Winzer Johannes Pitnauer aus dem Carnuntum

Weingut Familie Pitnauer: Umsichtige Zweigelt-Spezialisten

Nicht nur ihr Rubin Carnuntum zeugt beim Weingut Familie Pitnauer von einer ebenso großen wie auch innigen Zweigelt-Liebe, sondern auch ihr “Bienenfresser” – seines Zeichens einer der ersten Markenweine aus dem Carnuntum.

Streng genommen war der “Bienenfresser”, ein reinsortiger Zweigelt übrigens, ja schon Markenwein, bevor es das Carnuntum als Weinbauregion überhaupt gab. Zumindest offiziell. Wein haben hier schließlich schon die Kelten gemacht. Aber es hat halt bis in die 1990er-Jahre hinein gedauert, bis das Carnuntum offiziell Weinregion wurde. Nicht unerheblichen Anteil daran hatte Hans Pitnauer, der das Weingut Familie Pitnauer zehn Jahre zuvor von seinen Eltern als gerade mal 30-Jähriger übernahm. Die 1980er waren für den österreichischen Weinbau eine schwierige Zeit. Stichwort: Weinskandal von 1985. Aber Hans Pitnauer führte das familiäre Weingut zusammen mit seiner Frau Edith durch die stürmische Zeit. Wie ein Fels in der Brandung setzte er eh von Anfang an auf Qualität.

Und dann kam eben 1986. Das Jahr, in dem Hans Pitnauer seine Zweigelt-Liebe mit seinem ersten Markenwein zementieren sollte. Damals lebten 27 Brutpaare eines ganz bestimmten Vogels in Göttlesbrunn. Dieser Vogel war nicht nur wunderschön anzuschauen, sondern sang auch noch bezaubernd. Und weil es sich um einen afrikanischen Zugvogel handelte, war er auch noch exotisch genug, um Ornithologen und Journalisten von nah und fern anzulocken. Ihr könnt es euch denken: bei diesem Vogel handelte es sich um den Bienenfresser.

Hans und Johannes Pitnauer im Weinkeller mit einem Glas Zweigelt in der Hand
Vater und Sohn im Keller ©Weingut Familie Pitnauer

Beim Weingut Familie Pitnauer ist der Bienenfresser Programm

Während es “Ohs!” und “Ahs!” hagelte, machte man sich beim Weingut Familie Pitnauer so seine Gedanken. Denn für Hans und Edith war es eigentlich nur logisch, dass sich der Bienenfresser ausgerechnet in Göttlesbrunn in so großer Zahl zum Brüten niederließ. Nicht nur die Vögel fühlen sich in den Erdhöhlen der Löss-Steilwände wohl, sondern auch für die Zweigelt-Reben ist dieser Boden ideal. Und dann noch das warme Klima! Pannonischer Einfluss und so. Ideal für Zweigelt wie für den Bienenfresser.

So keimte schnell die Idee, dem Bienenfresser einen eigenen Wein zu widmen. Einen Zweigelt natürlich. Es war aber nicht nur die Geburtsstunde eines der ersten Markenweine aus dem Carnuntum (lange, bevor es den Rubin Carnuntum gab). Denn seit 1986 ist der bunte und wunderschöne Vogel auch das Wappentier des Weinguts Familie Pitnauer – und ziert neben dem “Bienenfresser” auch noch das Etikett zahlreicher anderer Weine.

Winzer Johannes Pitnauer-Wolfram zwischen seinen Zweigelt-Reben
Liebevolle Rebenpflege versteht sich von selbst ©Weingut Familie Pitnauer

Die nächste Pitnauer-Generation übernimmt

Daran hat auch die DAC-Einführung im Carnuntum im Jahr 2019 übrigens nichts geändert. Alle Weine des Familienbetriebs bleiben, wie sie waren. Auch wenn dank der neuen Qualitätseinteilung jetzt nicht mehr die Lage oder Carnuntum als Region mit draufstehen, weil sie nicht den DAC-Statuten entsprechen. Eine großartige Konsequenz, die nicht zuletzt Johannes Pitnauer-Wolfram verdanken ist, der das Weingut Familie Pitnauer im Sommer 2018 von seinem Vater übernahm und seitdem Geschäftsführer und Kellermeister in Personalunion ist.

Mitgeholfen hat Johannes natürlich auch vorher schon. Typisch Familienbetrieb eben. Doch seine große Wein-Neugier führte ihn eben auch an die Weinbauschule in Klosterneuburg und zu diversen anderen Weingütern, um den eigenen Horizont zu erweitern. Was aber nicht bedeutet, dass Johannes Pitnauer-Wolfram nach seiner Rückkehr alles sofort und komplett und total umgekrempelt hat. Im Gegenteil!

Edelstahltanks vom Weingut Familie Pitnauer im Carnuntum
Qualitätskontrolle muss sein!

Große Zweigelt-Liebe

Schon unter der Ägide von Hans Pitnauer wurde darauf geachtet, dass die Weine des Weinguts Familie Pitnauer allesamt den Charakter der Böden und des Carnuntums an sich widerspiegeln. Und das geht eben nur, wenn man auf die Natur hört, wenn man sie versteht, wenn man im Einklang mit ihr arbeitet. Herbizide und Pestizide haben da ebenso keinen Platz wie schwere Vollernter. Gerade bei der Weinlese wurde und wird konsequent auf Handarbeit und Selektion gesetzt, um die bestmöglichsten Qualitäten auf die Flasche zu bringen. Eine schonende Vinifikation, die vor allem auf den Faktor Zeit setzt, versteht sich da auch von selbst.

Und ebenso selbstredend ist die große Zweigelt-Expertise, die nach Vater Hans auch Johannes Pitnauer-Wolfram vorzuweisen hat. Schließlich sind 50% der 22 Hektar umfassenden Rebfläche mit eben jener Rebsorte bestockt. Internationale Sorten wie Merlot, Syrah, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc bilden den Rest auf der roten Seiten. Zudem besticht das Weingut Familie Pitnauer dank Grünem Veltliner, Sauvignon Blanc und Gelbem Muskateller auch mit einem kleinen aber feinen Weißweinsortiment.

Vom Rotwein rot gefärbte Winzer-Hände
100 % Zweigelt, 100 % Handarbeit ©Weingut Familie Pitnauer

Der Zweigelt und das Weingut Familie Pitnauer

Der große Star des Weinguts ist ohne Frage der “Bienenfresser”, eine reinsortige Zweigelt-Reserve, die 12 Monate in neuen und gebrauchten Barriques reifen durfte. Der Wein verführt direkt mit seiner satten schwarzen Kirschfrucht und wunderbar saftigen Brombeer-Noten, zu denen sich eine rauchige Würze gesellt. Am Gaumen kommen dann noch mineralische Noten und ein wenig Tabak hinzu, während alles gekonnt von den griffigen Tanninen zusammengehalten wird. Ein Zweigelt mit einem ganz wunderbaren Trinkfluss, der dank seiner feinen Vielschichtigkeit ein Paradebeispiel für einen österreichischen Ortswein ist!

Diese Genussbegeisterung lässt sich in allen Zweigelt-Weinen finden. Vom Rubin Carnuntum bis hin zum Zweigelt Ried Haidacker 1ÖTW Göttlesbrunn Reserve, der auch noch mit einer wundervollen Kräuterwürze und einem extra langen Abgang aufwarten kann. Ein Wein mit einem großartigen Reifepotenzial! Und auch die Cuvées vom Weingut Familie Pitnauer können sich sehen lassen. Bestes Beispiel ist da die Große Reserve Franz Josef, einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Zweigelt.

Hier spielen beiden Rebsorten ihre großen Stärken aus: Während die betörenden Cassis-Noten vom Cabernet kommen, spendiert der Zweigelt saftige Kirschen. Dann noch die verführerische Karamell-Note vom Barrique-Ausbau und eine wunderschöne Kräuterwürze, die sich am Gaumen zu den dicht gewebten Tanninen gesellt. Was für eine intensive Eleganz! Es ist genau diese Art von leichter und natürlicher Vornehmheit, die alle Pitnauer-Weine ausmacht. Und die einem jeden Wein die Möglichkeit gibt, den eigenen Charakter ohne Zwang voll zu entfalten. Die große Umsicht, die in Weingärten wie Weinkeller herrscht, ist hier allseits schmeckbar. Ganz groß!

Copyright Titelbild: ©Weingut Familie Pitnauer

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Familie Pitnauer und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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