Weingut Lex Langmann: Schilcher-Spezialisten aus der Weststeiermark
Bereits seit 1746 beschäftigen sich die Menschen vom Weingut Lex Langmann in der Weststeiermark mit der Rebsorte Blauer Wildbacher – und damit auch mit dem Schilcher. Schauen wir uns mal die unterschiedlichen Weine genauer an.
Was der Sauvignon Blanc für die Südsteiermark, ist der Schilcher für die Weststeiermark. Kein anderer Wein steht derart für das österreichische Anbaugebiet wie der aus der Traube Blauer Wildbacher gewonnene Roséwein. Dass der Schilcher derart zur Identität gehört, ist erheblich dem Weingut Lex Langmann zu verdanken. Denn die Familie Langmann pflanzte bereits im Jahr 1746 die ersten Blauer-Wildbacher-Reben in den einzigartigen Boden rund um Sankt Stefan ob Stainz. Seitdem gab man das Wissen um Traube und Wein von Generation zu Generation weiter.
Stefan Langmann und seine Tochter Verena, die aktuell das Weingut Lex Langmann als dynamisches Duo leiten, können dabei auf einen ganz besonderen Schatz zurückgreifen. Denn Stefans Vater hat eine Selektion von besonders würzigen und kleinbeerigen Wildbacher-Klonen durchgeführt, die seither in den besten Parzellen zu finden sind. Und die damit auch schon ein ordentliches Alter haben, sodass sie das Terroir, auf dem sie gedeihen, problemlos transportieren.
Weingut Lex Langmann im Detail
Aber verschaffen wir uns erst einmal einen Überblick, bevor wir tief in das Schilcher-Universum vom Weingut Lex Langmann eintauchen. Der Betrieb hat Tradition, so viel ist klar. Sage und schreibe 60 Prozent der 34 Hektar umfassenden Rebfläche ist dem Blauen Wildbacher gewidmet. Ergänzend kommen Sauvignon Blanc, Weißburgunder, Welschriesling, Gelber Muskateller, Riesling und Gewürztraminer als Weißweine dazu. Blauer Zweigelt ergänzt zudem den Blauen Wildbacher als rote Rebsorte. Alle Weine in der klassischen DAC-Aufteilung Gebiets-, Orts- und Riedenwein, versteht sich.
Die Bewirtschaftung ist konventionell. Allerdings ist das Weingut Lex Langmann schon seit Jahren dabei, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten, um die Herkunft durch ihre Schilcher-Weine sprechen zu lassen. Die Zertifizierung “Nachhaltig Austria” ist somit eine Selbstverständlichkeit. Aber warum ist der Familie Schilcher eigentlich so wichtig? Stefan Langmann begründet wie folgt: “Mit dem Schilcher hat die Weststeiermark eine weltweite Alleinstellung. Es ist wichtig, dass wir bei dieser Sorte die Qualität bis ins Extrem ausreizen, um die Aufmerksamkeit der internationalen Weinliebhaber auf unser Gebiet zu ziehen.”
Schilcher-Basis
Schauen wir uns also einfach mal die Schilcher-Qualitäten vom Weingut Lex Langmann genauer an. Den Anfang macht – wie sollte es auch anders sein – der Gebietswein Schilcher Klassik. Also die Basisqualität. Hier ist die berühmte Schilcher-Säure vielleicht etwas zu sehr präsent. Die reichen Johannisbeer-Aromen dämpfen die Lasersäure etwas ab. Aber dennoch zeigt sich hier dann doch eher der “typische” Schilcher-Charakter, der den Roséwein vor ein paar Jahrzehnten das Verkaufsleben schwer gemacht hat. Wobei ich mir den Schilcher Klassik, den ich während der ProWein im Jahrgang 2023 verkosten durfte, durchaus gut als Sommerwein vorstellen kann, wenn es mal spritziger im Glas zugehen soll. Dann auch gerne als Weinschorle, um die Säure etwas abzumildern.
Ähnlich ist auch der Ortswein Stainz Schilcher 2023. Die Säure ist sehr präsent, harmoniert hier aber gut mit den fruchtigen Anklängen von Granatapfel, Himbeere und Grapefruit. Dank der kargen Gneis- und Schieferböden, auf denen die Reben gedeihen, kommt auch noch eine lebendige Mineralität im Abgang hinzu, die dem Schilcher vom Weingut Lex Langmann bereits bei dieser Qualität eine gewisse Tiefe gibt.
Weingut Lex Langmann und die Rieden-Schilcher
Wie vielfältig und auch seriös Schilcher sein kann, zeigt sich dann aber erst so richtig in den Lagenweinen. Beginnen wir mal mit der Ried Langegg, die rund um das Weingut Lex Langmann mit östlicher Ausrichtung auf einer Höhe zwischen 525 und 640 Metern zu finden ist. Die Riede verdankt ihre Bodenstruktur dem ursprünglichen Plattengneis, der mit Lehm und sandigem Schluff überlagert ist. Auf diesem wurzeln die über 25-jährigen Reben aus eigener Selektion tief in den Boden.
Beim Ried Langegg Schilcher zeigt sich das erste Mal die wahre Größe vom Blauen Wildbacher. Das Gewächs ist viel tiefer und runder als die beiden anderen Qualitäten. Ein leichter Zuckerwatte-Touch sorgt für eine bezaubernde Süße, die in einem schönen Kontrast zu der präsenten Säure steht. Das sorgt für ordentlich Spannung am Gaumen. Die Zitrusnoten sind recht präsent, werden aber von reifen Erdbeeren abgemildert. Das ist nicht einfach nur ein Sommerwein, sondern vor allem ein guter Speisenbegleiter zu Meeresfrüchten, Fisch oder Sushi.
Ried Hochgrail trumpft auf
Noch besser gefällt mir allerdings der Schilcher aus der Ried Hochgrail, die eine der spektakulärsten Lagen Österreichs ist. Auf 500 bis 550 Metern Seehöhe, mit einer Hangneigung von bis zu 50 Prozent, stehen hier die 40 Jahre alten Reben mit Blick nach Süden. Schiefer, Stainzer Gneis und Neogene Sedimentgesteine (Koride) verbinden sich zu einem kargen Unterboden, der mit einer guten Humusauflage bedeckt ist. Wobei vor allem der Gneis das Gewächs vom Weingut Lex Langmann prägt: Am Gaumen straff und salzig, mit einer tiefen und intensiven Nase mit dunklen Waldbeeren. Der Jahrgang 2023 ist noch etwas wild und ungestüm, die Säure sehr präsent. Aber dieser Schilcher kann ganz wunderbar reifen – und wird von Jahr zu Jahr dann auch gesitteter.
Innerhalb der Ried Hochgrail ist das Weingut Lex Langmann zudem im Besitz einer sehr sonnenverwöhnten und windexponierten Parzelle: Sonnenhang. Der Schilcher Ried Hochgrail Sonnenhang hat mich mit seiner feinen Balance einen kleinen Moment sprachlos gemacht. Hier ist alles perfekt – und super interessant. Schluck für Schluck kann man neue Facetten entdecken. Mineralische Noten tanzen hier mit roten Beeren, ein Hauch Zuckerwatte umschmeichelt die feine Säure. Tief, komplex und sehr vornehm, ohne dabei ein Snob zu sein. Ja, das beschreibt diesen großen Schilcher sehr gut.
Mein Schilcher-Favorit vom Weingut Lex Langmann
Und dann ist da ja noch mein Schilcher-Favorit aus der Riede Edla. Hier ist ja schon der Boden besonders: Kristallines Schiefer mit einer dünnen Schicht Felsbraunerde. Die Reben gedeihen hier auf einer Höhe zwischen 429 bis 520 Metern in östlicher bzw. südöstlicher Ausrichtung. Eine andere Ausrichtung ist eigentlich auch nicht möglich, denn Edla ist wie ein von der Natur erbautes Amphitheater. Also von drei Seiten vom Wald geschützt, während die Sonne von einer Seite durchkommt. Zugleich sorgen kühlende Winde dafür, dass die Trauben nicht in der Hitze verkochen, sondern eine schöne Frische behalten.
Das sind schon besondere klimatische Bedingungen. Und denen spendieren Stefan Langmann und Tochter Verena dann auch noch eine besondere Vinifikation. Der Wein vergärt spontan in großen Holzfässern und darf dort dann auch für sechs Monate auf der Vollhefe ruhen. Der Schilcher durchläuft zudem den biologischen Säureabbau, was ihm meiner Meinung nach sehr, sehr gut tut. Denn er ist von allen Langmann-Schilchern der harmonischste und ausbalancierteste. Komplex, fein, delikat – mit einem schönen Körper und einer vornehmen Fülle. Für mich ein super Speisenbegleiter zu Kalb (Saltimbocca!), Gans oder Fasan. Und das Beste: Der Ried Edla Schilcher kann ganz fantastisch reifen! Da lohnt es sich, ein paar Flaschen einfach mal zu lagern und sich jedes Jahr die Entwicklung im Glas anzuschauen.
Lang lebe der Schilcher!
Genau solche Qualitäten sind es, die der Schilcher unbedingt braucht, um sein einstiges Renommee wiederzuerlangen. Denn der Roséwein kann eben nicht nur frisch und charmant, sondern eben auch tiefgründig und ernsthaft sein. Wenn man denn weiß, wie man mit der Rebsorte Blauer Wildbacher umzugehen hat. Genau das wissen Verena und Stefan Langmann par excellence. Es sind Betriebe wie das Weingut Lex Langmann, die den Schilcher endlich wieder groß machen. Dafür bin ich ihnen persönlich sehr dankbar.
Copyright Titelbild: © Anna Stöcher/Weingut Lex Langmann
*Dieser Text wurde vom Weingut Lex Langmann weder beauftragt noch vergütet. Er spiegelt meine persönliche Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Servicezwecken.
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