Aus Scrabbel-Teilen das Wort Wine

Weingenuss in Zeiten von COVID-19? Jetzt erst recht!

Noch vor zehn Tagen war undenkbar, was jetzt und in den nächsten Wochen unser Alltag ist und sein wird. Keine Bange, ich gebe jetzt nicht auch noch meinen Senf zur derzeitigen Situation hinzu. Das hier wird eher ein Plädoyer. Nämlich für mehr Weingenuss im Leben. Gerade jetzt. Aus unterschiedlichen Gründen.

Momentan ist es schwierig, Texte zu schreiben, die sich mit COVID-19 beschäftigen. Und sei es auch nur am Rande. Zum einen, weil es eine wahre Flut an Meinungen von echten sowie von selbsternannten Experten gibt. Zum anderen, weil die Situation derart dynamisch ist, dass sie sich täglich ändert. Da bleibt das geschriebene Wort per se nie aktuell. In diesem Fall muss es das aber auch gar nicht. Denn das Coronavirus bildet quasi “nur” den Aufhänger für das eigentliche Thema: Weingenuss in Krisenzeiten.

Denn ja, gesundheitlich und wirtschaftlich sieht es gerade echt mies aus auf der Welt. Darf man sich da eigentlich noch mit so einem Luxusgut wie Wein beschäftigen? Meine ganz eindeutige Antwort: Ja! Jetzt erst recht! Und zwar nicht im Sinne von “saufen wir uns die Hucke voll”! Ganz im Gegenteil. Der Umgang mit Alkohol sollte immer und ständig verantwortungsvoll sein. Alkohol ist kein Problemlöser – und wird es auch nie sein. Aber Wein bewusst zu genießen, kann gerade jetzt durchaus hilfreich sein.

Viele Menschen in einer Weinbar
Die Zeiten des geselligen Weingenusses sind jetzt erst einmal vorbei ©LifeOfPix/Pixabay

Bewusst Wein genießen

Einfach mal die Nachrichten ausschalten, das Smartphone weglegen. Was folgt, ist die Auswahl des Weins. Der Gang in den Keller, das bedächtige Aussuchen der edlen Kreszenz. Vielleicht muss der Wein ja noch eingekühlt werden? Oder karaffiert oder dekantiert? Das Öffnen der Flasche – ein Ritual. Jetzt noch die Lieblingsmusik anmachen, dann gluckert der Wein auch schon ins Glas. Ein Moment des bewussten Genusses. Eine zeitlang mal die Realität hinter sich lassen und einfach nur genießen. Herrlich!

Solche Momente gehen bei mir immer mit einer großen Dankbarkeit einher. Nämlich dass sie für mich überhaupt möglich sind. Weingenuss ist und war für mich immer ein Lebensluxus, niemals eine Selbstverständlichkeit. Und deswegen erdet er mich immer ein wenig. Solche Momente lassen mich persönlich durchatmen, geben mir Kraft. Gerade jetzt, wenn ich versuche, mich nicht darüber aufzuregen, wieviele Menschen meckern und motzen und es so gar nicht einsehen, warum sie ihr hedonistisches Verhalten auch nur ansatzweise ändern sollten, weil sie ja schließlich nicht zur Risikogruppe gehören. Dieses Realitätsgekreische kann ich ganz wunderbar ausblenden, wenn ich Wein bewusst genieße.

Ein Glas Rotwein im Freien
Auch allein lässt sich Wein genießen ©Qimono/Pixabay

COVID-19 verändert die Genuss-Szene

Wobei Weingenuss momentan aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig ist. Der wirtschaftliche Schaden, den COVID-19 anrichtet, ist bereits jetzt beträchtlich. Auch in der Weinbranche. Messen wurden abgesagt, Hotels und Restaurants geschlossen. Winzern und Händlern sind quasi über Nacht neue Netzwerk- und bestehende Absatzmöglichkeiten weggebrochen. Während einige Restaurants ihre Weinkeller öffnen und teure Schätze an Privatpersonen verkaufen, um nicht auf Gutwill vom derzeit (aus gutem Grund) so propagierten Gutscheinkauf “für später” abhängig zu sein, bricht für Winzer und Händler ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen weg. Denn nur wenige von ihnen verkaufen fast ausschließlich an den Endverbraucher. Sprich: direkt an den Weinliebhaber.

Das ändert sich jetzt gerade. Die Leute werden kreativ. Gerade in den Großstädten bieten viele kleinere stationäre Weinhandlungen nun einen kostenfreien Lieferservice an. Und sollte auch noch eine kleine Weinbar dazugehören, kann man als Konsument sogar gleich noch die sonst so gereichten Snacks mitordern. Und dann erst die Winzer! Einige haben im Eilverfahren noch schnell einen Online-Shop gebaut. Wer bis dato kaum an den privaten Weinliebhaber, sondern eher an Gastronomie und Handel verkauft hat, versucht das gerade zu ändern und den Kunden direkt via Social Media und Newsletter zu erreichen. Und das ist auch gut so.

Detailaufnahme eines Korkenziehers, mit dem gerade eine Flasche Wein göffnet wird.
Wenn wir nicht jetzt Weinflaschen öffnen und genießen, wann dann? ©Shutterbug75/Pixabay

Neue Winzer für noch mehr Weingenuss

Denn mit jeder Flasche, die wir öffnen, unterstützen wir die Branche, supporten unsere Lieblingswinzer und den kleinen Weinladen von nebenan (oder den Online-Händler unseres Vertrauen). Klingt jetzt vielleicht etwas pathetisch, ist aber so. Und nein, dass ist jetzt kein Aufruf, um wahllos zu konsumieren. Weingenuss soll schon Weingenuss bleiben. Aber es ist ja vielleicht trotzdem ganz nett zu wissen, dass man seinen Teil dazu beiträgt, wenn man zuhause in den eigenen vier Wänden den Korken aus einer Flasche zieht.

Wobei es aber auch nicht schadet, wenn ihr jetzt mal ganz bewusst den ein oder anderen Wein bei eurem Lieblingswinzer bestellt. Oder vielleicht auch die Gelegenheit der gerade durch die Bewegungseinschränkung “aufgezwungenen” Entschleunigung nutzt, um in Ruhe ein paar neue Winzer samt deren Weinen kennenzulernen. Um euch da den Einstieg ein wenig zu erleichtern, werde ich hier in den nächsten Wochen verstärkt Winzer vorstellen, die mir aus dem einen oder anderen Grund besonders am Herzen liegen.

Dank meiner persönlichen Vorlieben werden das vor allem österreichische Winzer sein, wobei auch Deutschland und andere Länder nicht zu kurz kommen werden. Und dann noch: es gibt soviele tolle Weine auf dieser Welt, die Aufmerksamkeit verdienen. Lasst sie uns sichtbar machen! Teilt eure Weingenuss-Momente mit ihnen in den sozialen Netzwerken oder schreibt auf euren Blogs über sie. Auch das ist eine Form der Unterstützung. Passt auf euch auf, genießt Wein – und bleibt gesund!

Copyright Titelbild: ©Wokandapix/Pixabay

Dieser Text spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen alleine Service-Zwecken.

6 Kommentare

  1. …in erster Linie versuche ich, im wahrsten Sinne des Wortes „normal“ zu bleiben. Deswegen werde ich jetzt auch meine Einkaufsstrategien in Sachen Wein nicht grundlegend ändern, zumal ich schon ganz am Anfang des Jahres beschlossen habe, in 2020 eher wenig bis fast gar nichts einzukaufen, da hier eh noch „akute Kellerfülle“ zu beklagen ist. Klar, die Winzer und Weinfachhändler jammern jetzt (mit vielen anderen aus anderen Branchen) recht lautstark und das in vielen Fällen auch zu Recht. Aber die wirklichen wirtschaftlichen Probleme sehe ich derzeit ganz woanders. Gehört aber weniger hierher…

    Dennoch: was ich von der Idee her durchaus gut finde und das gerne auch unterstütze, soweit das grundsätzliche Interesse und die Möglichkeit zur Teilnahme da ist, sind die nunmehr bereits von einigen Weingütern ausgerufenen Online-Verkostungen, zu denen man sich ein Paket Wein bestellt (meist 3 Flaschen), welche dann gemeinsam geleert werden, wobei man durch die Segnungen des Internets zusammenfindet und entsprechend live mitkommentieren kann. So wie’s WRINT und „Wein am Limit“ schon seit einigen Jahren vormachen. Einige diesbezügliche Mails haben mich schon erreicht, z.B. von Martin Müllen und dem Winzerhof Stahl. Für mich nur leider nicht so attraktiv, weil diese Online-Verkostungen exclusiv den Fratzenbuch-Mitgliedern vorbehalten bleiben. 🙁

    Aber mal sehen, was sich sonst noch so ergibt, auf dem Weinforum ( http://www.dasweinforum.de ) gibt’s da auch schon entsprechende Bestrebungen, nicht zuletzt auch deshalb, weil es auch da eine signifikante Anzahl an FB-Vermeidern gibt…

Kommentar verfassen