Winzer Markus Schmachtenberger vom Weingut Schmachtenberger lehnt sich gegen eine Mauer und blickt in die Ferne

Weingut Schmachtenberger: Silvaner-Schätze aus Franken

Als einer der ältesten Familienbetriebe im Maindreieck hat sich das Weingut Schmachtenberger vor allem auf eine Rebsorte konzentriert. Silvaner. Und das aus gutem Grund.

Eigentlich hatte sich Markus Schmachtenberger seinen Einstieg in den Familienbetrieb etwas anders vorgestellt. Dass er das Weingut Schmachtenberger im fränkischen Randersacker als zwölfte Generation mal übernehmen würde, stand indes schon seit seiner Jugend fest. Markus absolvierte nicht nur seine Ausbildung zum Winzer, sondern ist auch noch gelernter Küfer. 2006 sollte es für ihn dann eigentlich für ein längeres Praktikum nach Neuseeland gehen. Weinhorizonterweiterung und so. Doch das Leben machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Als sein Vater einen schweren Bandscheibenvorfall erlitt und sogar operiert wurde, musste Markus Schmachtenberger seine Pläne auf Eis legen und im Familienbetrieb helfen.

Von jetzt auf gleich übernahm er die volle Verantwortung, statt langsam hineinzuwachsen. Das war natürlich eine immens große Herausforderung. Missen möchte Markus Schmachtenberger diese Erfahrung aber nicht. “Wer früh die Verantwortung übernehmen muss, der ist später ein besserer Betriebsleiter.” Davon ist der Winzer fest überzeugt. Gut, ganz allein stand er freilich nicht da. Vom Krankenlager aus war der Vater nach wie vor involviert, stand mit Rat, wenn auch nicht mit Tat zur Seite. Trotzdem konnte der Junior im Weingut Schmachtenberger so direkt sein eigenes Ding machen. Es war ein perfektes Zusammenspiel: der Vater ließ die Zügel locker, der Sohn war sich indes seiner Verantwortung bewusst. Was aber nichts daran änderte, dass es direkt ein paar Neuerungen von Markus Schmachtenberger gab.

Das Weingut Schmachtenberger und der alte Rebenschatz

Eine dieser Neuerungen war eher einem Zufall geschuldet. Denn kurz nachdem er im Weingut Schmachtenberger einstieg, entdeckte der junge Winzer im Randersacker Filetstück Sonnenstuhl einen Weingarten mit über 50 Jahre alten Silvaner-Reben, der zum Familienbetrieb gehörte. Die Steillagenparzelle war allerdings nicht mehr im allerbesten Zustand. So gehörte der Drahtrahmen zum Beispiel dringend ausgetauscht. Markus Schmachtenberger erkannte das Potenzial von Lage und Alter der Reben. Bis dato kamen die Trauben eigentlich nur in den Gutswein, doch der Winzer hatte direkt die Vision eines eigenständigen Gewächses. In mühevoller Handarbeit brachte er den Weingarten wieder auf Vordermann. Was ihm so manche Schwiele und Blase eintrug, was aber aller Mühen wert war.

Winzer Markus Schmachtenberger von hinten mit Hacke über der Schulter fotografiert
Handarbeit ist bei Markus Schmachtenberger Pflicht. © Stefan Bausewein/Weingut Schmachtenberger

Denn der Silvaner Alte Reben, der aus eben diesen Trauben inzwischen entsteht, ist ein beeindruckend tiefgründiger Wein mit vielschichtigen mineralischen Noten. Kein Wunder! Die Wurzeln der Rebstöcke graben sich bis zu fünf Meter tief in den steinigen Muschelkalkboden! Da kann man schon so einiges aufsaugen! Kraftvoll und würzig ist dieser Silvaner, aber eben auch schlank und mit einer präzisen Kühle gesegnet. Dazu noch die herrliche Kräuterwürze – ein Wein, in den ich mich sofort verliebt habe.

Zum Glück kann ich dieser Liebe regelmäßig frönen, denn der Silvaner Alte Reben vom Weingut Schmachtenberger ist tatsächlich mit unter 10 Euro auch noch absurd günstig. Das, meine Damen und Herren, ist ein Wein, den man gerne als “Best Value” anpreist. Also außer, man heißt Markus Schmachtenberger. Denn das medienwirksame Klappern liegt dem ruhigen und nachdenklichen Winzer eher nicht so. Er überzeugt lieber ausschließlich mit Qualität und präsentiert sich und seine Weine nicht ganz so wortreich. Deswegen übernehme ich das an dieser Stelle einfach mal für ihn. 😉

Wo Moderne und Tradition Hand in Hand gehen

Der Silvaner Alte Reben ist übrigens der einzige Wein, der beim Weingut Schmachtenberger im Bocksbeutel abgefüllt wird. Und zwar im neuen PS-Design. Die moderne Form der traditionellen Flasche zu nehmen, war übrigens eine bewusste Entscheidung von Vater und Sohn. Schließlich entspricht genau das der Philosophie. Markus Schmachtenberger bringt das wie folgt auf den Punkt: “Wenn man wissen will, wo man steht, dann muss man wissen, wo man herkommt.” Genau das äußert sich dann eben in der Wahl der neuen Bocksbeutelform. Oder man erkennt es im modernen Kubus, der dem alten Haus des Weinguts jetzt vorangestellt ist. Und in dem sich eine top moderne Vinothek mit klaren Linien und Formen befindet.

Es ist dieses Zusammenspiel zwischen Neuem und Alten, das das Weingut Schmachtenberger prägt. So wie eben die alten Silvaner-Reben, aus denen Markus Schmachtenberger erstmals einen eigenständigen Wein vinifizierte. Als der Junior 2006 einstieg, führte er zudem eine Qualitätspyramide ein. So sind die Weine bis heute hierarchisch in Guts-, Orts- und Lagenwein gegliedert. Der Silvaner Alte Reben bildet quasi die Mitte, das Zentrum dieser Pyramide. Die beiden ganz großen Neuerungen von Markus hielten dann beim Weingut Schmachtenberger in den Jahren 2009 und 2010 Einzug.

Blick auf den Neubau vom Weingut Schmachtenberger in Randersacker
Markanter Neubau: Willkommen beim Weingut Schmachtenberger! © Stefan Bausewein/Weingut Schmachtenberger

Weingut Schmachtenberger und die Silvaner-Selektion

Dem Winzer ließen die alten Reben einfach keine Ruhe. Zu gut die Qualität, zu vielfältig die Genetik. Denn neben Grünem Silvaner wuchs und wächst hier auch Gelber und Roter Silvaner. Was für uns Weinliebhaber gar nicht so wichtig sein mag, wurde von Markus Schmachtenberger direkt als ganz großer Schatz erkannt. Denn genau dieser Vielfalt ist es zu verdanken, dass so komplexe und facettenreiche Weine entstehen können. Also begann der Winzer im Jahr 2009, die Reben zu selektieren. Seitdem gilt: immer, wenn auf den 9 Hektar des Weinguts irgendwo Silvaner gepflanzt werden soll, dann handelt es sich um diese selektierten alten Reben. So kommt es, dass bereits der Basis-Silvaner mit viel Würze und gelber Frucht überzeugt. Saftig und dennoch geradlinig präsentiert sich dieser Grüne Silvaner vollmundig am Gaumen. Ganz ehrlich? Das geht weit über die übliche Gutsweinqualität, die man sonst aus Franken kennt, hinaus!

Nur ein Jahr später, nämlich 2010, begann Markus Schmachtenberger damit, Hektar für Hektar auf biologische Bewirtschaftung umzustellen. Sein Vater war skeptisch. Zwar arbeitete auch der Senior vorher schon viele Jahre lang mit Kompost und Mist im Weingarten und war auch mit der Begrünung, die Markus für mehr Biodiversität durchsetzte, einverstanden. Aber komplett organisch arbeiten? Viel zu riskant! Doch Markus verfolgte ruhig und beständig sein Vorhaben. Bis 2017 offiziell alle Flächen umgestellt waren. Die Erfahrungen, die er während dieser Zeit sammeln konnte, waren für den Winzer vor allem 2021 Gold wert. Denn dank des nicht eben idealen Wetters und der großen Feuchtigkeit breitete sich der Falsche Mehltau verstärkt aus. So gab es zwar generell weniger Ertrag, aber eben keinen kompletten Ausfall. Markus Schmachtenberger ist überzeugt: ohne die vorher gesammelten Erfahrungen wäre es nicht so gut ausgegangen.

Hand hält Erde mit Grashalmen
Auf den Boden Kommt es an! © Stefan Bausewein/Weingut Schmachtenberger

Und noch eine Silvaner-Facette

Seit 2016 leitet Markus Schmachtenberger zusammen mit seiner Frau nun den Familienbetrieb. Seine Handschrift ähnelt der seines Vaters. Denn alle Weine überzeugen durch eine Menge eigenständigen Charakter, verführen zugleich aber auch mit einem ordentlichen Trinkfluss. Gerade bei den unterschiedlichen Silvanern kann man das sehr gut erkennen. Womit wir beim nächsten Beispiel wären. Wie der Silvaner Alte Reben stammt auch der Silvaner “Greif” aus der Lage Sonnenstuhl. Allerdings ist in diesem Weingarten die Bodenauflage höher und mehr von Ton und Lehm geprägt.

Hier zeigt sich jetzt ein ganz anderer Silvaner-Charakter. Der Wein ist viel leiser – aber trotzdem präsent. Klar, auch hier ist viel Kräuterwürze mit im Spiel. Allerdings gepaart mit zitrischen Noten, zu denen sich Mirabellen und Aprikosen gesellen. Und das alles wird von einer sehr, sehr feinen Mineralik getragen. Kurzum: ein eleganter Silvaner ohne Allüren, aber mit sehr viel Feinsinn.

Blick auf einen steilen Weingarten in Franken, zwischen den Rebzeilen fährt ein Trecker
Maschinelle Arbeit ist hier möglich, aber schwierig. © Stefan Bausewein/Weingut Schmachtenberger

Doppelter Quaderkalk

Wenn es etwas gibt, dass die Böden im Maindreieck prägt, dann ist das Quaderkalk. Ein Kalkstein, der sehr mineralisch und tiefgründig ist. Diesem Boden hat Markus Schmachtenberger mit dem Silvaner “Quaderkalk” dann auch direkt einen eigenen Wein gewidmet. Und dem gibt der Winzer im Keller sehr viel Zeit. Bis zum Juni nach der Lese liegt der Wein etwa auf der Vollhefe. Ausgebaut wird er im 500-Liter-Tonneaux. Beides erklärt dann auch den unglaublich verführerischen Schmelz des Weins. Was mich an dem Wein aber am meisten beeindruckt, ist, dass er zugleich einen warmen wie auch kühlen Charakter hat. Findet man so ja eher selten in einem Wein. Genau das macht ihn dann auch zu einem idealen Speisenbegleiter. Und zwar nicht nur während der Spargelzeit! Zum Risotto passt er ebenso gut wie zum Raclette oder als Begleitung zum Grillen.

Mit dem Silvaner “Quaderkalk²” legt der Winzer für das Weingut Schmachtenberger sogar noch einen drauf, wenn es um den Kalk geht. Der Ausgangspunkt für diesen Wein war eine Frage: Wie forciere ich Reife im Keller? Klar, durch Oxidation. Womit man automatisch erstmal beim Holzfass landet. Das Problem dabei: Holz wirkt sich auf den Geschmack aus. Selbiges gilt für Amphoren. So kam Markus Schmachtenberger auf die Idee, seinen auf Quaderkalk gewachsenen Silvaner einfach auch in Quaderkalk auszubauen. Der Name ist hier also tatsächlich Programm. Und der Geschmack? Tatsächlich ein Erlebnis. Auch hier findet man abwechselnd einen kühlen und warmen Charakter. Allerdings ist der Wein noch komplexer, wartet mit einer präsenten Phenolik und jeder Menge nassem Stein auf. Mineralische Noten findet man hier ohne Ende, ebenso wie Kräuter, Zitrone und Pfirsich. Und das alles in sanft und elegant und nicht laut fordernd. Also auch hier wieder Eleganz statt grelles Gebrülle. Herrlich!

Vinothek vom Weingut Schmachtenberger in Franken
Blick in die Vinothek. © Stefan Bausewein/Weingut Schmachtenberger

Weingut Schmachtenberger – mehr als Silvaner

Falls ich gerade zu sehr geschwärmt haben sollte … ich entschuldige mich dafür nicht. Denn die Silvaner vom Weingut Schmachtenberger haben mich mit ihrer Vielfältigkeit tatsächlich sehr beeindruckt. Und mit ihrer Qualität. Denn mal Hand aufs Herz: diese würde man bei den konsequent sehr niedrigen Preisen so ja meist nicht erwarten. Ich jedenfalls nicht. Willkommen in der Klischeefalle, der ich dank der Schmachtenberger-Weine jetzt zum Glück ein wenig entflohen bin.

Und nur fürs Protokoll: Beim Weingut Schmachtenberger mag Silvaner Trumpf sein, aber der Betrieb kümmert sich nicht nur um eine Rebsorte! Ein Blick auf Weißburgunder, Rivaner und Sauvignon Blanc lohnt sich ebenso wie auf die Spätburgunder-Gewächse. Aber ich wollte hier jetzt keinen Roman schreiben. Schau dich halt einfach selbst beim Weingut um. Vielleicht teilst du dann ja demnächst ein Aha-Erlebnis mit mir. 😉

Copyright Titelbild: © Stefan Bausewein/Weingut Schmachtenberger

*Dieser Text wurde vom Weingut Schmachtenberger weder beauftragt noch vergütet und spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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2 Kommentare

    1. Danke liebe Gerhild. Das Weingut Schmachtenberger hat meiner Meinung nach ganz viel Aufmerksamkeit verdient. Markus‘ Weine sind so facettenreich – Hut ab! 👍

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