Frau sitzt bei Sonnenuntergang im Sommer an einem Fluss und genießt ein Glas Sommerwein

Sommerweine: 5 Tipps für heiße Tage

Kaum werden die Tage länger und vor allem wärmer, sieht man sie in Prospekten, Newslettern und den Schaufenstern der stationären Fachhändler rauf und runter. Die Rede ist natürlich von Sommerweinen. Aber was für Gewächse fallen eigentlich in die Kategorie Sommerweine – und warum?

Normalerweise habe ich es ja nicht so mit generischen Trendthemen, die jedes Jahr von Neuem herausgekramt werden. Vom Handel, um die Verkäufe anzukurbeln. Von der schreibenden Zunft, um das entsprechende Keyword abzugreifen und für mehr Traffic auf der eigenen Seite zu sorgen. Gut, letzteres mache ich hiermit dann auch. Allerdings steckt da eine andere Intention dahinter. Neulich habe ich nämlich in einem Werbeprospekt (ja, die gibt es noch!) einen Primitivo und einen fetten Shiraz gesehen, die als perfekte Sommerweine angepriesen wurden. Weil sie so gut zu Steak und Lamm passen würden, die ja gerade verstärkt auf dem Grill landen.

Ob ich zu Steak und Lamm jetzt unbedingt einen Primitivo reichen würde, sei mal dahingestellt. Mir geht es eher darum, dass ein gängiger Primitivo aus Apulien und auch ein normaler Barossa-Shiraz doch schon ziemlich viele Umdrehungen haben. Oder seriös ausgedrückt: 15 Volumenprozent oder mehr sind da durchaus normal. Und ob ich mir solch einen Wein bei hohen Temperaturen zum Grillen reinzwirbeln will? Gut, es mag Menschen geben, die das ohne Probleme abkönnen. Aber mal ehrlich: Wenn schon die Hitze auf den Kreislauf drückt, muss man selbigen nun nicht unbedingt noch mit enorm viel Alkohol zusätzlich belasten.

Freunde picknicken am Strand und genießen dazu fröhlich Sommerweine
Sommer und gute Laune gehören irgendwie zusammen. © Zoran Zeremski/iStock

Sommerweine – ein weites Feld

Beim Begriff Sommerweine handelt es sich aber nun einmal nicht um einen klar definierten Terminus, bei dem man bestimmte Regeln einhalten muss. Also kann theoretisch jedes Gewächs auch ein Sommerwein sein. Man muss es halt nur so nennen. Trotzdem haben sich im Laufe der Zeit dann doch recht allgemeingültige Regeln etabliert.

Ob nun Handel oder Konsument, ein Sommerwein ist meist eben nicht der schwere Rotwein mit vielen Gerbstoffen und einem hohen Alkoholgehalt. Sondern eher der leichte und frische Weiß- oder Roséwein, den man auf der Terrasse ebenso genießen kann wie zu einem knackigen Salat oder Seafood. Was dann so ziemlich das Gegenteil von Primitivo und Shiraz ist. Wobei auch das eine recht generische Antwort ist. Gehen wir also mal ein wenig in die Tiefe. Was folgt, sind meine Sommerwein-Tipps.

Tipp 1: Roséwein geht immer

Zugegeben, ich ziere mich ein wenig, jetzt volle Kanne auf den Roséwein-Trend aufzuspringen. Einfach, weil das schon ziemlich abgedroschen ist. Dabei greife ich im Sommer persönlich aber selbst sehr gerne zu einem Provence-Rosé. Da muss man zwar mit dem Alkoholgehalt inzwischen auch etwas aufpassen, aber mal ehrlich: Wenn man da ein mineralisches Gewächs mit schönen Kräuter-Noten im Glas hat – und auch noch einen freien Nachmittag, dann ist das schon ein wenig wie Urlaub. Mal abgesehen davon, dass Fisch, Garnelen und Co. da tatsächlich sehr gut zu passen.

Wobei es auch nicht immer nur Provence oder Roséwein sein muss. Ein deutscher Weißherbst oder Blanc de Noirs sind zum Beispiel auch schöne Sommerweine. Oder wie wäre es mal mit einem traditionellen Rotling?

Ein Glas mit Roséwein, dazu Baguette und Käse auf einem Holzbrett
Rosé geht bekanntlich das ganze Jahr, macht im Sommer aber eben besonders viel Freude. © Natalia Van Doninck/iStock

Tipp 2: Aromatische Rebsorten

Nicht minder gut passen meiner Meinung nach aromatische Rebsorten zu heißen Sommertagen. Was dann Sauvignon Blanc oder Scheurebe zu idealen Sommerweinen macht. Bei Sauvignon Blanc habe ich persönlich gerne mal einen knackigen Sancerre im Glas. Wer es da eher fruchtiger mag, ist mit einem Sauvignon Blanc aus Neuseeland wahrscheinlich besser bedient. Und wenn es eher würziger sein soll, dann lohnt es sich, die Gewächse aus der Südsteiermark auf dem Schirm zu haben.

Wobei auch eine deutsche Scheurebe mit ihrer fruchtig-frischen Aromatik ein super Sommerwein sein kann. Was übrigens ebenso für einen Muskateller gilt. Hier sind die Aromen feiner. Kann an heißen Tagen ja auch mal schön sein. Zumal Muskateller gerne auch mal mit weniger Alkohol daherkommt.

Tipp 3: Riesling-Sommerweine

Bei den aromatischen Rebsorten darf natürlich auch des Deutschen Nationaltraube schlechthin bei den Sommerweinen nicht fehlen. Riesling. So ein schöner Ortswein geht eigentlich immer. Auch aus allen Anbaugebieten. Dank seiner hohen Säure ist Riesling per se erfrischender. Wer dann noch Wert darauf legt, dass der Alkoholgehalt moderat bis niedrig ist, dem kann ich nur einen zielsicheren Griff zu einem Riesling Kabinett eigener Wahl empfehlen. Gerne mit Restsüße, wenn dazu ein scharf gewürztes Gericht oder Curry auf dem Teller landet.

Drei Frauen stoßen fröhlich mit einem Sommerwein an.
Riesling geht bekanntlich immer. © Miljan Zivkovic/iStock

Tipp 4: Schaumwein für alle

Ja, ein schöner Winzersekt passt ebenso zum Sommer wie ein Prosecco Spumante. Champagner und Crémant gehen natürlich auch. Dem prickelnden Genuss sind im Sommer tatsächlich keine Grenzen gesetzt. Die feinen Bubbles machen in der Sommerhitze träge Menschen gerne mal wieder munter. Und weil wir hier in der Regel 12,5 Volumenprozent Alkohol haben, geht ein Gläschen auch für den Kreislauf klar. Mein Favorit ist da übrigens momentan ein Crémant de Bordeaux.

Wer dann doch weniger Alkohol bevorzugt, für den sind die Perlweine dieser Welt vielleicht etwas. Also Secco oder Prosecco Fritzzante oder auch einen PetNat. Noch weniger Alkohol gefällig? Dann probiere doch mal einen Schaumwein aus Obst! Cidre und Poiré sind da wohl die bekanntesten Vertreter. Wobei es inzwischen auch schöne Varianten aus Rhabarber, Johannisbeere oder Quitte gibt, um nur mal drei Beispiele zu nennen.

Vier Freunde sitzen auf einem Boot im Sommer, einer schenkt allen Schaumwein ins Weinglas
Mit einem guten Schaumwein im Glas wird ein Sommertag noch schöner. © petrenkod/iStock

Tipp 5: Sommerweine aus Portugal und Spanien

Ein absoluter Klassiker unter den Sommerweinen ist der Vinho Verde aus Portugal. Also der “grüne Wein”, dessen Trauben (in der Regel Alvarinho, zu dem sich noch eine ganze Schar an anderen autochthonen Rebsorten gesellen dürfen) sehr früh gelesen werden. Dementsprechend gering sind Süße und Alkohol. Und zusätzlich zur hohen Säure prickelt er dann auch ab und zu noch auf der Zunge. Was dann nochmal erfrischender ist.

Wenn es nicht ganz so leichtfüßig sein soll, dann ist der spanische Albariño eine gute Alternative. So wird die Traube Alvarinho nämlich in Galicien genannt. 😉

Noch mehr Sommerweine

Derzeit entwickelt sich übrigens Bordeaux Blanc zu einem neuen Trend in Sachen Sommerweine. Was nicht nur an einem sehr geschickten Marketing liegt, sondern dass die Rebsorten Sauvignon Blanc und Sémillon tatsächlich ein dynamisches Duo sind, die einen frischen und unkomplizierten Weißwein ergeben, der alles andere als langweilig ist. Da lohnt sich also ein genauerer Blick. Vor allem, weil hier das Preis-Genuss-Verhältnis meist noch echt in Ordnung ist. Vom Lugana, der ja gerade für passionierte Gardasee-Urlauber der Sommerwein schlechthin ist, kann man das leider nur bedingt behaupten. Hier sind die Preise in den vergangenen Jahren ordentlich gestiegen. Die Qualitäten allerdings auch.

Älteres Paar geht bei Sonnenuntergang im Sommer am Strand spazieren
Viele Sommerweine erinnern uns an einen schönen Urlaub, den wir mal gemacht haben. © Jelena Red Riding Hood/iStock

Der Lugana steht hier dann auch stellvertretend für alle anderen Weine, die du vielleicht während eines Urlaubs für dich entdeckt hast. Denn ja, bei Sommerweinen geht es eben nicht nur um Frische und einen moderatoren Alkoholgehalt, sondern eben auch um das Gefühl. Sommerweine lösen eine bestimmte innere Stimmung aus. Und die ist so individuell wie die daraus resultierende Weinauswahl.

Und was ist mit Rotwein?

Was uns abschließend dazu bringt, dass natürlich auch rote Gewächse Sommerweine sein können. Solange sie nicht zu schwer und alkoholhaltig sind. Oder viele Tannine haben. Wie wäre es da zum Beispiel mit einem leicht gekühlten Gamay aus dem Beaujolais? Ein einfacher Beaujolais Nouveau passt eigentlich immer. Ich persönlich habe aber auch Lambrusco neulich für mich wiederentdeckt. Da gibt es inzwischen auch wieder ordentliche Qualitäten. Und gegen so ein leichtes Prickeln am Gaumen ist ja nun auch nichts einzuwenden. Wobei auch ein Xinomavro aus Makedonien leicht gekühlt ein schöner Sommergenuss sein kann. Griechische Weine sind nämlich tatsächlich sehr viel besser, als ihr leider noch immer angestaubter Ruf es vermuten lässt. Nur mal so als Tipp.

Uff, da sind jetzt doch ganz schön viele Sommerweine am Ende zusammengekommen. Der Schwerpunkt liegt hier halt eindeutig auf Weiß- und Roséweine sowie den schäumenden Varianten. Das Genussverhältnis wird sich dann aber im Herbst wieder ändern, wenn es im Handel, in den sozialen Medien und den Weinblogs dieser Welt dann um die schönsten Winterweine gehen wird. Da tröte ich dann aber nicht mit ins Horn. Versprochen.

Copyright Titelbild: © Anka Zhuravleva/iStock

*Dieser Text wurde weder beauftragt noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links dienen Servicezwecken und sind nicht kommerziell.

2 Kommentare

  1. Vielen Dank, dann mache ich mir mal einen Blanc de Noirs von der Domaine Augustin aus dem Roussillon auf (IGP Côte Vermeille). Bin nämlich gerade in Banyuls-sur-Mer. Schöne Grüße Wolfgang

Kommentar verfassen