Winzer Markus Altenburger kontrolliert Trauben im Weingarten

Weingut Markus Altenburger: Puristische Spannung vom Leithaberg

Innerhalb weniger Jahre schaffte es das Weingut Markus Altenburger vom Burgenland aufs internationale Parkett. Und das auch aus gutem Grund. Denn die Weine des namensgebenden Winzers sind ein konsequentes Sprachrohr des Terroirs rund um Jois.

Ideenfabrikant, unruhiger Geist, Hedonist, Workaholic, Freidenker. Das alles trifft auf Markus Altenburger zu. Er ist ebenso facettenreich wie seine Weine, die er seit 2006 auf seinem burgenländischen Weingut Markus Altenburger macht. Obwohl “machen” nun wirklich nicht das richtige Wort ist. Denn das hört sich schon irgendwie nach sehr viel Eingriff an. Die Weine des Winzers erfahren aber das genaue Gegenteil. Stichwort: Low Intervention. Also kommen im Keller weder Reinzuchthefen noch irgendwelche Schönungsmittel zum Einsatz. Filtriert wird auch nicht. Und das alles aus gutem Grund, wie Altenburger verrät: “Im Keller sind keine Steigerungen mehr möglich. Man muss zurück in die Weingärten, diese besser verstehen lernen und dann Schritt für Schritt feinere Weine kreieren.”

Und genau das tut Markus Altenburger dann auch. Sanfter Rebschnitt versteht sich bei ihm ebenso wie der Verzicht auf künstliche Bewässerung oder chemische Hilfsmittel. Begrünung für mehr Biodiversität ist ihm auch eine Herzensangelegenheit. Wobei es ihm da anfangs schon schwer fiel, der Natur ihren Lauf zu lassen, wenn er an den akkurat getrimmten Weingärten der anderen Winzer entlangging. Das hat sich inzwischen aber zum Glück gelegt. Jetzt weiß er die wilde Vielfalt auch optisch sehr zu schätzen. Nicht zuletzt, weil sein Beispiel einige Nachahmer gefunden hat. Ich muss wohl nur pro forma erwähnen, dass das Weingut Markus Altenburger inzwischen biologisch zertifiziert ist.

Winzer Markus Altenburger im Weingarten während der Lese
Reine Handarbeit in den Weingärten versteht sich für den Winzer von selbst ©Weingut Markus Altenburger

Bordeaux, Burgund und Burgenland

Wir hätten hier also ganz viel Einklang mit der Natur. Aber eben kein Omm. Denn das wiederum würde dem Menschen Markus Altenburger doch etwas widersprechen, der mit vollem Einsatz und noch mehr Herzblut gerne auch mal tatkräftige Entscheidungen trifft. Weinbau hat ihn schon immer interessiert. Bereits als kleiner Junge half er seinen Eltern auf dem Familienweingut. Nach dem Abitur zog es ihn aber erst einmal nicht direkt in die Weinwelt. Er studierte nämlich Internationale Wirtschaftsbeziehungen in Eisenstadt.

Und dann ging es für Markus Altenburger hinaus in die Welt. Zum Beispiel ins Burgund oder ins Bordeaux. Oder zum Schloss Halbturn, wo er von 2002 bis 2006 Weingutsdirektor war, bis es, einmal am Neusiedlersee vorbei, für ihn wieder Richtung Heimat nach Jois ging. Denn hier vinifizierte Altenburger 2006 seinen ersten eigenen Jahrgang. Damals noch mit Trauben, die er vom elterlichen Weingut kaufte. Und dem Betrieb gleich mal ein neues Gesicht verlieh, bevor er ihn im Jahr 2012 endgültig übernahm – und nebenbei noch seinen Weinakademiker sowie seine Facharbeiter-Prüfung an der Landwirtschaftlichen Fachschule Eisenstadt. Bis dahin dominierten die weißen Rebsorten. Das änderte Markus Altenburger ebenso schnell wie konsequent. Er riss Reben raus, pflanzte neu. Nämlich vor allem Blaufränkisch – seine Herzenssorte.

Winzer Markus Altenburger mit einer fliegenden Doppelmagnum
Markus Altenburger mit fliegender Doppelmagnum ©Jürgen Schmücking

Blaufränkisch und das Weingut Markus Altenburger

Inzwischen sind zwei Drittel der insgesamt 17 Hektar mit Blaufränkisch bestockt, der jetzt tatsächlich in jeder einzelnen Lage gedeiht. Chardonnay, Neuburger und Grüner Veltliner komplettieren den Rebenreigen vom Weingut Markus Altenburger. Was für alle Rebsorten gilt, treibt der Winzer mit seinen Weinen aus Blaufränkisch auf die Spitze: sie machen das Terroir schmeckbar und sind höchst eigenständig. Rund um das Leithagebirge findet er da im Spannungsfeld zwischen Schiefer und Kalk auch die idealen Bedingungen für.

So entstehen hier finessenreichen und – im besten Sinne des Wortes – puristische Weine, die vor Energie fast schon zu vibrieren scheinen. Das war allerdings nicht immer so. Denn auch Markus Altenburger hatte eine Phase der Orientierung, wie er gesteht: “Wir machen heute Weine wie zu Beginn meiner Winzerkarriere. Zwischenzeitliche Experimente in Richtung Mainstream haben gezeigt, dass es für uns keinen Sinn macht, den Stil zu verwässern und von dem abzuweichen, was wir am besten können.” Und das sind nun einmal Charakterweine, die ebenso puristisch wie aromatisch, trinkfreudig wie filigran sind. Beim Weingut Markus Altenburger schließen sich Kontraste nicht aus, sondern ergänzen sich.

Betoneier im Keller vom Weingut Markus Altenburger
Im Keller kommen auch Betoneier zum Einsatz ©Weingut Markus Altenburger

Weingut Markus Altenburger: Bitte keine Fruchtgummis!

Kontrastreich kann es dann auch im Keller zugehen. Ja, schon klar, Low Intervention. Das wird ja immer so schön als kontrolliertes Nichtstun bezeichnet. Was ja auch stimmt. Aber trotzdem müssen Entscheidungen getroffen werden. Beim Weingut Markus Altenburger sehen solche Entscheidungen dann so aus: die Maischestandzeit bei Weißweinen kann auch schon mal 14 Tage dauern, bei Rotweinen zwischen drei bis neun Wochen. Prinzipiell findet keine kalte Vergärung statt. Weine, die charakterlos zwischen Fruchtgummi, Eisbonbon und Zahnpasta changieren, sind nicht gewollt. Ausgebaut wird im Holz. Bei einigen Basisweißweinen auch schon mal in Stahl. Wobei auch Betoneier oder Amphoren zum Einsatz kommen.

Einer der Parade-Weine aus dem Betonei ist ja meiner Meinung nach der Neuburger betont, der nicht nur ein waschechter Naturwein, sondern auch ein Orange Wine ist. Und was für einer! Kühl, präzise, extrem filigran und minimalistisch, dabei aber mal so gar nicht reduktiv. Hier tanzen Limetten mit Feuerstein in der Nase, während die lebendige Säure einen schönen Kontrast zur dichten Struktur am Gaumen bildet. Um mal einen Wein hervorzuheben, der eben nicht aus Blaufränkisch ist. Denn über die findet ihr im Netz genügend Lobeshymnen. Und sie sind auch alle mehr als verdient! Aber ich wollte da mal in ein anderes Horn blasen, um deutlich zu machen, dass einfach alle Weine vom Weingut Markus Altenburger Aufmerksamkeit verdient haben. 😉

Copyright Titelbild: ©Dieter Steinbach/Weingut Markus Altenburger

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Markus Altenburger und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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