Weingut Gerhard Markowitsch: Carnuntums Winzer-Ikone
Mit Preisen und Punkten überhäuft, gehört Gerhard Markowitsch inzwischen zu der ersten Riege des österreichischen Weinbaus. Vor allem in Sachen Pinot Noir.
Am 4. April 2011 ging ein Raunen durch die Weinwelt. Denn an diesem Tag fand eine ganz besondere Blindverkostung statt: Der Burgunder-Spezialist Allen “Burghound” Meadows ließ drei berühmte Weine der noch berühmteren Domaine de la Romanée-Conti gegen jeweils drei Jahrgänge von Bass Philipp (Neuseeland), der Domaine Serene (Oregon) und eben von Gerhard Markowitsch aus dem österreichischen Carnuntum antreten.
Hallo? Wer kann denn bitteschön gegen Romanée-Conti anstinken?! Nun, Markowitsch konnte es! “Markowitsch Reserve Pinot Noir aus Österreich beeindruckte ganz klar am meisten. Es ist nicht das erste Mal, dass österreichische Rotweine und besonders Pinot Noir die Verkoster in Blinddegustationen verblüfft haben. Die Ergebnisse dürfen die Neugier von Pinot Noir-Freunden rund um die Welt wecken, österreichische Weine mehr zu erkunden”, erläuterte Jury-Vorsitzender Curtis Marsh das überraschende Ergebnis.
Überflieger Gerhard Markowitsch
Solch eine Geschichte ist natürlich der ideale Stoff für eine Legendenbildung. Vor allem, wenn man weiß, dass Gerhard Markowitsch (übrigens nicht verwandt mit dem Winzer Meinrad Markowitsch) erst 1990 aus dem elterlichen Mischbetrieb ein waschechtes Weingut machte. Vorher lief Wein eher nebenbei mit. Geld wurde indes mit Getreide und Zuckerrüben verdient. Nach und nach kaufte Markowitsch Rebfläche dazu, sodass aus ein paar Zeilen inzwischen sage und schreibe 43 Hektar geworden sind.
Dass Gerhard Markowitsch ein Winzer-Ausnahmetalent ist, konnte man bereits 1999 vermuten. Denn damals kürte ihn das Falstaff-Magazin zum “Winzer des Jahres”. Im Jahr 2001 guckte die Weinwelt dann erneut nach Göttlesbrunn, als Markowitsch eines der modernsten Kellereigebäude Österreichs errichten ließ. Der Mann dachte eben schon damals im größeren Rahmen. Und dazu gehört auch die neuste Technik, obwohl diese nicht entscheidend ist, wie Gerhard Markowitsch betont: “Sie begleitet die Vinifikation, aber prägt sie nicht. Sie sorgt für Effizienz, Sicherheit, Sauberkeit, Harmonie der Arbeitsschritte. Für die Eleganz sorgen wir selbst.”
Den Lagen-Charakter im Wein herausarbeiten
Diese Eleganz ergibt sich bei Gerhard Markowitsch übrigens quasi von allein, wenn er dem Wein dabei hilft, seinen ureigenen Charakter zu entwickeln. Wie viele andere Winzer auch, hat Markowitsch früher vor allem auf Cuvées gesetzt: “Wir haben die Weine von verschiedenen Böden und verschiedenen Sorten zu sehr komplexen Gesamtkunstwerken vermählt. Derzeit aber läuft ein Umdenkprozess in unserem Gebiet: wir wollen die individuellen Charaktere der einzelnen Lagen herausarbeiten, ihre Stile puristisch wirken lassen.”
Und genau das funktioniert eben nur mit akribischer Arbeit in den Weingärten und indem man im Keller so wenig wie möglich macht. Natürlich hilft es auch sehr dabei, wenn man seine Lagen inklusive Bodenbeschaffenheit und Mikroklima wie aus der Westentasche kennt. So wie Gerhard Markowitsch. Denn der große Naturliebhaber ist so oft es geht draußen und dort vor allem zwischen seinen Reben. Die sind übrigens zu 75 % rot. Neben Pinot Noir gehören auch Blaufränkisch und natürlich Zweigelt dazu. Letztgenannte ist schließlich DIE Carnuntum-Rebsorte. Deswegen ist sie in allen roten Cuvées, die Gerhard Markowitsch vinifiziert, zu mindestens 55% vertreten. Denn auch in den Blends soll man schließlich die Herkunft schmecken können. Und weil Herkunft und Zweigelt im Carnuntum nun einmal zusammengehören, macht Markowitsch natürlich auch einen Rubin Carnuntum.
Gerhard Markowitsch und Pinot Noir
Obwohl die große Liebe von Gerhard Markowitsch – der Erfolg von 2011 lässt es vermuten – der Pinot Noir ist. Die sensible und kapriziöse Rebsorte findet vor allem am Ried Scheibner ideale Bedingungen. Die Lage erstreckt sich auf einer Höhe von 210 bis 240 Metern zwischen den Rieden Aubühl und Bärnreiser in Höflein. Im Wurzelbereich hat der Boden einen großen Kalkanteil, während der Oberboden mit sandigem Lehm und Schotter bedeckt ist. Außerdem neigt sich die Lage nach Osten. Dort ist sie dem Wind ausgesetzt, was zur Folge hat, dass ein eher trockenes Klima herrscht. Und genau das mag der Pinot Noir sehr.
Neben der akribischen Pflege des Weingartens und der obligatorischen Handlese inklusive einer strengen Selektion, kommt dann natürlich auch noch eine gewissenhafte Arbeit im Keller. Das Ergebnis nach 16 Monaten Reifezeit im Barrique ist dann ein Pinot Noir, der mit seiner eleganten Frucht und den feinen und seidigen Tanninen einfach nur begeistert. Kein Wunder, dass Gerhard Markowitsch damit regelmäßig Punkte ohne Ende sammelt.
Markowitsch kann auch Cuvées
Wobei ihm das aber auch immer wieder mit seinen Cuvées gelingt. Bestes Beispiel ist da sein Klassiker Ried Rosenberg, ein Blend aus 55% Zweigelt 30% Merlot und 15% Blaufränkisch. Intensiv nach dunklen Beeren duftend und mit einem fein gewobenen Druck am Gaumen, begeisterte der 2017er bei der Falstaff Rotweingala derart, dass er nicht nur den ersten Platz in der Kategorie Cuvée holte, sondern auch noch Gesamtsieger wurde.
Titel und Ehrungen ließen sich jetzt beliebig fortführen. Gerhard Markowitsch gehört halt nicht ohne Grund zu Österreichs Winzer-Elite. Allüren hat er deswegen übrigens nicht entwickelt. Im Gegenteil! Mit viel Demut und noch mehr Fingerspitzengefühl kümmert er sich um das, was ihm wichtig ist: seine Weine. Den Trubel um ihn können andere veranstalten. Höchst sympathisch!
Copyright Titelbild: ©Weingut Gerhard Markowitsch
*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er entstand ohne den Einfluss vom Weingut Markowitsch und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Service-Zwecken.
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