Weingut Lobner: Riesling-Passion aus dem Weinviertel
Obwohl man mit dem österreichischen Weinviertel ja vor allem Grünen Veltliner verbindet, glänzen einige Betriebe auch mit außergewöhnlichen Riesling-Qualitäten. So wie etwa das Weingut Lobner aus Mannersdorf an der March.
Es sind solche Geschichten wie die von Gerhard J. Lobner, die zeigen, was die tatsächliche Bedeutung von “Weinmensch” ist. Denn wenn auf jemanden diese Bezeichnung zutrifft, dann auf ihn. Und auf seine Familie. Seit 2009 ist Gerhard J. Lobner Geschäftsführer der beiden renommierten Weingüter Mayer am Pfarrplatz und Rotes Haus in Wien. Das allein ist schon ein gewaltiger Weinjob, der nicht nur jede Menge Zeit, sondern vor allem auch Energie verschlingt. Was ihn aber nicht davon abgehalten hat, im Jahr 2014 auch den Familienbetrieb im Weinviertel zu übernehmen, als seine Eltern in Rente gingen: das Weingut Lobner.
Ein eigenes Weingut neben der beruflichen Belastung als Geschäftsführer? Ohne Unterstützung wäre das kaum möglich gewesen! Und genau die fand Lobner mit seiner Familie. Denn auch die beiden Kinder Benita und Josef, die derzeit beide die Höhere Bundeslehranstalt für Wein und Obstbau in Klosterneuburg besuchen, packen bereits tatkräftig mit an. Das Weingut Lobner ist also eine konsequente Doppelbelastung für alle Beteiligten. Und trotzdem möchte keiner der vier Lobners auch nur einen einzigen Handgriff missen. Genau das macht sie für mich zu Weinmenschen im besten Sinne.
Wenn Riesling-Liebe in der Familie liegt
Dabei gehen diese vier Weinmenschen für ihr Weingut Lobner auch gerne schon einmal ungewöhnliche Wege. Zum Beispiel mit dem ganz eindeutigen Riesling-Schwerpunkt. Im Weinviertel dominiert der Grüne Veltliner. Und natürlich findet man Österreichs Vorzeige-Rebsorte Nummer 1 auch beim Weingut Lobner. Trotzdem sind 50 % der 10 Hektar umfassenden Rebfläche mit Riesling bestockt. Solch eine Riesling-Dominanz ist im Weinviertel tatsächlich einzigartig.
Die Riesling-Liebe liegt den Lobners im Blut, wie Tochter Benita Lobner verrät: “Schon mit 19 Jahren, wenn andere mit dem ersten selbstverdienten Geld sich ein Auto oder so kaufen, hat mein Vater seinen ersten eigenen Riesling-Weingarten gekauft. Ihn hat schon immer die Diva der Rebsorten und ihre anspruchsvolle Art gereizt. Das hat sich dann bis heute durchgezogen – und diese Leidenschaft hat er dann wohl auch an uns Kinder vererbt. Der Reiz diese anspruchsvolle Sorte auf höchstem Niveau zu produzieren, fordert uns jedes Jahr aufs Neue heraus und bereitet uns sehr große Freude.”
Neue Ausrichtung für das Weingut Lobner
Bei derart viel Riesling-Hingabe schon in jungen Jahren, verwundert es nicht, dass sich Gerhard J. Lobner dann auch nach der Übernahme des elterlichen Weinguts auf Riesling konzentrierte. Damals gehörten neben 7 Hektar Weingärten auch 30 Hektar Ackerfläche zu dem Weingut. Genau diese verpachtete der Winzer und vergrößerte dafür die Rebfläche auf 10 Hektar. Das tat er aber natürlich nicht wahllos, sondern tauschte so lange, bis er immer mehr Parzellen der Top-Lage Gelsenberg dazubekam, von der dem Weingut Lobner inzwischen stolze 75% gehören.
Neben Riesling und Grünen Veltliner rundet Welschriesling den weißen Rebsortenspiegel ab. Auf der roten Seite findet man unter anderem Cabernet Sauvignon, Merlot, Zweigelt und Blaufränkisch. Rebsorten, denen man dann auch in der Cuvée “Marchgranat” begegnet. “Früher hatten wir ein sehr breitgefächertes Sortenspektrum, weil wir unsere Weine großteils ab Hof vermarkteten”, erklärt Benita Lobner. “Mein Vater sah die Übernahme als Chance, sich ausschließlich den Sorten zu widmen, welche in der Marchregion die optimalen Anbaubedingungen vorfinden.”
Bewirtschaftungs-Vision der nächsten Generation
Womit wir beim Thema Bewirtschaftung wären. “Wir bewirtschaften unsere Flächen derzeit noch konventionell, wobei mein Plan für die Zukunft sicherlich der biologische Anbau ist. Der naturnahe Anbau liegt uns sehr am Herzen, und wir versuchen Jahr für mehr in Aspekte des Bio-Weinbaus einzubauen. Für mich ist es auch schön zu wissen, dass mein Vater diesen Weg so unterstützt und uns mit Rat und Tat immer zur Seite stehen wird”, erläutert Benita Lobner die Arbeitsweise im Familienbetrieb. In dieser Aussage schwingt auch gleich die Zukunft mit. Denn für Benita und ihren jüngeren Bruder Josef steht jetzt schon fest, dass sie das Weingut Lobner irgendwann übernehmen werden.
Bis es so weit ist, möchten beide aber noch Erfahrungen sammeln – auch abseits der Schulbank in Klosterneuburg. “Während meiner Ausbildung habe ich bereits Praktika im Weingut Loimer im Kamptal und am Weingut Clemens Busch an der Mosel gemacht. Bei beiden konnte ich extrem viel lernen und freue mich, mein Wissen bei uns zu Hause anwenden zu können”, sagt Benita Lobner. Außerdem hofft sie, dass sie sich auch irgendwann noch den Traum von einer Lese in Australien erfüllen kann. So unwahrscheinlich ist das übrigens nicht. Denn da Gerhard J. Lobner noch jung ist, können sich seine Kinder noch eine ganze Zeit lang ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Erfahrungen, die dann letztlich dem Familienweingut zugute kommen werden.
Auf dem Weingut Lobner wird gemeinsam gearbeitet
Was Benita und Josef Lobner aber nicht davon abhält, ihren Vater auch jetzt schon tatkräftig zu unterstützen. “Für mich ist es eine tolle Ergänzung zur Schule und es freut mich immer, Wissen, welches wir in der Schule erwerben, zu Hause umsetzen zu können. Das motiviert mich auch in der Schule aufmerksam mitzulernen”, verrät Benita Lobner mit einem Augenzwinkern.
Auch ihr Wissen, dass sie sich während ihrer Praktika angeeignet hat, fließt bereits in die Arbeit für das Weingut ein: “Auf unseren Riesling „Unterm Kirschbaum“ bin ich besonders stolz. Nach meinem Praktikum bei Clemens Busch an der Mosel bin ich mit noch mehr Begeisterung für die Rebsorte und den Wein Riesling zurückgekommen. Dementsprechend bin ich mega stolz auf diesen Wein, der eine Kombination aus dieser schönen Geschichte mit unserer Lage „Unter dem Kirschbaum“ und der Erinnerung an mein Praktikum, durch den sehr deutschen Stil von diesem Wein, ist.”
Weingut Lobner und die Ried Gelsenberg
Einen ganz eigenen Stil hat man indes für den Vorzeige-Riesling des Weinguts Lobner entwickelt: den Riesling Ried Gelsenberg. Denn Gelsenberg ist eine der spannensten Lagen im Weinviertel. Auf mächtigem Löß, in acht übereinander liegenden Terrassen nach Süden gerichtet, liegt der Gelsenberg in einem kleinen Tal. An den Böschungen der Terrassen blühen weißer Schlehdorn, wilde Rosen und Zwergmandeln. Jahr für Jahr entstehen hier besonders reife und charakterstarke Weine – allen voran eben der Riesling.
Das Besondere: Man hat als Weinliebhaber die Möglichkeit, diesen Lagen-Riesling nicht nur jung, sondern auch gereift zu genießen. Von spannenden Jahrgängen behält Gerhard J. Lobner nämlich immer mehrere hundert Flaschen zurück, um sie dann gereift auf den Markt zu bringen. So kann man derzeit nicht nur den 2018er, der mit seiner schlanken und filigranen Gelbfrucht ebenso zu brillieren weiß, wie mit seiner zarten Mineralik, sondern auch den 2007er im Webshop des Weinguts kaufen. Aber vorsicht: Wer da einen schweren Petrol-Riesling voller kandierter Früchte und Dörrobst erwartet, wird überrascht sein. Denn der Riesling Ried Gelsenberg 2007 hat zwar eine wunderschön ausbalancierte Petrolnote, beeindruckt aber zugleich mit einer höchst lebendigen und sehr präzisen Säure, die dem Wein eine unglaublich faszinierende Jugend verleiht. Ein Wein zum Staunen. Und ein Beweis, dass das Herz dieser Weinmenschen nicht nur für Riesling schlägt, sondern dass sie diese Rebsorte auch in Perfektion beherrschen.
Copyright Titelbild: ©Weingut Lobner
*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Lobner und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.
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