Weinprobe „Top around Burgundy“ im Mövenpick Weinkeller Hamburg

Machen wir uns nichts vor: Selbst für Weinkenner ist das Burgund oft ein undurchsichtiger Dschungel. Die Weinregion ist einfach derart kleinteilig, dass es dauert, bis man da durchsteigt. Ich tue das bis heute nicht. Aber immerhin habe ich dank der Verkostung „Top around Burgundy“, die vergangene Woche im Mövenpick Weinkeller Hamburg stattfand, ein wenig Licht ins Dunkel bringen können.

Manchmal geht einfach nichts über betreutes Trinken. Zum Beispiel, wenn man sich eine Weinregion im Glas erschließen möchte. Vor allem, wenn es eine höchst komplexe Weinregion wie das Burgund ist. Und nein, ich werde jetzt nicht detailliert die fünfzehn Weine, die verkostet und vom Filialleiter Hans-Henning Brügesch vom Mövenpick Weinkeller Hamburg nicht nur höchst genussvoll und unterhaltsam, sondern eben auch fachlich absolut kompetent erklärt wurden, aufzählen und beschreiben. Da habt weder ihr noch ich was davon. Wobei wir aber später bestimmt noch zu dem einen oder anderen Wein kommen werden. 😉

Aber fangen wir erst einmal generell an. Das Burgund also. Dort, wo ein Hektar einer Grand-Cru-Lage (ergo höchste Qualitätsstufe) mal locker 64 Millionen Euro kosten kann. Oder wo sich 80 Winzer gerne auch eine Lage mit 60 Hektar teilen. Wir hätten das isolierte Chablis im Norden. Dort ist auch die Côte de Nuits mit all den tollen Rotweinen, während man im Süden die Côte de Beaunes findet, die für ihre extrem langlebigen Weißweine bekannt ist. Und dann gibt es ja auch noch das Chalonnaise (das kleinste und schmalste Gebiet) und ganz südlich das Mâconnais. Und die Rebsorten? Hauptsächlich Pinot Noir und Gamay bei den roten und Chardonnay und Aligoté bei den weißen Sorten. Kalk- und Mergelböden beherrschen die Geologie. Sie sind besonders für Pinot Noir und Chardonnay geeignet. Außerdem habe ich gelernt, dass die Weine, die auf Muschelkalkböden gedeihen, besonders schön schlank sind. Womit ihr an dieser Stelle den heftigsten Wissensabschnitt überstanden hättet. Kommen wir zu den unterhaltsameren Infos.

Warum ich niemals Weineinkäuferin für einen Mövenpick Weinkeller werden möchte

Im Burgund wimmelt es nur so vor feinen Unterschieden und kleinen Betrieben, die ebenso hochwertige Weine wie auch absolute Fehlgriffe produzieren. Zum einen, weil einige Winzer von ihrem ehemals großen Namen leben, diesem heutzutage aber nicht mehr gerecht werden. Was aber nichts macht, denn ihre Weine verkaufen sich trotzdem wie warme Semmeln. Legendenbildung und so. Zum anderen ist das Burgund in Sachen Weinqualität aber auch recht unbeständig.

2015 war zum Beispiel ein ganz fantastisches Jahr. Da gab es viele gute Weine. Die Jahrgänge 2014 und 2016 sollte man indes lieber differenzierter sehen. Was man dann aber nur als Konsument kann. Denn die Winzer im Burgund sind clever. Vor allem, wenn es um Verhandlungen mit Weineinkäufern geht. Wer ein Fass 2015er wollte, musste oft auch ein Fass vom 2014er sowie vom 2016er kaufen – und in der Heimat von den Verkäufern dann dafür verbale Prügel einstecken. Ich persönlich liebe ja solche Nähkästchengeschichten! 🙂

Obacht beim Jahrgang!

Es geht aber noch schlimmer: Die Jahrgänge 1984 und 1986 waren wohl die absolute Katastrophe – und die Weine dann dementsprechend auch echte Ladenhüter. Gut, bevor die schlecht werden, bringt man sie halt zum Spezialisten, damit Essig draus gemacht werden kann. Kein Witz! Genau das hatte Mövenpick vor. Es ging nur leider nicht. Die Qualität war nämlich derart mies, dass sich aus den Weinen nicht mal Essig machen ließ!

Jetzt kann man sich als privater Weinliebhaber nun wahrlich nicht mit allen Jahrgängen auskennen. Aber man kann sich im Internet oder eben beim Händler selbst informieren. In Sachen Burgund scheint das auch dringend notwendig zu sein. Wobei ich der Region nicht Unrecht tun möchte. Viele Weine, die ich an dem Abend im Glas hatte, waren einfach nur göttlich – auch aus dem Jahr 2016. Und die meisten hatten zudem auch noch ein absolut geniales Preis-Genuss-Verhältnis.

Burgunder-Probe: Highlights im Glas

Womit wir dann wohl mal tatsächlich bei den Weinen wären. Fünfzehn kamen ins Glas: sechs Weiß- und neun Rotweine. Wir tranken uns an dem Abend von Weiß nach Rot – und die Preisskala immer weiter rauf. Wobei der günstigste erste Wein, ein wirklich wunderbarer feingliedriger Chablis 1er Cru, rund 25 Euro kostet. Und auch hier: willkommen im Burgund! Im Gegensatz zu den Deutschen lassen sich die Franzosen ihre Qualitäten wesentlich besser bezahlen. Klar, ein Großes Gewächs kostet mehr, aber das wäre im Burgund dann ja auch Grand Cru. Und zu diesen Preisen kommen wir gleich noch. 😉

Fangen wir erst einmal mit dem Weißwein an, der mir an dem Abend persönlich am besten gefallen hat (alle Weine waren gut, aber wenn es ums Schwärmen geht, muss man sich schon irgendwie für ein paar wenige Highlights entscheiden). Das war der 2016 Meursault Peutes Vignes von Frédéric Magnien. Was mich an dem Wein so gepackt hat? Die extrem feine Mineralität und Vielschichtigkeit. Ein leiser, ein edler und ein schlanker Wein (Muschelkalkboden!), für den man sich durchaus Zeit nehmen kann (oder sogar sollte), um ihn zu ergründen. Ein Wein, der einen ein wenig zur Ruhe zwingt, um ihn zu genießen. Und ein Wein, den man nicht so schnell vergisst. Schon allein, weil der Abgang extrem lang ist. Gut, man sollte diesen Meursault echt noch ein paar Jährchen liegen lassen, aber er ist jetzt schon sehr gut trinkbar. In zehn Jahren allerdings wird er eine Granate sein. Einziges Problem: mit einem Preis rund um 50 Euro kann man sich mit dem Wein nicht unbedingt eindecken. Also ich zumindest.

Ein Wein, zwei Jahrgänge

Richtig spannend wurde es mit dem Chambolle-Musigny 1er Cru Charme von Frédéric Magnien, denn da kamen gleich zwei Jahrgänge ins Glas. Hans-Henning Brügesch hatte aus den anderen Mövenpick Weinkellern nämlich noch drei Flaschen vom 2003er zusammengekratzt, dem er den 2015er gegenüber stellte. So etwas liebe ich ja! Der Wein selbst war dann allerdings nicht unbedingt etwas für mich. Während um mich herum die anderen Teilnehmer beim 2003er lauter „Ahs!“ und „Ohs!“ seufzten und ins Schwärmen gerieten, gab ich die Dilettantin. Mir roch der Wein eindeutig zu sehr nach Petrol und als ich ihn im Mund hatte, musste ich an eine frisch geteerte Straße denken. Das war nicht so meins. Und auch der 2015er konnte mein Herz nicht erwärmen. Klar, er war gut gemacht, roch angenehm nach Waldboden und ätherischen Ölen, aber irgendwie … einfach nicht meins. Soll vorkommen.

Wobei ich prinzipiell nicht zu den Menschen gehöre, die einen Wein besonders gut finden, je teurer er ist (beim 2015er Chambolle-Musigny ist man schon bei knapp hundert Euro). Dementsprechend beeindruckt mich ein hoher Preis per se jetzt erst einmal nicht, weil ich sehr häufig bei solchen Verkostungen günstigere Weine finde, die mehr in mir zum Klingen bringen. Dieses Mal war das allerdings nicht der Fall. Leider.

Eine neue große Weinliebe

Mein absoluter Liebling war nämlich der letzte Wein des Abends: der 2016er Charmes-Chambertin Grand Cru von Frédéric Magnien (es kamen übrigens auch Weine anderer Weingüter ins Glas – nur fürs Protokoll). Himmel! Dieser Duft nach frischem Laub und Waldboden! Dieser sagenhaft fruchtige Geschmack nach Knubberkirschen und Himbeeren! Alles fein, alles intelligent. Jetzt schon ein purer Gentleman im Glas, dabei handelt es sich doch eigentlich noch um ein waschechtes Baby! Klar, der Alkohol kommt noch mächtig durch, aber das dürfte sich schon in ein paar Jahren geben. Und den Wein kann man quasi ewig liegen lassen.

Kurzum: ich habe mich in den 2016er Charmes-Chambertin Grand Cru von Magnien verknallt. Und zwar heftigst. So sehr, dass ich auch heute noch, gut eine Woche nach der Verkostung, an Liebeskummer leide und mich danach sehne, diesen phänomenalen Geschmack bitte noch einmal auf der Zunge und am Gaumen zu haben. Nur leider wird das nicht so schnell geschehen. Zum einen, weil er ja eh lagern müsste. Zum anderen aber auch, weil knapp 180 Euro für eine Flasche schon echt heftig sind. Jedenfalls für mich. Gut, er ist auch jeden Cent davon wert. Aber um ihn spontan zu kaufen, sprengt er ganz eindeutig mein Budget. Nun gut. Man soll im Leben ja Ziele haben. Ich fange dann mal an zu sparen. Und in der Zwischenzeit bin ich einfach nur hart dankbar, dass ich derart viele tolle Weine an nur einem Abend probieren durfte.

*Die Verkostung wurde aus eigener Tasche bezahlt, der Artikel entstand ohne das Wissen vom Mövenpick Weinkeller Hamburg. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Service-Zwecken.

** Alle Bilder: ©Bottled Grapes

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