Weingut Alzinger: Vater und Sohn im Gespräch über Wein

Weingut Alzinger: Vibrierende Weine aus der Wachau

Grüner Veltliner und Riesling – etwas anderes findet man beim Weingut Alzinger in der östlichen Wachau nicht. Mehr braucht es aber auch nicht, denn die Alzingers sind echte Lagen-Spezialisten, die beeindruckend charaktervolle und feingliedrige Weine auf die Flasche bringen.

Wenn sich ein Weingut erst in der eigenen Region, dann im ganzen Land und schließlich über die Grenzen hinaus weltweit einen hervorragenden Ruf als Spezialist für Grünen Veltliner und Riesling erarbeitet, geht man automatisch davon aus, dass auch eine enorm lange Tradition dahinter steckt. Und dann trifft man auf das Weingut Alzinger im beschaulichen Örtchen Unterloiben.

Hier, in der östlichen Wachau, dreht sich nämlich erst seit 1920 alles um das Thema Wein. Und anfangs wurden die Trauben auch gar nicht selbst verarbeitet, sondern verkauft. Mit Leo Alzinger sen. übernahm in den 1980er-Jahren dann aber die zweite Generation das Ruder. Er krempelte den Betrieb direkt mal um. Statt die Trauben zu verkaufen, vinifizierte er selbst. Und brachte nicht nur frischen Wind, sondern auch ganz neue Qualitäts-Dimensionen in den Keller und die Weingärten.

Winzer Leo Alzinger im Weingarten in der Wachau
Leo Alzinger sen. bei der Arbeit im Weingarten ©Thomas Kirschner/k-works.at

Weingut Alzinger: Terroir rules

Plötzlich standen die Lagen im Fokus – und damit auch die Natur. Handarbeit, selektive Lese, Begrünung der 11 Hektar umfassenden Rebfläche – beim Weingut Alzinger ist das bis heute eine Selbstverständlichkeit. Ebenso übrigens, wie die Arbeit mit dem Terroir, um die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der einzelnen Lagen exakt herauszuarbeiten. Denn auch wenn sich die Wachau nur 15 Kilometer entlang der Donau erstreckt, könnten die Lagen – und damit auch die Weine – unterschiedlicher nicht sein.

Alle Weingärten des Weinguts Alzinger befinden sich in der östlichen Wachau. Hier dominieren vor allem unterschiedliche Gneistypen. Hinzu kommt dann noch der prägende Einfluss der Donau. Das alles gilt es zu kennen und zu verstehen, damit große Weine entstehen können, wie Leo Alzinger jun. bestätigt: “Ein tiefes Verständnis für die Verhältnisse unter der Erde ist von entscheidender Bedeutung.”

Leo Alzinger mit seinen Weinen vorm Weingut Alzinger
In der Hand: Grüner Veltliner und Riesling – mehr gibt es beim Weingut Alzinger nicht ©Thomas Kirschner/k-works.at

Die dritte Generation übernimmt das Ruder

Dass Leo Alzinger jun. mal die dritte Generation des Weinguts werden würde, stand für ihn eigentlich schon immer fest: “Einen abwechslungsreicheren und spannenderen Beruf als Winzer gibt es eigentlich praktisch nicht und das hat mich schon früh fasziniert.” Dementsprechend war es eine logische Konsequenz für ihn, dass er zunächst die Weinbauschule in Klosterneuburg absolvierte, bevor er seine Wanderzeit begann, die ihn vor allem zu dem Weingut Müller-Catoir in die Pfalz führte. “Hans Günther Schwarz ist eine faszinierende Person. Er hat immer sein gesamtes Wissen geteilt und weitergegeben. Da gab’s keine ‘Betriebsgeheimnisse’. Ich konnte einiges lernen, wie man zusätzliche Komplexität in Weinen erreicht und gleichzeitig elegant und fein bleibt”, schwärmt Leo Alzinger jun.

Bevor er 2010 wieder in die Heimat zurückkehrte, um im Weingut Alzinger zu arbeiten, führte ihn sein Weg aber noch für eine Lese nach Neuseeland. Weit gereist konnte er sich so direkt eine Meinung bilden, wie er die Zukunft des elterlichen Weinguts gestalten wollte, als er selbiges dann im Jahr 2010 übernahm – und entschied, dass er den eingeschlagenen Wegs seines Vaters weitergehen möchte. Denn auch ihm liegt der bereits damals vorherrschende kühle und feingliedrige Stil sehr am Herzen, der sich mit einer unglaublichen Intensität und Expressivität paart.

Winzer Leo Alzinger im Weinkeller vom Weingut Alzinger
Leo Alzinger jun. kontrolliert die Qualität im Weinkeller ©Thomas Kirschner/k-works.at

Das Vater-Sohn-Gespann des Weinguts Alzinger

Solche Weine, die vor innerer Spannung fast schon vibrieren, entstehen nicht ohne akribische Arbeit. Und zwar im Weingarten. Ob nun Selektion, Laubarbeiten oder aber die Arbeit mit den Steinmauern, die das Erscheinungsbild der Wachauer Weinterrassen so prägen: jede Tätigkeit hat ihren Zeitpunkt. Vater Leo Alzinger sen. ist in den Weingärten ebenso noch anzutreffen wie an den Steinmauern. Denn obwohl der Junior inzwischen den Stil des Weinguts Alzinger prägt und verantwortet, spricht er sich nach wie vor eng mit seinem Vater ab. Zwar sind sie sich, wenn es um den Weinstil an sich geht, immer einig, feilen aber zusammen stets an den Details, die nicht minder wichtig sind.

Und so hat das Vater-Sohn-Gespann ihre Lagen quasi perfektioniert. Ob nun Hochstrasser, Hollerin, Höhereck, Liebenberg, Loibenberg, Mühlpoint oder Steinertal – alle Rieden sind so bestockt, dass Grüner Veltliner und Riesling hier ihre Stärken und ihren jeweiligen Charakter optimal ausspielen können. Da ist es auch ganz egal, ob man zur Qualitätsstufe Federspiel oder Smaragd greift. Die Steinfeder sucht man als unterste definierte Qualitätsstufe der Vinea Wachau beim Weingut Alzinger übrigens vergeblich.

Flaschenkeller des Weinguts Alzinger in der Wachau
Hier ruhen die Weinschätze des Weinguts Alzinger ©Thomas Kirschner/k-works.at

Mit Punkten werben? Nicht beim Weingut Alzinger!

Dieser Mut zur Lücke im Bereich der Basis-Weine wird übrigens schon seit vielen Jahren belohnt. So heimsen etwa ausnahmslos alle Smaragde inzwischen konsequent über 90 Punkte von Stephan Reinhardt, Verkoster bei Robert Parker’s Wine Advocate, ein. Selbiges gilt für James Suckling, der für den Riesling Smaragd Ried Loibenberg 2017 sogar satte 97 Punkte springen ließ.

Während andere Weingüter mit solchen Traum-Bewertungen naturgemäß hausieren gehen, bzw. diese sehr präsent auf ihren Websites zeigen, muss man beim Weingut Alzinger lange suchen – und findet sie trotzdem nicht. Wie schon sein Vater möchte auch Leo Alzinger jun. mit seinen Weinen an sich überzeugen – und nicht mit den Lobeshymnen, die sie eingefahren haben. Punkte kann man schließlich nicht genießen. Die Grünen Veltliner und Rieslinge allerdings schon.

Elegant und feingliedrig sind sie alle. Während die kühleren Klima-Einflüsse am Liebenberg für druckvolle und dichte Weine mit einem präsenten Säurebogen sorgen, bestechen sowohl Riesling als auch Grüner Veltliner vom Loibenberg mit ihrem komplexen Aromenprofil und einer samtig-cremigen Textur. Die Ried Steinertal wiederum ist von einer ebenso feinen wie auch nachhaltigen Salzigkeit geprägt. So könnte ich jetzt übrigens mit jeder einzelnen Lage weitermachen. Denn der Charakter von allen ist in den Weinen des Weinguts Alzinger klar vertreten und eindeutig schmeckbar. Eine derartige Präzision ist schon sehr beeindruckend.

Copyright Titelbild: ©Thomas Kirschner/k-works.at

*Dieser Text entstand mit Wissen des Weinguts Alzinger, aber ohne dessen Einfluss. Er wurde weder beauftragt noch vergütet. Gesetzte Links dienen Service-Zwecken und sind nicht kommerziell.

3 Kommentare

  1. Sehr symathisch, wenn jemand nicht mit den Punkten „hausiert“! Wenn ich das nächste Mal in die Wachau reise(n darf), wird dieses Weingut oben auf meiner Liste stehen! Ich freue mich jetzt schon.

    1. Und ein Besuch lohnt sich sehr! Ist halt immer nochmal ne ganze andere Nummer, die Weine vor Ort und gemeinsam mit dem Winzer zu verkosten.

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