Weinzubehör: Was man wirklich braucht – und was nicht
Wenn es um das Thema Weinzubehör geht, sind der Fantasie und dem Kommerz quasi keine Grenzen gesetzt. Vollautomatische Belüfter, vergoldete Kapselschneider und Weinverschlüsse aller Arten. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Doch braucht man das alles wirklich?
Wahrscheinlich kennst du das auch: Sobald sich im Familien- und Freundeskreis erstmal herumgesprochen hat, dass man sich für Wein interessiert und sich auch etwas näher damit beschäftigt, passieren zwei Dinge. Zum einen wird man zum Experten ernannt. Weinauswahl im Restaurant oder für private Feiern? Als Experte muss man zukünftig aussuchen – oder mitbringen. Es sei denn, jemand im Umfeld beschäftigt sich noch länger als man selbst mit Wein. Dann kommt es gegebenenfalls zum Kräftemessen, damit die Hackordnung unter den Experten final geklärt ist. In diesem Fall ziehe ich ja gerne den Kürzeren, um mich von Verpflichtungen zu befreien. 😉
Zum anderen bekommt man aber auch gerne mal Weinzubehör zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkt. Da stehen Weinliebhaber ja schließlich drauf. Denken leider viele im Umfeld. Auch in meinem. Was ich schon so alles an Unnützlichkeiten geschenkt bekommen habe – ich könnte einen riesigen und überdimensionierten Setzkasten damit füllen. Wenn ich denn alles behalten hätte. 😉
Die Grundausstattung
Was mich zum finalen Thema bringt. Welches Weinzubehör braucht man denn nun wirklich? Was ist nützlich, was schön – und was ist tatsächlich überflüssig? Ich habe das vor einiger Zeit für mich sehr klar definiert. Wir fahren nämlich jedes Jahr für ein paar Tage auf eine beliebte norddeutsche Insel, um zu entspannen. Stichwort Ferienwohnung. Weil man nie wissen kann, wie selbige so ausgestattet ist, nehme ich immer ein Notfall-Set in Sachen Wein mit. Und das besteht aus:
- Kellnermesser
- Universalgläsern
- Sektverschluss
Punkt. Aus mehr besteht meine Grundausrüstung in Sachen Weinzubehör tatsächlich nicht. Mein Korkenzieher ist übrigens ein gutes altes Kellnermesser mit Werbedruck. Wie man sie auf den verschiedenen Weinveranstaltungen halt so findet und mitnehmen kann. So Korkenzieher mit Flügeln oder aufgemotztem technischen Schnickschnack mag ich nicht. Für andere mögen sie gut sein, ich brauche nur einen Korkenzieher, der eine Seele hat. Dann bin ich schon zufrieden. Und obwohl ich zu Hause tatsächlich haufenweise unterschiedliche Gläser habe (sogar für unterschiedliche Rebsorten), greife ich standardmäßig doch am häufigsten zu einem mundgeblasenen Universalglas, aus dem man Schaumwein ebenso gut genießen kann wie Rot- oder Weißwein. Hauptsache, das Glas ist dünnwandig. Muss es natürlich nicht sein. Das ist halt mein persönlicher Spleen.
Selbiges gilt auch für den Sektverschluss, der bei so manchem anderen Weinliebhaber wohl eher zur erweiterten Grundausstattung gehört. Da es bei mir aber proportional gesehen recht viel Schaumwein gibt (und nicht jede Flasche sofort ausgetrunken wird), gehört er für mich einfach zur Grundausstattung. Die Mär vom Teelöffel, den man in den Flaschenhals stecken soll, damit die Kohlensäure nicht entweicht, stimmt nämlich nicht. Solange die Flasche nicht komplett verschlossen ist, wird Schaumwein mal schneller, mal langsamer schal. Dementsprechend ist ein Sektverschluss für mich Pflicht. Auch (oder gerade dann), wenn ich mich in einer Ferienwohnung befinde.
Weinzubehör: Erweiterte Grundausstattung
Nun bin ich ja nicht ständig unterwegs, sondern genieße Wein vorwiegend in den eigenen vier Wänden. Dabei hat sich beim Weinzubehör so etwas wie eine erweiterte Grundausstattung etabliert, die sich wahrscheinlich auch jeder Weinneuling schnell anschaffen wird:
- Weinkühler
- unterschiedliche Gläser
- Dekanter
Der Weinkühler erklärt sich von selbst. Ob das nun eine Kühlmanschette (praktisch für unterwegs) oder ein Gefäß aus Plastik, Ton oder Metall ist, ist erst einmal total egal. Hauptsache, der Wein bleibt kühl. Auch bei den Gläsern gibt es zahlreiche Varianten für Weiß-, Rot- und Schaumweine. Vielleicht wird es zu diesem Thema noch mal einen gesonderten Text geben, aber ich bin da recht freifliegend unterwegs. Jeder wird schon das richtige Glas für die persönlichen Vorlieben finden. Von Glaubenskriegen halte ich hier nichts.
Wovon ich allerdings recht viel halte, sind Dekanter. Weil ich nämlich ein ungeduldiger Mensch bin, der nicht immer und ständig stundenlang sensorisch beobachten will, wie ein junger Wein sich über die Zeit öffnet und entwickelt. Mal mache ich das gerne. Aber generell gehöre ich dann doch eher zu jenen, die einen Wein zum Belüften einfach ein bis drei Stunden vor dem eigentlichen Genuss karaffieren. Ergo: erweiterte Grundausstattung.
Noch mehr Weinzubehör-Erweiterungen
Womit wir jetzt wohl beim gehobenen Weinzubehör wären. Hier sind den eigenen Vorlieben nun wahrlich keine Grenzen gesetzt. Für mich persönlich gehören DropStops dazu. Eben weil ich beim Einschenken echt gerne kleckere. So mancher Rotweinfleck konnte so schon verhindert werden. Auch besitze ich für hohe Schlegelflaschen (Riesling und so) extra flache Weinverschlüsse aus Gummi, damit die angebrochenen Flaschen auch stehend in den Kühlschrank passen.
Und wenn ich einen etwas teureren Wein aufmache, ist es für mich ein wunderschönes Ritual, den Kopf einer Kapsel mit einem Kapselschneider abzutrennen. Wobei das ganz eindeutig ein absolutes Gadget ist, was man eigentlich nicht benötigt, sondern einfach nur die eigene Eigenart damit kultiviert. 😉 Selbiges gilt natürlich auch für die wahnsinnig große Champagnerschale, die optisch vor allem auf Feiern viel hermacht, wenn sich darin die Weiß- und Schaumweine auf Eis stapeln. Kann man haben, muss man aber nicht.
Die Sache mit dem Weinthermometer
Natürlich finden sich in meinem Haushalt noch viel, viel mehr Gadgets. Und damit meine ich jetzt nicht nur diverse Flaschenverschlüsse mit lustigen Motiven, die wohl jeder irgendwann einmal geschenkt bekommt. Nein, dabei sind auch Dinge, die ich mir irgendwann mal selbst gekauft, letztlich dann aber nur einmal gebraucht habe. Wenn überhaupt. Bestes Beispiel ist da zum Beispiel so ein Weinbelüfter, den man auf den Flaschenhals steckt. Damit soll der Wein schon beim Ausschenken belüftet werden. Nice. Ich kleckere damit aber nur. In meinem Weinalltag kommt er also nicht mehr vor.
Selbiges gilt für diverse Thermometer. Ob nun als Manschette oder als Stäbchen zum Reinstecken in die Flasche. Ich wurde da irgendwann temperaturhörig und habe nicht mehr auf meine eigene Wahrnehmung vertraut. Bei einer bierernsten Verkostung ist so ein Weinthermometer bestimmt sinnvoll – für mich persönlich eher nicht. Was dann auch für Kühlstäbe gilt, die man in die Weinflasche oder in eine passend mitgelieferte Karaffe steckt. Damit der Wein sozusagen von innen gekühlt wird. Ich bin Grobmotorikerin. Bei mir rutschen die Stäbchen gerne mal raus, wenn ich mir Wein eingieße und richten dementsprechende Überschwemmungen an. Wer damit umzugehen weiß, hat aber bestimmt viel Freude damit. Denke ich.
Vom Federkorkenzieher bis zum Dekantiersieb
Was ich allerdings tatsächlich ab und zu mal verwende, ist ein Dekantiertrichter, der ja eigentlich Karaffiertrichter heißen müsste. Denn der lässt ja nun zusätzlich Luft an den (jungen) Wein, wenn man diesen in den Dekanter karaffiert. Eigentlich überflüssig. Es sei denn, man neigt dazu, den Wein zu schnell in den Dekanter zu gießen. So wie ich. Da kann so ein Karaffiertrichter vor so mancher Überschwemmung schützen. Ich spreche da aus Erfahrung. 😉
Ein Dekantiersieb kommt bei mir meistens zum Einsatz, wenn ich vorher einen Federkorkenzieher gebraucht habe. Womit wir jetzt bei den alten Flaschen wären, bei den Kellerschätzen. Hier bröseln sich die Korken ja gerne mal ins Nirwana. Ohne Federkorkenzieher würde man die oft gar nicht herausbekommen. Wobei ein paar Brösel dann fast schon notorisch trotzdem in der Flasche landen. Und weil man den Wein wegen des Depots ja eh dekantieren muss, kann man auch gleich ein Dekantiersieb auf die Karaffe setzen, sodass der ganze Schmodder abgefangen wird. Ein Dekantierkörbchen, also einen Korb, um die Weinflasche für den Dekantiervorgang hineinzulegen, habe ich indes privat noch nie benötigt.
Noch mehr Weinzubehör
Früher, also ganz, ganz früher, hat meine bessere Hälfte auch noch eine Gas- oder Vakuumpumpe genutzt, wenn ein besserer Wein wieder luftdicht verschlossen werden sollte. Wer wenig oder allein trinkt, wird so etwas als Weinzubehör sicherlich zu schätzen wissen. Ebenso wie einen Coravin. Der ist nicht nur in der Gastronomie sinnvoll. Wenn man als privater Weinliebhaber zum Beispiel nicht sicher ist, ob ein Wein sein ideales Trinkzeitfenster erreicht hat oder noch so ein, zwei Jahre (und man nur diese eine Flasche hat), kann es schon von Vorteil sein, sich vorher etwas “abzuzapfen” und zu verkosten. Ich genieße ja (noch) frei nach dem Motto “No risk, no fun” und gehe da dementsprechend (noch) nicht derart akribisch heran.
In der bunten Welt des Weinzubehörs gibt es aber natürlich noch viel, viel mehr. Von maßgeschneiderten Weinflaschenummantelungen für Blindverkostungen über Gestelle, auf denen man Dekanter kopfüber trocknen kann. Denn ja: Weinzubehör ist ein riesiger Markt, den immer mehr gewiefte Hersteller für sich entdecken. Was man davon wirklich braucht und was nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Mich würde an dieser Stelle deswegen interessieren, was für dich absolut notwendig ist. Ich bin gespannt!
Copyright Titelbild: © Alinakho/iStock
*Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch wurde er nicht von einem Weinzubehör-Hersteller in Auftrag gegeben. 😉 Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen ausschließlich Service-Zwecken.
Das mit den gut gemeinten „Geschenken für den Weinliebhaber“ hält sich mittlerweile zum Glück in Grenzen, aber ich hab‘ da auch noch so ein Sammelsurium an Sachen, die ich eigentlich nie brauche; von diversen Büchern, die mir keinerlei Erkenntnisgewinn (mehr) bringen bis zum Hightech-Korkenzieher „Leverpull“, der zwar super funktioniert, aber in 99 % der Fälle dann doch im Schrank stehen bleibt.
Die Essenz sind dann Kellnermesser, Universalgläser sowie ein paar größere Burgundertöpfe, Weinkühler, Flaschensäckchen für die Blindverkostungen, ein kleines Küchensieb, einige Dekanter (die aber auch kaum Verwendung finden), ein paar übriggebliebene Vinolok-Stöpsel verrichten manchmal auch noch gute Dienste. Den Rest hab‘ ich gar nicht (mehr) und brauch‘ ich auch nicht. Nicht mal einen Sektverschluß. Denn: von guten Flaschen bleibt eh nix übrig und der Inhalt der nicht ganz so guten wird -wenn überhaupt- nur noch zum Kochen verwendet… 🙂
Hallo Frau Korzonnek,
auch dieser Artikel klar, deutlich, richtig. Den meisten Kram braucht frau/mann wirklich nicht.
Ich habe jahrelang wegen begrenzter finanzieller Möglichkeiten und der Kinder im Haus Weiß und Rotweingläser von einem Discounter mit vier Buchstaben benutzt.
Bis mir dann allerdings ein großzügiger Weinfreund tatsächlich einen Karton Zalto-Bordeaux-Gläser schenkte. Er regte mich an, verschiedene Weine parallel aus beiden Gläsern zu trinken. Da war es um mich geschehen… Ein riesiger Unterschied im Trinkfluss und in der sensorischen Präzision.
Valentin hatte Recht, als er sagte, die schönsten Vergrößerungsgläser für die Freuden im Leben seien die Weingläser.
Die Zaltos habe ich kürzlich allerdings gegen Spiegelau Definition ausgetauscht. Tolle Gläser zum halben Preis der Zaltos. Davon habe ich 18 Stück, weil ich bei Proben manchmal zwei Gläser für jede/n TN hinstelle.
Seither nutze ich die Discounter-Gläser, noch im Alltag für „einfache“ Weine, weil sie in die Spülmaschine können, wenn ich keine Zeit habe, Gläser von Hand zu spülen.
Ansonsten: Keine Champagnergläser, kein Thermometer, sowieso keine Sektflöten und kein Dekanter! So ein Ding nimmt einfach zu viel Platz im Schrank ein. Ich nutze schmalere Karaffen, die es für ein paar Euro ebenfalls beim Discounter oder im Gastronomie-Fachhandel gibt.
Kurzum: Statt Geld für teuren Tand auszugeben, gebe ich das Geld lieber für guten Wein und gutes Essen aus. Da haben meine Gäste und ich mehr von.
Eine sehr weise Entscheidung, lieber Herr Riedl. Und ein „paar“ richtig gute Gläser reichen ja auch für optimalen Genuss. Wer noch mehr benötigt: nur zu. Ich halte es persönlich da eher wie Sie. 😉