Wein- und Sektgut Bamberger: Schäumende Authentizität von der Nahe
Als Heiko Bamberger 2019 sein 25-jähriges Winzer-Jubiläum feierte, kreierte er nicht nur einen ganz besonderen Wein, sondern einen nicht minder besonderen Sekt. Schließlich heißt sein Betrieb nicht umsonst Wein- und Sektgut Bamberger. Ein Ortsbesuch in Meddersheim an der Nahe.
Ruhig liegt das Wein- und Sektgut Bamberger in einer kleinen Seitenstraße in Meddersheim. Wer hier aber einen verschlafenen kleinen Betrieb erwartet, der irrt sich gewaltig. Das beweist schon direkt am Anfang Winzer-Gattin Ute Bamberger, die mit Elan und viel Begeisterung Gäste in der ebenso geradlinigen wie gemütlich-schicken Vinothek für Verkostungen begrüßt. Dass ihr freundliches Lächeln in Covid-19-Zeiten hinter einer Maske verborgen ist, stört nicht im geringsten, denn ihre Augen strahlen vor Herzlichkeit und Wärme, während sie mit enorm viel Enthusiasmus vom Wein- und Sektgut Bamberger erzählt.
Dieser Enthusiasmus kommt nicht von ungefähr. Es ist schon beachtlich, was ihr Mann in den vergangenen 25 Jahren da auf die Beine gestellt hat. Als Heiko Bamberger die technische Verantwortung für den elterlichen Betrieb in dritter Generation übernahm, war er gerade einmal 24 Jahre alt. Obwohl … streng genommen ist er die zweite Generation. Denn es war schließlich sein Vater Karl-Kurt Bamberger, der ein reines Weingut daraus machte. Aber zurück zu den Anfängen des jetzigen Winzers.
Wie die Flaschengärung nach Meddersheim kam
Damals besaß das Wein- und Sektgut Bamberger gerade einmal 6,5 Hektar Rebfläche an der Nahe. Heute sind es 15 Hektar. Genau die richtige Größe, um wirtschaftlich zu sein und keine Abstriche bei der Qualität machen zu müssen, wie Heiko Bamberger betont. Nur kurz lässt er sich in der Vinothek blicken. Er steckt mitten in der Lese. Für Pressebesuche hat er da nur wenig Zeit. Verständlich. Und um die kümmert sich seine Frau Ute eh viel besser. Ein Lächeln noch und zack, weg ist er. Ute übernimmt wieder. Und das bedeutet: man taucht ganz tief und vor allem sehr genussvoll in die vinophile Welt des Wein- und Sektguts Bamberger ein.
Dass nicht nur Wein, sondern auch Sekt produziert wird, ist einem sehr glücklichen Zufall geschuldet. Im Ort ließ sich nämlich vor ein paar Jahrzehnten – der Liebe zu einer einheimischen Winzer-Tochter sei dank – ein Winzer aus der Champagne nieder. Und dieser brachte nicht nur seine Begeisterung für Schaumwein mit nach Meddersheim, sondern steckte damit auch Karl-Kurt Bamberger und dessen jüngeren Bruder an. 1984 wurde erstmals selbst versektet. So wurde aus dem Weingut eben das Wein- und Sektgut Bamberger.
Wein- und Sektgut Bamberger: Authentizität ist Pflicht
Den Riesling Sekt trocken findet man auch heute noch im Sortiment. Er ist ein herrlich fruchtiger Trinkspaß, unkompliziert, aber alles andere belanglos. Und das wiederum ist der Philosophie von Heiko Bamberger geschuldet. Denn sein Ziel ist es nicht nur, authentische Weine zu machen, sondern auch geradlinige. Sie sollen klar und präzise sein. Und ihren ganz eigenen Charakter entwickeln. Deswegen wird beim Wein- und Sektgut Bamberger spät gelesen, um eine hohe physiologische Reife zu erreichen. Diese sorgt für mehr Balance und Tiefe in den Weinen. Das Terroir spielt dem Winzer dabei in die Hände. Denn obwohl es auch in Meddersheim – wie überall an der Nahe – immer trockener wird, sind die roten Böden von Lehm geprägt, der die Feuchtigkeit gut hält. Ein großer Vorteil, damit die Reben durch die sommerliche Trockenheit nicht allzu sehr gestresst sind.
Was für die Weine gilt, gilt natürlich auch für das Sektsortiment. Sprich: jeder einzelne Sekt hat einen ganz eigenständigen Charakter. Zu den Sekten des Hauses habe ich persönlich ja eine ganz besondere Beziehung. Denn es war Ute Bamberger, die mich dazu brachte, Schaumwein auch mal zum Essen zu reichen. Als es darum ging, den Pinot Rosé brut zu verkosten, gab sie mir den Tipp, ein Steak dazu in die Pfanne zu werfen. Anfangs skeptisch, folgte ich ihrem Vorschlag. Und war restlos begeistert. Der Pinot Rosé brut glänzt nämlich nicht nur mit einem höchst eleganten und lebendigen Säurebogen. Nein, er kann sich mit seinem puristischen Charakter und seiner feinen Himbeer-Aromatik perfekt gegen ein Steak behaupten – und komplettiert dessen Aromen-Spektrum hervorragend. Seit diesem kulinarischen Erlebnis werde ich nicht müde, für mehr Schaumwein als Speisenbegleitung zu plädieren.
Prickelnde Speisenbegleiter
Aber die Schaumweine vom Wein- und Sektgut Bamberger haben es mir eh sehr angetan. Sie sind kraftvoller als die meisten Winzersekte, keine Frage. Aber dadurch haben sie auch mehr Charakter. Die trockenen Schaumweine wie eben der Riesling oder aber auch der Rosé sind als Aperitif geradezu ideal. Der Riesling brut begleitet spielend leichte Vorspeisen oder Geflügelgerichte. Ich persönlich genieße ihn aber auch gerne mal zum Lachs. So könnte ich jetzt ewig weiter die Bamberger-Schaumweine mit diversen Speisen kombinieren. Diese kräftigen Sekte sind einfach dafür gemacht, Speisen zu begleiten.
Das Wein- und Sektgut Bamberger stellt seine Schaumwein-Range ganz bewusst in den Vordergrund. An der Nahe haben sie sich mit ihren acht unterschiedlichen Sekten nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Und mit ihren hohen Ansprüchen an ihre Schaumweine halten sie dieses nach wie vor hoch. 36 Monate Hefelager oder länger während der zweiten Gärung sind für Heiko Bamberger eine Selbstverständlichkeit. Den Réserve-Sekten gönnt man sogar 50 oder mehr Monate. Natürlich wird ausschließlich per Hand gerüttelt. Direkt im Raum neben der Vinothek, der einst einmal ein Stall war. Hier stehen die Rüttelpulte dicht an dicht und versprühen ihren eleganten Charme.
Beim Wein- und Sektgut Bamberger wird per Hand gerüttelt
“Wenn ein Kunde den Kopf schüttelt, warum ein Sekt bei uns so teuer ist, dann führe ich ihn in diesen Raum”, verrät Ute Bamberger. Sieht man erst, wieviel Handarbeit in einer einzelnen Flasche Sekt steckt, sind knapp 13 oder 14 oder 16,50 Euro gar nicht mehr so viel. Und selbst die Réserve-Sekte, die so lange Zeit auf dem Weingut verbleiben, bekommt man bereits für unter 30 Euro. Nur ein Schaumwein tanzt bei der Preisgestaltung aus der Reihe. Aus gutem Grund. Der ‘Decade’ Riesling brut nature.
Hier ist der Name Programm: der Sekt lag 115 Monate auf der Feinhefe – und hatte insgesamt eine zehnjährige Flaschenreife absolviert. Seit August 2020 ist dieser Prestige-Sekt nun auf dem Markt. Streng limitiert. Es gibt insgesamt nur 170 Flaschen, die jeweils 68 Euro kosten. Wer bei dem Preis jetzt Schnappatmung bekommt: bitte ruhig weiteratmen. Ja, es ist ein Schaumwein für die absoluten Sekt-Nerds. Muss er auch sein. Denn den kann man wahrlich nicht einfach nebenbei wegschlürfen: feine Hefe-Noten treffen auf in der sonne gereiften Pfirsich, ein paar Mirabellen, zarte Zitrone und einen Hauch von blumigen Nuancen. Ein unglaublich komplexer Sekt mit enormen Tiefgang. An dem kann sich das Hirn intellektuell prima abarbeiten, während das Herz jubilierend genießt.
Der Riesling und das Wein- und Sektgut Bamberger
Bei all dem Schaumwein-Geschwärme meinerseits könnte man meinen, dass der Fokus des Wein- und Sektguts Bamberger absolut auf den Sekten liegt. Dem ist nicht so. Denn die Sektproduktion macht gerade einmal 20% des Gesamtvolumens aus. Den Löwenanteil machen also nach wie vor die Stillweine aus. Und die müssen sich wahrlich nicht verstecken! Denn wie ich eingangs bereits erwähnte: Heiko Bamberger arbeitet stets den Charakter seiner Weine heraus. Mit 55% regiert auch hier der Riesling. Und dessen Lagen. Namen wie Altenberg und Frühlingsplätzchen lassen die Herzen von Riesling-Liebhabern traditionell höher schlagen.
Und das auch aus gutem Grund. Während der Riesling Altenberg 2018 verspielt mit floralen Noten nach Veilchen daherkommt, begeistert mich der Riesling Frühlingsplätzchen 2017 mit seinen feinen, grazilen und kühl-mineralischen Noten. Auch die 2015er Réserve des Frühlingsplätzchen ist genau mein Ding: präzise, sehr geradlinig, mit kühler Eleganz. Nein, solche außerordentlichen Riesling-Qualitäten müssen sich vor den Sekten wahrlich nicht verstecken!
Winzer-Leidenschaft seit 25 Jahren
Dass Heiko Bamberger für Riesling ein besonders talentiertes Händchen hat, bewies er übrigens auch zu seinem 25. Dienstjubiläum 2019. Mit dem Riesling ‘Twenty Five’. Wie auch schon bei der ‘Decade’ stammen hier die Trauben aus der Lage Altenberg. Ein Riesling mit besonders langem Hefelager – ausschließlich dem Gusto des Winzers verpflichtet.
Wobei er damit auch meine Geschmacksknospen jubilieren lässt: Apfel, Birne und Zitrusnoten gehen hier Hand in Hand mit etwas Rauch und Zündholzabrieb. Mineralisch schmiegt sich der Wein dicht und komplex an den Gaumen, bleibt dabei aber stets sehr elegant. Großes Kino! Und weil es eben nicht nur Wein-, sondern Wein- und Sektgut Bamberger heißt, gibt es von dem ‘Twenty Five’ auch noch eine schäumende Version. Natürlich.
Copyright Titelbild: ©Lucie Greiner/medienagenten
*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Wein- und Sektguts Bamberger und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.
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