Weißwein im Dekanter: 6 Tipps, wie man den Wein trotzdem gekühlt genießen kann
Bei vielen Weinliebhabern ist der Dekanter häufig im Einsatz. Vor allem bei Rotweinen. Es gibt aber auch viele Weißweine, die etwas mehr Luft brauchen, um sich zu öffnen. Aber wie kann man karaffierte Weißweine im Dekanter trotzdem kühlen? Ich habe mal sechs Tipps für euch zusammengestellt.
Auch wenn sich Wein in einem schönen großen und vielleicht sogar beeindruckend bauchigen Dekanter optisch echt gut macht, brauchen die meisten Weißweine diese spezielle Art der Belüftung nicht. Sind sie jung und knackig, ist das Karaffieren eigentlich nur Show. Extrem alten Weißweinen kann es sogar schaden. Viel Luft hilft da nicht auch immer viel. Und all die in Stahltanks und Co. ausgebauten Weine brauchen auch nicht extra umgefüllt werden. Wurde ein Weißwein aber für mehrere Monate im Holz ausgebaut, dann tut ihm Luft allerdings schon sehr gut, damit sich alle Aromen öffnen und entfalten können.
Mir ist das Thema Weißwein und Dekanter in letzter Zeit gehäuft über den Weg gelaufen. Was folgt, ist ein kleiner Winehack. Nämlich sechs Methoden für kühlen Wein, der auch viel Luft bekommen soll. Nicht für alle Hacks ist ein Dekanter vonnöten. 😉
Die Langzeitmethode
Folgenden Tipp habe ich von der Winzerin Gesine Roll bekommen, die genau so mit ihrem Sauvignon Blanc Réserve verfährt, wenn sie selbigen zu Verkostungen einschickt. Er ergibt allerdings nur Sinn, wenn ihr ein wenig vorausplant. Also: Ihr wisst jetzt schon, dass ihr in zwei Wochen einen tollen Weißwein genießen möchtet, der im Holz ausgebaut wurde und vielleicht noch etwas jung ist? Dann entkorkt ihn schon heute und gönnt euch ein halbes Gläschen. Der Korken kommt einfach wieder auf die Flasche, die ihr dann in den Kühlschrank stellt und dort zwei Wochen lang vergesst.
Trotz Korken kommt genügend Luft an den Wein. Und keine Bange: solange die Kühlkette nicht unterbrochen wird, wird der Wein auch nicht schal oder gar schlecht. Schließlich ist der Füllstand ja ziemlich hoch. Außerdem haben Wissenschaftler mal herausgefunden, dass sich bei offenen Weinen, die gekühlt werden, erst nach 21 Tagen der Geschmack negativ verändert. Das habe ich unlängst dank des Podcasts „Blindflug“ von Felix Bodmann gelernt. Wer Zeit hat und seinen Weingenuss lange im Voraus plant, ist mit dieser Vorgehensweise also bestens bedient.
Die Turbomethode mit dem Mixer
Ja, richtig. Mixer. Also so ein ganz normaler Küchenmixer, mit dem ihr sonst Sahne schlagt oder so. Gekühlten Weißwein in eine Schüssel geben, ein paar Minuten mixen, Wein zurück in die Flasche oder in einen Dekanter gießen, fertig. Was sich brachial anhört ersetzt tatsächlich zwei Stunden Belüftungszeit im Dekanter. Das habe ich auch von Felix Bodmann gelernt. Dieses Mal allerdings aus seinem Buch.
Man mag ja meinen, dass der Mixer die Weinstruktur oder die Aromen zerstört. Dem ist nicht so. Der Rebensaft ist schließlich auch nur eine Flüssigkeit. Aber mal ehrlich: Wein bedeutet Genuss – und Genuss hat auch etwas damit zu tun, sich Zeit zu lassen. Dementsprechend habe ich diese Methode noch nicht selbst ausprobiert. Aber ich würde sie anwenden, wenn in einer anspruchsvollen Genießerrunde spontan ein edler Weißwein aus dem Holz auf den Tisch kommen soll. Ich schwör’s!
Ab in den Kühlschrank – die simple Methode
Hier kommt endlich der Dekanter ins Spiel: Gekühlten Weißwein rein ins Gefäß und selbigen dann in den Kühlschrank stellen. Hört sich einfach an. Ist es auch. Nur manchmal scheitert genau diese simpelste Methode am Alltag. Denn: passt euer Dekanter auch in euren Kühlschrank? Also wir haben zwei unterschiedliche Dekanter. Die Luxusversion hat selbst bei wenig anderen Lebensmitteln dort keinen Platz, weil das Glaskunstwerk halt extrem bauchig ist. Und unser anderer Dekanter ist schlichtweg zu hoch, sodass er nicht in die Fächer passt. Neben die Milch kann man ihn aber auch nicht packen, denn dafür ist er dann schon wieder zu rund. Eine Krux!
Außerdem ist Vorsicht geboten. Damit der Wein seine paar Stunden auch tatsächlich friedlich vor sich hin atmen kann, sollte man die Öffnung nicht abdecken oder verschließen. Wenn euer Kühlschrank geruchsneutral ist, ist das kein Problem. Ich allerdings habe eine Vorliebe für diverse Stinkekäse. Nun glaube ich nicht, dass sich der Geruch innerhalb von zwei, drei Stunden derart auf den Wein auswirken kann, aber ich bin da trotzdem irgendwie vorsichtig.
Flasche, Dekanter, Flasche: Die Planungsmethode
Es soll ja vorkommen, dass manchmal mehr Weißweine karaffiert werden müssen als Dekanter vorhanden sind. Wir gehen dann immer wie folgt vor: Bereits morgens kommt der erste Wein in den Dekanter, darf da ein paar Stunden atmen und kommt dann wieder zurück in die Flasche, die dann wiederum direkt in den Kühlschrank wandert. Nächster Wein, bitte. So kann man recht mühelos Luft an die Weine bringen.
Man benötigt halt nur leider sehr viel Zeit – und man muss sich ein wenig koordinieren. Außerdem ist der letzte Wein ein wenig problematisch. Er muss schließlich rechtzeitig genug im Kühlschrank sein, damit die Gäste ihn dann auch gut temperiert genießen können. Und selbst wenn man diese Methode auf nur einen Wein anwendet, braucht man ein wenig Tagesgeduld.
Die Wasserbadmethode
Ihr ahnt sicher schon, was jetzt kommt. Und ja, es ist tatsächlich so einfach: Den gekühlten Weißwein in den Dekanter geben und selbigen in ein kaltes Wasserbad stellen, ein paar Stunden warten, voilà – ein weiterhin gekühlter und belüfteter Wein. Ob ihr das nun in einem Waschbecken, in der Badewanne oder aber in einem Plastikeimer macht, ist dem Wein schnurzpiepegal.
Achtet nur bitte darauf, dass kein Wasser IN den Dekanter kommt. 😉 Außerdem sollte man die Wassertemperatur durchaus im Blick haben. Der ein oder andere Eiswürfel kann hier Wunder wirken. Meistens ist es aber so, dass kaltes Wasser ausreicht. Denn schließlich werden die meisten im Holz ausgebauten Weißweine nicht ganz so kalt genossen. Ist aber letztlich auch alles eine persönliche Einstellungs- und Geschmackssache.
Die Kühlpackmethode
Womit wir jetzt bei der Methode wären, die ich immer anwende, seitdem ich sie mir bei Hendrik Thoma in einer der zahlreichen „Wein am Limit“-Folgen auf YouTube abgeguckt habe: das gute alte Kühlpack. Ihr schnappt euch einen Teller, legt ein Kühlpack, das frisch aus dem Gefrierfach kommt, drauf und schiebt das Konstrukt unter den Dekanter, in den ihr dann den gekühlten Weißwein gießt. Im Zweifelsfall kann das Kühlpack dann auch ab und zu durch ein frisches ersetzt werden – je nachdem, wie lange euer Wein halt so atmen soll.
Besonders bei bauchigen Dekantern ist diese Methode toll, da es ja eine große Kühlfläche gibt. Ist euer Dekanter eher schmaler, dann benutzt ihr halt einen tiefen Teller, sodass das Gefäß im unteren Bereich ein wenig eingebettet ist. So vergrößert ihr die Kühlfläche. Außerdem schadet es auch nicht, den Wein ab und an zu schwenken, damit sich die Kälte besser verteilt. Meiner Meinung nach ist das wirklich die bequemste Methode, um einen Weißwein gleichzeitig atmen zu lassen und zu kühlen. Wobei ich hoffentlich zeigen konnte, dass in diesem Fall tatsächlich viele Wege nach Rom … ähm… zum gekühlten Weißwein führen. 😉
Bildnachweis Titelfoto: ©Pixabay/froot
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