Winzer Armin, Manfred und Stefan Tement zwischen den Reben ihres Weinguts

Weingut Tement: Superstars der Steiermark

Einst kürte “Der Feinschmecker” ihren Sauvignon Blanc zum besten der Welt: Wenn es um das Weingut Tement geht, sind Superlative nicht weit. Und das hat auch einen guten Grund!

Hoch oben auf dem Bergplateau über der Ried Zieregg thront das Weingut Tement – ebenso majestätisch wie imposant. Die Architektur strahlt aus, was die Weine beim Genießer auslösen, wenn man sie im Glas hat: ehrfurchtsvolles Staunen. Obwohl Ehrfurcht nicht so ganz passt. Andächtiges Staunen ist besser. Denn bei aller Faszination, die die derart klaren und präzisen und ebenso opulenten wie feingliedrigen und aristokratischen Weine auslösen – sie sollen getrunken und nicht als vinophile Reliquien angebetet werden.

Und trotzdem. Den Weinen eilt ihr Ruf voraus. Nämlich der, zur absoluten Weltspitze zu gehören. Vor allem, wenn es um Sauvignon Blanc. Und wenn dieser dann auch noch aus der Großen STK-Ried Zieregg kommt, dann gibt es bei Weinliebhabern eigentlich kein Halten mehr. Nur der Preis mag den einen oder anderen dann noch stoppen. Oder aber, dass die Vinotheken-Weine ratzfatz ausverkauft sind. Kurzum: das Weingut Tement ist Kult. Nicht nur in der Südsteiermark oder Österreich, sondern überall auf der Welt.

Weingut Tement und Ried Zieregg im Herbst
Weingut Tement und Ried Zieregg im Herbst ©Weingut Tement

Schicksalsschlag bei den Tements

Dass es so weit mal kommen würde, hätten sich Josef und Edina Tement wohl niemals träumen lassen, als sie ihr Weingut im Jahr 1959 gründeten. Gerade mal zwei Hektar Rebfläche hatten die beiden. Einen Hektar rechts vom Haus, einen Hektar links vom Haus. Wein war eher ein Hobby und kein Haupterwerb. Das war auch noch 1976 so, als ihr Sohn Manfred Tement den Betrieb übernahm. Übernehmen musste. Weil der Vater plötzlich gestorben ist. Da war Manfred Tement gerade einmal 16 Jahre alt. Unter der Woche absolvierte er seine Weinbauausbildung, am Wochenende half er seiner Mutter. Damals wurde der Betrieb durch den angegliederten Buschenschank finanziert. Und eben nicht durch die Weine.

Enorm viel Verantwortung und Last für einen jungen Burschen. Aber Manfred Tement war nicht nur bereit, das alles zu tragen. Er hatte auch eine Vision. Nämlich gute Weine zu machen. Und davon auch eines Tages leben zu können. Stetig wurden die Rebflächen erweitert – und an der Qualität gefeilt. In den 1970er- und 1980er-Jahren tat sich viel in der Südsteiermark. Nicht nur Manfred Tement, auch andere Winzer wie Wilhelm Sattler, Alois Gross oder Erich und Walter Polz sorgten dafür, dass die fast schon verarmte Region immer mehr vom qualitativ hochwertigen Weinbau profitierte.

Ried Zieregg in der Südsteiermark
Ried Zieregg: Hier gedeihen Sauvignon Blanc und Morillon ©Weingut Tement

Durchbruch für das Weingut Tement

Statt aber gegeneinander zu arbeiten und zu versuchen, die anderen Weingüter zu übertrumpfen, arbeitete man zusammen. Manfred Tement traf sich regelmäßig mit seinen Kollegen Sattler, Gross und Polz, tauschte sich aus, probierte Weine, warf Ideen und Diskussionen in die Runde. Streng genommen waren das bereits die Anfänge der STK-Winzer, die sich ein paar Jahre später formieren sollten. Weil alle an einem Strang zogen, profitierten auch alle davon. Wenngleich auch Manfred Tement ein besonderes Talent für Wein zu haben schien.

Und genau das brachte ihm dann 1991 den großen Durchbruch. Zum einen konnte sich das Weingut Tement endlich durch den Weinverkauf selbst finanziell tragen, da Manfred Tement über die Jahre kontinuierlich weitere Rebflächen erworben und so seinen Betrieb erweitert hatte. Die Buschenschank-Unterstützung wurde überflüssig. Der aber fast noch größere Erfolg 1991: die Zeitschrift “Der Feinschmecker” kürte einen Sauvignon Blanc vom Weingut Tement während eines Panel-Tastings zum “besten Sauvignon Blanc der Welt”. Nicht Südsteiermark oder Österreich. Nein. Der Welt. Große Töne samt phänomenales Lob für einen Wein, der genau das auch alles verdient hatte. Denn Manfred Tement vergrößerte nicht nur nach und nach sein Weingut, er setzte auch immer mehr auf außerordentliche Qualität. Und das bedeutete: kleinste Ertragsmengen, extrem strenge Selektion und eine penibel-schonende Vinifikation.

Winzer Armin, Manfred und Stefan Tement in ihrem Weinkeller
V.l.n.r.: Armin, Manfred und Stefan Tement ©Weingut Tement

Willkommen an der Weltspitze!

Nach dem “Feinschmecker”-Coup richteten sich naturgemäß alle kundigen Augen der Weinbranche gen Südsteiermark. Der Markt erwartete Großes – und das Weingut Tement lieferte ab. Jahr für Jahr. So wuchsen Renommee und Ehre, die Auszeichnungen häuften sich. Darauf ruhte sich Manfred Tement aber nicht aus. Im Gegenteil! Sein Ansporn war schließlich weder Ruhm noch Profit, sondern die bestmöglichste Qualität. Er wollte einzigartige Weine machen, die nicht nur einen eigenständigen und unverwechselbaren Charakter haben, sondern die eben auch von ihrer Herkunft erzählen.

Als Slowenien 2004 der EU beitrat, konnte man auch wieder grenzübergreifend arbeiten. Vor allem mit der Ried Zierergg, die dort Ciringa heißt. Zieregg ist quasi das Herzstück vom Weingut Tement. Daran hat sich auch nichts geändert, als Manfred Tement zuerst seinem Sohn Armin und schließlich auch seinem Sohn Stefan die Ruder des Familienbertiebs übergab. Wobei er immer noch als Mentor beratend da ist, gemeinsam mit seinen Söhnen probiert, diskutiert und wieder probiert. Vor allem, wenn Tüftler Stefan wieder mit einer neuen Methode ankommt.

Vogelperspektive der Weinlage Ciringa in Slowenien
Die slowenische Seite der Ried Zieregg: Ciringa ©Weingut Tement

Weingut Tement – next Generation

Manfred Tement war einer der wenigen Winzer, der die Südsteiermark aus dem Dornröschenschlaf geweckt und mit seinen Weinen für Furore gesorgt hat. Aber sein Sohn Armin Tement hat das Weingut sozusagen auf das nächste Level gehoben. Die Erträge wurden noch kleiner, für noch mehr Aromatik in den Weinen; die Selektion noch strenger, für noch mehr Präzision und Klarheit in den Weinen. Und dazu dann noch die Naturnähe. Zuerst stellte Armin Tement zehn der inzwischen 100 Hektar (80 Hektar in der Südsteiermark, 20 Hektar in Slowenien) auf biologische Bewirtschaftung um. Im Kleinen erforschte er, was für Auswirkungen das hatte, um schließlich im Jahr 2015 den kompletten Betrieb auf bio umzustellen.

Gleichzeitig floss aber auch seine Handschrift immer mehr in die Weine ein. Denn ja, auch beim Weingut Tement entsteht der Charakter eines Weins natürlich im Weingarten, aber trotzdem wurden die Weine unter Armin Tement noch klarer, noch puristischer, mit einer faszinierend kompakten und edlen Tiefe. Das eint sie alle – egal, welche Rebsorte und welche Lage. Feingliedrige Eleganz und intensive Aromatik sind die gemeinsamen Nenner aller Weine – so unterschiedlich sie ansonsten auch sind.

Die beiden Winzer Stefan und Armin Tement vor ihrem Weinkeller in der Südsteiermark
Die beiden Brüder Stefan und Armin Tement ©Weingut Tement

Sauvignon Blanc der Extraklasse

Sind die Mühen eines Jahres erst einmal auf der Flasche, ist der Charakterfindungsprozess eines Weins aber noch lange nicht abgeschlossen. Vor allem nicht, wenn es um die Rieden-Weine geht. Diese verändern sich Jahr für Jahr, leben und reifen auf höchst eigenständige Weise. Genau das macht es aber so faszinierend, ihren Werdegang über die Jahre zu beobachten. Und ihre Langlebigkeit ist mit ein Grund, warum die Weine weltweit so faszinieren und eben dieses andächtige Staunen auslösen.

Das gilt übrigens nicht nur für die Parade-Rebsorte Sauvignon Blanc, die auf 60 Prozent der Rebflächen gedeiht. Und auch nicht nur für Welschriesling, Morillon, Gelben Muskateller, Weißburgunder und Gewürztraminer, die den weißen Rebsortenspiegel komplettieren. Sondern auch für den Blauen Zweigelt und den Pinot Noir. Denn ja, das Weingut Tement ist einer der wenigen südsteirischen Betriebe, die auch mit ihren Rotweinen für Furore sorgen – auch wenn diese auf gerade mal zwei Prozent der Rebflächen gedeihen. Nun kann man, muss man aber nicht einen dieser raren Rotweine im Glas gehabt haben. In Sachen Sauvignon Blanc sieht das allerdings anders aus. Der ist für jeden Weinliebhaber als Gaumenweiterbildungsmaßnahme quasi Pflichtprogramm – und zwar ein wunderschönes.

Copyright Titelbild: ©Weingut Tement

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Tement und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

Kommentar verfassen