Ein Besuch bei Winzerin Christine Huff
Mitten in Nierstein-Schwabsburg liegt das ebenso kleine wie verträumt wirkende Weingut Fritz Ekkehard Huff. Seit ihrem Abschluss in Geisenheim 2010, baut Christine Huff die Weine des Familienbetriebs federführend aus. Trotzdem sieht sie das Weingut als familiäres Gemeinschaftsprojekt.
Schüchtern streicht sich Christine Huff eine Haarsträhne hinter das Ohr, die sich aus ihrem praktischen Pferdeschwanz gelöst hat, als sie den ersten Wein aufmacht. Man merkt es ihr an: die kleine, aufgeräumte Vinothek mitten auf dem Weingut gehört zwar dazu, ist aber bestimmt nicht ihr Lieblingsort. Viel lieber ist sie in der Natur, in den Weingärten selbst. Dort, wo die Reben sind, für die ihr Herz schlägt. Aber Weinverkostungen müssen auch sein. Eben das Präsentieren der fertigen Arbeit. Wobei Christine Huff auch das sehr gut kann. Schließlich kennt sie ihre Weine, die da mit möglichst wenigen Eingriffen im Keller entstehen, am besten.
Einzig und allein die Liter- und Gutsweine sehen Reinzuchthefen. Orts- und Lagenweine werden bei ihr ausschließlich spontan vergoren – und wenn möglich auch nicht filtriert. Denn die eigentliche Arbeitet findet für die junge Winzerin im Weingarten selbst statt. 8 Hektar bewirtschaftet die Familie rund um Nierstein. Mit dabei: so begehrte Lagen wie Orbel, Rabenturm und Pettenthal. Roter Hang pur also. Hier wachsen die Rieslinge, die seit einiger Zeit für Furore sorgen. Allen voran der Pettenthal, der bei Weinkritikern Begeisterungsstürme auslöst und konsequent hohe Bewertungspunkte bekommt. Und ja, die sind verdient. Denn der Pettenthal ist Terroir pur. Wild, ungestüm und mineralisch präsentiert sich der Jahrgang 2017 im Glas, während der bereits etwas gereifte 2012er mit seiner tiefen Komplexität zu überzeugen weiß.
Die Spitzenlagen am Roten Hang
Fragt man aber Christine Huff, ob denn ihr Pettenthal-Riesling auch ihr Liebling ist, lächelt sie sanft. Und verneint. Ihr Herz schlägt für den Rabenturm. Nicht nur, weil diese Einzellage ihr Lieblingsort am Roten Hang ist und auch nicht, weil er dort zu den ältesten Lagen gehört und niemals flurbereinigt wurde, sodass die Reben dort gut und gerne 50 Jahre alt sind, sondern weil der Riesling vom Rabenturm zwar etwas leiser als der Pettenthal ist, dafür aber noch ein wenig vielschichtiger und dadurch auch komplexer. Und tatsächlich: dieser Riesling ist auch in jungen Jahren bereits höchst elegant und hat dank des steinigen roten Bodens, auf dem er wächst, eine beeindruckend mineralische Note, die mit einer dichten Struktur daherkommt.
Doch auch hier setzt der 2012er noch einen drauf. Die Lagerjahre lassen den Riesling noch komplexer, noch voller, noch tiefer werden – ohne dass er dabei seine frische Lebendigkeit verliert. Den folgenden Lobeshymnen setzt Christine Huff vehement Bescheidenheit entgegen. 2012 sei ein gutes Jahr gewesen, das es einem einfach gemacht hätte, gute Weine zu produzieren. So sehr die Winzerin aber auch versucht, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen, merkt man vom Gutsriesling bis hin zum hoch bewerteten Lagenwein, dass sie eine wahre Rieslingmeisterin ist.
Teamworkerin Christine Huff
Auch wenn Christine Huff im Bereich Riesling ganz eindeutig das Sagen hat, dreht sich bei dem Familienbetrieb nicht alles ausschließlich um diese Rebsorte. Zu verdanken ist das vor allem Huffs Mann Jeremy Bird. Der Neuseeländer kam einst des Weins wegen nach Rheinhessen, lernte Christine kennen und lieben – und blieb. Inzwischen hat Jeremy mit seinen Bird-Weinen, deren Etiketten passenderweise von einem Kiwi, dem neuseeländischen Nationalvogel, verschönert werden, seine eigene Linie im Familienbetrieb. Natürlich darf da ein Sauvignon Blanc als Reminiszenz an seine Heimat nicht fehlen. Neuerdings gibt es aber sogar einen Riesling Kabinett. Und dann ist es da noch dieses Merlot-Projekt, das er sich in den Kopf gesetzt hat … bei den Huffs ist eben alles stetig im Wandel. Gemeinsam überlegt und entscheidet man.
Obwohl Christine Huff im Weinkeller federführend ist und dank ihrer konsequenten Handarbeit und einer nachhaltigen Bewirtschaftung (so wenig Chemie wie möglich, bitte) in den Weingärten für eine echte Qualitätsexplosion gesorgt hat, ist ihr diese Gemeinsamkeit immens wichtig. Alleingänge liegen dieser bescheidenen Winzerin ebenso wenig wie krampfhaftes Hervortun ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten. Eine höchst angenehme Eigenschaft. Ein wenig mehr Selbstbewusstsein würde man ihr dann aber doch wünschen. Denn nach wie vor ist es so, dass ihre Rieslinge bei vielen Weinliebhabern quasi unter dem Radar fliegen. Dabei haben sie ganz eindeutig sehr viel mehr Aufmerksamkeit verdient.
Nachweis Titelbild: ©Bottled Grapes
*Dieser Text entstand mit Wissen der Winzerin, aber ohne deren Einfluss. Er spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links dienen Servicezwecken und sind somit nicht kommerziell.
Damit wäre dann mein Geheimtipp auch dahin 😂😂😂
Sorry. 😉😇