Winzerin Birgit Braunstein zwischen Reben

Weingut Birgit Braunstein: Ganzheitliches aus dem Burgenland

Leben im Einklang mit der Natur. Was für viele Winzer ein Ideal ist, ist beim Weingut Birgit Braunstein seit sehr vielen Jahren gelebter Alltag. Die österreichische Winzerin begeistert aber nicht nur mit ihrer Philosophie, sondern auch mit ihren authentischen Weinen.

“Wir haben Grund und Boden nur gemietet.” Dieser Satz von Birgit Braunstein hat sich mir eingeprägt. Obwohl es schon knapp zwei Jahre her ist, seit ich sie ihn habe sagen gehört. Im Januar 2019. Als sie anlässlich des 20. Geburtstags des Weinladens Oxhoft in Hamburg war. Und eine Vertikale mit einer ihrer bekannten Cuvées gemacht hat. Die auch Oxhoft heißt. Der Wein war übrigens zuerst da. Der Weinladen durfte sich trotzdem so nennen. Man kannte sich, war befreundet. Und die burgenländische Winzerin ist ebenso generös wie in sich ruhend. Was man dann übrigens auch allen Weinen vom Weingut Birgit Braunstein anschmeckt. Nicht nur der Cuvée Oxhoft.

Ruhig, bescheiden, im Einklang mit der Welt – und mit sich selbst. So lässt sich Birgit Braunstein meiner Meinung nach am besten beschreiben. Geduldig antwortete sie während der Vertikale damals auf alle Fragen. Verlor dabei aber nie das Große oder das Ganze aus den Augen. Und so, wie sie durch einen Abend mit ihren Weinen führt, lebt sie auch ihre Arbeit auf dem Weingut Birgit Braunstein im burgenländischen Purbach. Zwischen dem Neusiedlersee und dem Leithagebirge gelegen, erstrecken sich ihre 22 Hektar Rebfläche an letzterem, gedeihen hier im Spannungsfeld zwischen Kalk und Schiefer und profitieren von den kühlen Bergwinden und der feuchten Luft vom See.

Winzerin Birgit Braunstein blickt vom Leithaberg herunter
Im Einklang mit der Natur – und mit ihren Weinen ©www.weingut-braunstein.at

Weingut Birgit Braunstein: Wo das Herz im Einklang mit der Natur schlägt

Ihre Einstellung, dass man möglichst schonend mit der Natur umgeht und dementsprechend im Einklang mit ihr lebt, hat Birgit Braunstein eigentlich schon immer gehabt. Sie ist sich seit jeher ihrer Verantwortung bewusst gewesen. Übrigens auch ihren Mitarbeitern gegenüber. Viele von ihnen sind bereits seit über 15 Jahren mit an Bord. Eine große Familie. Nicht aufgrund des Blutes, sondern weil das Herz bei jedem Arbeitsschritt mitpocht. Womit wir jetzt schon bei einem der zentralen Themen wären: der Arbeitsweise auf dem Weingut Birgit Braunstein.

2006 stellte die Winzerin ihren Betrieb auf biologisch um. 2009 folgte dann der Schritt in die Biodynamie und in den Demeter-Verbund. Eine logische Konsequenz, wenn man sich einmal mit der Winzerin unterhalten hat. Zu ihrer ganzheitlichen Weltsicht würde einfach nichts anderes passen. Da verwundert es auch nicht, dass sie nicht nur für jede Rebsorte die ideale Lage findet, sondern diese auch noch mit ihren Tieren in Einklang bringt. In der Ried Thenau etwa gedeihen zum einen Blaufränkisch und Chardonnay – aber eben auch Kirschbäume. Der äußerste Rand der Lage Thenau gehört ebenso wie der Goldberg zu den Kraftplätzen der Winzerin. Und während die Riede Guttenberg der Lebensraum für Ziege und Schafe ist, fühlen sich Insekten am Rosenberg besonders wohl. Hier stehen auch die Bienenstöcke vom Weingut Birgit Braunstein.

Winzerin Birgit Braunstein vor einer weißen Wand, wie sie zu einem Herz aus Stacheldraht hochguckt.
Immer konsequent mit vollem Herzen dabei: Winzerin Birgit Braunstein ©www.weingut-braunstein.at

Bekömmliche Weine vom Leithaberg

Und eh! Die Artenvielfalt! Sie liegt der Winzerin besonders am Herzen. Denn in unserer industrialisierten Welt voller Maschinen und Überkonsum gibt es immer weniger lebenswerten Raum für große und kleine Tiere. Mit den wildwux-Weinen will das Weingut Birgit Braunstein das ändern. Ein Teil des Verkaufspreises wird in Projekte investiert, die Artenvielfalt fördern und Stück für Stück mehr Lebensraum schaffen. Dieses Projekt wird übrigens nicht nur von Braunstein selbst vorangetrieben, sondern auch vom Weingut Geyerhof.

Was die biodynamische Bewirtschaftung in den Weingärten beginnt, setzt sich bei der Kellerarbeit vom Weingut Birgit Braunstein fort. Denn natürlich verzichtet die Winzerin auf Schönung und Filtration. Jeder Wein bekommt soviel Zeit (und Geduld) wie er eben benötigt, um seinen Charakter voll zu entfalten. Dadurch entstehen nicht nur besonders eigenständige, sondern auch besonders bekömmliche Weine. Und da spreche ich tatsächlich aus eigener Erfahrung. Ich habe schon öfters einen reinen Braunstein-Abend gemacht und erinnere mich noch gut an die privat veranstaltete Vertikale mit ihrer Pinot Noir Reserve, der noch ein paar andere Flaschen des Weinguts folgten. Denn die Weine sind ja auch noch allesamt mit einem bezaubernden Trinkfluss gesegnet. Der befürchtete Kater am nächsten Morgen blieb aus. Das war damals schon ein kleines Aha-Erlebnis für mich.

Winzerin Birgit Braunstein vom Weingut Birgit Braunstein vor ihrem Keller
Gelassenheit pur: Birgit Braunstein ©www.weingut-braunstein.at

Birgit Braunstein lotet Grenzen aus

Wobei es nicht nur Bekömmlichkeit und Eigenständigkeit der Weine sind, die mich beim Weingut Birgit Braunstein begeistern. Denn was alle Weine zusätzlich eint: sie sind höchst lebendig, vibrieren fast schon vor Spannung und warten dann noch mit einer enormen Eleganz auf. Und zwar vom Blaufränkisch über Zweigelt, St. Laurent bis hin zum Chardonnay oder Sauvignon Blanc.

Hinzu kommt, dass Birgit Braunstein auf stetige Entwicklung setzt. Sie lotet Grenzen aus – und überschreitet diese auch gerne. So finden sich in ihrem Portfolio nicht nur Cuvées, die internationale und heimische Rebsorten miteinander vereinen, sondern auch Weine aus Amphoren und Orange Wines. Gerade die beiden letztgenannten Kategorien lohnen sich meiner Meinung nach für all jene, die damit noch Berührungsängste haben. Denn dank der enormen Eleganz und Feingliedrigkeit von Weinen wie dem Chardonnay “Magna Mater”, der Maischstandzeit und Amphore sogar miteinander verbindet, ist der Einstieg in diese unkonventionelle Weinwelt sehr, sehr einfach.

Weinkeller in Purbach
Grenzenausloterin: Im Keller findet man auch Amphoren ©www.weingut-braunstein.at

Weingut Birgit Braunstein und die nächste Generation

Inzwischen ist Birgit Braunstein übrigens dabei, auch ihren beiden Söhnen, den Zwillingen Felix und Max, immer mehr Verantwortung in den Weingärten und im Keller zu übergeben. Die beiden dürfen sich dort tatsächlich komplett frei entfalten und an ihren eigenen Weinen feilen. Denn natürlich hat Birgit Braunstein ihren Kindern nicht nur die Wurzeln mitgegeben. Sondern auch Flügel. Also genau das, was man jedem Kind wünscht. Was in diesem Fall aber von der Mutter auch vorgelebt wird: tief verwurzelt in ihrer Heimat – international schon längst anerkannt (und auch sehr geschätzt). Eine beeindruckende Frau mit faszinierenden Weinen, die es lohnt, zu entdecken. Versprochen.

Copyright Titelbild: ©www.weingut-braunstein.at

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Birgit Braunstein und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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7 Kommentare

    1. Dankeschön, Stefan! 😊 Ja, ich würde mal sagen, ich habe mein Thema gefunden. 😇 Ich schreibe zwar nicht mehr über Krimis (und lese sie kaum noch – Weinbücher locken mich mehr), aber bei dir bin ich nach wie vor treue Leserin. 👍 Dir auch ein schönes Wochenende! Herzlich Nicole

      1. Ja, man merkt, dass du da mit Heißblut bei der Sache bist. 🙂 Finde ich toll. Bin ja kein regelmäßiger Weintrinker, aber die Tatsache, dass du selbst mich auf den Geschmack bringst bzw. dazu „nötigst hier und da weiter zu recherchieren, spricht (mal wieder) für Dich.

        Deinen Rückzug aus dem Krimi-Milieu bedauere ich dennoch weiterhin. Dein Blog fehlt einfach. War nach dem Niedergang der KC meine Anlaufstelle Nummer eins.

        Es freut mich aber natürlich, dass du der kriminellen Gasse gewogen bleibst. Und wenn ich Dir im Gegenzug ab und an einen Krimi schmackhaft machen kann, freut es mich umso mehr. 😉
        Herzlich zurück und bleibt bitte gesund!
        Stefan

        P.S. Falls du doch irgendwann mal „Hundesohn“ von Schultz lesen solltest bzw. gelesen hast, gib ma bitte Dein Feedback. Das würd mich echt interessieren.

        1. „Hundesohn“ kenne ich noch nicht. Ist für meinen Heim-Urlaub aber gerade in den Einkaufskorb gewandert. 😉

          1. Oh, da bin ich sehr auf Deine Meinung gespannt. Ich (als Nicht-Hamburger) fand ihn ja klasse und das Milieu unheimlich plastisch wiedergebend. Und Stil und Sprache haben mich begeistert.

          2. Es wird auf jeden Fall eine Rückmeldung von mir geben. Freue mich gerade schon richtig darauf, mal wieder einen Roman zu lesen. 🙂

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