wein: Willkommen im Kulinarik-Himmel!

Nicht nur in Spanien sind Tapas ein echter Dauerbrenner. Die kleinen Köstlichkeiten werden auch hierzulande immer beliebter. Stellt sich nur die Frage, welche Weine zu welchen Tapas passen. ¡Aquí vamos!

Vor allem im Sommer sind Tapas ein Hit! Ob nun kalt, warm, herzhaft-pikant, fein-fruchtig, mit Fleisch, Fisch, vegetarisch oder vegan. Die kulinarische Vielfalt kennt hier keine Grenzen. Das sorgt für ordentlich Abwechslung auf dem Teller. Vielleicht sogar für mehr Abwechslung, als man sie im Tapas-Mutterland Spanien findet. Denn welche kleinen Köstlichkeiten dort gereicht werden, ist tatsächlich von Region zu Region höchst unterschiedlich. Jedes Gebiet hat halt so seine Spezialitäten. Und die sind vor allem geografisch bedingt.

An der Atlantikküste ergeben Fleisch-Tapas nicht so viel Sinn. In Galizien, Asturien oder Kantabrien dreht sich eher alles um Fisch und Meeresfrüchte. Valencia und Katalonien hingegen sind eine Hochburg für Paella. Die Extremadura indes ist die Heimat der Ibérico-Schweine – und damit auch des Pata-Negra-Schinkens. Von den Kanaren stammen die berühmten Runzelkartoffeln Papas arrugadas und das heiße Andalusien ist bekannt für seine kalt servierte Gazpacho. An diese Regionalitäten müssen wir uns hierzulande freilich nicht halten. Da sucht man sich einfach aus, was einem am besten schmeckt. Machen wir also mal eine kleine kulinarische Reise durch die Tapas-Welt und schauen, welche Weine zu was besonders gut passen.

Oliven, Mandeln und Co.

Bevor wir uns den richtigen Tapas-Gerichten widmen, kommen wir erst einmal zu den Kleinigkeiten, die quasi immer nebenbei irgendwie auf dem Tisch stehen. Und denen man sich schon mal widmet, bevor es richtig los geht. Neben dem Klassiker Oliven können das zum Beispiel gesalzene Mandeln, Manchego, Pata Negra oder die berühmten Datteln im Speckmantel (Dátiles con bacon)  sein. Was sie alle eint, ist eine mehr oder minder subtile Salzigkeit. Genau an dieser Stelle schlägt die große Stunde von trockenem Sherry. Vor allem in einem Fino oder Manzanilla, beide unter Flor im Solera-System gereift, greifen diese Salzigkeit schön auf und harmonieren deswegen super.

Wer sich mit einem trockenen Sherry nicht so recht anfreunden kann, für den ist vielleicht ein Cava eine schöne Alternative. Zugegeben, DEN Cava-Stil gibt es nicht. Aber wenn die Cuvée des Schaumweins vor allem auf der weißen Rebsorte Xarel·lo basiert, kann man eigentlich nichts falsch machen. Denn diese bringt nicht nur Körper und Struktur in den Cava, sondern auch viel Frische und eine schöne Säure.

Eingelegte schwarze Oliven in einer Glasschüssel aus der Vogelperspektive fotografiert
Gehören zu einem Tapas-Abend einfach dazu: Oliven. © photoAC/Pixabay

Genau solch einen Cava reiche ich persönlich übrigens auch gerne, wenn es bei uns mal Pintxos gibt. Also die spanische Antwort auf die französischen Canapés. Da unterscheide ich ehrlich gesagt auch nicht groß, ob die Baguettescheiben jetzt üppig mit Garnelen, Chorizo, Sardellen oder frischen Tomaten und eingelegten Paprika belegt sind. Denn Pintxos fungieren ja meist als Appetithappen. Da harmoniert ein Cava meiner Meinung nach hervorragend, denn während die Pintxos Lust auf noch mehr Genuss machen, kitzelt der Schaumwein den Gaumen wach.

Wein zu Tapas aus dem Meer

Cava kann man übrigens auch super zu diversen Garnelen-Tapas reichen. Das gilt für die gegrillte Variante (Gambas a la plancha) ebenso wie für in Öl und Knoblauch gegarten Garnelen (Gambas al ajillo). Wer da nichts Prickelndes am Gaumen haben möchte, findet mit Albariño eine ideale Alternative. Der frische Weißwein mit seiner feinen Fruchtigkeit und oft lebendigen Säure greift auch hier die salzigen Nuancen ganz toll auf. Auch zu Pescaíto frito, also frittierten kleinen Fischen und Meeresfrüchten, ist er ein idealer Begleiter. Schließlich schneidet sich seine Säure gut durch das Frittierte, überdeckt aber nicht feinen Fischaromen.

Zu gegarten und mit Paprikapulver bestreuten Tintenfisch-Tentakel (Pulpo a la gallega) reiche ich indes immer gerne einen Sauvignon Blanc. Allerdings nicht so eine Fruchtbombe aus Neuseeland, sondern eher eine mineralische Variante wie einen Sancerre von der Loire. Es muss ja nicht immer ein spanischer Wein sein. 😉 Wenn bei uns allerdings mal Boquerones als Tapas auf den Tisch kommen, dann landet mit großer Wahrscheinlichkeit ein fruchtiger Verdejo im Glas. Der kann den säuerlichen Touch der Anchovis, die zuerst in Essig und dann in Öl eingelegt wurden, bestens auffangen.

Frisch blanchierte Garnelen mit Schale kühlen in einer Schale mit Eiswürfel ab
Wie wäre es mit einem Albariño zu Garnelen-Tapas? © AmandaE/Pixabay

Wein zu Tapas vom Land

Begeben wir uns mal von der Küste ins Landesinnere von Spanien. Und kommen damit zu tierischen Köstlichkeiten. Und das heißt zuallererst: Tapas vom Ibérico-Schwein. Hier ist vor allem eine Rebsorte Trumpf. Tempranillo. Und zwar in verschiedenen Reifegraden. Zu Hackbällchen in Tomatensoße (Albóndigas en salsa) mundet zum Beispiel eine Rioja Crianza sehr gut. Deren schöne Fruchtigkeit passt ideal zu den Tomaten. Zugleich unterstützt sie aber auch die pikanten Fleischaromen. Gibt es geschmorte Schweinebäckchen (Carrilleras estofadas), darf der Wein schon etwas tiefgründiger sein. Mein Vorschlag: eine Rioja Reserva oder sogar Gran Reserva. Beide passen übrigens auch ganz wunderbar zu den diversen Tapas mit Lamm, die es so gibt. Hier harmoniert allerdings ebenso ein Garnacha aus dem Priorat fantastisch.

Selbigen reiche ich auch gerne mal zu diversen Chorizo-Tapas. Wobei hier auch gerne mal eine Cuvée aus Südfrankreich in meinem Glas landet. Nicht nur von der südlichen Rhône, sondern auch aus dem Languedoc-Roussillon. Ein Corbières ist und bleibt nun mal ein echter Gaumenschmeichler, der vor allem zu gegrillter Chorizo einfach herrlich ist. Aber bitte aufpassen: zu scharfen Varianten können solche alkoholstarken und tanninreichen Cuvées kontraproduktiv sein. Wenn du es gerne etwas feuriger magst, darf die Weinbegleitung ruhig etwas schlanker sein. Und nein, es muss nicht immer gleich Pinot Noir als Alternative sein. Ein Gamay aus dem Beaujolais (gerne auch in der schlichten Variante, sprich: Beaujolais Nouveau) oder von der Loire ist zum Beispiel auch ein heißer Tipp.

Hackfleischbällchen in Tomatensoße als Tapas
Klassiker: Albóndigas en salsa. © GutundTasty/Pixabay

Passende Begleitung zu Gemüse-Tapas

Falls du mal eine Tortilla de patatas solo essen solltest, empfehle ich dazu einen Chardonnay aus Aragonien oder Katalonien. Gewächse aus diesen Regionen bringen nämlich viel feine Frucht, dafür aber wenig Säure mit. Genau das Richtige für eine Tortilla, die ja doch eher mild im Geschmack ist, wenn man sich an das Basis-Rezept hält. Wenn wir mal einen Tapas-Abend machen, dürfen mit Meersalz gewürzte Bratpaprika (Pimientos de padrón) auf keinen Fall. Die kleinen grünen Schoten sind nicht nur lecker, sondern ein echtes Phänomen in Sachen Weinbegleitung. Aufgrund des Chlorophylls würde man automatisch zu einem Tempranillo oder einem Garnacha greifen. Und ja, die passen auch. Was hier aber noch viel besser funktioniert, ist ein trockener Sherry. Womit wir wieder bei einem Fino oder Manzanilla wären. Beide greifen die Aromen des Meersalzes beeindruckend gut auf!

Jetzt könnte man meinen, dass Sherry auch dementsprechend gut zu kanarischen Runzelkartoffeln (Papas arrugadas) passt. Die haben ja schließlich eine hauchzarte Salzkruste. Stimmt. Allerdings werden sie niemals pur gereicht. Meist immer auch eine Mojo mit im Spiel. Also ein Dip, der wahlweise mit Koriander (Mojo verde), roter Paprika (Mojo rojo) oder Chilischoten (Mojo picón) daherkommt. Oder mit Knoblauchmayonnaise (Aioli). Ob nun Mojo oder Aioli – als Dip sind beide Soßen recht pikant. Ein Sherry kann sich da leicht geschmacklich beißen. Oder aber schlicht und einfach untergehen. Ein fruchtiger Albariño indes unterstützt schärfere wie salzige Noten.

Klassische Tapas: Tortilla in einer Detailaufnahme
Zu einer klassischen Tortilla passt ein Chardonnay sehr gut. © MMMarquitecto/Pixabay

Wer soll denn das alles trinken?

Keine Bange, du musst jetzt nicht zahlreiche unterschiedliche Weinflaschen zu deinem nächsten Tapas-Abend aufmachen. Schließlich ist es ja so, dass man die kleinen Köstlichkeiten im Idealfall kreuz und quer durcheinander genießt. Und immer wieder auch was Neues gereicht wird. Mit einem Weiß- und einem Rotwein ist man da als Universalbegleitung in der Regel gut bedient. Im weißen Bereich eignet sich zum Beispiel bestens ein Albariño, der hier ja auch immer wieder als Empfehlung auftaucht. Wobei ich den Albariño immer häufiger gegen einen Cava tausche. Probier es einfach mal aus. 😉 In Sachen Rotwein ist eine Rioja Crianza ein ebenso vielseitiger Genusskompagnon wie ein Garnacha. Man kann es ja auch einfach mal etwas simpel halten und aus dem Wein-Speisen-Pairing keine Wissenschaft machen. 😉

Copyright Titelbild: © los_angela/iStock

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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