Weingut Kopp: Willkommen auf dem Sternenfelserhof!
Inzwischen arbeiten auf dem Weingut Kopp im rheinhessischen Nierstein zwei Generationen Seite an Seite zusammen. Diskussionen bleiben da nicht aus. Trotzdem schafft man den Spagat zwischen Tradition und Innovation.
Es gibt Momente, da setzt Jungwinzerin Jana Kopp ihren Vater Rudolf auch schon mal vor die Kellertür. Die Situationen, in denen sich der Generationenkonflikt beim Weingut Kopp zeigt, sind zwar selten – aber sie kommen eben vor. Jana Kopp geht damit erfrischend ehrlich um. Dass die junge Frau mal in den elterlichen Betrieb mit einsteigen würde, war übrigens nicht von Anfang an klar. Denn eigentlich wollte sie Notfallärztin werden. Oder Rettungssanitäterin. Doch bevor sie eine finale Zukunftsentscheidung traf, machte sie ein Praktikum in einem Weinlabor. Zum Glück. Denn hier ging ihr zum ersten Mal auf, wie vielfältig Wein eigentlich sein kann. Das Weinfieber packte sie, eine Winzerlehre und ein Geisenheim-Studium später und mit einem Neuseeland-Praktikum im Gepäck, stieg sie 2018 dann beim elterlichen Betrieb mit ein.
Seitdem leitet sie das Weingut Kopp zusammen mit ihrem Vater. Die Aufgaben sind dabei ganz klar verteilt. Während Jana im Keller allein verantwortlich ist, kümmert sich Winzermeister Rudolf Kopp um die knapp neun Hektar umfassenden Rebflächen. Beide können so ganz klar ihren Vorlieben folgen. Jana Kopp ist zwar auch gerne in den Weinbergen unterwegs, aber im Keller, wo die Weine entstehen, fühlt sie sich eben noch wohler. Rudolf Kopp hingegen liebt die Arbeit im Wingert. Natur hat einen extrem hohen Stellenwert bei ihm. Das zeigt sich schon alleine daran, dass er 1999 das Weingut Kopp auf biologische Bewirtschaftung umstellte und seitdem auch von EcoVin zertifiziert ist. Damals war das alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Aus dem Sternenfelserhof wird das Weingut Kopp
Aber selbstverständlich ist auf dem Sternenfelserhof eh nichts. Hier wird alles ganz genau und vor allem ganzheitlich betrachtet. Wein – das ist hier nicht nur vergorener Traubensaft. Wein ist ein Erlebnis. Deswegen gehören zum Weingut Kopp neben einer Vinothek auch Gästezimmer sowie buchbare Wein-Events. Und beim Namen Sternenfelserhof sind wir dann auch schon direkt mitten drin in der Geschichte des Weinguts. Denn bis in die 1970er-Jahre hinein war der Sternenfelserhof eben ein klassischer Mischbetrieb mit Landwirtschaft und Weinbau in friedlicher Koexistenz. Erst Rudolf Kopps Vater stellte 1974 komplett auf Wein um. Es war die Geburtsstunde des Weinguts Kopp, das 1984 dann von Rudolf Kopp in zweiter Generation übernommen wurde.
Und nun ist mit Jana Kopp eben auch die dritte Generation mit am Start. Die junge Winzerin bleibt der Philosophie ihres Vaters treu. Nämlich dass die Weine des Weinguts Kopp leicht zugänglich sein sollen, ohne sich dabei aber in Banalitäten zu verlieren. Sie sollen Spaß machen, aber eine hohe Qualität haben. Sortentypizität wird dabei ebenso groß geschrieben wie Unverwechselbarkeit. Um diesen Spagat hinzubekommen, sorgt Jana Kopp dafür, dass alle Weine ihren höchst eigenen Charakter entwickeln können.
Gibt den Weinen, was sie brauchen: Jana Kopp
Genau dabei kann es eben schon mal vorkommen, dass die selbstbewusste Jungwinzerin ihren Vater aus dem Keller schmeißt. Als dieser noch allein verantwortlich war, musste er seine Arbeitsabläufe optimieren. Regnete es derart stark, dass er im Wingert nichts machen konnte, wurden eben Weine geschwefelt, filtriert oder abgefüllt. Jana Kopp hingegen richtet sich bei all diesen Tätigkeiten nicht nach dem Wetter, sondern nach den Weinen selbst. Seit sie Kellermeisterin ist, werden die Weine zum Beispiel nicht direkt nach der Gärung geschwefelt, sondern erst mehrere Wochen später. Eben damit die Weine mehr Charakter entwickeln und eine schönere Struktur bekommen.
Gerade bei den Lagenweinen hat sich dieses Vorgehen bereits mehr als ausgezahlt. Herzstück ist – wie sollte es in Nierstein auch anders sein – der Rote Hang. Hier besitzt das Weingut Kopp Rebflächen in den Lagen Ölberg und Hipping. Von hier stammen zwei höchst unterschiedliche Rieslinge. Der Ölberg ist nicht nur die größte, sondern auch die heißeste Lage am Roten Hang. Die Folge: eine satte und intensive Aromatik. Dank kühler Nächste verlieren die Beeren aber auch nicht ihre Saftigkeit. Das alles kann man dann auch direkt im Riesling Ölberg 2020 vom Weingut Kopp wahrnehmen. Die Nase ist sehr präsent und mineralisch, mit dem typischen öligen Touch der Lage. Am Gaumen brilliert der Riesling dann aber mit zitrischen Noten und einer tänzelnden Leichtigkeit, die es einem schwer macht, den Trinkzug etwas zu verlangsamen. Was für ein Trinkfluss!
Frischer Wind auf dem Sternenfelserhof
Der Riesling aus dem Hipping hingegen bekommt Morgensonne statt Mittagshitze ab. Hier ist alles dementsprechend ein wenig feiner und filigraner. Und mineralischer. Höchst elegant und frisch tänzelt der Wein mit seinen Aromen von Pfirsich, Aprikose und Holunderblüten – unterlegt mit einer leichten Popcorn-Note – über die Zunge. Brillant ist hier aber vor allem das ausbalancierte Süße-Säure-Spiel. Ich zum Beispiel wäre nie im Leben darauf gekommen, dass es sich um einen halbtrockenen Riesling handelt.
Mit kluger Hand weiß Jana Kopp die Unterschiede der Lagen bestens herauszuarbeiten. Wobei man sie bereits optisch bestens voneinander unterscheiden. Denn mit dem Riesling aus dem Hipping begründete Jana Kopp 2018 direkt ihre erste eigene Weinlinie. “I am Hipp” prangt seitdem in goldener Schrift auf grüner Geometrie auf dem Etikett. Modern, zeitgemäß, trendig – und damit bestens geeignet, um auch jüngere Weinliebhaber auf das Weingut Kopp aufmerksam zu machen. Komplettiert wird diese frische Linie von “I am shy” und “I am late”. Während man beim ersten Wein relativ schnell auf die Rebsorte Scheurebe kommt, muss man beim “I am late” etwas um die Ecke denken, denn es handelt sich nicht um eine Spätlese. Die Farbe verrät dann aber doch den Spätburgunder, denn der Wein ist ein Rosé.
Weingut Kopp am Puls der Kunden
Noch mehr Weine soll diese erste Linie von Jana Kopp dann aber nicht bekommen. Zwar probiert die junge Winzerin immer mal wieder etwas Neues aus, möchte aber den Stil des Hauses nicht über Nacht brachial verändern. Wobei ihr Vater ihr tatsächlich im Keller vollkommen freie Hand lässt. Vor allem, wenn es gilt, mal etwas Neues auszuprobieren. Nicht immer läuft da alles glatt. Jana Kopp erinnert sich noch gut an ihren allerersten Eigenlauf, als sie den Ölberg-Riesling ins Holz packte und bei 25°C vergor. Statt satter Frucht bekam der Wein krautige Noten. Das war zwar durchaus spannend, kam bei den Stammkunden aber nur bedingt gut an.
Trotzdem sind solche Experimente wichtig. Für die eigene Entwicklung. Und um Erfahrungen zu machen. Selbstverwirklichung und Wirtschaftlichkeit müssen sich die Waage halten. Beides hat man beim Weingut Kopp konsequent im Blick. So langsam gewöhnen sich jetzt auch langjährige Kunden daran, wenn Jana Kopp ihnen Weine verkauft – und eben nicht mehr der Vater. Dadurch ist die junge Frau noch näher an den Geschmackswünschen der Käufer dran. Ein großer Vorteil. Wer es übrigens nicht selbst zum Weingut schafft, der kann auch problemlos online bestellen. Den Shop hat Jana Kopp bereits lange vor Covid-19 einrichten lassen. Seit der Pandemie ergänzen allerdings Online-Weinproben die Weinerlebniswelt vom Weingut Kopp. Eine überaus runde Angelegenheit also.
Copyright Titelbild: © Weingut Kopp
*Dieser Text wurde vom Weingut Kopp weder beauftragt noch vergütet und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.
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