Winzer Stefan Zehetbauer vom Weingut Stefan Zehetbauer im Porträt

Weingut Stefan Zehetbauer: Gefühlvoller Wein aus dem Burgenland

Beim Weingut Stefan Zehetbauer hat nicht nur der Vorname Stefan eine lange Tradition, sondern auch die Arbeit mit dem Terroir rund um den burgenländischen Leithaberg. Von Generation zu Generation wurde das Wissen um Böden, Lagen und Reben weitergegeben. Dieser alte Schatz wird von Stefan Zehetbauer nicht nur bewahrt, sondern konsequent weiterentwickelt.

“Erfahrung ist unser wertvollstes Gut”, sagt Stefan Zehetbauer, und bezieht sich dabei auf das Wissen seines Vaters und dessen Vorfahren. Der junge Winzer bewirtschaftet das Familienweingut in Schützen am Gebirge in zehnter Generation. 1705 von Georg Zehetbauer gegründet, war es 1850 der erste Stefan Zehetbauer, der mit dem Betrieb an den heutigen Standort umzog. Es war nicht nur die Geburtsstunde vom Weingut Stefan Zehetbauer, sondern auch der Traditionsbeginn des Vornamens Stefan. Der jetzige Winzer heißt Stefan – ebenso wie sein Vater. Und sie sind nicht allein in der Reihe: Im Fasskeller befindet sich ein geschnitzter Fassboden. Es ist ein Stammbaum, der dokumentiert, dass der Name Stefan Zehetbauer tatsächlich von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Weinbau braucht Erfahrung

Für den jetzigen Stefan Zehetbauer war schon immer klar, dass er Winzer werden wollte. Die Freude an der Arbeit mit dem Naturprodukt Wein übertrug sich wie von selbst vom Vater auf den Sohn. Die Ausbildung an der Handelsakademie für Weinbau und Agrarmanagement in Neusiedl am See sowie in der Landwirtschaftlichen Fachschule in Eisenstadt verstärkten diesen Wunsch.

Früh verstand er, dass Erfahrung zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren im Weinbau zählt. Daher absolvierte er in den Ferien während der Ausbildungszeit Praktika in internationalen Weingütern wie etwa im Veneto und in Südtirol. Dort war er gleichermaßen in Weingarten, Keller und in der Weinanalyse im Einsatz und gewann dabei umfangreiche Einblicke. Mit der Lese 2005 übernahm Stefan Zehetbauer im elterlichen Betrieb immer mehr Aufgaben, seit dem Jahrgang 2007 trägt er die Verantwortung für die Weinbereitung – und seit 2009 ist er offiziell Besitzer vom Weingut Stefan Zehetbauer.

Hofeinfahrt zum Weingut Stefan Zehetbauer im Burgenland
Weingut Stefan Zehetbauer in Schützen am Gebirge ©Christof Wagner

Seite an Seite: Vater und Sohn

Wobei das Wort offiziell eigentlich in Anführungszeichen stehen müsste. Denn natürlich geht auch beim Weingut Stefan Zehetbauer der Generationswechsel eher sanft über die Bühne. Der Vater arbeitet schließlich noch tatkräftig mit. Und zwar vorwiegend im Weingarten. “Seine Erfahrung ist Goldes wert“, schwärmt der Sohn, “da lerne ich noch immer dazu.“ Woher kommt dieses Gespür für die Reben? “Ich war schon als kleiner Bub gerne in den Weingärten und habe meinem Vater stets gut zugehört,“ lautet die unprätentiöse Antwort vom Senior.

Altes Wissen, das laufend mit neuem ergänzt wird. Vater und Sohn legen großen Wert darauf, sich Informationen über aktuelle Errungenschaften und Erkenntnisse aus erster Hand zu holen. “Wir recherchieren immer gründlich, bevor wir neue Herangehensweisen in Betracht ziehen.“ Zudem sind es meist mehrere Parameter, die es zu berücksichtigen gilt. Ob beispielsweise die Rebzeilen eines Weingartens begrünt werden, hängt sowohl von den Niederschlagsmengen als auch von der Verwurzelung der Reben ab. Generell gilt beim Weingut Stefan Zehetbauer der Grundsatz, die Weingärten in ihrer Vegetation nur schonend zu unterstützen. Jedes Zuviel würde die Reben in ihrem Rhythmus stören und eine Abhängigkeit vom Eingreifen des Winzers herbeiführen. Um dies zu vermeiden, legt der Senior viel Wert auf eine gesunde und dichte Humusschicht. Diese erweist sich gerade in Zeiten zunehmender Wetterextreme als ausgleichend bei der Nährstoff- und Wasserversorgung.

Die beiden Winzer Stefan Zehetbauer junior und im Hintergrund Stefan Zehetbauer senior
Vater und Sohn bilden ein ideales Team ©Christof Wagner

Beim Weingut Stefan Zehetbauer steht die Natur im Fokus

Der Kreislauf und die Mechanismen der Natur stehen im Mittelpunkt aller Überlegungen. Sichtbar wird dies in vermeintlich kleinen Dingen. So werden die Trester kompostiert und kommen als natürlicher Dünger wieder an ihren Ausgangsort Weingarten zurück. Außerdem sind alle Fahrgassen zwischen den Rebzeilen begrünt. Auf diese Weise entwickelt sich ein eigenes “Weingartenklima“ mit Pflanzen und Kräutern, die hier auch schon früher heimisch waren. Dazu zählen wilder Majoran oder Thymian, welche als Teil des Terroirs einen merkbaren Einfluss auf die Charakteristik und Aromatik der Weine haben. Diese naturbezogene und zurückhaltende Art der Bewirtschaftung greift umso besser, je größer der Anteil an einer zusammenhängenden Rebfläche ist. Daher wird eine neue Riede bevorzugt dann hinzugenommen, wenn sie an einen Weingarten des Familienbetriebs grenzt.

Und dann darf der Boden erst mal ruhen – für ein paar Jahre als Grünbrache. Lediglich gemäht und gemulcht wird die Fläche, um den Humusaufbau zu fördern und den Boden mit Stickstoff anzureichern. Wertvolle Zeit, in welcher der Boden Kraft sammeln kann. Wird der Weingarten schließlich wieder bepflanzt, profitieren die Reben von der Vitalität des Erdreichs. Auf künstliche Bewässerung verzichtet man beim Weingut Stefan Zehetbauer ganz bewusst. So suchen die Wurzeln rascher den Weg in die Tiefe. Das begünstigt die Aufnahme von Nährstoffen und Spurenelementen und macht die Reben insgesamt gesünder.

Rebflächen rund um den Leithaberg im österreichischen Burgenland
Blick auf die Rebflächen vom Weingut Stefan Zehetbauer ©Christof Wagner

Das Weingut Stefan Zehetbauer und die Riede Steinberg

Sämtliche Weingärten des Weinguts liegen am und rund um den Schützner Stein, jener imposanten Erhebung, die sich als Teil des Hügellands am Westufer des Neusiedler Sees befindet. Als Lage hebt sich hier vor allem die Riede Steinberg ab. Für Vater und Sohn Zehetbauer ist dies auch persönlicher Lieblingsplatz und bevorzugter Rückzugsort. Hier herrscht eine fast magische Energie, ideal, um Kraft zu tanken oder einfach die Ruhe zu genießen. Erwähnt wurde der Steinberg schon im 15. Jahrhundert – damals noch im Besitz eines Mönchsordens. Noch bis heute halten sich Gerüchte, dass hier in tieferen Schichten ein Weinkeller der Mönche verborgen sei.

Seit über 150 Jahren befindet sich ein Teil des Steinbergs in Familienbesitz, wo vor allem der Senior echte Pionierarbeit leistete. Denn er war der erste Winzer im Burgenland, der Cabernet Franc anbaute. Die Riede Steinberg war dafür geradezu prädestiniert: sie befindet sich am oberen Teil des Schützner Steins und genießt durch den bewaldeten Kamm des Leithabergs eine Art klimatisches Regulativ. Im Winter dient er als Schutz gegen kalte Luftströmungen, im Sommer profitieren die Reben durch die nächtliche Kühle, die der Wald abgibt. Eine spezielle Charakteristik weist auch der Boden auf. Während er von einer dichten Humusschicht bedeckt ist, stößt man darunter auf mineralischen Glimmerschiefer. Zum Zauber dieser Lage tragen außerdem die vielen Kräuter bei, welche hier wachsen. Wilder Thymian und Salbei zieren die Rebzeilen und verströmen eine Würze, die man auch im Wein zu vernehmen meint.

Flasche Rotwein und gefülltes Rotweinglas auf einem Tisch vor einem Korb mit Heidekraut.
Stefan Zehetbauer sen. pflanzte als erster Winzer Cabernet Franc im Burgenland an ©NK/Bottled Grapes

Ein Wein ist wie ein Live-Konzert

“Wenn ich in unseren Rieden und speziell am Steinberg stehe, gibt mir das Kraft und Energie. Und es treibt mich als Winzer an, aus dieser wunderbaren Natur und Ruhe etwas Unverfälschtes und Bleibendes zu schaffen.“ Stefan Zehetbauer will mit seinen Weinen aber auch eines: Freude bereiten. “Ich fülle nur Weine, die auch mir selbst Spaß machen.“ Dabei ist ihm wichtig, Gebiet und Terroir des jeweiligen Weingartens klar und unverwechselbar im Wein einzufangen. Obschon Harmonie sein Credo ist, dürfen und sollen seine Weine auch ein wenig herausfordern und eine gewisse Spannung haben. Schließlich ist es ungemein lohnend, wenn ein Wein quasi Schluck für Schluck immer mehr von seiner Geschichte erzählt.

Inspiration holt sich der Winzer unter anderem durch Musik. Genauer gesagt ist es Rockmusik in ihren verschiedensten Ausprägungen. Hauptsache “handgemacht“ und “ehrlich“. Songs mit Weinen zu vergleichen – in ihrer Stilistik und in ihrem Aufbau – zählt zu seinen großen Leidenschaften. Denn auch Wein besteht aus einer Dramaturgie, einer Abfolge aus Beginn, Mittelstück, Refrain und dem Finale. Und ganz wichtig: die Emotionen, die dabei geweckt werden und in Erinnerung bleiben. Genauso wie es den Winzer in die Stille der Weingärten zieht, üben Live-Konzerte eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Denn nur in der unverfälschten Live-Situation zeigt sich das tatsächliche Können eines Musikers. Und hier kommt für Stefan Zehetbauer dann wieder der Wein mit ins Spiel: “Das vergleiche ich mit der Situation, wenn der Wein ins Glas kommt und dabei nur für sich spricht.“

Winzer Stefan Zehetbauer vor einer grünen Holztür mit zwei Flaschen Wein in beiden Händen
Winzer Stefan Zehetbauer vereint Harmonie und Spannung in seinen Weinen ©Christof Wagner

Die Philosophie hinter dem Weingut Stefan Zehetbauer

Als der junge Winzer in das Weingut Stefan Zehetbauer einstieg, wählte er ganz bewusst zunächst die Weinbereitung als Hauptgebiet. Hier konnte er seine Vision vom puristischen Lagencharakter direkt umsetzen – immer die jeweilige Rebsorte und deren authentischen Geschmack vor Augen. Jeder Wein erhält ein Maximum an Aufmerksamkeit. So verfügen bereits die Weine im Einstiegsbereich über eine schöne Substanz und einen üppigen Trinkfluss. Wie lange die Weine auf der Feinhefe reifen, wie lange sie in den Fässern schlummern dürfen und wann der richtige Zeitpunkt für die Füllung ist, entscheidet der Winzer individuell. “Jeder Jahrgang ist anders, ich lasse den Wein entscheiden, wann er soweit ist.“

Grundsätzlich kommen die Weine im mittelkräftigen Bereich zwischen Frühjahr und Sommerbeginn auf den Markt, alle Lagen- und Flaggschiffweine sind frühestens im Herbst erhältlich. Bemerkenswert ist dabei, dass alle Weine reinsortig ausgebaut werden. Denn es geht dem Winzer darum, das geschmackliche Zusammenspiel aus Herkunft und Rebsorte in den Mittelpunkt zu rücken. Und jeder Wein bekommt ausreichend Zeit, damit er seine typische, individuelle Charakteristik entfalten kann. Der Winzer spricht von einem klaren Profil, das oftmals polarisiert und zugleich fasziniert. In jedem Fall sind die Weine von Stefan Zehetbauer Langstreckenläufer, dafür verlangen sie auch etwas mehr Zeit, bis sie ihr volles Spektrum entfalten können. Hat man sie dann im Glas, ist es umso reizvoller, sie in der Vielfalt ihrer Facetten zu ergründen.

Copyright Titelbild: ©Christof Wagner

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Stefan Zehetbauer und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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2 Kommentare

  1. Schöner Beitrag zu einem bemerkenswerten Winzer! Stephan Zehenbauer’s Weine haben mich vor einem Jahr an einer Degustation in der Schweiz total begeistert, ich habe deshalb auch schon einen Beitrag über ihn geschrieben. Ohnehin stelle ich fest, dass wir immer wieder die gleichen Weingüter toll finden!

    1. Da gucke ich gleich mal, was du über ihn geschrieben hast. 🙂 Für mich war das tatsächlich die erste Begegnung – es wird aber garantiert nicht die letzte gewesen sein. 🙂

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