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Winetastic Four: Vier österreichische Winzer zu Gast im Oxhoft Ottensen

Es hat schon eine kleine Tradition. Wie bereits im vergangenen Jahr, lud Christian Budde, der Chef vom Oxhoft Ottensen, vier Winzer aus Österreich ein, jeweils vier ihrer Weine in ungezwungener Atmosphäre zu präsentieren. Ganz ohne steifes Verkostungsprozedere, dafür mit enorm viel Leidenschaft. 2019 waren die Weingüter Ernst Triebaumer, Machherndl, Lichtenberger-González und Wohlmuth mit von der Partie.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Vergangenen Samstag sind die Winetastic Four zu den Winetastic Three mutiert. Die vier österreichischen Winzer waren nämlich schon ein paar Tage in Hamburg – und Gerhard Wohlmuth musste aufgrund anderer Verpflichtungen leider vorzeitig abreisen, sodass er seine Weine nicht persönlich im Oxhoft Ottensen herzeigen konnte. Ein Jammer. Zwar gaben die anderen Winzer sowie Oxhoft-Chef Christian Budde ihr Bestes, die Informationslücke zu schließen (das Motto lautete „Wir sind heute alle Wohlmuth“), aber es ist dann doch ein ganz anderer Schnack, wenn der Winzer selbst etwas zu seinen Weinen erzählt.

Zu gerne hätte ich Gerhard Wohlmuth zu seinen Steillagen Löcher in den Bauch gefragt. Und ob der Boden wirklich so karg und schwer zu bewirtschaften ist. Und wie sich das alles auf den Geschmack der Weine auswirkt. Oder ob seine Weine typisch für die Südsteiermark sind, mit der ich mich noch so gar nicht auskenne. All diese Fragen blieben ungestellt. Aber ich probierte wenigstens Wohlmuths Weine, ließ mich von seinen Sauvignon Blancs begeistern, arbeitete mich an seinem herben und kantigen Riesling ab und verlor mich in seinem Chardonnay.

Stippvisite im Burgenland: Die Weine von Ernst Triebaumer

Im Gegensatz zu Wohlmuth musste mir Ernst Triebaumer seine burgenländischen Weine nicht lange erklären. Ich kannte sie nämlich schon aus dem vergangenen Jahr. Umso schöner war es aber, den Winzer wiederzusehen. Triebaumer, der sein Gut biodynamisch betreibt und ein großer Verfechter der Selbstversorgung ist, ist nämlich ebenso herzsympathisch wie interessant. In seiner ruhigen und bescheidenen Art erzählte er, was sich in diesem einen Jahr so alles bei ihm getan hat. Oder wie es dazu kam, dass er inzwischen hauptsächlich rote Rebsorten hat, während es bei seinem Vater noch einen ganz klaren Weißweinschwerpunkt gab.

Wobei Triebaumer natürlich auch noch weiße Sorten hat. Und was für welche! Sein Gelber Muskateller, ungeschwefelt und ungeschönt, ist ein echtes Geschmackserlebnis. Und in das cremige Holz seiner Chardonnays kann ich mich einfach nur reinlegen. Wobei ich aber auch seinem Blaufränkisch in den unterschiedlichen Ausbaustufen gnadenlos verfallen bin. Man darf ja auch mal dauerhaft durch die Bank weg begeistert sein. 😉

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Erich Machherndl (Hintergrund) und Martin Lichtenberger ©Bottled Grapes

Ab in die Wachau zu Erich Machherndl

Im vergangenen Jahr war Erich Machherndl mit seinem Rosé-Sekt und seinen maischevergorenen Weißweinen (Cuvées, Grüner Veltliner und Riesling) mein heimlicher Star. Seine Weine sind alles außer Mainstream, was er auch vergangenen Samstag in seiner herzlich-direkten Art bestätigte: „Entweder man liebt sie oder man findet sie total scheiße. Dazwischen gibt es nichts.“ Nun, ich liebe sie! Die Weißweine aus der Wachau überzeugen ja in der Regel eh schon mit ihrer enormen Eleganz und ihrem Charme. Bei Machherndl kommt aber immer noch eine wilde und würzige Note hinzu, die ich sehr zu schätzen weiß. Außerdem konnte ich beim erneuten Verkosten feststellen, dass sich mein Weingeschmack in den vergangenen zwölf Monaten doch ziemlich entwickelt hat. Plötzlich konnte ich schon bei seinem Grünen Veltliner Federspiel viel nuancierter schmecken. Und der Smaragd war einfach nur eine Offenbarung! Herrlich!

Zum Glück war es anfangs bei der Veranstaltung noch recht leer. Man konnte nämlich zwischen 16 und 21 Uhr kommen und gehen, wann und wie man wollte. Die Winzer verteilten sich auf Weinfachhandel und der dazugehörigen Weinbar Il Garage, sodass man es als Gast selbst in der Hand hatte, zu wem man wann will – und in welcher Reihenfolge man trinken möchte. Eine lustig-lockere Angelegenheit, die sich mit den formellen Winzerveranstaltungen, wo man steif im Halbkreis um die Winzer, die über ihre Weine dozieren, herumsteht und brav das trinkt, was halt gerade eingeschenkt wird. Bei so einer Veranstaltung war ich nämlich erst einen Tag zuvor, was mich ziemlich frustriert hatte, was die österreichischen Winzer vergangenen Samstag dann aber mehr als gut gemacht haben.

Deswegen schnell zurück zu diesem Event mit den Winetastic Three. Ich nutzte die Gunst der frühen Stunde, um tatsächlich ein wenig mit Machherndl zu quatschen, der ein paar Verkostungsanekdoten von seinem Weingut zum Besten gab oder erklärte, warum er welche Cuvée jetzt ein wenig anders macht. Höchst spannend. Und extrem sympathisch!

Mit Lichtenberger & González zum Leithaberg

Mein Machherndl-Geschwärme könnte jetzt theoretisch noch eine zeitlang weitergehen, muss an dieser Stelle aber dringend von Begeisterungsstürmen zum Weingut Lichtenberger & González abgelöst werden. Martin Lichtenberger war zum ersten Mal im Oxhoft Ottensen – und seitdem ich im „Schluck“ mal einen Artikel über ihn und seine Frau gelesen habe, wollte ich deren Weine aus dem Burgenland unbedingt mal im Glas haben (das Oxhoft Ottensen hatte sie bis dato nicht im Sortiment). Dementsprechend bin ich Freude fast ausgerastet, als ich erfuhr, dass er mit seinen Weinen mit dabei ist. Was soll ich sagen? Ich ging mit großen Erwartungen hin – und diese wurden sogar noch getoppt! Allein die „einfachen“ Weine wie der Muschelkalk (wahlweise als Rot- oder Weißwein) waren ein Geschmackshit. Ausbalanciert, feinaromatisch, tief und einfach gut.

Dann kam der Leithaberg rot – ein fantastischer Blaufränkisch, der, wie alle anderen Weine auch, spontan vergoren wird. Darauf angesprochen zuckte Lichtenberger nur mit den Schultern. Im Keller wird bei ihnen gar nicht so viel Aufwand betrieben. Die eigentliche Arbeit findet in den Weingärten statt. Aber wie nehmen sie sich denn die Zeit für all die Arbeit? Immerhin arbeiten beide ja hauptberuflich als Kellermeister bei anderen Winzern. Lichtenberger erwiderte mit einem Lächeln: „Weniger schlafen.“ Es folgte schallendes Gelächter von ihm und mir. Damit war das Eis dann endgültig gebrochen und der ebenso passionierte wie höchst sympathische Winzer erzählte von seinem Alltag.

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Die Weine von Lichtenberger & González waren ein Geschmacksfest für mich ©Bottled Grapes

Gemischter Satz im Oxhoft Ottensen

Und dann kam mein Highlight der gesamten Veranstaltung. Der Rot und Weiss. Ja, genau, ein Wein aus roten und weißen Trauben. Damit aber nicht genug. Es handelt sich nämlich um einen Gemischten Satz (alle Trauben wachsen in einem Weingarten, werden zusammen geerntet und verarbeitet). Gemischte Sätze sind jetzt so unbekannt nicht. Als Weißwein. Manchmal auch in der roten Version. Aber so komplett gemischt. Das hat man doch eher selten im Glas.

Da Lichtenberger & González noch nicht alle Rebsorten des Gemischten Satzes identifiziert haben, bekommen sie für ihren Rot und Weiss natürlich auch kein österreichisches Qualitätsprädikat, sondern dürfen ihn schlichtweg nur „Wein“ nennen. Das macht aber nichts, denn dieser Wein passt eh in keine Weinprüfstellenschublade. Beim ersten Schluck war ich höchst irritiert. Sollte man den jetzt gekühlt oder bei moderater Zimmertemperatur trinken? Da war der Trinkfluss von einem Weißwein – gepaart mit der tanninreichen Körpertiefe eines Rotweins. Die Irritation wich sehr schnell der Faszination, die zu purer Liebe mutierte. Mein absolutes Highlight!

Normalerweise kaufen wir erst ein paar Tage nach Veranstaltungen die Weine, die uns begeistert haben. Noch mal drüber nachdenken und so. Aber in diesem Fall haben wir sofort zugreifen müssen. Schließlich bin ich in meiner Euphorie auch rumgerannt und habe jedem einigermaßen bekannten Gesicht dringendst empfohlen, unbedingt diesen Gemischten Satz zu probieren. Da hatten wir nach zwei Stunden dann einfach Angst, dass er schnell ausverkauft ist. 😉 Ihr merkt es sicherlich schon: das Wein-Event hat mich voll geflasht. Ich habe soviel geschmeckt und gelernt, dass ich vor Freude meinen eigenen Schwanz gejagt hätte, wenn ich ein Hund wäre. Genau so sollten Weinveranstaltungen sein: locker, mit ganz viel Herz und Gefühl, aber eben auch mit Kopf. Ein wunderbarer Weintag, der noch lange nachhallen wird.

Nachweis Titelbild: Plakat ©Oxhoft/Foto davon ©Bottled Grapes

*Dieser Artikel entstand ohne Kenntnis der Winzer oder des Veranstalters und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Der Eintritt wurde selbst bezahlt.

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