Frühlingsweine: 5 Empfehlungen vom Gardasee
Für viele Menschen mag Lugana der Frühlingswein schlechthin sein. Vom Gardasee stammen aber noch mehr Gewächse, die man ideal als Frühlingsweine genießen kann. Und die auch noch wesentlich preiswerter sind. Welche das sind, erfährst du hier.
Okay, Hand aufs Herz: Der Unterschied zwischen Sommer- und Frühlingsweinen ist nur marginal. Klar, Frühlingsweine können ruhig noch ein wenig vollmundiger sein und auch mehr Alkohol haben, sie sollten aber dennoch frisch sein. Letztlich sind es recht individuelle Nuancen, die dann zu einer anderen Einteilung führen, die eh nichts anderes als höchst subjektiv ist. Beispiel gefällig? Roséweine läuten traditionell den Frühling ein, sind aber auch die großen Stars im Bereich der Sommerweine. Aber zum Glück ist Roséwein nicht gleich Roséwein. Ein Rosé de Provence ist aufgrund seiner feinen mineralischen Noten und seinem doch oft eher zarteren Charakter eher etwas für den Hochsommer. Jedenfalls für mich.
Als Frühlingswein darf ein Rosé für mich gerne etwas mehr Frucht haben. Und da bin ich dann doch eher bei einem italienischen Rosé. Womit wir jetzt endlich am Ufer des Gardasees wären. Nämlich in der Lombardei-Subregion Valtènesi, um genau zu sein. Herzlich willkommen am Westufer des Gardasees! Hier ist die autochthone rote Rebsorte Groppello der große Star. Gut, von groß kann nicht so wirklich die Rede sein. Denn tatsächlich ist Groppello eine eher charakterschwache Traube, aus der dementsprechend recht beliebige Rotweine entstehen. Genau deswegen setzt man im Valtènesi-Gebiet auf Roséweine. Denn in dieser Farbe zeigt sich Groppello plötzlich als fruchtiger Charmeur mit Waldbeer-Anklängen und einer recht animierenden Saftigkeit. Dazu noch ein Hauch von Bittermandel gegen die Beliebigkeit. Das macht einen Valtènesi-Rosé zu einem superschönen Frühlingswein.
Frühlingsweine: Bardolino Chiaretto
Reisen wir jetzt mal ans Ostufer des Gardasees – und damit in die Region Venetien. Denn hier findet man das Anbaugebiet Bardolino. Ja, die Kenner rollen jetzt wahrscheinlich mit den Augen. Bardolino Chiaretto hat schließlich seinen Ruf als Billo-Rosé weg. Vor zehn Jahren hätte ich selbst auch noch kräftig mit den Augen gerollt. Wahrscheinlich auch noch vor fünf Jahren. Aber dieser Gardasee-Rosé hat sich inzwischen tatsächlich wieder gemausert.
Statt Groppello ist hier in der Regel das einheimische Trauben-Trio Corvina Veronese, Rondinella und Molinara am Start – beziehungsweise in der Flasche. Natürlich gibt es nach wie vor die ultra günstigen Bardolino Chiaretto, die poliert und auf Masse getrimmt sind. Aber bei den Gewächsen aus dem Bardolino-Ursprungsgebiet, dass du anhand des Wörtchens “Classico” auf dem Etikett erkennst, tut sich seit einigen Jahren ziemlich viel in Sachen Qualität. Die Weine sind eine Charmeoffensive mit Anklängen von Himbeere, Erdbeere, Granatapfel und Melisse, ohne dabei zu langweilen. Und unter uns: Auch die guten Gewächse sind nach wie vor extrem günstig. Ein Vorteil, wenn der Ruf erst einmal ruiniert war. 😉
Roter Bardolino geht auch wunderbar im Frühling
Wenn wir gerade schon im Anbaugebiet Bardolino sind, kann ich dir auch gleich noch den gleichnamigen Rotwein als Frühlingswein empfehlen. Auch hier haben wir es wieder mit Corvina Veronese, Rondinella und Molinara. Und auch das Renommee-Problem ist mit des Roséweins identisch. Ein Bardolino hatte halt lange Zeit eben nicht viel Tiefgang am Gaumen und war sehr beliebig. Hier fing die Qualitätsoffensive allerdings schon um die Jahrtausendwende an. Man besinnte sich auf die Herkunft – und wollte diese dementsprechend dann auch schmeckbar machen. Es folgten striktere Statuten, ein Fokus auf die Qualität – und die Einteilung in bestimmte Subzonen für die höherwertigen Gewächse.
Diese Subzonen sind La Rocca, Montebaldo und Sommacampagna. Wobei aus Montebaldo und La Rocca dank der steilen Hänge tatsächlich die besten Weine stammen. Stehen diese Zonen also mit auf dem Etikett, dann lohnt sich ein genauerer Blick. Wobei ein Bardolino jetzt nicht ohne Grund für mich zu den Frühlingsweinen zählt. Er ist halt nach wie vor kein Schwergewicht, passt aufgrund seiner höheren Säure aber prima zu Pizza und Carpaccio. Für noch mehr Genuss bitte leicht einkühlen.
Frühlingswein: Custoza als Lugana-Ersatz
Pünktlich im April kommt der neue Lugana-Jahrgang auf den Markt. Auch wenn für einige Weinexperten das Thema Lugana schon ausgelutscht ist, ist dieser Weißwein vom Gardasee nach wie vor ein gern getrunkener Frühlingswein. Es gibt aber natürlich hier Alternativen aus dem Umland, die sich durchaus lohnen könnten. Da wären als Erstes die Weißweine aus Custoza zu nennen. Das Anbaugebiet schließt direkt westlich an die Lugana-Region und südlich an Bardolino an. Allerdings geht Custoza eher ins Hinterland rein, statt sich am Gardasee-Ufer auszubreiten.
Dank der Lugana-Übermacht haben die meisten Weinliebhaber (und Händler) Custoza nicht so auf dem Schirm. Was irgendwie schade ist. Denn die Weißweine sind nicht nur frisch und fruchtig, sondern brillieren gerne auch mal mit einer zarten mineralischen Note. Und einen floralen Hauch findet man hier auch noch. Also dem Lugana gar nicht so unähnlich. Nur kosten diese Gewächse meistens nur die Hälfte. Auch hier sind drei Rebsorten die Stars. Nämlich Garganella, Trebbianello und Bianca Fernanda. Du siehst: Auch hier wird auf einheimische Trauben gesetzt. Der Weißwein Custoza hat in der Regel zudem immer ein Tick weniger Alkohol als ein Lugana. Ein Grund mehr, ihn als spannende Alternative auf dem Schirm zu haben. Nicht nur als Frühlingswein, sondern auch für den Sommer.
Soave: Besser als der einstige Ruf
Ganz im Osten des Gardasee-Gebiets, also im weit entferntesten Zipfel, findest du die Subregion Soave in Venetien. Warum dieses Anbaugebiet noch offiziell zum Gardasee gehört, ist mir schleierhaft. Denn der See hat so weit im Hinterland so gut wie keinen Einfluss mehr. Aber egal. Soave also. Der Weißwein war ja aufgrund von Massenproduktion eine zeitlang recht verschrien – und verschwand dementsprechend auch vom Genussschirm der Weinliebhaber. Aber auch hier hat sich einiges in Sachen Qualität getan. Anders als bei einem Custoza ist die Säure in einem Soave immer sehr mild. Kein Wunder. Schließlich ist die deutsche Übersetzung von Soave “sanft” bzw. “mild”.
Beim Soave ist die Traube Garganega geschmacksprägend. Diese autochthone Rebsorte kann durch Trebbiano di Soave und Chardonnay ergänzt werden. Hier finden wir also erstmalig auch eine internationale Traube – wenn auch nur in kleinen Anteilen. Noch vor 15 Jahren war ein Soave eher ein Allerweltswein. Analog zum Pinot Grigio aus Venetien eben. Nur hat sich auch hier halt viel getan.
Mit dem Soave Superiore bekommt man so zum Beispiel einen Frühlingswein ins Glas, der ein wenig kräftiger und intensiver ist. Hier gibt’s die typischen Anklänge von Birnen, roten Äpfeln und Steinobst. Aber eben auch florale Noten. Und bei der Soave Superiore Riserva kommt durch den Ausbau im Holzfass eben auch noch ein Hauch Vanille hinzu. Diese Weine zeigen, dass auch ein Soave eine durchaus ernsthaftere Angelegenheit sein kann. Und dank ihrer milderen Säure passen sie super zu Salaten aller Arten. Genau deswegen sind Soaves in den höherwertigen Varianten schöne Frühlingsweine für mich. Du siehst: Rund um den Gardasee bekommt man durchaus eine Menge Frühling ins Glas. Und dabei muss es nicht immer ein Lugana sein. 😉
Copyright Titelbild: © Maria Korneeva/iStock
* Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Die Erfahrungswerte, auf die der Artikel beruht, wurden auf einer Pressereise an den Gardasee sowie in drei verschiedenen Fachverkostungen gesammelt. Der Text spiegelt ausschließlich meine Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Service-Zwecken.
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