terroir f: Franken-Wein mit Aussicht
Was wären die deutschen Weinanbaugebiete ohne touristische Attraktionen? Eben! Vom Deutschen Weininstitut gibt’s dafür jedes Jahr die “Schönste Weinsicht” spendiert. Zusätzlich lassen sich die 13 Regionen aber auch eigene Hotspots für Tourist:innen einfallen. So wie eben terroir f in Franken. Werfen wir da mal einen genaueren Blick drauf.
Nachdem ich hier schon den Fränkischen Rotwein-Wanderweg vorgestellt habe, darf auch terroir f nicht fehlen. Schließlich sind diese Spots überall in Franken zwischen den Reben sehr präsent. Womit wir auch schon bei der Basis-Frage wären: Was ist terroir f? Es sind eben jene bereits erwähnten Aussichtspunkte, die Weininteressierten und Tourist:innen den fränkischen Wein näher bringen soll. Das kleine F steht dabei selbstverständlich für Franken – Terroir erklärt sich von selbst.
Entstanden ist das Projekt aus dem Arbeitskreis Franken – Wein.Schöner.Land im Fränkischen Weinbauverband. Nach einer Projektskizze der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim im Jahr 2008 und einem Beschluss des Arbeitskreises 2009, kam es zu einer Machbarkeitsstudie und der Fertigstellung des ersten terroir-f-Punktes im Jahr 2012 in Iphofen. Dabei wurden die beteiligten Kommunen und Weinbauvereine eng einbezogen.
Natur genießen und mehr über Wein erfahren
Sukzessive kamen in den vergangenen Jahren weitere terroir-f-Punkte überall in Franken hinzu – von Alzenau über Rödelsee bis hin zu Würzburg. Inzwischen sind es 21 Orte. Der letzte terroir f in Nordheim ist derzeit in Planung. Die Locations wurden so gewählt, dass man von jedem terroir-f-Punkt aus einen wunderbaren – und im besten Falle atemberaubenden – Blick auf die Reben hat. So weit, so normal. Es gibt aber auch noch eine kleine Besonderheit.
Denn jeder Spot ist einem bestimmten Thema gewidmet. In Würzburg geht es zum Beispiel um Wein und Literatur, an der Mainschleife um Wein und Klima und in Randersacker um Wein und Geologie. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Man kann also an jedem Punkt nicht nur die Aussicht genießen, sondern gleichzeitig auch noch etwas lernen. Wenn man denn möchte. Verpflichtend ist das schließlich nicht. 😉
Eine kleine terroir-f-Reise durch Franken
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, jeden terroir-f-Punkt ausführlich vorzustellen. Ich will ja keinen Roman schreiben. Mal ganz davon abgesehen, dass ich zwar schon einige, aber eben nicht alle terroir-f-Punkte selbst besucht habe. Aber Highlights gehen ja bekanntlich immer. Dann also los!
terroir f in Rödelsee
Einer der bekanntesten, weil halt auch schönsten terroir-f-Punkte, ist zweifelsohne Rödelsee. Die strahlend weiße Röhre, die man unterhalb der Einsiedelei am Schwanberg findet, erkennt man schon von Weitem. Hier hat man zum Beispiel einen herrlichen Blick auf die Lage Küchenmeister. Der terroir f in Rödelsee ist der Rebsorte Silvaner gewidmet. Nicht ohne Grund. Denn schließlich pflanzte man vor über 350 Jahren ganz in der Nähe die ersten Silvaner-Reben in Deutschland.
Die Traube kommt ja ursprünglich aus Österreich, wird in Franken aber weithin autochthon genannt, weil hier inzwischen ihr Anpflanzungsschwerpunkt liegt. Und weil Silvaner Franken halt einfach vinophil definiert. Am terroir-f-Punkt in Rödelsee finden regelmäßig Wein-Events wie Bubbles & Beats statt. Wobei sich auch ohne Bespaßung ein Besuch sehr lohnt. Dazu dann noch ein Gläschen Silvaner von Paul Weltner oder Michael Melber – und das Leben ist gut.
Iphofen und terroir f
Nur wenige Autominuten von Rödelsee entfernt, liegt das malerische Örtchen Iphofen. Hier findet man unter dem Motto Wein-Welten den nächsten terroir-f-Spot. Eigentlich kann man vom terroir f in Rödelsee eine schöne Weinbergswanderung nach Iphofen machen. Denn hier liegt der terroir-f-Punkt direkt über dem Julius-Echter-Berg. Jetzt ist das Thema Wein-Welten per se ja erst einmal etwas schwammig. Ist man aber erstmal da, erkennt man schnell den Sinn dahinter. Es geht nämlich um Weinbau in exotischen Ländern.
Gut, Neuseeland ist auch dabei, was ich jetzt nicht ganz so exotisch finde. Aber sich mal mit Weinbau in Indien zu beschäftigen, kann dann schon interessant sein. Generell erfährt man hier viel über Weinbau auf allen Kontinenten. Gerade wenn man erst anfängt, sich mit Wein zu beschäftigen, lernt man sehr übersichtlich eine Menge dazu. Und Fortgeschrittene können halt auch einfach nur die Aussicht genießen. 😉
Wein-Terrassen in Churfranken
Einer meiner liebsten terroir-f-Punkte liegt in Erlenbach am Main. Also in Churfranken. Die Aussichtsplattform ist nur mit etwas Mühe zu erreichen, denn sie liegt hoch oben in den beeindruckend steilen Weinterrassen. Logisch, dass hier Wein und Terrassen dann auch das Thema sind. Die denkmalgeschützten Weinbergsterrassen mit ihren Trockenmauern stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. 220 Kilometer Trockenmauern umrahmen und schlängeln sich durch rund 28 Hektar Rebfläche.
Wie mühsam die Bewirtschaftung und wie wichtig diese Trockenmauern sind, erfährt man an diesem terroir f. Ach ja, eigentlich heißt das Motto hier offiziell „Steillage, Buntsandstein und Sonne – des Winzers Gold“. Ich persönlich finde das etwas zu lang und zu pathetisch. Vor allem, weil es halt ausschließlich um die krass steilen Terrassen geht. Pro-Tipp: Wenn du dich schon hochmühst, dann nimm am besten direkt eine kleine Vesper mit. Mit vollem Bauch kann man die Aussicht noch viel mehr genießen. Und wenn dann noch ein Spätburgunder aus einer der Steillagen in deinem Glas ist, kann der Moment einfach nur perfekt sein.
terroir f in Oberschwarzach
Noch höher hinaus als in Churfranken geht es in Oberschwarzach. Im Ortsteil Handthal, um genau zu sein. Willkommen im Steigerwald! Hier findet man den terroir f über der Weinlage Handthaler Stollburg, der mit 400 Metern über dem Meeresspiegel einer der höchsten Weinberge in Franken ist. Der Weg dorthin ist von einem Geländer gesäumt. Irgendwie logisch. Trotzdem hat genau dieses Geländer eine extra Erwähnung verdient, denn es bringt dir 8000 Jahre Weingeschichte näher. Darum geht es bei diesem terroir f nämlich. Wein und Geschichte.
Offiziell beschreitet man damit den „Weg der Erkenntnis“, wie es offiziell heißt. Pathos darf also auch hier nicht fehlen. 😉 Auf der Stollburg soll der Minnesänger Walther von der Vogelweide geboren worden sein. Viel wichtiger ist meiner Meinung aber, dass man von hier oben einen grandiosen Blick auf die Keuperstufe hat, die für Franken so prägend ist.
terroir f: Immer schön den Überblick behalten
Du siehst: Jeder terroir-f-Punkt hat nicht nur einen thematischen Schwerpunkt, sondern generell seine Besonderheiten. Wenn du dich mit fränkischem Wein ein wenig tiefergehend befassen möchtest, ohne dafür stundenlang Bücher zu wälzen oder dein Bankkonto für die jeweiligen Gewächse zu plündern, dann ist eine Tour von Punkt zu Punkt auch eine gute Möglichkeit, das Weinanbaugebiet kennenzulernen. Wenn du es noch genauer wissen möchtest oder aber mit einer Gruppe unterwegs bist, dann lohnt es sich vielleicht auch, eine:n fränkische:n Gästeführer:in zu buchen. Diese bringen dir die fränkische Weinkultur sehr anschaulich und charmant näher.
Wenn du die terroir-f-Punkte auf eigene Faust erkunden möchtest, dann empfehle ich dir vorher einen Blick auf die dazugehörige Website. Dort findest du einen guten Überblick. Und eine interaktive Karte sorgt dafür. dass du jede terroir-f-Station auch auf jeden Fall findest.
Copyright Titelbild: © Fränkisches Weinland/Holger Leue
*Dieser Text wurde weder beauftragt noch vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Servicezwecken.
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