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Kleiner und großer Esel aus dem Veneto: Die Musso-Weine von Contrà Soarda

Seit einiger Zeit prägt kaum ein anderes Wort die Weinwelt so sehr wie der Begriff Terroir. Terroir hier, Terroir da, Terroir über alles. Dabei ist es für den Großteil der Winzer doch längst normal, das Beste aus Boden und Trauben zu machen, um die Regionalität ihrer Weine herauszuarbeiten. Deswegen hat sich die italienische Weinfamilie Gottardi, die seit 1999 in den Hügeln von Bassano im Veneto das Weingut Contrà Soarda betreibt, mit ihren Musso-Weinen einen kleinen Seitenhieb erlaubt. Ein Seitenhieb, der übrigens auch noch fantastisch schmeckt!

„Terroir? I’m part of it.“ Neben dem Esel ist es dieser Spruch, der das Etikett der Musso-Weine prägt. Und in Kombination sagt beides dann auch alles aus, was man über die beiden Weine wissen muss. Denn die Familie Gottardi bewirtschaftet ihre Weinberge mithilfe von Eseln. Nicht irgendwelchen Eseln, bitteschön. Es sind gerettete Esel, die sie von einem Tierschutzverein bekommen haben. Und genau diese Esel sind nun mal auch Teil des Terroirs. Mit ihren Hufen festigen sie den Lavaboden, auf dem die Reben wachsen. Sie fressen das Unkraut, kürzen das Gras. Und ja, sie düngen auch den Weinberg.

Terroir. Das ist viel mehr als „nur“ der Boden, die Umgebung, die Luft. Es ist auch der Umgang damit. Terroir ist irgendwie alles. Und trotzdem ist es nicht der Heilige Gral, zu dem es manche Erzeuger und viele Weinliebhaber machen wollen.

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Und dann haben die Etiketten dank ihrer Aufmachung auch noch einen enorm großen Wiedererkennungswert! ©Botels Grapes

Alles Esel, oder was?

Deswegen sind die Musso-Weine von Contrà Soarda durchaus auch als ironischer Seitenhieb auf die heißglühenden Terroir-Huldigungen zu verstehen, wie das Weingut auf der eigenen Website bestätigt. Weiterhin erfährt man da auch, was man vielleicht selbst schon geahnt hat. Nämlich das „Musso“ im venetischen Dialekt „Esel“ bedeutet. Die Besonderheit: jeder Jahrgang dieses Weins wird nach einem der Esel benannt, die bei der täglichen Arbeit im Weinberg so helfen. Manche von ihnen übrigens schon seit Anfang an. Schließlich sind Esel kräftige und robuste Tiere, die über 40 Jahre alt werden können.

Derzeit gibt es zwei unterschiedliche Musso-Weine auf dem Markt (ein dritter ist allerdings in Planung). Beide sind limitierte Cuvées, einer ein Riserva (also die höchste Qualitätsstufe). Was das nun heißt? Also, der „kleine“ Musso ist eine Cuvée aus Marzemino Nero, Carmenère und Pinot Nero. Er reift zwei Jahre im Tonneaux und Barrique. Bei uns kam der Jahrgang 2013 ins Glas, dem der Esel Burrito seinen Namen gab.

Musso? Muss man mal probiert haben!

Obwohl der Wein – für italienische Verhältnisse – noch relativ jung ist, kracht er kraftvoll und vollmundig in die Nase und gegen den Gaumen. Hier schmeckt man sofort den satten Lavaboden. Ein Hauch von Rauch gesellt sich zu der prächtigen Würze, die perfekt zum fruchtbetonten Rest passt. Kirschen! Pflaumen! Brombeeren! Herrlich. Dazu kommt dann noch der straffe und doch schon elegante Tanninkörper. Ein herrlich vollmundiger Trinkspaß. Und das soll der „kleine“ Esel sein? Hammer!

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Viele Flaschen gibt es vom Riserva nicht – trotzdem ist der Preis verdammt fair. ©Bottled Grapes

Der „große“ Esel, also der Riserva, wird aus Merlot und Marzemino gekeltert. Der Wein reift vier Jahre im Barrique und anschließend vier Jahre in der Flasche, bevor er auf den Markt kommt. Was selbst für einen Riserva weit über die erforderliche Mindestreifezeit von insgesamt zwei bis vier Jahren hinausgeht. Im Gegensatz zum kleinen Bruder steht beim großen Musso die Limitierung hinten drauf. Wir hatten den Jahrgang 2007, der nach dem Esel Serafino benannt wurde, im Glas. Von diesem Wein gibt (bzw. gab) es genau 4567 Flaschen. Wir hatten die Flasche Nummer 2262.

Rotweinrockstars: Musso-Weine von Contrà Soarda

Auch beim Riserva kann die Frucht Nase und Gaumen überzeugen. Die Kirschen und Johannisbeeren lassen sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und dann … bäm! Raucharomen! Würze, die fast schon speckig ist. Und erst diese kräftigen Tannine! Wobei der Merlot wirklich ganz wunderbar eingebunden ist, sodass dessen Gerbstoffe nicht „beißen“, sondern dem Wein einfach nur einen tieferen Charakter und eben ganz viel Kraft verleihen. Was für eine Wucht im Glas!

Wir haben beide Weine nebeneinander getrunken, um die Unterschiede leichter herausarbeiten zu können. Aber die beiden Esel machen auch einzeln Spaß! Auch haben wir sie ganz bewusst ohne Essen gekostet, aber deftige Fleischgerichte – vorzugsweise auch geschmort – machen sich bestimmt ganz prima dazu. Mich haben beide Weine wirklich begeistert. Das war Wumms im Glas – aber ohne Übertreibung. Dicht und kräftig und doch elegant und facettenreich. Weine, wie ich sie eigentlich eher im Süden Italiens verorten würde und nicht im Veneto. Ich liebe solche Überraschungen und Brüche! Kennt ihr die Musso-Weine von Contrà Soarda bereits? Falls nicht: meine Empfehlung haben sie!

Nachweis Titelbild: ©Bottled Grapes

*Beide Weine wurden selbst gekauft – dementsprechend wurde auch diese Verkostungsnotiz von niemandem beauftragt oder so. Ich hatte einfach Bock drauf, sie zu schreiben. 😉

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