Winzer Wolfgang Maitz im Weinkeller mit einem Glas Sauvignon Blanc in der Hand.

Weingut Wolfgang Maitz: Geschichten in Flaschen

Weine, die nicht nur von ihrer Herkunft erzählen, sondern sogar die Seele berühren. Klingt kitschig, ist aber so. Wer solche Weine macht? Das Weingut Wolfgang Maitz in der Südsteiermark. Der Versuch eines Porträts.

Weine sollen schmecken, gar keine Frage. Aber Wein kann noch so viel mehr. Zumindest, wenn es nach Wolfgang Maitz geht. Junior. Senior Wolfgang Maitz hat im Jahr 2000 nämlich die Verantwortung für das Weingut Wolfgang Maitz an eben den Junior und dessen Schwester Rosemarie abgegeben. Weil beide da gerade mit ihrer Weinbauausbildung fertig waren. Irgendwo muss man ja schließlich anfangen. Warum nicht zuhause? Und genau das tat Junior Wolfgang Maitz. Allerdings auf seine Art.

Die Weine vom Weingut Wolfgang Maitz sind nämlich nicht nur voller Charakter, sondern auch voller Geschichten – ebenso wie der Winzer selbst, den sie widerspiegeln. Diese Eigenständigkeit ist Maitz sehr wichtig. Das bedeutet, neben der nötigen Ruhe und Gelassenheit im Keller, dass der Winzer penibel auf Lage, Ausrichtung, Bodenform, Auflage, Erziehungsform und Ertragsreduktion achtet. Und auch, dass er biologisch arbeitet. Wobei das Weingut nicht zertifiziert ist.

Weingut Wolfgang Maitz in der Südsteiermark
Willkommen auf dem Weingut Wolfgang Maitz! ©Weingut Wolfgang Maitz

Weingut Wolfgang Maitz und die Bio-Zertifizierung

Und das hat auch einen Grund. Denn Maitz setzt in seinen Weingärten kein Kupfer ein. Weil das halt auf Dauer dem Boden sehr schadet. “Ich möchte meine Böden nicht mit Kupfer zerstören, nur um die Bio-Zertifizierung zu erhalten”, betont der Winzer. Wie konsequent er dabei ist, hat das Jahr 2018 gezeigt, als Falscher Mehltau seinen Reben im Frühjahr enormen Schaden zufügte. Auch da setzte er nicht auf Kupfer – und erst recht nicht auf die chemische Keule. Er ließ der Natur ihren Lauf. Um seine Reben zu schützen, setzt Maitz übrigens auf diverse Tees und Bakterien. Auch das ist nicht immer einfach, denn in der Südsteiermark regnet es halt häufiger als anderswo in Österreich. Den Königsweg hat der Winzer noch nicht gefunden. Aber er arbeitet daran.

Wobei es DEN richtigen Weg für Wolfgang Maitz eh nicht gibt. Es ist immer ein Für und Wider. Alles ist in Bewegung und damit auch dem natürlichen Wandel unterlegen. Auf dem Weingut Wolfgang Maitz werden Veränderungen dementsprechend zugelassen. Auch das ist einer der vielen, vielen Gründe, warum die Weine des Winzers derart aus der Masse herausstechen. Manche nennen sie eigenwillig. Andere wiederum bezeichnen sie sogar als schwierig. Für mich sind sie extrem eigenständig. Eben weil sie nicht einfach nur schmecken, sondern auch berühren wollen. Dort, wo der Geschmack aufhört, beginnt die Geschichte des Weins. Davon ist der Winzer fest überzeugt. Und genau das prägt auch seine Philosophie. Seine Weine sollen gar nicht jedem gefallen, sondern nur denen, die auch bereit sind, sich auf sie einzulassen.

Winzer Wolfgang Maitz im Weingarten in der Südsteiermark
Vorzugsweise im Weinberg anzutreffen: Wolfgang Maitz. ©Weingut Wolfgang Maitz

Willkommen in der Südsteiermark!

Dass das ein großes Privileg ist, weiß er selbst: “Ich weiß, wie dankbar ich sein muss, in einer Zeit Wein zu machen, in der die Steiermark bereits etabliert ist und die Ausgangslage nicht besser sein könnte.“ Den Kampf, die Steiermark auf der Weltweinbühne zu etablieren, den hat sein Großvater Josef geführt. Und auch Winzer wie Wilhelm Sattler. Dass dieser sich übrigens in der Steiermark niedergelassen hat, ist vor allem einer ganz bestimmten Lage zu verdanken.

Wolfgang Maitz erinnert sich: “Er war Weinbauer mit Leib und Seele. Als er nach den Wirren des Zweiten Weltkrieg sein Weingut im heutigen Slowenien verlor, gab es für meinen Großvater daher nur ein Ziel, und gemeinsam mit meiner Großmutter machte er sich auf die Suche. 1957 schließlich konnte er in Ratsch bei Ehrenhausen ein neues Weingut erwerben. Seither thront unser Familiengut in atemberaubend schöner Lage direkt an der südsteirischen Weinstraße. Ausschlaggebend für die Kaufentscheidung war die Ried Hochstermetzberg.”

Panoramablick auf die Ried Hochstermetzberg
Ried Hochstermetzberg bringt unglaublich faszinierende Sauvignon Blancs hervor ©Weingut Wolfgang Maitz

Essen, trinken und schlafen auf dem Weingut Wolfgang Maitz

Damals, 1957, hat Großvater Josef Maitz mit fünf Hektar Rebfläche den Grundstock gelegt. Heute sind es gut zehn Hektar, die vom Enkel bewirtschaftet werden. 40% sind, wie sollte es in der Südsteiermark auch anders sein, mit Sauvignon Blanc bestockt. Weitere Rebsorten sind unter anderem Welschriesling, Gelber Muskateller oder Morillon (Chardonnay). Wobei Josef Maitz 1964 noch einen weiteren Eckpfeiler setzte, der bis heute bewahrt wurde: Weingut – essen – trinken und schlafen. Dieses Prinzip gibt es immer noch auf dem Weingut Wolfgang Maitz. Allerdings in abgewandelter Form. Den Heurigen hat der Junior geschlossen – um ein Wirtshaus daraus zu machen. Hier sorgt Küchenchef Stefan Prenninger für regionale Köstlichkeiten auf hohem kulinarischen Niveau. Und aus den einfachen Gästezimmern auf dem Weingut wurde ein Weinhotel.

Als Weinliebhaber und Tourist in Personalunion bekommt man hier also das volle Programm. Vor allem, weil man direkt dort wohnt, wo die Weine, die man abends beim Essen im Glas hat, entstehen. Man kann sich noch so viel theoretisch mit den einzelnen Rieden und deren Besonderheiten beschäftigen. Wirklich verstehen kann man sie erst, wenn man sie auch gesehen hat. Wobei Maitz selbst da nicht so streng ist: “Wein funktioniert weltweit, wenn er regional funktioniert. Wer Wein trinkt, geht auch auf eine Reise und die Steiermark kann eines der Ziele sein, das Genießer von überall her auswählen.”

Inneinsicht des Wirtshauses vom Weingut Wolfgang Maitz.
Im Wirtshaus kann man vorzüglich speisen – und die Maitz-Weine dazu genießen ©Weingut Wolfgang Maitz

Von Rieden und Weinen

Wobei seine Rieden trotzdem sehr besonders sind. Fangen wir da einfach mal mit der Riede Sulz an. Auf 450 Meter Höhe sind die Reben nach Süd-Osten ausgerichtet und werden durch warme Brisen gut durchlüftet. Der Boden ist von blauem Kalkmergel geprägt. Die Weine, die hier entstehen, sind sehr saftig und kernig.

Ein Tipp meinerseits ist der Gelbe Muskateller aus der Ersten STK Ried Krois (ja, das Weingut Wolfgang Maitz gehört zu den STK-Weingütern, aber diese Geschichte erzähle ich euch ein anderes Mal). Der offene Westhang auf 480 Metern Seehöhe ist gut durchlüftet und profitiert von vielen warmen Abendstunden. Auch hier findet sich Mergel, aber auch verschiedene braune Lehme und Sand. Der Gelbe Muskateller besticht durch seine Quitten- und Kräuteraromen, ist aber kein lauter Schreihals, sondern vielmehr ein ruhig fließender Geselle, der mich mit seiner tiefen Vielschichtigkeit sehr bezaubert hat.

Eine Qualitätsstufe höher findet sich die Erste STK Ried Schusterberg – eine steile Kessellage, die von Kalksandstein und sandigem Lehm geprägt ist. Durch den Kessel sind die Reben windgeschützt. Außerdem profitieren sie sehr von den warmen Morgen- und den kühlen Abendstunden. Durch diese Mischung reifen die Trauben langsam, gleichmäßig und bilden eine schöne Aromatik aus. Ob nun Morillon oder Sauvignon Blanc (oder gar Zweigelt) – die Weine sind von einer dichten Komplexität und faszinieren mit mineralisch kühlen Nuancen. Das sind Weine, die man zwar jetzt schon genießen kann, die aber auch noch locker 20 Jahre im Weinkeller schaffen.

Blick über die Rieden der Südsteiermark im frühen Morgen.
Oh, wunderschöne Südsteiermark! ©Weingut Wolfgang Maitz

Genüsslicher Geschichtenerzähler: Hochstermetzberg

Noch komplexer wird es dann mit den Weinen der bereits erwähnten Lage Hochstermetzberg, die inzwischen als Große STK Ried klassifiziert ist. Wie schon Großvater Josef ist auch Wolfgang Maitz von den Weinen dieser Lage begeistert: “Sie sind wie ein Orchester – vielschichtig, variantenreich und berührend.” Auf dem Südhang in 480 Meter Höhe wurzeln hier die Sauvignon-Blanc-Reben tief in Schotter, Sand, kalkhaltigem Lehm und Mergel. Das Klima ist warm, die Reben werden aber gut belüftet. Und schon wenn man seine Nase in ein Glas mit Sauvignon Blanc, der dort entstehen durfte, hält, weiß man: Orchester stimmt tatsächlich! Schon die jüngeren Jahrgänge verblüffen mit einer sehr subtilen Tiefgründigkeit. Statt eines exotischen Fruchtkorbs gibt es hier Quitte, Senf und Fenchel für die Sinne.

Ganz, ganz großes Weinkino, das man bitte nicht zu früh öffnen sollte. Und wenn, dann bitte sturzkaraffieren und ein paar Stunden ordentlich Luft dran lassen. Etwas Geduld hat der Wein schließlich verdient. Beziehungsweise muss er sie sogar haben. Geschichten erzählen sich schließlich nicht aus dem Stand heraus. Aber dieser Geschichte zuzuhören, die sich von Jahr zu ändert, lohnt sich. Sehr sogar. Versprochen.

Copyright Titelbild: ©Weingut Wolfgang Maitz

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Wolfgang Maitz und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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