Weingut Janson in Vendersheim: Konventionell und nachhaltig

Jutta und Wolfgang Janson gehörten 1990 zu den ersten Winzern, die neben dem Wein auch auf den Tourismus setzten und eine Straußwirtschaft sowie ein Gästehaus eröffneten. Als ihr Sohn Oliver Janson 2001 den Betrieb übernahm, hielt er daran fest. Jedenfalls teilweise. Denn generell bewahrt Oliver zwar die Tradition des Weinguts Janson, geht aber trotzdem seinen eigenen Weg.

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Eine kleine Weinauswahl vom Weingut Janson ©Bottled Grapes

„Alle zwanzig Kilometer und Jahre wird der Weinbau neu erfunden“, sagt Oliver Janson, während seine intelligenten blauen Augen unter den kurzen blonden Haaren strahlend hervorblitzen. Er kommt gerade aus dem Schuppen, hat heute noch viel zu tun. So wie immer. Ein Familienbetrieb kennt nun mal keinen Ruhetag. Wir sitzen in der ebenso urigen wie gemütlichen Straußwirtschaft des Weinguts, die inzwischen nur noch freitags geöffnet ist. Vor uns: ein Gläschen Sauvignon Blanc. Der Sauvignon Blanc wird den Jansons jedes Jahr förmlich aus der Hand gerissen. Dabei ist er doch gar nicht die Hauptrebe des 20 Hektar großen Betriebs. Oliver Janson konzentriert sich eher auf die Burgundersorten und die Scheurebe. Und natürlich auf den Riesling. Daran möchte er so schnell auch nichts ändern.

Womit wir wieder bei seinem Zitat wären. Der hoch gewachsene Winzer rennt den derzeitigen Trends im Weinbau nämlich nicht einfach blindlings hinterher. Seiner Meinung nach hat eh jeder Winzer die Weisheit mit Löffeln gefressen, weswegen auch jeder denkt, dass sein Weg der einzig richtige ist. Was so natürlich nicht stimmt. Viele Wege führen zum guten Wein. Deswegen ist Oliver durchaus für Meinungen und Argumente offen. Trotzdem hat er eine eigene Meinung, die er auch gerne mal bei Gegenwind vertritt.

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Im Gespräch mit Oliver Janson ©Bottled Grapes

In der Weinwelt von Oliver Janson

Ja, sein Betrieb arbeitet konventionell. Aber trotzdem nachhaltig. Wie das geht? Oliver Jansons Erklärungen sind logisch und präzise. Ja, er spritzt. Allerdings mit Verstand. Glyphosat ist für ihn nicht das Teufelszeug, als das es hingestellt wird – wenn man es denn nicht übertreibt. Die Gabe von Kupfer im Weinberg, wie es bei den Bio-Betrieben gemacht wird, findet er allerdings bedenklich. Immerhin ist Kupfer ein Schwermetall. Gut für die Umwelt kann das doch nicht sein. Und eh: wenn er durch die Reben geht, dann fällt ihm immer wieder auf, wie gesund seine Böden ausschauen. Das bestätigt ihn immer wieder.

Die Lese findet bei Oliver Janson maschinell statt. Komplett. Trotzdem achtet er sehr auf Qualität. Denn die eigentliche Arbeit findet auch bei ihm vorab per Hand im Wingert statt. Negative Vorselektion und so. Und ja, er schönt und schwefelt. Allerdings klar und präzise, ohne Übertreibung und konsequent mit größter Liebe und Hingabe zum Produkt. Was man dann auch übrigens schmecken kann. Was wir auch im Glas haben – von der Scheurebe bis hin zum Lagenriesling – alle Weine überzeugen nicht nur durch ihre feine Frucht und einer ausbalancierten Mineralik, sondern auch durch ihre höchst klare Präzision. Hinzu kommt dann noch der schöne schlanke und kühle Touch. Den haben die Weine dem Muschelkalkboden zu verdanken, auf dem die meisten Reben wachsen.

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Hier gedeihen die Reben vom Weingut Janson ©Bottled Grapes

Weingut Janson – ein wunderbarer Familienbetrieb

Unterteilt sind die Weine in die drei gängigen Qualitätsstufen Guts-, Orts- und Lagenwein, die sich nicht nur durch den Flascheninhalt, sondern auch in der Etikettengestaltung ganz klar voneinander unterscheiden. Die Gutsweine sind Vater Wolfgang Janson gewidmet. Für die Flaschengestaltung hat dieser sich die Rebschere als Symbol ausgesucht. Einfach, weil sie ihn das ganze Jahr über während seiner Arbeit in den Weingärten begleitet. Für die Ortsweine hat sich Oliver Janson seine Arbeitsschuhe als Symbol ausgesucht. Sie verdeutlichen ihn selbst: ein bodenständiger Winzer, der seinen Weg konsequent geht. Und dann sind da noch die Lagenweine, auf deren Etiketten man die Signatur von Daniel Janson findet, dem Gründer des Weinguts, der 1790 die ersten Rebflächen kaufte. Seine gezeigte Unterschrift ist eben jenem Kaufdokument entnommen.

90 Prozent der Weine werden von den Jansons direkt verkauft. Zum einen sind das viele Stammkunden, die mal in Vendersheim auf dem Weingut Urlaub gemacht haben und eben jenem die Treue halten, zum anderen setzt die Straußwirtschaft auch vieles um. Und dann sind da natürlich auch noch all die Publikumsmessen und Weinfeste, die bedient werden. Während Wolfgang Janson mit seiner Frau Jutta letztere mit einem eigenen kleinen Wagen anfährt, ist Oliver Janson selbst meist auf den unterschiedlichsten Weinmessen zu finden. Wobei er aber darauf achtet, dass es übers Jahr nicht zuviele werden, denn schließlich möchte er auch noch etwas von seiner Familie haben. Während seiner Abwesenheit hält seine Frau Ursula alles zusammen. Das macht sie eigentlich auch während seiner Anwesenheit: Gästehaus, Straußwirtschaft, Marketing, Büro – das alles gehört zu ihrem Aufgabengebiet. Ja, das Weingut Janson ist ein waschechter Familienbetrieb. Fest in der Tradition des rheinhessischen Weinbaus verankert, aber mit gehörig vielen eigenen Impulsen und Ideen, die das Weingut stetig voranbringen.

Nachweis Titelbild: ©Bottled Grapes

*Dieser Text entstand mit Wissen des Winzers, aber ohne dessen Einfluss. Er spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links dienen Servicezwecken und sind nicht kommerziell.

Ein Kommentar

  1. Toller Artikel, genau so kennen wir die Familie Janson.

    Wir wissen vor allem Olis Scheurebe zu schätzen. Einfach mal hinfahren, probieren und die Gastfreundschaft genießen.

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