Eine Hand hält das Buch Wein in Österreich vor eine schwarze Wand

Willi Klinger & Karl Vocelka: “Wein in Österreich – Die Geschichte”

Ein Buch, in dem man alles, aber auch wirklich alles über den Weinbau in Österreich lernt? Geschichte, Gegenwart, Zukunft, Terroir, Strömungen und und und? Ja, das gibt es. Dank der beiden Herausgeber Willi Klinger und Karl Vocelka.

Einige Bücher sind ein echter Brocken. Nicht nur, weil sie viele Seiten haben (in diesem Fall sind es “nur” gut 700). Sondern weil sie vollgepackt sind mit Informationen und tiefergehendem Detailwissen. Solche Bücher liest man nicht in einem Rutsch – und schon gar nicht nebenbei. Genau so ein Buch ist “Wein in Österreich”, das von Willi Klinger und Karl Vocelka herausgegeben wurde.

Beim Namen Willi Klinger dürfte es bei einigen interessierten Liebhabern österreichischer Weine jetzt klingeln. Ja, genau. Willi Klinger. Der Mann, der bis 2019 Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing GmbH (kurz ÖWM) war. Also der Institution, die mit ihrem äußerst geschickten Marketing dafür gesorgt hat, dass die Weine mit ihren rot-weiß-rot gestreiften Verschlüssen überall auf der Welt wieder großen Anklang fanden. Vor allem nach dem legendären Weinskandal im Jahr 1985.

Willi Klinger und Karl Vocelka decken alles ab

Eben dieser Weinskandal ist dann natürlich auch ausführlich Thema in “Wein in Österreich”. Das Buch von Willi Klinger und Karl Vocelka (übrigens ein Professor für österreichische Geschichte im Ruhestand) geht aber weit über den Weinskandal hinaus. Denn der Beisatz “Die Geschichte” ist hier tatsächlich wörtlich gemeint. Von der Ur- und dann der Römerzeit (die ja nicht nur in Carnuntum eine entscheidende Rolle spielte) über das Mittelalter, der Neuzeit bis hin zur Gegenwart wird hier alles im Detail von zahlreichen Autoren aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Und das ist nur ein Abschnitt des Buches! Denn ebenso geht es um das Klima, die Böden, Geografie und die Rebsorten. Oder wie sich die Weinbautechniken so in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben – oder auch das österreichische Weingesetz.

Einiges davon ist sehr spannend, einiges ein wenig dröge. Was manchmal dem Thema an sich geschuldet ist. Es kann nun mal kein Action-Thriller dabei herauskommen, wenn man die Änderungen im österreichischen Weingesetz en detail aufzeigt oder die unterschiedlichen Bodenarten der Weinregionen abarbeitet. Und ja, so manch einer der insgesamt 50 Autoren ist nicht eben ein begnadeter Texter wie zum Beispiel Dorli Muhr, die hier natürlich auch zu Wort kommt. Aber das macht tatsächlich nichts.

Das Buch Wein in Österreich mit Wein-Schraubverschlüssen, auf denen die österreichische Flagge abgedruckt ist
Hier erfährt man tatsächlich alles zum Thema „Wein in Österreich“ ©NK/Bottled Grapes

“Wein in Österreich”: Viele Detailinfos inklusive

So dröge es auf den ersten Blick auch erscheinen mag, dass hier thematisch zuerst Gesteinsbrocken, dann Steine und schließlich Steinchen umgedreht werden – so hilfreich sind die Informationen, wenn man tatsächlich einmal ins Detail gehen möchte mit seinem Wissen. Zum Beispiel gerade, wenn einem etwas Monate später in Sachen Weingesetz oder Bodenformation interessiert. Denn durch die klare Gliederung des Buchs ist “Wein in Österreich” ein ideales Nachschlagewerk.

Und auch wenn ich mich durch einige historische Abschnitte ein wenig quälen musste (gefühlt kamen sehr oft sehr viele Mönche und Adlige vor), gehört nun mal auch das zum Wein in Österreich. Denn nach und nach habe sogar ich dann die Abhängigkeiten von sozialem Stand und Weinbau kapiert. 😉

Willi Klinger und Karl Vocelka liefern Standardwerk ab

Mit “Wein in Österreich” haben Willi Klinger und Karl Vocelka aber nicht nur ein Nachschlagewerk veröffentlicht, sondern auch ein Buch, das einem den österreichischen Weinbau an sich näher bringt. Sprich: wie die Winzer denn so ticken. Österreich ist ja unter anderem bekannt dafür, dass viele Winzer biologisch oder sogar biodynamisch arbeiten. Wie kam es dazu? Und welche Weingüter haben diese Entwicklung entscheidend geprägt? Dieses Buch liefert Antworten!

Selbiges gilt auch für all die Verbände, die im österreichischen Weinbau so entstanden sind. Ob nun Vinea Wachau, die STK-Winzer oder Respekt Biodyn – “Wein in Österreich” zeigt nicht nur auf, warum und von wem die unterschiedlichen Gruppen gegründet wurden, sondern berichtet auch von den Auswirkungen. Und das wiederum erklärt im Gesamtbild dann, wie es die österreichischen Weine nach dem Weinskandal schaffen konnten, international besser Fuß zu fassen als zuvor.  Und damit haben Willi Klinger, Karl Vocelka und alle anderen beteiligten Autoren ein Buch vorgelegt, das bereits jetzt als Standardwerk in Sachen Weinbau in Österreich bezeichnet werden kann. Höchst beeindruckend. Wer ein Faible für österreichische Weine hat und mal tiefer in die Materie einsteigen möchte, sollte sich das Buch unbedingt gönnen.

Willi Klinger und Karl Vocelka (Hrsg.): “Wein in Österreich – Die Geschichte”. 704 Seiten, Brandstätter Verlag, 2019. 60,00 Euro.

Copyright Titelbild: ©NK/Bottled Grapes

*Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Die Rezension spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Servicezwecken.

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