Weinlagerung in der Großstadt
Jeder Weinliebhaber beschäftigt sich irgendwann mit einem Problem: Wohin mit den ganzen Flaschen? Dieses Problem ist umso größer, wenn man wenig Platz hat, weil man etwa mitten in der Stadt wohnt. Widmen wir uns mal dem Thema Weinlagerung.
Lange Gänge, in denen sich die Flaschen fein säuberlich stapeln. Oder wie wäre es mit einem schönen Kellergewölbe, das ebenso altmodisch wie prachtvoll anmutet? Für die meisten Liebhaber sind solche Orte für die Weinlagerung reine Utopie und bleiben meist ein Traum. Die Realität sieht anders aus. Da darf man schon froh sein, wenn man den eigenen Keller zum Lager umbauen kann. Denn Wein ist eine Diva. Soll er in Würde – also optimal – reifen, braucht er gewisse Grundvoraussetzungen.
Sind die Flaschen mit einem Korken verschlossen, sollten sie liegend gelagert werden, wenn man sie nicht in den nächsten ein, zwei Jahren trinken möchte. Damit der Wein den Kork benetzt und dieser nicht austrocknet. Flaschen mit Glas- oder Schraubverschluss lassen sich auch stehend lagern. Was einem halt so lieber ist. Aber da die meisten lagerfähigen Weine nach wie vor einen Korken haben, konzentrieren wir uns einfach mal weiter darauf. Der kann nämlich auch von außen austrocknen – trotz schützender Kapsel. Da kommt halt trotzdem Luft durch. Ist diese zu trocken, wird der Korken maulig. Also bitteschön ausreichend Luftfeuchtigkeit. So zwischen 60 und 70% sind ideal. Und dann erst die Temperatur! 10 bis 12°C, bitte. Über 20°C soll ja katastrophal sein. Und bitte keine großen Temperaturschwankungen! Da kannste den Wein auch gleich wegschütten!
Weinlagerung zuhause
Klar, das ist jetzt ein wenig überspitzt, trifft den Kern der Sache aber trotzdem recht gut. Nämlich dass die richtige Weinlagerung im eigenen Keller doch ein wenig Aufwand und Kontrolle benötigt. Man kann seinen Keller natürlich umbauen und isolieren und die Luftfeuchtigkeit ständig im Auge behalten. Aber mal Hand aufs Herz: hast du überhaupt einen Keller, den man ansatzweise für Wein nutzen kann? Also ich habe den nicht! Unser Keller ist – wie so viele Großstadtkeller – ein kleiner überheizter Bretterverschlag.
Wir könnten da natürlich einen Weinkühlschrank reinstellen. Das muss ja nicht so ein oller Stromfresser sein, sondern ein total modernes Gerät. Aber wie gesagt: Bretterverschlag. Jeder, der vorbeigeht, kann sehen, was sich im Kellerraum befindet. Das möchte ich dann irgendwie auch nicht. Dabei haben wir einen Weinschrank. Einen Weinlagerschrank, um genau zu sein. Nämlich in der Wohnung. Wobei der bei uns schon seit Jahren gefährlich an der Kapazitätsgrenze läuft. Eine Anschaffung sollte gut überlegt sein. Wie viel Platz für wie viele Flaschen brauche ich? Wie hoch ist der Stromverbrauch? Das sind nur einige der vielen, vielen Fragen, mit denen man sich vorher beschäftigen sollte.
Garantien und Lagerung
Und dann ist da natürlich noch die Frage, welchen Weinschrank man für die heimische Weinlagerung beraucht. Einen Klimaschrank, um unterschiedlich zu temperieren und direkt genießen zu können? Oder doch einen vibrationsarmen Lagerschrank? Letzteren hat mein Mann mit in die Beziehung gebracht. Anschaffungsgrübeleien hatte ich da also nicht. In so einen Weinschrank passt echt viel rein. Trotzdem war unserer vor nicht allzu langer Zeit voll. Wir horten zwar nicht maßlos, haben aber ein Faible für Weine entwickelt, die gerne noch ein paar Jahre weiterreifen dürfen. Und damit begann das Platzproblem. Welche Möglichkeiten für die Weinlagerung hat man da als Großstädter? Willkommen bei den Möglichkeiten der externen Weinlagerung!
Inzwischen bieten größere Weinhandlungen (auch Ketten) oder Restaurants Weinlagerplatz an. Der Vorteil: die Weine werden professionell gelagert. Gerade im Weinhandel gibt es oft auch Garantien. Der Nachteil: der Wein muss meist auch in der Handlung gekauft worden sein, darf ihn nie verlassen haben, damit die Garantie auch garantiert garantiert wird. Uff. Außerdem sind die Preise jetzt auch nicht sooooo niedrig. Und man kann seinen Wein meist nicht selbst hinbringen und wieder abholen, sondern muss ihn sich liefern lassen. Für alle, die einen irgendwie gearteten persönlichen Bezug zu den Weinen entwickeln, ist das nur bedingt prickelnd.
Externe Weinlagerung – weitere Möglichkeiten
In einigen Großstädten gibt es inzwischen Ableger der WineBank. Auch eine Alternative. Das ist so eine Art Weinclub, wo Mitglieder verschieden großen Fächer zur Weinlagerung anmieten können. In den Banken darf man als Mitglied dann auch private Verkostungen im gehobenen Umfeld abhalten. Alles sehr schick und edel. Und sehr teuer. Also wirklich, wirklich teuer. Ich persönlich kann mir die Mitgliedschaft nicht leisten. Würde es aber auch nicht wollen. All der schöne Wein, den man sich für den Monatsbeitrag kaufen kann! Hach!
Es gibt aber noch eine Möglichkeit. Stichwort Selfstorage. Ja, genau. Diese anonymen Lagerräume, wo man seinen Krempel zwischenparken kann. In den größeren Städten gibt es inzwischen einige Anbieter, die nicht nur normale Lagerräume haben, sondern auch Bereiche für Wein. Das nennt sich dann Weinstorage. Eine abgetrennte Abteilung, die konsequent Temperatur und Luftfeuchtigkeit halten kann – und die Weine für den Fall der Fälle auch noch versichert sind (nicht, dass das ein Trost wäre, wenn da mal was schiefgehen sollte!). Hier kann man unterschiedlich große Fächer mieten, die nur ein Bruchteil dessen kosten, was die WineBank so verlangt.
Das ist zwar weder stilvoll noch edel und schon gar nicht romantisch, aber so ein Weinstorage erfüllt seinen Zweck recht gut. Zumal man sieben Tage die Woche von 6 bis 22 Uhr an seinen Stoff kommt. Du ahnst es vielleicht schon: wir haben uns für so ein Weinstorage entschieden. Wobei natürlich auch die Vorteile aller anderen Alternativen nicht zu verachten sind. Zu unserem Weinleben hat das aber – neben dem Lagerschrank – am besten gepasst.
Nachweis Titelbild: ©distel2610/Pixabay
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