Ursula und Steffen Müller in ihrem Weingut

Weingüter Schneider Müller: Rheinhessen in Herz und Glas

Am Fuße des legendären Roten Hangs sind Ursula und Steffen Müller zuhause. Und das gleich im doppelten Sinne. Denn seitdem sie 2015 ihre Weingüter Schneider Müller vereinigt haben, leben sie in Schwabsburg und vinifizieren in Nierstein. Natürlich steht der Riesling im Vordergrund. Aber eben nicht nur.

Eigentlich wollte Ursula Müller, geborene Schneider, das elterliche Weingut gar nicht übernehmen. Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Handel fing sie bei einem Pharmagroßhändler an. Also eine ganz andere Baustelle. “Ich war natürlich immer im Weingut aktiv, hatte es aber für mich zunächst nicht als Berufswunsch auf dem Plan. Na ja, dann kommen die Dinge ja gerne anders als man denkt. Steffen und ich waren zusammen, meine Geschwister hatten kein Interesse an der Betriebsnachfolge”, erklärt sie, wie es trotzdem dazu kam, dass sie das Weingut in Nierstein mit seiner über 200-jährigen Geschichte übernommen hat. Und zwar zusammen mit ihrem Mann Steffen Müller, der zu diesem Zeitpunkt in Schwabsburg schon längst sein eigenes Weingut hatte.

2015 folgte der Zusammenschluss der Weingüter Schneider Müller. Das Paar wollte der ausufernden Bürokratie Herr werden und auch der Weinkontrolle gerecht werden. Manche denken ja nach wie vor, dass ein Winzer den ganzen Tag nur zwischen den Reben oder Weinfässern herumhopst. Dabei ist auch der Papierkram gewaltig. Bei den Weingütern Schneider Müller hat deswegen jeder seinen Bereich: während Steffen als Winzer die Weine verantwortet, kümmert sich Ursula um den Rest.

Weingüter Schneider Müller - Winzer Steffen Müller in seinem Element
Winzer Steffen Müller in seinem Element ©Weingüter Schneider Müller

Das Dream-Team der Weingüter Schneider Müller

Wobei sich Steffen auch immer wieder mit Ursula abspricht, wenn es um den Wein geht. Typisch Familienweingut eben. Die Proben und Verschnitte vor der Füllung machen die beiden konsequent gemeinsam, verrät Ursula Müller: “Aktuell probieren wir seit gefühlt vier Tagen am Riesling vom Rotliegenden und suchen nach dem perfekten Verschnitt von allen Lesetagen und Weinbergen.” Der Riesling vom Rotliegenden gehört übrigens zu den Weinen der Schneider-Linie.

Denn obwohl die Weingüter Schneider Müller inzwischen vereint sind, gibt es nach wie vor zwei eigenständige Linien. Und das auch aus gutem Grund, wie Ursula Müller erklärt: “Beide Weingüter haben eine lange Geschichte, haben ihren Kundenkreis und Vertriebskanal. Schneider gibt es schon seit über 200 Jahren. Müller hat Steffen während und nach dem Studium aufgebaut und einen sehr treuen Kundenkreis geschaffen. Dazu kommt, dass Schneider schon immer stark im Export und Fachhandel vertreten war und ist und Müller von Anfang an stark auf Privatkunden gesetzt hat. Das hat sich für uns gut ergänzt.”

Weingüter Schneider Müller in Schwabsburg
Willkommen bei Familie Müller in Schwabsburg! ©Weingüter Schneider Müller

Leben und arbeiten zwischen Nierstein und Schwabsburg

Vinifiziert werden beide Linien inzwischen in Nierstein. Hier gibt es nicht nur genügend Platz, sondern auch eine gute Verkehrsanbindung. “Da kann ein Lkw problemlos anhalten, ohne dass gleich der ganze Verkehr zusammenbricht”, verrät Ursula Müller schmunzelnd. In Schwabsburg, wo das Paar mit seinen beiden Kindern jetzt wohnt, sind die Straßen sehr eng – da wäre das so nicht möglich.

Platz im Keller ist übrigens durchaus wichtig. Denn die Weingüter Schneider Müller produzieren jährlich ungefähr 100.000 Flaschen. Auf die Zahl genau kann man das natürlich nicht bestimmen, denn Steffen und Ursula Müller setzen streng auf Qualität. So wird mehrfach vor der Lese selektiert. Und auch gerne mal was liegen gelassen, damit nur die besten Trauben ihren Weg in den Keller finden. Das kann dann auch schon mal weniger sein, wie die Jahrgänge 2017 und 2019 bewiesen.

Steffen und Ursula Müller mit ihren Kindern
Zusammen mit der nächsten Generation ©Weingüter Schneider Müller

Konventionelle und naturnahe Bewirtschaftung

Was folgt, ist natürlich die obligatorische Frage, wie bewirtschaftet wird. “Ich beschreibe das gerne als konventionell naturnah”, sagt Ursula Müller. Zwar hat der Betrieb keine Bio-Zertifizierung (schon allein der Bürokratieaufwand, der damit einhergeht, wäre für die zweifache Mutter zuviel des Guten), aber Ursula betont: “Für mich ist wichtig, dass Landwirtschaft ja ein Generationenvertrag ist. Wir sind jetzt nur ‘dran’, und wir wollen der nächsten Generation etwas Gesundes weitergeben. Gesund in allen Bereichen, auch Böden und Umwelt.”

Kein Wunder, dass die Familie bei dieser nachhaltigen Einstellung verstärkt auf Handarbeit setzt. Wobei das zum Teil auch gar nicht anders geht – Steillagen sei dank. Die sind und bleiben für jeden Betrieb Herausforderung (wegen der Bewirtschaftung) und Segen (Terroir!) zugleich. Warum sollte das bei den Weingütern Schneider Müller anders sein? Eben!

Ursula Müller in Nierstein zwischen den Reben
Ursula Müller in den Reben ©Weingüter Schneider Müller

Terroir matters – auch bei den Weingütern Schneider Müller

Um genau dieses Terroir der einzelnen Lagen bestmöglichst zu transportieren, werden alle Lagenweine spontan vergoren. So entstehen vor allem Rieslinge mit eigenständigem Charakter. Und für Riesling schlägt Ursula Müllers Herz: “Ich mag es, dass diese Rebsorte überall einen anderen Ausdruck hat, dass die Herkunft einfach maßgeblich ist und prägt. Schon allein bei uns der Rotliegend vs. Kalk ist so unterschiedlich, obwohl der gleiche Ort, der gleiche Mensch etc. daran beteiligt sind.”

Angesprochen auf ihre Lieblingslage, gerät Ursula Müller sofort ins Schwärmen: “Ich bin ein totaler Hipping-Fan. Das hat was Emotionales, denn ich war als kleines Mädchen dabei, als wir den Hipping gepflanzt haben. Als Kind war am Hipping immer der Lese-Abschluss. Mit der ganzen Mannschaft am letzten Tag im Steilhang. Mittagessen für alle im Feld und dann haben wir zusammen ‘Großer Gott wir loben dich’ geschmettert. Auf der anderen Seite liebe ich den Ausdruck am Hipping. Diese Südost-Lage direkt am Rhein, da ist es schon am frühen Morgen heiß. Das ist so ein intensives Mikroklima. Die Weine zeigen das immer – manchmal etwas überbordend, vorne raus mit Aroma, und dann doch so feingliedrig und elegant in der Mineralität. Egal, ob eine Hipping Spätlese oder unser trockener Hipping Berg – das macht mich einfach froh.”

Weinlage Hipping in Nierstein im Herbst
Hipping im Herbst ©Weingüter Schneider Müller

Riesling im Herzen

Und ja, diese Liebe zur Herkunft und den Lagen kann man den Weinen der Weingüter Schneider Müller anschmecken. Und zwar nicht nur von denen, die vom legendären Roten Hang stammen. Bestes Beispiel ist da etwa der Riesling “Hummerthal”. Eine Spätlese vom Niersteiner Paterberg, die mit satter Frucht ebenso zu glänzen weiß, wie mit feiner und schlanker Mineralik, wodurch ein besonders spannungsreicher und frischer Kontrast entsteht, der mir persönlich sehr viel Genussfreude bereitet hat.

Wobei sich bei den Weingütern Schneider Müller zwar viel, aber eben nicht alles um Riesling dreht. “Ich mag auch Sauvignon Blanc sehr gerne”, verrät Ursula Müller. Neben dem spielen auch noch Spät-, Grau- und Weißburgunder ebenso eine Rolle wie Silvaner, Gewürztraminer, Dornfelder, Chardonnay oder Scheurebe. Allesamt Weine, die mit großer Liebe, Hingabe und Sorgfalt vinifiziert werden. Wobei die Riesling-Range mit ihrer Vielfalt und den unterschiedlichen Lagen ganz eindeutig das Herzstück des Familienbetriebs ist.

Copyright Titelbild: ©Weingüter Schneider Müller

*Dieser Text entstand mit Wissen der Weingüter Schneider Müller, aber ohne deren Einfluss. Sämtliche gesetzte Links dienen Service-Zwecken und sind nicht kommerziell.

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