Winzer Erwin Sabathi sitzt draußen auf einem Tisch und lässt die Beine baumeln

Weingut Erwin Sabathi: Terroir-Weine aus der Südsteiermark

Im südlichsten Zipfel der Südsteiermark setzt man beim Weingut Erwin Sabathi konsequent auf Handarbeit und Zeit, um die Feinheiten des einzigartigen Terroirs herauszukitzeln. Und genau das schmeckt man den Weinen auch an.

Es sind schon besonders steile Hänge, in denen sich die Reben vom Weingut Erwin Sabathi tief in den Boden der Südsteiermark graben. Vor allem, wenn es um die Große STK Ried Pössnitzberg geht. Womit wir dann auch schon beim Eingemachten wären. Denn ja, mit den Rieden Saffran und Poharnig kann das Weingut zwar gleich zwei Monopollagen sein Eigen nennen, aber der Herzschlag des Betriebs ist eben Ried Pössnitzberg. Und das aus gleich mehreren Gründen. Um die aufzudröseln, müssen wir in die Vergangenheit eintauchen. Keine Bange, ich rolle jetzt nicht die komplette Geschichte von 1650 an auf. Denn so lange gibt es das Weingut schon. Es reicht aber, wenn wir beim Jahr 1931 anfangen.

Damals wurde nämlich Johann Sabathi das erste Mal auf die Ried Pössnitzberg aufmerksam, als er auf einem Weinfass den Spruch “Das beste Mittel gegen Ärger ist ein guter Pössnitzberger” las. In den 1950er-Jahren erwarb Sabathi dann selbst Rebflächen am Pössnitzberg  – und nannte seinen ersten Wein von dort ‘Pössnitzberger Sorgenbrecher’. Damals ein Muskat Sylvaner – heute ein Sauvignon Blanc.

Weingut Erwin Sabathi in der Südsteiermark
Willkommen auf dem Weingut Erwin Sabathi! ©Weingut Erwin Sabathi

Ried Pössnitzberg und die DNA alter Reben

Das ist aber noch nicht die ganze Geschichte, wie sich Enkel Erwin Sabathi, der das Weingut inzwischen in zehnter Generation leitet, erinnert: “Damals, als mein Großvater den ersten Hektar am Pössnitzberg erwarb, standen dort bereits sehr alte Sauvignon Blanc-Reben. Stets lieferten diese Reben die besten Trauben. Aber auch Rebstöcke leben nicht ewig. In weiser Voraussicht vermochten mein Großvater und mein Vater das alte Rebmaterial weiter zu vermehren, sodass heute alle unsere Sauvignon Blanc-Rebstöcke der Ried Pössnitzberg die DNA dieser alten Reben in sich tragen. Manche von ihnen sind bereits wieder über 60 Jahre alt.”

Und wäre das nicht schon besonders genug, kommt jetzt der Boden mit ins Spiel! Denn dieser ist von Opok geprägt, der durch mächtige maritime Ablagerungen entstanden ist. Der humose Oberboden ist oft nur zwanzig Zentimeter dick – und dann kommt auch schon das feste Sedimentgestein. Hier Reben zu pflanzen, bedeutet schwerste Handarbeit. Wobei etwas anderes auch bei einem maschinenfreundlicheren Boden nicht möglich wäre. Schließlich hat die südlich ausgerichtete Kessellage eine Hangneigung von bis zu 75 Prozent. Auch das ist für Winzer wie für die Reben eine Herausforderung.

Ried Pössnitzberg in der Südsteiermark
Der geheime Herzschlag des Weinguts: Ried Poessnitzberg ©Weingut Erwin Sabathi

Weingut Erwin Sabathi: Charakteristik des Terroirs

Für manch einen mögen solche Voraussetzungen abschreckend sein – nicht so für Erwin Sabathi, der die Lage sehr zu schätzen weiß: “Ein unglaubliches Geschenk! Über Jahrzehnte haben sich die Reben an den kräftigen Opok-Boden und das spezielle Kleinklima der Lage adaptiert. Jahr für Jahr bringen sie die eigenständige Charakteristik des Terroirs in genialer Präzision zum Ausdruck.”  Mit dem speziellen Kleinklima sind übrigens warme Aufwinde aus den slowenischen Tälern gemeint, die auf kühle Luftströme der westlich gelegenen Koralpe treffen. Dadurch entstehen große Temperaturunterschiede – und die wiederum sorgen für besonders würzige und vielfältige Aromen.

Und zwar nicht nur im Sauvignon Blanc, sondern auch im Chardonnay, der hier ebenfalls gedeiht. Was die Weine beider Rebsorten aus dieser Lage eint, ist ihre ebenso feine wie komplexe Mineralität. Die Weine sind charakterlich warm und kühl zugleich, vibrieren vor Spannung, sind aber auch kuschelig weich. Widersprüchlich? Auf gar keinen Fall! Denn solche Kontraste machen sie zu höchst lebendigen Genuss-Unikaten!

Ried Poharnig vom Weingut Erwin Sabathi aus der Vogelperspektive
Die Monopollage Poharnig ist ausschließlich mit Sauvignon Blanc bestockt ©Weingut Erwin Sabathi

Weine, die von ihrer Herkunft erzählen

Genau darauf kommt es Erwin Sabathi dann auch an. Seine Weine sollen von ihrer Herkunft erzählen. Und eben dadurch höchst eigenständig sein. Damit das gelingt, ist es im ersten Schritt erst einmal wichtig, dass sich Rebsorte und Terroir finden. Während sich Sauvignon Blanc und Chardonnay etwa die Ried Pössnitzberg teilen, ist die Monopollage Poharnig ausschließlich mit Sauvignon Blanc bestockt. Denn aufgrund der extremen Spannung zwischen heißen Tagen und kühlen Nächten mit leichten Winden von der Koralpe, gedeiht diese Rebsorte hier am besten. Durch die sandigen Böden sind die Weine aus dieser Lage von einer sehr salzigen Substanz geprägt.

Ried Saffran hingegen, die andere Monopollage vom Weingut Erwin Sabathi ist ausschließlich dem Chardonnay gewidmet. Als exponierte Lage, nämlich als der höchstgelegenste und oberste Teil dieses Rebhangs, ist die Ried Saffran sehr luftdurchzogen. Durch das etwas kühlere Klima werden Hitzestaus vermieden, sodass die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gering sind. Und genau das ist ideal für Chardonnay. Die Weine, die hier entstehen, haben einen sehr kräftigen und eigenständigen Charakter.

Ried Saffran in der Südsteiermark aus der Vogelperspektive
Saffran ist die ideale Lage für Chardonnay ©Weingut Erwin Sabathi

Teamwork beim Weingut Erwin Sabathi

Ihr seht: wie bei allen STK-Winzern entsteht der Charakter eines Weins auch beim Weingut Erwin Sabathi im Weinberg. Diese umfassen übrigens gut 50 Hektar und werden seit 2016 biologisch bewirtschaftet. Zusätzlich zur Handarbeit setzt Erwin Sabathi auf eine schonende Traubenverarbeitung sowie Spontangärung. Ausgebaut werden die Weine in der Regel in großen traditionellen Eichenholzfässern. Aber keine Bange, bei den Weinen nagt man nicht am Holz, wenn man sie im Glas hat. Das würde dem Terroir-Gedanken von Erwin Sabathi total widersprechen. Obwohl das Holz für einen wunderbaren Schmelz in den Weinen sorgt, überdeckt es zu keiner Zeit den jeweiligen Charakter.

Mir sind selten Weine begegnet, die ich so klar ihren Lagen, denen sie entstammen, zuordnen kann. Es ist schon äußerst faszinierend, mit wieviel Präzision und Akribie der Winzer hier vorgeht. Wobei das Weingut Erwin Sabathi natürlich keine One-Man-Show ist. Erwin Sabathi erhält nicht nur Unterstützung von seiner Frau Patrizia, sondern auch von seinen beiden Brüdern Gerd und Christoph. Die treibende Kraft hinter allem ist und bleibt der Winzer selbst. Schließlich ist es seinen Terroir-Visionen zu verdanken, dass das Weingut Erwin Sabathi seit den 1990er-Jahren mit seinen Weinen einen atemberaubenden Qualitätsaufstieg aufs Parkett gelegt hat. Sehr beeindruckend. Weine wie Winzer.

Copyright Titelbild: ©Weingut Erwin Sabathi

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Erwin Sabathi und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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