Florian Masser ist der Junior-Winzer beim Weingut Masser in der Steiermark

Weingut Masser: Vielfalt aus der Südsteiermark

Vom Lehm über Tonmergel bis hin zum Sandstein – in der Südsteiermark sind die Böden ebenso vielfältig wie die unterschiedlichen Mikroklimata. Und wenn man mit diesen Bedingungen umzugehen weiß, entstehen Weine mit einem einzigartigen Charakter. Einer der das kann, ist Florian Masser, der 2017 in das familiengeführte Weingut Masser einstieg, um seinen Vater Peter tatkräftig zu unterstützen – und ihn ab und zu mit den Augen rollen zu lassen.

Eigentlich war für Florian Masser schon immer klar, dass er irgendwann einmal in den Familienbetrieb einsteigen würde. Bereits als kleiner Junge folgte er seinem Vater auf Schritt und Tritt, begleitete ihn auf Liefertouren und schaute schon als Kindergartenkind höchst interessiert bei der Kellerarbeit zu. Nach seiner Ausbildung an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg (der ältesten Weinbauschule Österreichs) war es dann 2017 endlich soweit: Mit gerade einmal 20 Jahren stieg er als Junior beim Weingut Masser ein. Herzlich willkommen, vierte Generation.

Wobei Florian Masser nicht direkt von der Theorie in die Praxis geschubst wurde. Zum einen, weil er seinem Vater Peter natürlich auch so schon immer half. Zum anderen ging er aber bereits 2015 mit dem von ihm ins Leben gerufene Projekt “die SIEME” erste eigene vinophile Schritte. “Die Grundidee war es, eine Gruppe zu gründen, die zeigt, wozu junge, dynamische Winzer fähig sind – und auch eine Plattform für eine junge Zielgruppe bilden. Die Gruppe habe ich auch mit vollem Herzblut aufgebaut und bis Dezember 2019 in leitender Rolle geprägt”, verrät Florian Masser. Zum 1. März 2020 hat der “die SIEME” allerdings verlassen. Schweren Herzens. Aber für ihn wurde es Zeit. Immerhin ist er mit vielen anderen Projekten im Weingut Masser beschäftigt.

Familie Masser zwischen den Reben in der Steiermark
Familie Masser im Weingarten ©Weingut Masser

Neue Ideen fürs Weingut Masser

Und genau diese Projekte sorgen bei Vater Peter Masser oft noch für Augenrollen. Oder für staunende Blicke. Denn natürlich wollte er vor allem ganz am Anfang die Weinwelt mit genialsten Kreationen komplett auf den Kopf stellen. Und noch natürlicher hat er schnell gelernt, dass ein Weingut nur als Team und mit Kompromissen funktioniert. Und obwohl er inzwischen für die Riedenweine verantwortlich ist, ein Projekt mit Piwi-Sorten leitet, das als Erstes in der Steiermark bio-zertifiziert wurde und dafür gesorgt hat, dass inzwischen sogar die Einstiegsweine spontan vergoren werden, rollt der Vater eben doch noch manchmal die Augen.

Nämlich immer zur Lese, wenn Florian mit neuen Ideen ankommt, wie er verrät: “Die intracelluläre Gärung machen wir ja mittlerweile schon seit fünf Jahren. Als ich aber 2017 die Idee hatte, dass wir das jetzt mit der einfachsten Rebsorte der Steiermark, dem Welschriesling, machen, war der Blick unbezahlbar. Auf den Wein habe ich dann vergangenes Jahr 91 Parker-Punkte bekommen, was seinen Blick noch einmal unbezahlbar machte.” Damit aber noch nicht genug: “Im Jahr 2016 hatten wir aufgrund des starken Spätfrostes keinen Behälter, der KLEIN genug war, um die 300 kg Muskateller-Trauben vom Ried Oberglanz zu fassen, also kam von mir der Vorschlag, dass wir die 300 kg in ein gebrauchte Barrique packen. Dieser Wein wurde dann mit Anhieb der höchstbewertete Muskateller des Jahrgangs im ‘Falstaff’ und hatte mit dem 2017er Jahrgang auch 91 Parker-Punkte.”

Winzer Florian Masser beim säubern des Weinkellers auf dem Weingut Masser in der Steiermark
Kellerromantik geht anders! ©Weingut Masser

Von Experimenten und konventioneller Arbeit

Solche Erfolge bestärken Florian Masser natürlich darin, immer wieder neue Wege zu gehen. Seine Weine aus dem Granitfass etwa sind schon längst etabliert. Und in diesem Jahr kommt sein erster Amphoren-Wein auf den Markt. Und auch die Scheurebe im restsüßen Mosel-Stil geht auf ihn zurück. Wer jetzt aber denkt, dass Florian eben der für die abgefahrene Projekte des Weinguts Masser ist, der irrt gewaltig. “Konventionelle Weine sind natürlich weltweit, egal in welchem Weinbaugebiet, die Objekte der Begierde und auch die Aushängeschilder. Diese Meinung vertrete ich auch, jedoch sind Exoten und Spielerein auch sehr spannend und sie helfen einem im kleinen Maßstab neue Techniken auszuprobieren, die dann als Puzzleteil zum großen Ganzen beitragen und helfen, seine Ziele zu erreichen”, betont Florian.

Deswegen kann sich seine konventionelle Arbeit fürs Weingut Masser ebenso sehen lassen. Zwar arbeitet er am Sturmkogl biologisch-organisch mit minimalsten Pflanzenschutzaufwand, die übrigen Flächen hingegen werden konventionell bearbeitet. Und so naturnah wie möglich. Wenn er dort mit den bekannten Rebsorten biologisch arbeiten würde, hätte er doppelt soviele Traktordurchfahrten. Und das möchte er vermeiden: “Naturnah arbeiten heißt für mich Verzicht auf Insektizide und Herbizide, aber auch Verzichten auf unnötige Arbeitsschritte. Ich kann mir oft von Kollegen anhören, wieso manchmal in unseren Weingärten das Gras nicht alle zwei Woche auf ‘englischen Rasen’ zurückgemäht wird. Für mich lässt sich jedoch hier der Kompromiss finden. Wir befahren mit unseren Traktoren die Weingärten nur dann, wenn es wirklich notwendig ist und den Rest erledigen wir von Hand.”

Ried Sernauberg in der Steiermark
Florians liebster Platz: Ried Sernauberg ©Weingut Masser

Arbeitsaufteilung beim Weingut Masser

Das hört sich jetzt erst einmal so an, als Florian Masser alles alleine stemmen würde. Das stimmt natürlich nicht. Zwar verantwortet er die Riedenweine und die experimentelleren Weine, spricht sich dabei aber immer auch mit seinem Vater Peter ab, dessen Erfahrung er sehr zu schätzen weiß. Peter Massers Leidenschaft wiederum sind die Rotweine, die er nach wie vor in allerhöchste Güte vinifiziert. “Die Gebietsweine sind meisten ein Gemeinschaftsprodukt und wir finden eigentlich immer einen Kompromiss”, ergänzt Florian die Arbeitsaufteilung.

Apropos Arbeit: Ein Bereich fehlt dann doch noch, der zu Florians Aufgaben gehört. Das Marketing. Zusammen mit seiner Freundin Lisa, die vor einem Jahr zum Weingut Masser dazugestoßen ist, macht er vom Flyer über das jährlich erscheinende eigene Magazin bis hin zum eigenen YouTube-Kanal alles selbst. Inzwischen bietet das dynamische Duo das sogar in Form einer kleinen Werbeagentur als Dienstleistung für kleine, regionale Unternehmen an.

“Der Spagat ist natürlich jetzt nicht der einfachste”, gibt Florian Masser zu. “Aber wenn man sich tagsüber im Weingarten oder im Keller mit seinen Reben bzw. Weinen ‘ärgert’ und sich auch den Kopf zerbricht, trifft es sich gut, wenn man danach eigentlich auch künstlerisch an etwas vollkommen anderem arbeiten kann.”

Werbeagentur Masser beim Fotoshooting
Florian Masser und seine Freundin Lisa betreiben inzwischen sogar eine kleine PR-Agentur ©Weingut Masser

Junger Mann mit großer Zukunft

Bei diesem beeindruckenden Pensum verwundert es, dass Florian Masser trotzdem noch die Zeit findet, mit Lisa und dem gemeinsamen Labrador Theo ausgedehnte Abendspaziergänge durch die Weingärten zu machen. “Mein liebster Aussichtspunkt ist am Sernauberg. Das ist auch mein liebster Weingarten, weil er mit seinem kargen Boden für mich die präzisesten und spannendsten Weine hervorbringt.”

Unrecht hat er da wahrlich nicht. Wobei auch alle anderen Riedenweine vom Weingut Masser die Geschichten ihrer Herkunft erzählen. Denn gerade die unterschiedlichen Böden der Südsteiermark lassen zusammen mit den facettenreichen klimatischen Gegebenheiten einzigartige Weine entstehen. Wenn man denn mit diesem vielfältigen Terroir umgehen kann. Und genau das kann Florian Masser trotz seines jungen Alters bereits beeindruckend gut.

Copyright Titelbild: ©Weingut Masser

*Dieser Text entstand mit dem Wissen aber ohne dem Einfluss des Weinguts Masser. Er spiegelt lediglich meine eigene Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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