Winzer Stefan und Daniel Huff vom Weingut Georg Gustav Huff sitzen auf Weinkisten vor ihrem Weinberg und trinken Wein

Weingut Georg Gustav Huff: Charakter-Rieslinge vom Roten Hang

Bereits seit 300 Jahren ist das Weingut Georg Gustav Huff im rheinhessischen Nierstein beheimatet. Obwohl die Burgundersorten hier inzwischen Trumpf sind, werden vor allem die Rieslinge sehr gefeiert. Und die schauen wir uns jetzt mal genauer an.

Naturnah und nachhaltig sind ja inzwischen zwei recht überstrapazierte Marketing-Begriffe, die zum guten Werbe-Ton eines jeden landwirtschaftlichen Betriebs gehören, der Wert auf seine Außenwahrnehmung legt. Oder anders ausgedrückt: die beiden Wörter kommen derart häufig zum Einsatz, dass man sie fast schon gar nicht mehr wahrnimmt. Ausnahmen bestätigen zum Glück die Regel. Und genau solche Ausnahme findet man mit dem Weingut Georg Gustav Huff in Nierstein. Denn Naturnähe und Nachhaltigkeit sind hier keine Marketing-Instrumente, sondern einfach nur gelebter Alltag. Und das bereits seit Generationen.

Dass es auf gesunde und vitale Rebstöcke ankommt, um hohe Weinqualitäten zu erzeugen, das hat Dieter Huff bereits von seinem Vater gelernt, noch bevor er 1989 das Weingut Georg Gustav Huff übernommen hat. Damals, als naturnah und nachhaltig im landwirtschaftlichen Werbesprech noch gar nicht vorkamen, war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, kompostierten Grünschnitt und Dung als natürlichen Dünger in den Weingärten zu verwenden. Oder den Boden mit Stroh abzudecken. Während andere erst einmal wieder dafür sorgen mussten, dass sie Regenwürmer und Co. im Boden wieder wohlfühlen, sich ansiedeln und so vor Erosion schützen, strotzte die Erde in den Parzellen des Familienbetriebs schon immer vor Leben. Selbiges gilt auch für Begrünung und Insektenschutz.

Stefan und Daniel Huff posieren in ihrem Weinberg am Roten Hang
Naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung ist für Stefan und Daniel Huff eine Selbstverständlichkeit. © Weingut Georg Gustav Huff

Weingut Georg Gustav Huff: Wie der Vater, so die Söhne

All diese selbstverständliche Arbeit in und mit der Natur hatte damals wie heute vor allem einen Zweck. Nämlich so den Grundstein für Weine zu legen, die eigenständig sind und Charakter haben. Und bei denen auch die Trinkfreude nicht zu kurz kommt. Diese Philosophie hat Dieter Huff dann auch an seine beiden Söhne weitergegeben. Während der Senior inzwischen vor allem zwischen den Rebzeilen der insgesamt 25 Hektar bewirtschafteten Fläche zu finden ist, kümmern sich Daniel und Stefan Huff um die Kellerarbeit. Daniel stieg 2003 nach seiner Ausbildung zum Weinbautechniker als Erster im Weingut Georg Gustav Huff mit ein. Sein jüngerer Bruder Stefan folgte dann 2010. Er verantwortet seitdem vor allem den Ausbau der Rotweine. Spät- und Frühburgunder, Dornfelder sowie Portugieser gehen also auf seine Kappe.

Und eh! Burgunder! Denn ja, das Weingut Georg Gustav Huff ist zwar vor allem für Riesling bekannt, aber tatsächlich macht die deutsche Parade-Rebsorte nur 25 Prozent im Anbau aus. Die Burgundersorten (hier dann vor allem Grau- und Weißburgunder sowie Chardonnay) haben Riesling inzwischen aber mengenmäßig überholt. Was aber trotzdem nichts daran ändert, dass vor allem die Rieslinge für Aufsehen sorgen. Verwunderlich ist das nicht. Denn schließlich besitzt die Familie Huff Parzellen in einigen der besten Lagen am legendären Roten Hang. Schauen wir uns also mal die unterschiedlichen Riesling-Charakterköpfe an, die hier entstehen.

Weinkeller vom Weingut Georg Gustav Huff in Nierstein in Rheinhessen
Im Keller haben inzwischen die Söhne das Sagen. © Weingut Georg Gustav Huff

Riesling vom Roten Hang

Den idealen Einstieg in die Riesling-Welt vom Roten Hang bildet der Ortswein Niersteiner Riesling, dessen Trauben vom gesamten Roten Hang stammen. Ich hatte da den 2020er im Glas und war begeistert, wie harmonisch hier Mineralität und Fruchtigkeit (Zitronen- und Orangenzeste, Mirabelle, Pfirsich und etwas Papaya) Hand in Hand gehen können. Ein geradliniger Riesling, der leicht am Gaumen tänzelt, ohne dabei aber verspielt zu sein. Schön trinkig, aber mit so viel Substanz, dass es einem nach dem ersten Glas nicht langweilig wird, weil man immer noch ein paar Facetten entdecken kann.

Noch mehr Facetten bekommt man dann mit dem Riesling Hipping Alte Reben ins Glas. Rieslinge aus der Lage Hipping glänzen ja per se mit viel gelber Frucht und einem voluminöserem Körper. Beste Beispiele sind da die Gewächse der Weingüter Louis Guntrum oder Lisa Bunn. Beim Weingut Georg Gustav Huff kommt aber noch ein weiterer Faktor mit ins Spiel. Nämlich die alten Reben, die bereits im Jahr 1984 gepflanzt wurden. Diese wurzeln dementsprechend tief in das Rotliegende, das den Roten Hang auch optisch so prägt. Das Ergebnis: ein Riesling mit viel Pfirsich und Aprikose, aber eben auch einer satten Mineralik, viel Schmelz und einem Körper, der intensiv und gleichzeitig auch elegant ist. Wie der Ortsriesling ist auch der Hipping sehr zugänglich und leicht zu mögen.

Vinothek des Weinguts Georg Gustav Huff im rheinhessischen Nierstein
In der Vinothek des Familienbetriebs kann man natürlich alle Weine verkosten. © Weingut Georg Gustav Huff

Mal schüchtern, mal gefällig: Schloss Schwabsburg

Im Gegensatz dazu ist der Riesling Schloss Schwabsburg 2020 etwas verschlossener. Was natürlich vor allem erstmal an seiner Jugend liegt. Denn diese Rote-Hang-Lage mit ihrem steinigen und flachgründigen Boden bringt per se sehr kleine und hocharomatische Rieslingtrauben hervor. Und tatsächlich: mit etwas Luft und Zeit und Geduld zeigt dann auch dieser Riesling, was er kann. Die Nase wird hier erst einmal von einer würzigen Thymian-Note begrüßt, dann kommen Anklänge von Pfirsich, nassem Stein und etwas frischem Stroh hinzu. Am Gaumen sehr mineralisch, aber auch fruchtig – jetzt mit einer deutlich wahrnehmbaren Grapefruit-Note. Der Riesling Schloss Schwabsburg vom Weingut Georg Gustav Huff ist ein echter Charmeur, den man jung schon richtig gut genießen kann, der aber auch noch viel Reifepotential zeigt.

Nicht ganz so verschlossen kommt die Riesling Auslese aus der Lage Schloss Schwabsburg daher. Ein Wein, den ich momentan wegen seiner Restsüße vor allem sehr gerne zu Flamm- und Zwiebelkuchen genieße (es muss ja nicht immer Federweißer sein). Hier tummeln sich reife Honigmelone, weiße Blüten, Mirabelle, Pfirsich und Orangenzeste in der Nase. Am Gaumen von Grapefruit keine Spur, dafür aber eine dezente Kräuterwürze. Ich bin ja nur bedingt eine Auslese-Liebhaberin, aber hier sind Süße und Säure perfekt ausbalanciert.

Daniel und Stefan Huff verkosten in ihrem Fasskeller junge Weine aus dem Fass
Kleine Qualitätskontrolle im Keller. © Weingut Georg Gustav Huff

Weingut Georg Gustav Huff und die Lage Pettenthal

Bereits seit 1753 bewirtschaftet das Weingut Georg Gustav Huff Rebflächen in der Lage Pettenthal. Die Weingärten der Familie liegen in einem kleinen, nach Süden ausgerichteten Seitental, das 50 Prozent Gefälle hat! Oder anders ausgedrückt: Hier gibt’s im Sommer Wärme und Sonne satt für die Reben! Kein Wunder also, dass der Riesling Pettenthal hier erst einmal mit einer delikaten Petrol-Nose die Nase weckt.

Hinzu kommen dann noch sehr mineralische Noten nach nassem Stein und zerstoßenen Muschelschalen sowie eine feine Kräuterwürze und etwas Zitrone. Am Gaumen liefern sich dann Mirabellen und nasse Steine ein Wettrennen. Das ist höchst intensiv und wird dann noch mit einem Hauch von abgebrannten Streichholz abgerundet. Die Lage zeigt hier eindeutig all ihre wilde Kraft. Dieser Riesling ist gewiss nicht Everybody’s Darling, aber mich hat er vom ersten Schluck an überzeugt. Das ist ein Wein, den man noch viele Jahre liegen und reifen lassen kann.

Noch mehr Pettenthal vom Weingut Georg Gustav Huff

Nicht minder beeindruckend, dafür aber schon viel zugänglicher ist der Riesling Pettenthal Rehbacher Steig Sommerseite. Hierbei handelt es sich quasi um ein Filetstück in der Lage Pettenthal, die vom Weingut Georg Gustav Huff separat gelesen und vinifiziert wird. Auch hier gibt’s Mineralik ohne Ende in die Nase und an den Gaumen, aber eben auch Pfirsich und Kräuter (Thymian, Verbene) und weiße Blüten. Das macht diesen Riesling einen Hauch zugänglicher. Was mich am meisten beeindruckt hat, war der kühle Charakter, mit dem der Rehbacher Steig Sommerseite daherkommt. Und das bei einer derart brütend heißen Lage!

Da zeigt es sich dann einmal mehr, dass naturnah und nachhaltig alles andere als Modewörter beim Weingut Georg Gustav Huff sind. Ohne diese Bewirtschaftung im Einklang mit der Natur wären solche unterschiedlichen Charakterköpfe ja gar nicht möglich. Umso schöner, dass Daniel und Stefan Huff nicht groß damit Werbung machen, sondern einfach ihre Weine für sich sprechen lassen. Sehr sympathisch.

Copyright Titelbild: © Weingut Georg Gustav Huff

*Dieser Text wurde vom Weingut Georg Gustav Huff weder beauftragt noch vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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