Porträt vom Winzer Martin Moser

Weingut Hermann Moser: Löss-Spezialist aus dem Kremstal

Die wievielte Generation Martin Moser tatsächlich ist, kann er gar nicht so genau sagen. Denn das Weingut Hermann Moser blickt auf eine über 350-jährige Geschichte zurück. Das bringt eine Menge Tradition mit sich. Für den frischen Wind sorgt indes der Winzer selbst, der den Betrieb seit 2002 zusammen mit seiner Frau Carmen leitet.

Es ist anfangs schon etwas eigenartig, nicht mit dem Winzer an einem Tisch zu sitzen, während man sich zusammen durch das Sortiment verkostet. In Zeiten von COVID-19 findet das gesellige Weinleben digital statt. Über hunderte Kilometer sind wir voneinander entfernt, nur über einen Bildschirm miteinander verbunden. Und dann doch recht schnell sehr nah beieinander. Dafür sorgt der Winzer vom Weingut Hermann Moser selbst. Denn Martin Moser ist ein angenehmer Mensch, mit dem es sich ebenso gut plaudern wie fachsimpeln lässt.

Vor allem natürlich über seine Weine. Da gibt es tatsächlich eine Menge zu bereden. Und das nicht nur, weil das Weingut Hermann Moser auf eine über 350-jährige Tradition zurückblicken kann. Aber auch. Denn gerade weil der Betrieb schon so alt (und dementsprechend ehrwürdig ist), hat Martin Moser den Namen des Weinguts nicht geändert, als er ihn 2002 übernommen hat. Dabei hat er aber nicht nur an die lange Tradition, sondern auch an seine beiden Töchter gedacht. “Falls mal eines der Kinder später übernehmen möchte, müsste sie den Namen ja wieder ändern”, gibt der sympathische Winzer zu bedenken. Bei solch einer Übernahme hätte man schon genug andere Dinge zu tun, wirft er ein. Da müsse man sich nicht auch noch um so etwas kümmern.

Das Dream-Team vom Weingut Hermann Moser

Genau so war es zumindest damals bei Martin, als er die Verantwortung übernahm. Obwohl … Verantwortung hört sich so groß an. Ein Weingut zu führen, ist auch immer Teamwork. Zusammen mit seiner Frau Carmen, die nicht nur den Heurigen schmeißt, sondern auch sonst ihren Mann auf dem Weingut Hermann Moser tatkräftig unterstützt, bildet Martin Moser ein absolutes Dream-Team. Deswegen zieren ihre Gesichter im Profil auch seit einiger Zeit die Etiketten.

Martin Moser hat aber noch mehr an den Etiketten geändert. Nämlich dass nicht nur der Name des Weins, die Rebsorte und die Lage draufsteht, sondern auch dessen Charakter. Ob nun klassisch, fruchtig-frisch, besonders charaktervoll, im Holz ausgebaut, elegant oder kernig. Das alles lässt sich jetzt auf einem Blick erkennen.

Blick auf die Weinreben im Kremstal
Und die Kremstal-Liebe ist groß! ©Weingut Hermann Moser

Naturnahe Bewirtschaftung versteht sich von selbst

Eine pfiffige Idee, denn die Weine vom Weingut Hermann Moser sind ebenso vielfältig wie unterschiedlich. Auf den 22 Hektar Rebfläche gedeiht vor allem Grüner Veltliner, aber auch Riesling, Gelber Muskateller oder Chardonnay. Und Zweigelt. Wobei Martin Mosers Herz an den Weißweinen hängt, wie er verrät: “Einfach, weil wir selbst auch hauptsächlich Weißwein trinken.” Am Rohrendorfer Gelbling bewirtschaftet der Winzer ein Teil der Ersten Lage übrigens biologisch – auch wenn das noch nicht zertifiziert ist. “Auf Herbizide verzichten wir generell. Auch produzieren wir unseren eigenen hochwertigen Kompost.”

Eigentlich wollten die Mosers 2020 die Bio-Zertifizierung beantragen. COVID-19 hat ihnen da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt wollen sie erst einmal abwarten, wie sich alles so entwickelt. Und ein Teil wird ja auch schon so biologisch bewirtschaftet. Vor allem, weil Martin Moser erst einmal ausprobieren wollte, ob das überhaupt etwas für ihn ist. Wobei aber auch alle anderen Rebflächen naturnah und nachhaltig behandelt werden. “Ein gesunder Boden führt zu gesunden Rebstöcken, die dann wiederum gesunde Trauben tragen, die für einen hochwertigen Wein unabdingbar sind”, so die Philosophie des Winzers.

Weingut Hermann Moser und der Löss

Und eh: Der Boden hat es Martin Moser besonders angetan. In diesem Fall vor allem der Löss, der seine Rebflächen prägt. Hier arbeitet er – je nach Lage – bereits in den Weingärten die unterschiedlichen Charakter für seine Weine heraus. Dabei bevorzugt der Winzer auch Lagen, die von seinen Nachbarn gerne mal verschmäht werden. Bestes Beispiel ist das der Grüne Veltliner “Per Due”, der den Einstieg in die Geschmackswelt vom Weingut Hermann Moser bildet.

Die Trauben stammen zwar aus verschiedenen Lagen, was sie aber eint, ist, dass der Schwemmlandboden der Ur-Donau einen Schotteranteil von 60% hat. “Andere Winzer mögen den hohen Schotteranteil nicht so gerne, weil er einem die Maschinen kaputt machen kann, aber ich arbeite wahnsinnig gerne mit diesem Boden”, schwärmt Martin Moser mit leuchtenden Augen.

Eingang zum Weingut Hermann Moser im Kremstal in Österreich
Willkommen! ©Weingut Hermann Moser

Grüner Veltliner in allen Spielarten

Ein weiteres Schätzchen in seinem Grünen-Veltliner-Reigen ist der “Karmeliter” – einer der Bestseller beim Weingut Hermann Moser. Klassischer geht ein Grüner Veltliner nicht: Gelbfruchtig, feine Säure, ein paar Orangenzesten und dann halt ordentlich weißer Pfeffer im Abgang. Ein Archetyp. Im besten Sinne. Und dazu dann auch noch mächtig viel Tradition. Denn der Name “Karmeliter” wird für diesen Grünen Veltliner bereits seit über 200 Jahren vom Weingut Hermann Moser verwendet.

Dieser enormen Geschichtsträchtigkeit stehen dann aber auch moderne Gewächse gegenüber. Wie zum Beispiel der Grüner Veltliner “Hannah”. Die Trauben stammen allesamt von der Ersten Lage Gebling – einer markanten Erhebung im Norden Rohrendorfs, die sich bis nach Krems erstreckt. Der Gelbling gehört zu den mächtigsten Lössablagerungen Europas. Kein Wunder, dass Martin als Löss-Spezialist hier das Herz aufgeht. Für “Hannah” wird der Grüne Veltliner neun Monate im ungetoasteten 1500-Liter-Eichenfass ausgebaut. Das Ergebnis ist ein zauberhafter Schmelz und eine beeindruckend facettenreiche Tiefe, die beweist, dass sich Grüner Veltliner auch prima modern interpretieren lässt.

Ganz nach französischer Tradition

Der Name “Hannah” kommt übrigens nicht von ungefähr. Hier ist eine von Martin Mosers Töchter in bester französischer Manier Namenspatin. Die Rotwein-Cuvée “Natalie” ist dann der anderen Tochter gewidmet. Diese hieß früher übrigens Cuvée “Martin”. Das änderte sich erst, als Martin und Carmen ihren eigenen Nachwuchs bekamen.

Aber kommen wir zurück zur Lage Gebling, denn hier gedeihen noch mehr Grüner Veltliner und auch Riesling, die nicht nur regelmäßig hohe Bewertungen bei Falstaff und Co. einfahren, sondern mit ihren unterschiedlichen Charakteren das Herz eines jeden Weinliebhabers höher schlagen lassen. Und dann sind sie auch noch höchst langlebig!

Familie Moser vom Weingut Hermann Moser im Kremstal
Eine Familie macht in Wein ©Weingut Hermann Moser

Die gereiften Weine des Weinguts Hermann Moser

Denn das ist eine weitere Neuerung beim Weingut Hermann Moser: Sobald Martin erkennt, dass einer seiner Weine ein großes Lagerpotenzial hat, füllt er nicht nur mehr Magnum-Flaschen (die übrigens nicht die markante Schlegel-Form haben, da für die großen Größen die Bordeaux-Form verwendet wird) ab, sondern behält auch gerne mal einen nicht unerheblich großen Teil der Normalflaschen zurück, um sie erst später zu verkaufen. Bestes Beispiel ist da etwa der Grüne Veltliner “Der Löss” (ebenfalls von der Ersten Lage Gebling).

Hier ist es inzwischen neue Tradition, den Wein nach genau zehn Jahren noch einmal auf den Markt zu bringen. Neben dem aktuellen 2018er erhält man derzeit also auch den gereiften 2010er. Höchst spannend! Ich persönlich fand beim Jahrgangsvergleich den 2010er übrigens viel agiler und lebendiger als den von Wärme geplagten 2018er. Dieser wiederum wird jeden begeistern, der es gerne etwas milder und nicht so säurebetont mag.

Weingut Hermann Moser und der Übersee-Markt

Vielleicht merkt ihr es schon: Mich haben vor allem die unterschiedlichen Grünen Veltliner vom Weingut Hermann Moser sehr begeistert. Diese Geschmacksvielfalt in den unterschiedlichen Qualitäten muss man erst einmal hinbekommen!

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dann allerdings doch. Denn Hauptabnehmer für die Weine vom Weingut Hermann Moser sind die Vereinigten Staaten und Kanada. Das hat sich vor ein paar Jahren zufällig so ergeben, als ein Importeur auf der Suche nach Grünen Veltlinern gewesen ist und halt auch bei Moser Halt gemacht hat. Seitdem sind die Weine aus den Karten der Restaurants in New York und Co. nicht mehr wegzudenken. Wobei man die Kreszenzen vom Weingut Hermann Moser auch in Österreich und in Deutschland findet. Zum Glück. Es wäre furchtbar gewesen, so gute Weine verkosten zu dürfen, ohne sie dann hier auch kaufen zu können!

Copyright Titelbild: ©Weingut Hermann Moser

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss vom Weingut Hermann Moser und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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